Serenade
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„Vergesst endlich diese läppischen Bewusstseinsblasen. Sie sind nur eine Benennung, eine bildliche Darstellung, womit ich euren festgefrorenen Verstand ein wenig zu lockern versuchte. Egal, was ihr jemals über die Welt gehört oder gelesen habt, ist unwichtig. Worauf es ankommt, ist nichts anderes als eure eigene Wahrnehmung.“
Ysil ist wieder in Thygyrills Palast zurück gekehrt und hat eben über die drei Grazien auf dem Totenacker erzählt. Daraufhin begann Arima zu sprechen und spricht weiter:
„Ihr habt es ja bis jetzt ganz gut gemacht, um eure Drachen verhältnismäßig gut in Zaum zu halten, obwohl es ja so ist, dass sie euch noch immer in Zaum halten. Aber egal, es wird schon noch werden. Es ist immer ein winziger Augenblick, der euch aber nur selten bewusst ist, wo ihr erkennt, dass ihr nun eine bestimmte Sache gemeistert habt.
Es begann als Kleinkind mit den ersten Schritten, oder das erste Mal Radfahren ohne Stützen, oder endlich schwimmen oder was auch immer zu können. Es sind diese winzigen Augenblicke, aus denen ihr Kraft ziehen könnt. Und wenn ihr euch zurück erinnert, ist es tatsächlich nur ein winziger Augenblick, in dem ihr erkannt habt, jetzt kann ich laufen, jetzt kann ich Radfahren, usw. Aber ihr könnt euch diesen Moment nicht bewusst machen. Ihr könnt nicht erkennen, wie er passiert ist, weil ihr zu wenig Kraft dazu hattet.
Es wurde bereits das Hände auf die Erde legen erwähnt, was auch eine Möglichkeit ist, mit einer großen Kraft in Kontakt zu treten. Ihr wisst, dass alles lebt, dass jeder Planet, jeder Boden, auf den ihr eure Füße oder was auch immer setzt, ein eigenständiges Lebewesen ist. Diese Lebewesen haben viel Kraft und davon sogar überschüssige Kraft, die sie euch gerne abgeben. Warum sie überschüssige Kraft haben? Weil sie sich nicht mit so viel unnötigen Dingen abgeben, wie ihr das meistens getan habt.“
„Worauf willst du hinaus? Und was hat das damit zu tun, dass ich dich fragen soll, was der Endkampf wirklich bedeutet hat und warum das Universum gar keinen Anfang hat?“
Ganz klar, dass Ysil diese Frage stellt. Oder?
„Weil es unwichtig ist. Weil es euch nicht betrifft. Kümmert euch um euren eigenen Kram, der natürlich genauso unwichtig ist. Euer Kram ist jetzt, Kraft zu speichern, um endlich eure Drachen in den Griff zu bekommen. Erst dann werdet ihr erkennen, was eure Drachen wirklich sind.“
„Und jetzt?“ fragt Thygyrill und schenkt sich weißen Saft in ein weißes Glas ein, das er langsam austrinkt und danach laut rülpst. Niemand beachtet das Rülpsen.
„Was jetzt? Geht raus und legt eure Hände auf den Boden! Versucht es wenigstens. Eure Drachen werden es euch danken.“
„Ändert es etwas an unserer Wahrnehmung?“ fragt Ysil.
„Das wirst du schon bemerken, wenn du es intensiv genug machst. Da raus gehen, sich niederknien und ziemlich herzlos die Hände auf den Boden legen, wie du, Ysil, es stets tatest, wird natürlich nichts bringen. Es kann Stunden dauern, bis ihr Kontakt mit diesem Lebewesen aufnehmt, das ihr ständig mit euren Füßen tritt.“
„Das hört sich gefährlich an“, klagt Thygyrill. „Es könnte uns böse gesinnt sein, weil wir es ständig mit unseren Füßen treten.“
„Wie viele Tode seid ihr bereits gestorben? Auf einen mehr oder weniger käme es nicht an.“
Zwei Tage und zwei Nächte (nach menschlicher Zeit, da mir eine andere nicht bewusst bekannt ist) kniete Ysil auf allen Vieren auf dem Boden, nicht unweit von Thygyrills Palast. Es verging noch ein Tag, aber in der dritten Nacht, als sich der Himmel gänzlich verdunkelte, dass nicht einmal ein einziger Stern zu sehen war, tat sich etwas. Ysil war müde, hungrig und ebenso durstig. Man könnte sagen, sie war fast zu Tode erschöpft, obwohl sie kein Mensch mehr ist, wobei Menschen es doch viel länger ohne Schlaf und Nahrung aushalten. Zumindest fühlte sich Ysil dem Tode nahe, als sie das Gefühl hatte, der Boden unter ihr würde nachgeben und sie einsaugen.
Thygyrill fand sie am vierten Tag ohnmächtig in der Wiese liegen, in der oft und gerne einige Drachen äsen. Diesmal waren keine Drachen da, aber Ysil lag kerzengerade auf dem Rücken, wie aufgebahrt in der Wiese und hatte sogar Blumen in ihren gefalteten Händen.
„Es sind Blumen von der Erde“, stellt Arima fest, nachdem Thygyrill seine ehemalige Schwester in sein geräumiges, voll geräumtes Wohnzimmer getragen und sie auf die bequeme, weiche, weiße Couch gelegt hat. „Seltsam, dass es die Erde war, die Ysil lehrte.“
„Lehrte? Sie ist eingeschlafen“, meint Thygyrill und setzt sich zu Arima auf die 90 Grad-Seite der Wohnlandschaft, da die andere Seite von Ysils langem Körper belegt ist. Ihre nackten Füße (Arima zog ihr die Stiefel aus) berühren Arimas Hände, mit denen er sanft einen ihrer Ballen massiert.
„Und woher kommen die Blumen? Es sind eindeutig Blumen von der Erde.“
„Die es schon lange nicht mehr gibt, da sie sich vor Jahrhunderten zur Leuchtende Welt entwickelt hat.“
„Thygyrill, wie oft soll ich es dir noch sagen? Es verschwindet nichts. Es verschwindet und verwandelt oder entwickelt oder wie auch immer sich alles nur in deinem mickrigen Verstand, mit dem du alles begreifen willst. Es geht kein einziger Moment verloren, denn genau das macht die Energie der Anderen Seite. Sie stagniert die Momente und archiviert sie. Dazu ist sie da. Nur dazu!“
„Ach, jetzt sagst du auch, dass ich blöd bin.“
„Das sage ich nicht. Ich sprach eben nicht von dir, sondern von deinem Verstand, der in diesen Dingen überhaupt nichts verloren hat. Manchmal machst du schon das richtige, aber immer wieder fällst du in die alte Macke zurück und benutzt den Verstand, den es bei dir gar nicht mehr geben dürfte. Schau mal, was du für wundervolle Bauten erschaffst. Eine ganze Stadt voll! Und alle Lebewesen scheinen glücklich zu sein. Denk jetzt ja nicht, dass es das alles nicht wirklich gibt, nur weil es aus deinem Geist entsprungen ist. Bedenke, wer oder was dein Geist ist, - nämlich nichts anderes als die Quelle der Kraft selbst.“
Plötzlich atmet Ysil rasselnd und richtet sich auf.
„Was, was, was ist passiert? Wo, wo, wo bin ich?“ murmelt sie, hat sich aber sofort wieder gefangen. „Ah, bei Bruder Thygyrill und seinem Aufpasser Arima.“
„Pass auf, was du sagst!“ beschwert sich Thygyrill und Arima winkt ab.
„Nun? Was hast du erlebt?“ fragt Arima neugierig.
„Nichts, was dir gefallen würde“, zischt Ysil. „Hättet ihr die Güte und würde man mir etwas zu trinken bringen.“
Thygyrill saust los und bringt einen Krug Wasser, samt Glas. Dann saust er abermals los und bringt eine Schüssel voll mit köstlichem Obst (zumindest erinnert es an das Obst auf der Erde), das nur in seinem Garten wächst. Nachdem sich Ysil gestärkt hat, beginnt sie zu erzählen:
„Ich habe dich verflucht, Arima, da so lange nichts passierte. Arme und Beinen schliefen mir ein (ja, auch wenn sie, wie auch die anderen beiden nichts menschliches mehr an sich haben!), mein Kopf tat weh (ja!) und ich wurde müde, hungrig und durstig. Aber ich nahm mir vor, nicht aufzugeben, was sich schließlich lohnte. Auf einmal, nach endlosen Stunden, hatte ich das Gefühl, als würde der Boden unter mir weich werden, so weich, dass ich zur Gänze in ihm versank. Dann wurde ich ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam...“
„...warst du hier bei uns?“ fragt Thygyrill.
„Nein, du Trottel! Unterbrich mich nicht und hör zu!
Also, als ich wieder zu mir kam, lag ich in einer Art Höhle, so etwas Ähnliches, wie du, Arima, mir einmal die Höhle der Könige auf der Leuchtenden Welt beschrieben hast. Ich wandte mich um und hinter mir stand jemand. Es dürfte sich um eine Frau gehandelt haben, aber sie meinte, sie sei keine Frau, sondern erscheine mir nur als Frau, da dies die beste Form zur Unterhaltung für mich wäre, da ich auch einmal eine Frau war und auf ihr lebte. Nein, sie sagte, dass ich mehrmals eine Frau war und IN ihr lebte. Ja, sie sagte tatsächlich IN ihr. Es war die alte Erde, wie ihr euch schon denken könnte, aber es war keine alte Frau, sondern eine junge und sehr schöne.
Sie bat mich, mit ihr zu kommen. Wir gingen tiefer in die Höhle hinein, bis wir in einen sehr seltsamen Raum kamen, in dem ein riesiger Bildschirm stand, der die Form einer Kugel hatte und rund um diese Kugel waren Sitzplätze. Wir nahmen Platz und der Film lief ab. Die junge, schöne Frau erklärte mir, dass das, was ich nun sehen werde, aus einer sehr alten Zeit stammt, als die beiden Energien harmonisch verteilt waren, als alle Lebewesen, selbst die Erde, IN der sie lebten, gleichmäßig aus Dieser, wie auch aus der Anderen Energie bestanden. Aber es war, wie ich sehen konnte, eine sehr seltsame Zeit. Diese Harmonie ließ groteske und auch sehr gefährliche Lebewesen zu, wie man sie aus Horrorfilmen kennt, von denen du, Arima, mir einmal erzählt hast, die Maria so gerne im TV gesehen hat. Sie hatten Tierschädel mit spitzen Zähnen, mit denen sie sich gegenseitig zerfleischten, lange Krallen an den überlangen Armen, - also nichts mit Feen und Elfen und Friede, Freude Eierkuchen.
Die junge, schöne Frau sagte mir, dass die Lebewesen damals in ständiger Angst lebten, aber sie hatte so viel Intellekt, dass sie erkannten, etwas dagegen tun zu müssen, bevor sie sich gegenseitig ausrotten. Und sie schafften das Unmögliche. Sie änderten ihre Wahrnehmung, was bewirkte, dass sich die Energie der Anderen Seite in ihnen verringerte. So begannen nach und nach andere Zeitalter, wobei diese auch nicht viel schöner wurden, als Kriege ausbrachen. Aber vor allem eine Spezies, die Menschen, hatten stets die Wahl, etwas zu tun, um die Welt besser zu machen.
Die junge, schöne Frau ließ mich auch erkennen, dass sie damals aus sechs Dimensionen bestand, eigentlich aus sieben, aber sie meinte, die siebente sei zu verschieden von den anderen sechs, also zählt sie sie nicht dazu.
Na ja, das war's. Anscheinend hatte ich zu wenig Kraft, denn als mir in diesem seltsamen Raum die Sinne schwanden, wachte ich etwas später hier auf dieser Couch auf.“
Ysil ist wieder in Thygyrills Palast zurück gekehrt und hat eben über die drei Grazien auf dem Totenacker erzählt. Daraufhin begann Arima zu sprechen und spricht weiter:
„Ihr habt es ja bis jetzt ganz gut gemacht, um eure Drachen verhältnismäßig gut in Zaum zu halten, obwohl es ja so ist, dass sie euch noch immer in Zaum halten. Aber egal, es wird schon noch werden. Es ist immer ein winziger Augenblick, der euch aber nur selten bewusst ist, wo ihr erkennt, dass ihr nun eine bestimmte Sache gemeistert habt.
Es begann als Kleinkind mit den ersten Schritten, oder das erste Mal Radfahren ohne Stützen, oder endlich schwimmen oder was auch immer zu können. Es sind diese winzigen Augenblicke, aus denen ihr Kraft ziehen könnt. Und wenn ihr euch zurück erinnert, ist es tatsächlich nur ein winziger Augenblick, in dem ihr erkannt habt, jetzt kann ich laufen, jetzt kann ich Radfahren, usw. Aber ihr könnt euch diesen Moment nicht bewusst machen. Ihr könnt nicht erkennen, wie er passiert ist, weil ihr zu wenig Kraft dazu hattet.
Es wurde bereits das Hände auf die Erde legen erwähnt, was auch eine Möglichkeit ist, mit einer großen Kraft in Kontakt zu treten. Ihr wisst, dass alles lebt, dass jeder Planet, jeder Boden, auf den ihr eure Füße oder was auch immer setzt, ein eigenständiges Lebewesen ist. Diese Lebewesen haben viel Kraft und davon sogar überschüssige Kraft, die sie euch gerne abgeben. Warum sie überschüssige Kraft haben? Weil sie sich nicht mit so viel unnötigen Dingen abgeben, wie ihr das meistens getan habt.“
„Worauf willst du hinaus? Und was hat das damit zu tun, dass ich dich fragen soll, was der Endkampf wirklich bedeutet hat und warum das Universum gar keinen Anfang hat?“
Ganz klar, dass Ysil diese Frage stellt. Oder?
„Weil es unwichtig ist. Weil es euch nicht betrifft. Kümmert euch um euren eigenen Kram, der natürlich genauso unwichtig ist. Euer Kram ist jetzt, Kraft zu speichern, um endlich eure Drachen in den Griff zu bekommen. Erst dann werdet ihr erkennen, was eure Drachen wirklich sind.“
„Und jetzt?“ fragt Thygyrill und schenkt sich weißen Saft in ein weißes Glas ein, das er langsam austrinkt und danach laut rülpst. Niemand beachtet das Rülpsen.
„Was jetzt? Geht raus und legt eure Hände auf den Boden! Versucht es wenigstens. Eure Drachen werden es euch danken.“
„Ändert es etwas an unserer Wahrnehmung?“ fragt Ysil.
„Das wirst du schon bemerken, wenn du es intensiv genug machst. Da raus gehen, sich niederknien und ziemlich herzlos die Hände auf den Boden legen, wie du, Ysil, es stets tatest, wird natürlich nichts bringen. Es kann Stunden dauern, bis ihr Kontakt mit diesem Lebewesen aufnehmt, das ihr ständig mit euren Füßen tritt.“
„Das hört sich gefährlich an“, klagt Thygyrill. „Es könnte uns böse gesinnt sein, weil wir es ständig mit unseren Füßen treten.“
„Wie viele Tode seid ihr bereits gestorben? Auf einen mehr oder weniger käme es nicht an.“
Zwei Tage und zwei Nächte (nach menschlicher Zeit, da mir eine andere nicht bewusst bekannt ist) kniete Ysil auf allen Vieren auf dem Boden, nicht unweit von Thygyrills Palast. Es verging noch ein Tag, aber in der dritten Nacht, als sich der Himmel gänzlich verdunkelte, dass nicht einmal ein einziger Stern zu sehen war, tat sich etwas. Ysil war müde, hungrig und ebenso durstig. Man könnte sagen, sie war fast zu Tode erschöpft, obwohl sie kein Mensch mehr ist, wobei Menschen es doch viel länger ohne Schlaf und Nahrung aushalten. Zumindest fühlte sich Ysil dem Tode nahe, als sie das Gefühl hatte, der Boden unter ihr würde nachgeben und sie einsaugen.
Thygyrill fand sie am vierten Tag ohnmächtig in der Wiese liegen, in der oft und gerne einige Drachen äsen. Diesmal waren keine Drachen da, aber Ysil lag kerzengerade auf dem Rücken, wie aufgebahrt in der Wiese und hatte sogar Blumen in ihren gefalteten Händen.
„Es sind Blumen von der Erde“, stellt Arima fest, nachdem Thygyrill seine ehemalige Schwester in sein geräumiges, voll geräumtes Wohnzimmer getragen und sie auf die bequeme, weiche, weiße Couch gelegt hat. „Seltsam, dass es die Erde war, die Ysil lehrte.“
„Lehrte? Sie ist eingeschlafen“, meint Thygyrill und setzt sich zu Arima auf die 90 Grad-Seite der Wohnlandschaft, da die andere Seite von Ysils langem Körper belegt ist. Ihre nackten Füße (Arima zog ihr die Stiefel aus) berühren Arimas Hände, mit denen er sanft einen ihrer Ballen massiert.
„Und woher kommen die Blumen? Es sind eindeutig Blumen von der Erde.“
„Die es schon lange nicht mehr gibt, da sie sich vor Jahrhunderten zur Leuchtende Welt entwickelt hat.“
„Thygyrill, wie oft soll ich es dir noch sagen? Es verschwindet nichts. Es verschwindet und verwandelt oder entwickelt oder wie auch immer sich alles nur in deinem mickrigen Verstand, mit dem du alles begreifen willst. Es geht kein einziger Moment verloren, denn genau das macht die Energie der Anderen Seite. Sie stagniert die Momente und archiviert sie. Dazu ist sie da. Nur dazu!“
„Ach, jetzt sagst du auch, dass ich blöd bin.“
„Das sage ich nicht. Ich sprach eben nicht von dir, sondern von deinem Verstand, der in diesen Dingen überhaupt nichts verloren hat. Manchmal machst du schon das richtige, aber immer wieder fällst du in die alte Macke zurück und benutzt den Verstand, den es bei dir gar nicht mehr geben dürfte. Schau mal, was du für wundervolle Bauten erschaffst. Eine ganze Stadt voll! Und alle Lebewesen scheinen glücklich zu sein. Denk jetzt ja nicht, dass es das alles nicht wirklich gibt, nur weil es aus deinem Geist entsprungen ist. Bedenke, wer oder was dein Geist ist, - nämlich nichts anderes als die Quelle der Kraft selbst.“
Plötzlich atmet Ysil rasselnd und richtet sich auf.
„Was, was, was ist passiert? Wo, wo, wo bin ich?“ murmelt sie, hat sich aber sofort wieder gefangen. „Ah, bei Bruder Thygyrill und seinem Aufpasser Arima.“
„Pass auf, was du sagst!“ beschwert sich Thygyrill und Arima winkt ab.
„Nun? Was hast du erlebt?“ fragt Arima neugierig.
„Nichts, was dir gefallen würde“, zischt Ysil. „Hättet ihr die Güte und würde man mir etwas zu trinken bringen.“
Thygyrill saust los und bringt einen Krug Wasser, samt Glas. Dann saust er abermals los und bringt eine Schüssel voll mit köstlichem Obst (zumindest erinnert es an das Obst auf der Erde), das nur in seinem Garten wächst. Nachdem sich Ysil gestärkt hat, beginnt sie zu erzählen:
„Ich habe dich verflucht, Arima, da so lange nichts passierte. Arme und Beinen schliefen mir ein (ja, auch wenn sie, wie auch die anderen beiden nichts menschliches mehr an sich haben!), mein Kopf tat weh (ja!) und ich wurde müde, hungrig und durstig. Aber ich nahm mir vor, nicht aufzugeben, was sich schließlich lohnte. Auf einmal, nach endlosen Stunden, hatte ich das Gefühl, als würde der Boden unter mir weich werden, so weich, dass ich zur Gänze in ihm versank. Dann wurde ich ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam...“
„...warst du hier bei uns?“ fragt Thygyrill.
„Nein, du Trottel! Unterbrich mich nicht und hör zu!
Also, als ich wieder zu mir kam, lag ich in einer Art Höhle, so etwas Ähnliches, wie du, Arima, mir einmal die Höhle der Könige auf der Leuchtenden Welt beschrieben hast. Ich wandte mich um und hinter mir stand jemand. Es dürfte sich um eine Frau gehandelt haben, aber sie meinte, sie sei keine Frau, sondern erscheine mir nur als Frau, da dies die beste Form zur Unterhaltung für mich wäre, da ich auch einmal eine Frau war und auf ihr lebte. Nein, sie sagte, dass ich mehrmals eine Frau war und IN ihr lebte. Ja, sie sagte tatsächlich IN ihr. Es war die alte Erde, wie ihr euch schon denken könnte, aber es war keine alte Frau, sondern eine junge und sehr schöne.
Sie bat mich, mit ihr zu kommen. Wir gingen tiefer in die Höhle hinein, bis wir in einen sehr seltsamen Raum kamen, in dem ein riesiger Bildschirm stand, der die Form einer Kugel hatte und rund um diese Kugel waren Sitzplätze. Wir nahmen Platz und der Film lief ab. Die junge, schöne Frau erklärte mir, dass das, was ich nun sehen werde, aus einer sehr alten Zeit stammt, als die beiden Energien harmonisch verteilt waren, als alle Lebewesen, selbst die Erde, IN der sie lebten, gleichmäßig aus Dieser, wie auch aus der Anderen Energie bestanden. Aber es war, wie ich sehen konnte, eine sehr seltsame Zeit. Diese Harmonie ließ groteske und auch sehr gefährliche Lebewesen zu, wie man sie aus Horrorfilmen kennt, von denen du, Arima, mir einmal erzählt hast, die Maria so gerne im TV gesehen hat. Sie hatten Tierschädel mit spitzen Zähnen, mit denen sie sich gegenseitig zerfleischten, lange Krallen an den überlangen Armen, - also nichts mit Feen und Elfen und Friede, Freude Eierkuchen.
Die junge, schöne Frau sagte mir, dass die Lebewesen damals in ständiger Angst lebten, aber sie hatte so viel Intellekt, dass sie erkannten, etwas dagegen tun zu müssen, bevor sie sich gegenseitig ausrotten. Und sie schafften das Unmögliche. Sie änderten ihre Wahrnehmung, was bewirkte, dass sich die Energie der Anderen Seite in ihnen verringerte. So begannen nach und nach andere Zeitalter, wobei diese auch nicht viel schöner wurden, als Kriege ausbrachen. Aber vor allem eine Spezies, die Menschen, hatten stets die Wahl, etwas zu tun, um die Welt besser zu machen.
Die junge, schöne Frau ließ mich auch erkennen, dass sie damals aus sechs Dimensionen bestand, eigentlich aus sieben, aber sie meinte, die siebente sei zu verschieden von den anderen sechs, also zählt sie sie nicht dazu.
Na ja, das war's. Anscheinend hatte ich zu wenig Kraft, denn als mir in diesem seltsamen Raum die Sinne schwanden, wachte ich etwas später hier auf dieser Couch auf.“