Na gut, also heut hab ich das Orakel wieder gefragt, und es war etwas unklar, weil ich am Anfang noch nicht wusste, worauf ich hinauswollte. Ich hatte ja ursprünglich gedacht, es geht um irgendeine gesellschaftliche Auseinandersetzung zwischen Religion und Materialismus, aber dann kam ich drauf, dass es um mich ging, und zwar um meine Schwächen in Bezug auf den Materialismus.
Also eine Art Beichte.
Und zwar hab ich das zweimal gespielt, weil ich beim erstenmal relativ bald verloren hatte, und zwar gegen Rosa, das war der Hedonismus. Dazu muss ich sagen, dass ich mal auf Drogen war, zwar eh nur auf Hanf, aber das Ausmaß, wie ich da dranhing, war schon etwas zu viel. Und der Grund war zwar einerseits, dass ich da auch was spirituelles gelernt habe, aber viel stärker war eben das hedonistische Element. Und der Tabak hat mich auch mal gehabt, und der Kaffee, und die anderen Drogen nicht so, weil wenn etwas zu gefährlich war, hab ich's lieber sein lassen. (Auch wenn ich das meiste ausprobiert hab.) Und zum Hedonismus gehört wahrscheinlich auch die Faulheit, die hab ich auch zuviel, weil ich könnt mich viel mehr anstrengen, um was ordentliches zu erreichen. Andererseits, so das sinnliche Genießen, das fehlt mir fast ein bisschen, ich seh mir zwar gern schöne Bilder an oder hör Musik, aber das könnte man noch intensiver wahrnehmen, andererseits weiß ich nicht, ob das dann nicht wieder vom Spirituellen wegträgt. (D.h. natürlich trägt es weg, aber andererseits haben wir halt auch den Körper, und der will sich auch wohl fühlen, und zu frugal zu leben wäre sicher nichts für mich, ich will eher so ein Mittelding zwischen Schönheit und Unauffälligkeit.)
Gut, und beim zweiten Spiel hab ich dann gegen die Gelben verloren, das waren für mich die Psychologen, die alles Religiöse als Ausdünstung vom Gehirn erklären. In meinem Buch kommt ja sehr schön heraus, dass ich in den letzten Jahren alles Übernatürliche wegerklärt habe (bis vor ein paar Wochen, als wieder alles zurückkam), und der Grund war einerseits, dass mich Don Juan aus meinen Verirrungen und Verwirrungen retten wollte, bzw. eigentlich eher, dass er mir eine Atempause gönnen wollte, wo ich mein Gehirn ordentlich einrenke, weil das wäre kaum gegangen, wenn dauernd die Engel und Teufel etc. dagewesen wären. Und so hat er mir halt gesagt, das ist alles Produkt vom Gehirn, und ich hab mich dann bemüht, das Gehirn zu ordnen und ins reine zu bringen. Aber eigentlich war ich ziemlich unglücklich in dieser Zeit, und wusste nicht recht, was mir fehlt, aber jetzt, da ich wieder glücklich bin, weiß ich's. Aber die Erklärung, dass alles im Gehirn ist, ist so einnehmend, dass man wirklich leicht irregehen kann und geshrinkt wird. (Im Amerikanischen heißt der Psychiater umgangssprachlich auch shrink, das kommt von schrumpfen, weil er alles wegreduziert.)
Gut, und die anderen Materialismusformen sind auch wirklich nicht so schlimm für mich, und im Spiel hatte ich zwar ein paar Schlachten mit denen, aber immer gewonnen.
Zum ersten der Kampf ums Dasein, den man auch bei Politikern und Managern findet (ist die hintergründige Motivation ihrer komischen Denkweisen), der war mir immer ziemlich fremd, vielleicht auch zu fremd, weil ich es nie geschafft habe, mir einen ordentlichen Beruf zuzulegen und eine vernünftige Existenz aufzubauen. (Kann mich aber damit entschuldigen, dass Tutenchamun sich nicht wohl fühlt, wenn er im Büro sitzen muss oder sonstwie stupide repetitive Sachen zu tun hat.)
Dann die Philosophen, die haben's mir auch nie wirklich angetan. Ich versteh aber, wenn du dich mit irgendeiner Ideologie die ganze Zeit beschäftigst, frisst sich das so ins Gehirn ein, dass man gar nichts anderes mehr sieht.
Als nächstes hatten wir noch die "mystischen Poeten", wo ich auch die Fantasy dazuzählen würde, die hat mir auch nie wirklich gefallen, ich finde Herr der Ringe oder William Blake eher schwachsinnig bzw. abstrus und unverständlich. Gibt aber genug Leute, die da drauf reinfallen (blöder Harry Potter z. B.), und dann so verdreht sind, dass sie richtige Religion gar nicht mehr unterscheiden können.
Und zu guter Letzt waren die New-Age-Spirituellen, da fand ich auch nie wirklich was dran. Haben ein paar flitzige Gedanken, aber nicht viel dahinter.
Ich war eigentlich ziemlich überrascht, als ich begriff, wie gut das Orakel wieder funktionierte, auch wenn es ziemlich unpraktisch ist, weil man stundenlang herumarbeiten muss, bis man die Aussage hat. Andererseits ist diese Zeit auch wichtig, weil dabei was in einem vorgeht.
(Anmerken möchte ich noch, das Civilization gerade noch so geht, es ist fast schon zu primitiv und monoton, aber ich hoffe eigentlich, dass es mal bessere Spiele gibt, die man zum Zweck der Selbsterkenntnis verwenden kann. Das Beste, das ich bisher kenne, ist Black&White von Lionhead Studios. Ich hab gehört, die haben dieser Jahre noch was besseres gemacht. Aber bei Black&White bist du ein Gott, und hast eine Kreatur, die führst du am Anfang, und zeigst ihr, was sie tun kann, und gibst ihr dann Feedback, und da lernt sie, und beginnt dann selbständig zu handeln, und ist halt entweder gut oder böse. Ist auch ein bisschen simpel, weil das Koordinatensystem der menschlichen Charaktereigenschaften hat mehr als nur zwei Pole, aber ist auch so ziemlich das erste Spiel in dieser Sparte, und später wird's sicher auch komplexere geben. Und dieser "Gott" ist dein Bewusstsein, dein Urteils- und Entscheidungsvermögen, und diese "Kreatur" sind deine eher automatischen Anteile, die durch dein eigenes Verhalten geprägt werden. Und das schöne bei diesem Spiel ist, es gibt kein Gewinnen oder Verlieren, es gibt nur verschiedene Wege, die man durch das Spiel gehen kann, und man kommt auch jedesmal woanders hin. Ist aber ein Monsterspiel, es dauert viele Tage, bis du zu den höheren Ebenen kommst.)
(Allgemein gesehen, sind Computerspiele und Simulationen auch deswegen interessant, weil man da ein komplexes System in seiner Dynamik beobachten kann, und da lernt man auch viel über sich selbst, weil eigentlich ist man ja auch nicht viel mehr als ein komplexes System mit einer Dynamik.)