fckw meinte:
Der Narziss hat üblicherweise ein übermässig vermindertes Gefühl für sich selbst.
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Der Narzisst ist der Mensch, der ganz und gar auf sich selbst fixiert ist und an sich immer wieder neue Stärken und Schwächen entdeckt (letztere werden natürlich gerne sogleich wieder verdrängt). Das Heischen um Aufmerksamkeit ist selbst nur ein Ausdruck des Genusses an der Vielschichtigkeit der eigenen Persönlichkeit. Es macht dem Narzissten einfach Spaß, die Reaktionen anderer auf sich mit seinem Wissen um seinen wirklichen Charakter abzugleichen.
Bei mir selbst wurde ebenfalls die narzisstische Persönlichkeitsakzentuierung (wir wollen ja nicht Störung sagen, das klingt doch viel zu hart ...
) diagnostiziert. Was die handelsüblichen Seelendoktoren dazu sagen, läßt mich allerdings ziemlich kalt. Die ganze moderne Seelenkunde ist vom Ressentiment durchdrungen gegenüber freien, stolzen und selbstbewußten Menschen. Diese lebensschwachen Brillenschleichen verübeln es im Grunde jedem Menschen, der nicht gesenkten Blickes und mit großem Schuldbewußtsein durch die Straßen schleicht und sich mit klangloser Stimme für sich selbst entschuldigt.
Jeder Mensch, der sich nicht klein macht und stets schamvoll-verschüchtert um sein Existenzrecht bettelt, ist einem bestimmten, heute leider nicht gerade seltenen Menschentypus, ein juckender Dorn im Auge. Arroganz und Eitelkeit sind dann die Vorwürfe, die sich gänzlich friedliche und harmonische Menschen von ihrer neidischen Umwelt anhören müssen, doch wie heißt es doch so trefflich: Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.
Die Narzissten sind stets die unschuldigen Friedensseelen, denen die bösartigen Triebe fehlen, deren Voraussetzung in einer mentalen Fixierung auf andere Menschen liegt, also darin, in diesen anderen stets die Fehler und Unzulänglichkeit zu entdecken und dann typischerweise mit moralischem Zeigefinger zu kritisieren. Der Narzisst, der wenig über andere Menschen aber umso mehr über sich selbst nachdenkt, hat somit auch wenig Anlaß, bösartig zu sein. Auf ihn triff das, was Nietzsche über die meisten Menschen sagt, im Höchstmaß zu:
Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um wahrhaft böse zu sein.
Vom aggressiven Ressentiment getrieben sind jedoch die ewigen Nörgler, Beckmesser und Verschlimmbesserer, die dem Menschen seine euphorische Großartigkeit nicht gönnen und diese dann zu pathologisieren versuchen.
Die Diagnose narzisstische Persönlichkeitsakzentuierung ist also kein Grund zur Scham und Sorge, sondern im Gegenteil zum Stolz und zur Freude.
Paris Hilton würde ich in diese Kategorie einreihen.
Hilton ist mit Sicherheit nicht narzisstisch. Sie ist ganz und gar nicht unschuldig, o Nein, sie handelt ganz und gar vorsätzlich ...