Nur wer sich selbst kennt ...

Ich kenne langjährige Ehen, in denen die Partner eine gesunde und förderliche Einheit bilden. Eine Einheit zu bilden ist dann vermutlich auch eine gesunde Grundlage dafür, eine Familie zu gründen, die hält. Es sollte sogar eine Voraussetzung sein, finde ich.

Es gibt Einheiten, in denen man sich verliert, aber auch Einheiten, in denen man zu sich selber findet. Jeder Jeck ist anders und nichts ist pauschal schlecht. Schon gar nicht so etwas wie Einheit.

lg
 
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Vielleicht sollten wir nicht vergessen, dass dieser Thread "Nur wer sich selbst kennt ... (kann auch andere erkennen)" heißt, denn darauf hatte ich Bezug genommen.

Ja, hier sehe ich "Gleichmacherei". Wenn ich behaupte die anderen erkennen zu können, nur weil ich mich selbst kenne, bedeutet das, dass sie genau die selben Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle durchgemacht haben müssen wie ich. Dem ist aber niemals so. Jeder Mensch ist ist ein Individuum, eine Summe seiner ureigeneneigenen Anlagen und seiner Lebensgeschichte. Wenn ich mich kenne, kenne ich andere, mit anderer Lebensgeschichte noch lange nicht, weil ich gar nicht nachempfinden kann wie sie dadurch geprägt wurden. (Beispiele hatte ich ja schon genannt).
Behauptet nun jemand nur weil er sich selbst kennt, kann er auch andere erkennen, sehe ich das als "Gleichmacherei".

Ähhhh, von welcher Intension sprichst du eigentlich?

R.

Ähm, ich habe jetzt öfter gedacht, hey, Ruhepol spricht von was, von dem ich gar nicht spreche ...

Also nochmal:
Wer sich selbst kennt ... KANN andere erkennen.
Dies ist eine KANN-Formulierung - es ist nicht zwingend und ich habe damit auch noch nicht festgelegt, wie der Prozeß des Erkennens vonstatten gehen soll(te).

Ich behaupte also gerade nicht, dass ich automatisch andere erkenne, weil ich mich selbst erkenne. Ich wiederhole: mich selbst zu kennen ist die Grundvoraussetzung, jemanden anderes überhaupt erkennen zu können.

Da sind wir näher an der Aussage des threads.

Weil da steht auch:

Also mir ging es damit so in meinem Leben, dass ich erst jetzt genug Selbsterkenntnis (= wer ich bin und wie ich ticke) habe, um in einer Situation immer öfter spüren zu können, was jetzt in dieser Situation von mir kommt und was vom Gegenüber oder auch von wo anders her.

Da steht nicht, ich weiß, wie der Andere ist, sondern: ich spüre, was jetzt in dieser Situation von mir kommt und was vom Gegenüber ODER auch von wo anders her.

Und dann steht da:

Ich verlasse mich nicht auf mich alleine, aber auch jetzt erst beginne ich ernsthaft mein Gegenüber zu fragen, was denn nun von wem kommt und kann damit umgehen, immer besser, was auch immer kommt.

Also nicht ich sage meinem Gegenüber, wer er ist, sondern ich frage. Ich finde das in der Ordnung.

Und hier steht wieder nichts darüber, dass ich wüßte wie der Andere ist, sondern ein Schritt weiterer Selbsterkenntnis:

Ich erlaube mir zugleich, dass es trotzdem unbekannte Anteile in mir sind, die die Situation mitbestimmen wollen und oft finde ich sie hinterher oder erkenne am Ausgang der Situation weitere unbekannte Anteile von mir selbst. Egal ob unbekannt oder nicht eingestanden.

Auch meine weiteren Ansätze sprechen in keiner Weise davon, wovon Du sprichst, Ruhepol. Sorry, aber lies Dir doch nochmal in Ruhe post 1 durch.

 
Psychologisch gesehen ist diese "Symbiose" sehr ungesund und Anzeichen einer psychischen Erkrankung, z. B. bei Borderline, d. h. gerade solche Symbiosen führen zu Krieg, weil sie andere Menschen vereinnahmt und in einer unfreiwilligen Einheit gefangen hält. Es ist z. B. bekannt, dass Kinder von Borderline-Müttern oftmals erzählen, wie symbiotisch ihre Mutter-Kind-Beziehung erlebt wurde, sehr intensiv, aber auch erstickend, weil alle Gefühle auf das Kind übertragen wurden, es nicht für sich sein durfte als eigenständiger Mensch. Es musste sozusagen im Mutterbauch bleiben. Also sehr ungesund.

Deshalb nein, EINHEIT sehe ich nicht als erstrebenswert, es ist Gleichmacherei, wie Ruhepol schon sagte. Allein schon dass sich User dagegen verwehren, sollte Dir doch zeigen, dass eben nicht alle in dieser Einheit bleiben (wollen). Ich sehe es wie Ruhepol, obwohl ich durchaus Harmonie zu schätzen weiß.

Ja, Harmonie ist der bessere Begriff, weil dabei unterschiedliche Leben sich freiwillig aufeinander abstimmen, freiwillig, keine eineiigen Zwillinge.

Ich spreche bei Einheit nicht von Symbiose und auch von keiner psychologischen Problematik, sondern wie ich bereits im thread weiter vorne ausführte, bezieht sich Einheit darauf, dass wir alle Mensch sind.

Wir sind alle aus dem selben Stoff, in der selben Art erschaffen, vom selben Prinzip - darin sind wir eins.


In dieser Einheit begründet liegt aber die Verschiedenheit: wir sind eins und verschieden.

Das Beispiel der eineiigen Zwillige brachte ich, weil selbst diese verschieden sind. Nichts aber auch gar nichts ist gleich im Detail - aber wir sind gleich im Prinzip.

Von meiner Seite aus sieht es so aus, als ob Du einfach nicht gelten läßt, dass wir verschiedene Ebenen haben und auch den Begriff Einheit verschieden verwenden.

Ich verstehe Dich sehr wohl, ich weiß was Du meinst und ich habe es in meinen Worten ebenso ausgedrückt. Einheit ist - da kannst Du Dich gegen wehren, wie Du willst, Du bist ein Mensch und deswegen sind wir eins: Menschen.

Wir sind aber auch verschieden, weil dieses Paradox in der ganzen Schöpfung zu finden ist.

Ich spreche hier vom gesunden Zustand, nicht von einer Krankheit.

 
mich selbst zu kennen ist die Grundvoraussetzung, jemanden anderes überhaupt erkennen zu können.

Das sehe ich auch nicht so. Jemand kann z. B. total der selbst-lose Typ sein, sich sehr stark für seine Familie aufopfern und die Bedürfnisse der Familienangehörigen besonders gut wahrnehmen und entsprechend da sein und helfen, sich dabei aber selbst komplett vergessen, die eigenen Bedürfnisse nicht ausreichend erkennen. Das gibt es sehr oft, die anderen erkennen in ihren Bedürfnissen und Gefühlen, für sie da sein, sie stützen und aufrichten, aber komplett blind sein für die eigenen. Deine Grundvoraussetzung ist nur für Dich gültig, andere können das ganz anders definieren und es trennen in eigene Aussagen ohne Deine Verknüpfung.

Dasselbe gilt für den Einheitsbegriff, jeder sieht das eben anders. Deine Sicht ist rein subjektiv und keine für andere gültige Norm, auch wenn Du das so formulierst, als hätte es diese ultimative Aussagekraft, trifft jedoch nicht zu. Deshalb muss ich mich auch nicht dagegen wehren, weil es für mich keine Gültigkeit hat. Das gilt nur für Dich.
 
Das sehe ich auch nicht so. Jemand kann z. B. total der selbst-lose Typ sein, sich sehr stark für seine Familie aufopfern und die Bedürfnisse der Familienangehörigen besonders gut wahrnehmen und entsprechend da sein und helfen, sich dabei aber selbst komplett vergessen, die eigenen Bedürfnisse nicht ausreichend erkennen. Das gibt es sehr oft, die anderen erkennen in ihren Bedürfnissen und Gefühlen, für sie da sein, sie stützen und aufrichten, aber komplett blind sein für die eigenen. Deine Grundvoraussetzung ist nur für Dich gültig, andere können das ganz anders definieren und es trennen in eigene Aussagen ohne Deine Verknüpfung.
Das ist aber dann schon ein syndromatisches Verhalten, gell.

Ich stimme naglegt zu: nur wer sich selber kennt, kann andere kennen. Man kann immer nur dasjenige erkennen, das man kennt. Steckt schon im Wort erkennen drin, daß man kennen muß. Und wer sich nicht selber kennt, z.B. die eigene Motivation für Handlungen nicht kennt, das eigene Gefühl nur teilweise zulassen kann und so weiter,oder auch wer gefangen ist im Meinungsverständnis seines Ichs, der projiziert herrlich in der Welt herum, tut viel, schafft allerlei, aber lebt letztlich an sich selber und an anderen vorbei.

Dasselbe gilt für den Einheitsbegriff, jeder sieht das eben anders.
Nein. Der Begriff hat nur mehrere Dimensionen. Wenn Du Dich auf die von naglegt gebrauchte, hier im Thread ja eindeutig dargestellte Verwendung des Begriffs einläßt, kommst Du nicht zu Deinem Verständnis, sondern zu seinem Verständnis. Dann erkennst Du ihn, verstehst Du ihn und kannst mit ihm sprechen. Mußt ihm nicht widersprechen, ihn nicht belehren, Dich nicht verteidigen. Ist vielleicht angenehmer.

Deine Sicht ist rein subjektiv und keine für andere gültige Norm, auch wenn Du das so formulierst, als hätte es diese ultimative Aussagekraft, trifft jedoch nicht zu. Deshalb muss ich mich auch nicht dagegen wehren, weil es für mich keine Gültigkeit hat. Das gilt nur für Dich.
Nein, was er berichtet gilt auch für Dich. Du nimmst es nur nicht wahr.

lg
 
Einheit ist - da kannst Du Dich gegen wehren, wie Du willst, Du bist ein Mensch und deswegen sind wir eins: Menschen.

Wir sind aber auch verschieden, weil dieses Paradox in der ganzen Schöpfung zu finden ist.

Ich kenne viele Tierhalter, die sich überhaupt nicht als Einheit mit der Menschheit sehen, sondern ihren Tieren viel näher stehen. Deshalb halte ich persönlich nicht viel von diesem pauschalen Begriff der Einheit. Wenn schon, dann nur auf sich selbst bezogen, z. B. Einheit von Körper und Geist, um sozusagen mit sich selbst in Einklang zu kommen, aber nicht mit anderen Menschen oder Wesen. Verbindung ja, aber Einheit ist mir sozusagen zu vereinheitlichend. Jetzt auch im nicht krankhaften Sinne. Auch dann passt es für mich nun mal nicht.

@Trixi Maus: Ich kenne solche alten Ehepaare und es wirkt auf den ersten Blick sehr angenehm, aber ehrlich gesagt würde ich das nie wollen, eine so starke Angleichung. Meine Eltern waren bis zum Tod meines Vaters 30 Jahre verheiratet, jedoch sehr unterschiedlich. Fand ich auch gut, sie ergänzten sich gut, aber nicht als Einheit, sondern gerade als Individuen. Beide sind mir gleichermaßen lieb. Gerade in ihrem individuellen Denken waren sie mir immer ein Vorbild. Beide hätten niemals eine solche Einheit sein wollen. Ich bin wie sie ein Familienmensch und habe sehr enge Bindungen in der Familie, trotzdem sind mir meine Grenzen sehr wichtig, wie auch meinen Familienmitgliedern. Wir alle sind Individualisten und gerade deshalb ein gutes Team. Es braucht keine Einheit, sondern nur Teamfähigkeit. Das ist nicht dasselbe wie Einheit. Deshalb würde ich es nie so pauschal positiv sehen. Dem einen Jeck mag es gefallen, dem anderen nicht.
 
Ich nehme an Du verbindest die Einheit mit anderen Menschen mit einem Stück der Selbstaufgabe. Das muß aber nicht so sein. Im Gegenteil kann mit dem richtigen Menschen erst die Selbstfindung geschehen und dann entsteht eine Einheit aus zwei Personen, oder aber eine Gemeinschaft aus noch mehr Personen.

P.s.: sorry wenn ich in meinem letzten Post etwas vorschnelle Formulierungen verwendet haben sollte.

lg
 
Wenn Du Dich auf die von naglegt gebrauchte, hier im Thread ja eindeutig dargestellte Verwendung des Begriffs einläßt, kommst Du nicht zu Deinem Verständnis, sondern zu seinem Verständnis.

Das ist bereits ein Problem. Es ist nicht möglich, in einem Forum, das von unterschiedlichen Ansichten lebt, solche Vorgaben zu machen, sonst müsste naglegt eine Sondergruppe führen, wo sich alle Beteiligten mit seiner subjektiven Definition des Einheitsbegriffs einverstanden erklären, bevor sie sich an der Diskussion beteiligen. Falls das in diesem Thread hier wirklich Bedingung ist, werde ich mich nicht mehr in diesem Thread beteiligen, da meine Definition des Einheitsbegriffs nicht mit naglegts subjektiver Vorgabe übereinstimmt. Das ist nun mal so und zu akzeptieren, ohne dass es als Angriff gewertet werden sollte. Oder müssen wir in diesem Thread hier per se naglegts Meinung bejahen, um nicht als streitsüchtig zu gelten? ;)
 
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Ich nehme an Du verbindest die Einheit mit anderen Menschen mit einem Stück der Selbstaufgabe. Das muß aber nicht so sein. Im Gegenteil kann mit dem richtigen Menschen erst die Selbstfindung geschehen und dann entsteht eine Einheit aus zwei Personen, oder aber eine Gemeinschaft aus noch mehr Personen.

Solange Du damit Deine ganz persönliche Sichtweise vertrittst, finde ich es in Ordnung und sympathisch, weil es bei Dir bleibt in Deiner Welt, aber es gibt diesbezüglich kein "man", "es ist". Es ist nicht "meine Selbstfindung" und auch nicht "meine Einheit zu einer anderen Person". Ich sehe das wirklich anders, Trixi Maus. Warum ist es so schwer, das zu akzeptieren? Auch Ruhepol versuchte, das zu vermitteln, warum geht das nicht? Warum muss ich Teil dieser Einheit sein, das möchte ich nicht. Ich fühle mich wirklich sehr beengt. Es ist in meinen Augen anmaßend, mich da reinzuziehen.
 
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