Polarisierung und Aufstellungsarbeit

Ich persönlich bin wie gesagt kein fanatischer Verneiger. Bei mir kommt das kaum mal vor - es zieht wahrscheinlich auch die Leute mit speziellen Themen und Bedürfnissen zu den jeweiligen Therapeuten.

Es geht aus meiner Sicht nicht darum, es zu verlangen - sondern es dort (und nur dort) zu tun, wo es hilft.

Alles klar ?

Reinhard

Ja... ich hab nur weiter nachgedacht. Ich sehe das Verneigen als Zeichen des Respekts - und das kann man kaum einem Menschen verweigern. Wobei das Bild in meinem Kopf wirklich nur ein Kopfneigen ist, nicht ein Niederknieen.
 
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Ja... ich hab nur weiter nachgedacht. Ich sehe das Verneigen als Zeichen des Respekts - und das kann man kaum einem Menschen verweigern. Wobei das Bild in meinem Kopf wirklich nur ein Kopfneigen ist, nicht ein Niederknieen.
Wenn schon, denn schon - ein "Verneigen" ist kein Kopfneigen, sondern mit dem ganzen Oberkörper. (Die Übersetzung "Zuneigung" von Caya finde ich SCHÖN.)

Allerdings - ist das "Verneigen" in Deinem Seminar vorgekommen ? Warum fragst Du gerade diesbezüglich nach ? Ich weiß nicht, wie Hellinger derzeit vorgeht. Mit den "Bewegungen der Seele" dürfte sich seine Form der Aufstellungsarbeit doch sehr verändert haben. Ich weiß nicht, wie sehr die "Ordnungen der Liebe" da noch so bedeutungsvoll sind.

Warum ich das schreibe : Ich habe den Eindruck, dass einzelne Interventionen medial besonders beachtet werden, die besonders spektakulär oder befremdend sind - unabhängig davon, welche Bedeutung sie in der praktischen Arbeit haben.

Insoferne tue ich mir persönlich mit Anfragen leichter : Was macht Ihr bei diesem und jenem Thema, wie steht ihr zu dieser Problematik ?

Wenn ich das richtig einschätze, schreibt hier niemand, der bei Hellinger direkt ausführlich gelernt hätte und ihn wirklich authentisch interpretieren könnte (A.1526 am ehesten ?) - der "Aufstellungen nach Hellinger" macht. Ich kann schreiben, wie ich etwas verstehe, wie ich glaube, dass es gemeint sein könnte - aber ohne Garantie auf Richtigkeit.

Ich finde ein direktes Gespräch zwischen zwei Personen fruchtbarer - als dass man zu zweit mutmaßt, was ein Dritter (der nicht anwesend ist) gemeint haben könnte. Was nicht heißt, dass ich mich nicht bemühen würde, so gut mir möglich etwas dazu sagen.

Liebe Grüße und gute Nacht,

Reinhard

PS.: für einen "Polarisierungsthread" sind wir erstaunlich friedlich geworden, oder ? Danke für Deinen Beitrag dazu, Pelisa !
 
Es waren meine Gefühle da, die fremden daneben. Gerade das war es, was mich irritierte. Für mich waren klar unterscheidbar zwei Ebenen da. "Pelisa" beherrschte sich, um die Aufstellung nicht zu stören, das "andere" wollte einen bestimmten Platz einnehmen, eine bestimmte Blickrichtung haben. Der Wunsch nach Nähe und Distanz zu den verschiedenen Stellvertretern war nicht der gleiche wie in den Alltagssituationen.
Finde ich sehr genau und illustrativ, wie Du Deine Wahrnehmung beschreibst. Ich kenne es auch so und kenne auch von vielen, die zum ersten Mal (und viele auch durchaus skeptisch, aber offen) diese Erfahrung gemacht haben, das Staunen. Es wandelt sich allmählich zum Vertrauen in das, was da geschieht.

Erklärungen? Manche (auch B.H.) ziehen Rupert Sheldrake's "Morphogenetische Felder" heran. Varga von Kibed (Literatur s.o.) hat das in einem Seminar im Frühling mit einem luziden Traum verglichen, in dem der Träumende sich einerseits in seinem Wachbewusstsein, andererseits auch im Traum selbst anwesend weiß. Und er nannte auch den Zustand des Gewahrseins in tiefer Meditation, der dem ähnlich sei und der durch Trance-Induktion des Aufstellungs-Settings wesentlich begünstigt werden könnte. Eine den Axiomen traditionsverhafteter Naturwissenschaft genügende Erklärung sei ihmnicht bekannt.
Ach ja, und durch die Aufstellung wurden ein, zwei Dinge aufgedeckt, die auch der Aufsteller nicht gewusst hatte - eine Nachfrage bei seiner Familie ergab, dass es stimmte. So etwas ist nachprüfbar, der Forschung zugänglich. Wurde das schon gemacht?
Ja, ich habe weiter oben in der Diskussion auch auf die Anfrage des Barons nach Studien zu Aufstellungen einen Link gesetzt ... gern hier nochmal . Und weil ich Dir nichts Falsches senden wollte, hab ich eben nochmal genauer hingesehen ... da geht es nicht um eine Studie, die sich mit der Treffsicherheit von Wahrnehmungen während der Aufstellung befasst, sondern mit den Auswirkungen einer Aufstellung über einen längeren Zeitraum - übrigens erstellt von Hellinger-Skeptikern mit einem bemerkenswerten Ergebnis... vielleicht interessiert es ja.

Zwei eigene Erfahrungen: Ich stand mal für einen Sohn und verspürte permanent einen stechenden Schmerz in den Handgelenken - vorher nicht und nachher nicht. Es stellte sich dann heraus, dass dieser Sohne (was ich nicht gewusst hatte) im Brutkasten gestorben war und er an den Handgelenken an Infusionen gehangen hatte. Ein anderes Mal machte ein heftiges Klingeln in den Ohren es ziemlich schwer, der Aufstellung zu folgen ... und es zeigte sich nach der Beendigung, dass ich für einen Taubstummen gestanden war.

Ich kenne auch (meiner Meinung nach) weniger gelungene Beispiele, in denen die Authenzitität von Empfindungen in der repräsentierenden Wahrnehmung während einer Aufstellung mit der Faktizität des Empfundenen verwechselt wurde - das Beispiel des "systemischen Vaterschaftstests" wurde hier von Reinhard eh unlängst erst genannt, das ist recht beliebt... die Authentizität von Aufstellungen mag leicht dazu verführen, sie als Orakel zu missbrauchen.

Ich kenne keine Studien, die das untersucht hätten - aus der eigenen Wahrnehmung und den Berichten von mittlerweile doch enigen hundert Leuten, die in Rollen standen, weiß ich, dass die Wirklichkeitstreue des (mit allen Vorbehalten so genannten) "wissenden Feldes" sehr hoch ist. Es sind aber die inneren Wirk-lichkeiten, die entscheidend sind ... und die sich in Bildern von wahrnehmbarer Oberfläche zeigen. Diese Bilder haben oft, aber keineswegs immer, mit der tatsächlich gewesenen Oberfläche zu tun. So erklär ich mir das...

Alles Liebe,
Jake
 
Wenn schon, denn schon - ein "Verneigen" ist kein Kopfneigen, sondern mit dem ganzen Oberkörper. (Die Übersetzung "Zuneigung" von Caya finde ich SCHÖN.)

Allerdings - ist das "Verneigen" in Deinem Seminar vorgekommen ? Warum fragst Du gerade diesbezüglich nach ? Ich weiß nicht, wie Hellinger derzeit vorgeht. Mit den "Bewegungen der Seele" dürfte sich seine Form der Aufstellungsarbeit doch sehr verändert haben. Ich weiß nicht, wie sehr die "Ordnungen der Liebe" da noch so bedeutungsvoll sind.

Warum ich das schreibe : Ich habe den Eindruck, dass einzelne Interventionen medial besonders beachtet werden, die besonders spektakulär oder befremdend sind - unabhängig davon, welche Bedeutung sie in der praktischen Arbeit haben.

Insoferne tue ich mir persönlich mit Anfragen leichter : Was macht Ihr bei diesem und jenem Thema, wie steht ihr zu dieser Problematik ?

Das "Verneigen" kam vor, aber nicht in allen Aufstellungen. Meine Frage war auch nicht direkt danach sondern nach dem Eltern-Kind-Verhältnis in Aufstellungen. Ich habe ja auch nach den Erfahrungen der anderen gefragt. Was empfindest du bei Aufstellungen (als Leiter - als Aufgestellter)?

Ich denke aber schon, dass das einer der "Polarisationspunkte" sein kann, wenn ein Niederknieen verlangt wird.

Hmmm... gehts jetzt um H. oder allgemein um FA?
 
Ich kenne auch (meiner Meinung nach) weniger gelungene Beispiele, in denen die Authenzitität von Empfindungen in der repräsentierenden Wahrnehmung während einer Aufstellung mit der Faktizität des Empfundenen verwechselt wurde - das Beispiel des "systemischen Vaterschaftstests" wurde hier von Reinhard eh unlängst erst genannt, das ist recht beliebt... die Authentizität von Aufstellungen mag leicht dazu verführen, sie als Orakel zu missbrauchen.

Ich kenne keine Studien, die das untersucht hätten - aus der eigenen Wahrnehmung und den Berichten von mittlerweile doch enigen hundert Leuten, die in Rollen standen, weiß ich, dass die Wirklichkeitstreue des (mit allen Vorbehalten so genannten) "wissenden Feldes" sehr hoch ist. Es sind aber die inneren Wirk-lichkeiten, die entscheidend sind ... und die sich in Bildern von wahrnehmbarer Oberfläche zeigen. Diese Bilder haben oft, aber keineswegs immer, mit der tatsächlich gewesenen Oberfläche zu tun. So erklär ich mir das...

Alles Liebe,
Jake

Systemischer Vaterschaftstest? Ist das eine Überspitzung oder wollen das Leute wirklich? Machen das Aufsteller? Dann braucht man sich aber über Anfeindungen nicht zu wundern...

Ich glaube ja nicht, dass jede FA verwertbare Fakten liefert, auch nicht, dass sie für einen therapeutischen Effekt nötig sind - aber es ist ein "Nebenprodukt" das eigentlich häufig genug vorkommen müsste um der Forschung zugänglich zu sein.
 
Liebe Leutz, jezz reichts! :nudelwalk

Knien, Verneigen, Zuneigen....

Wer diese Sippentheorien von B.Hellinger glaubt, hat Stammesstrukturen und Sippen-Ordnung vollkommen missverstanden-verdreht.

Die einzigen "Hierarchien", die es gibt sind Funktionen, Rollen und eigentlich keine Hierarchien:

...auf zwischenmenschlicher Ebene sind die Relationen absolut "frei" davon.

Sobald dem nicht so ist, handelt es sich NICHT mehr um eine "Sippe"....oder ähnlichem.

Das ist durchaus keine theoretische Spekulation von mir....gleich vorweg: auch kein Bücher oder TV-Wissen.

Ich stamme selbst von "so einer Sippe" und habe ihre "Integration" (und auch anderer) in ein Hierarchisches System, und ihre Zerstörung noch miterlebt.

Einen "Capo" gibt es nur nach AUSSEN.
(Nach) Innen gibt es Konsens. IMMER!

Kindsmissbrauch z.B. ist etwas sehr seltsames,
für solche Menschen...etwa wie grüne Marsmännchen.

Liebe Grüsse,
Caya
 
Systemischer Vaterschaftstest? Ist das eine Überspitzung oder wollen das Leute wirklich? Machen das Aufsteller? Dann braucht man sich aber über Anfeindungen nicht zu wundern ...
Ich konnte die Zahl selber nicht glauben - aber ich habe mal einen Bericht gelesen, nachdem 20% der Kinder "untergeschoben" sein sollen (also nicht vom angegebenen Vater stammen).

In der Aufstellungsarbeit ist man draufgekommen, dass das verheerend wirken kann, auch wenn "Vater" und "Kind" nicht wissen, dass sie nicht biologisch verwandt sind - dass das manchmal ein Grund ist für einen auch für die Beteiligten völlig unverständlichen, irrationalen Hass gegeneinander.

Natürlich ist "systemischer Vaterschaftstest" eine leicht ironische Bemerkung. Dass man den eigenen Vater nicht als Vater nehmen kann - bzw. als Vater nicht das eigene Kind als Kind : das kann verschiedene Gründe haben. Aus einer Aufstellung kann man nicht herauslesen, ob der Vater auch der biologische Vater ist oder nicht. Aber man kann in Verbindung mit anderen Auffälligkeiten Hinweise finden, ob eine Überprüfung der biologischen Vaterschaft sinnvoll sein könnte - um den Hintergrund massiver familärer Konflikte zu lösen.

Hinzu kommt, dass Kinder anscheinend ihren biologischen Vätern "treu" sein können, auch wenn sie gar nicht von ihnen wissen. Mir fiel das schon "vor Hellinger" einmal bei einer Klientin auf : Sie kam wegen ernster Sorgen um ihren Sohn, der jeden Beruf abbrach und wegen Betrügereien ins Gefängnis kam. In der Beratung erzählte sie, dass dieser Sohn von einem vorbestraften Taugenichts war - von dem sie sich während der Schwangerschaft trennte. Sie heiratete noch vor der Geburt einen anderen Mann, der auch als Vater angegeben wurde. Trotzdem wurde der Sohn wie sein verschwiegener tatsächlicher Vater.

Meines Wissens war Hellinger der erste, der die Täuschung über das wirkliche Vaterschaftsverhältnis als Hintergrund familiärer Konflikte erkannte.

LG, Reinhard
 
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Wer diese Sippentheorien von B.Hellinger glaubt, hat Stammesstrukturen und Sippen-Ordnung vollkommen missverstanden - verdreht.
Was Du mit "Sippentheorien" meinst, sind Hellingers "Ordnungen der Liebe".

Es gibt viele Formen der Aufstellungsarbeit, die damit nichts zu tun haben - die nicht "nach Hellinger" arbeiten (also auch nicht nach den "Ordnungen der Liebe".)

Auf alle Fälle wurde in der Psychotherapie früher die Zusammengehörigkeit der Familie als "wissendes Feld" weitgehend unterschätzt - möglicherweise hat Hellinger in einer ausgleichenden Pendelbewegung diese Thematik überspitzt : auf alle Fälle hat er hier ein Defizit bisherigen Familienverständnisses deutlich gemacht.

Caya - warum schreibst Du nicht einfach, was Deine "Sippen- und Stammestheorie" ist und was Dich davon überzeugt ?

Übrigens, dass Familien, Volksstämme und Völker über ein "kollektives Unbewußtes" verfügen, in die Richtung ging meines Wissens nach schon C.G. Jung.

LG, Reinhard
 
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