Die Bilder Flüchtender, in der Hand eine Plastktüte oder ein Kind hinter sich herzerrend, sich vor Schüssen duckend, reissen an meinem Herzen, genauso, wie die Bilder total verwüsteter Wohnquartiere, wo alles in Schutt und Asche liegt und Rauchschwaden aufsteigen, schlimmer, als in jedem dystopischen Alptraum.
Was geht in den Köpfen der Soldaten vor, die dieses unermessliche Leid über die Menschen und dieses Land bringen? Die alles vernichten? Sie haben doch selbst Mütter, Frauen oder Freundinnen, Kinder. Braucht es Überwindung zu schiessen oder verfallen sie in einen verzweifelten Blutrausch? Aus Hass? Oder Angst vor dem Regime? Ich frage mich seit Tagen, wie sie das Morden über sich bringen können. Das sind alles Menschen und irgendwo muss doch auch ihr Herz sein. Einige legen die Waffen nieder und desertieren, was ist mit dem Rest? Sind sie überzeugt von dieser grausamen Mission, weil sie schon so indoktriniert sind oder wird ihnen selber übel von dem, was sie tun? Fragen ohne Antworten, die sich quälend in meinem Kopf drehen und einen verzweifeln lassen.
Ich hatte die Tage viel zu tun, konnte mich ablenken, für ein paar Stunden wegsehen und weghören, mich auf das Nächstliegende konzentrieren. Bin ich aber allein, überfällt mich das Grauen und ich suche nach Möglichkeiten, was ich tun kann, wie ich aus der Ferne irgendwie helfen kann und sei die Hilfe noch so gering. Mit all den aktuellen Bildern versorgt zu werden, ist entsetzlich und lähmt mich, weil ich zur Zuschauerin werde, die dem furchtbaren Treiben machtlos zusieht. An dem Punkt lenke ich mich ab, besinne mich darauf, was hier zu tun ist, um mich herum und packe es an.
Es dient diesem Krieg nicht, wenn ein weiterer in meinem Kopf stattfindet.
Im Gegenteil.