Mipa's Thread

 
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Die Bilder Flüchtender, in der Hand eine Plastktüte oder ein Kind hinter sich herzerrend, sich vor Schüssen duckend, reissen an meinem Herzen, genauso, wie die Bilder total verwüsteter Wohnquartiere, wo alles in Schutt und Asche liegt und Rauchschwaden aufsteigen, schlimmer, als in jedem dystopischen Alptraum.
Was geht in den Köpfen der Soldaten vor, die dieses unermessliche Leid über die Menschen und dieses Land bringen? Die alles vernichten? Sie haben doch selbst Mütter, Frauen oder Freundinnen, Kinder. Braucht es Überwindung zu schiessen oder verfallen sie in einen verzweifelten Blutrausch? Aus Hass? Oder Angst vor dem Regime? Ich frage mich seit Tagen, wie sie das Morden über sich bringen können. Das sind alles Menschen und irgendwo muss doch auch ihr Herz sein. Einige legen die Waffen nieder und desertieren, was ist mit dem Rest? Sind sie überzeugt von dieser grausamen Mission, weil sie schon so indoktriniert sind oder wird ihnen selber übel von dem, was sie tun? Fragen ohne Antworten, die sich quälend in meinem Kopf drehen und einen verzweifeln lassen.
Ich hatte die Tage viel zu tun, konnte mich ablenken, für ein paar Stunden wegsehen und weghören, mich auf das Nächstliegende konzentrieren. Bin ich aber allein, überfällt mich das Grauen und ich suche nach Möglichkeiten, was ich tun kann, wie ich aus der Ferne irgendwie helfen kann und sei die Hilfe noch so gering. Mit all den aktuellen Bildern versorgt zu werden, ist entsetzlich und lähmt mich, weil ich zur Zuschauerin werde, die dem furchtbaren Treiben machtlos zusieht. An dem Punkt lenke ich mich ab, besinne mich darauf, was hier zu tun ist, um mich herum und packe es an.
Es dient diesem Krieg nicht, wenn ein weiterer in meinem Kopf stattfindet.
Im Gegenteil.
 
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Das letzte Krankenhaus...
In Mariupol, das seinen Betrieb noch aufrecht erhält, eine kleine Bastion der Hoffnung. Menschen auf Bahren werden eilig durch die kurzen Gänge geschoben, die von Betten oder Bahren mit Verletzten gesäumt sind. Blutende Wunden, Blutspritzer auf dem Boden. Tröstende Worte und Gesten von Mitarbeitenden an die Patienten, eine verzweifelte Ärztin, die nicht weiss, wohin mit den Toten, mit den Lebenden auch nicht. Es fehlt an Medikamenten, Verbandsmaterial und Platz. Die Ärzte tun, was sie können, sind verzweifelt und alle packen an, um möglichst vielen Verletzten zu helfen.
Die Bilder sind verstörend und zeigen in ihrer Schlichtheit, die alles auf das Wesentliche reduziert, die tiefe Not der Menschen, das Ausmass der Katastrophe, das einen jeden Tag fassungslos zurücklässt.
Wann hört dieser Wahnsinn auf?

 
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