Mipa's Thread

Vielleicht finden wir nun einerseits doch noch so etwas wie einen rhythmus und andrerseits eine art 'gemeinsame sprache'. Ich habe die letzten wochen so viel von dir und auch über diese krankheit gelernt. Als erstes musste ich erfahren, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. Deine wahrnehmung hat sich so verändert, dass sich meine daran anpassen muss, wobei mir tatsächlich die liebe hilft. Sie ist die einzige, die sich immer wieder und oft unerwartet in mir meldet. Sie ist wegweiserin und helferin und hat entlarvt und verwandelt, wo ich mich drücken wollte. Sie strukturiert und eröffnet mir raum, indem ich auf neue ideen komme. Sie ist gnädig und macht mich mitfühlend.
Was einmal war, ist nicht mehr wichtig, scheinbar bedeutungsvolles schrumpft zusammen und macht etwas ganz anderem platz.
Kleines und nebensächliches ist für dich wichtig geworden und ich schaffe es inzwischen gut, dies zu anerkennen und für dich zu organisieren.
Keine frage, du beschaffst mir eine menge arbeit, allerdings auch eine menge aha-erlebnisse.:blume:
 
Werbung:
Der Ire

'Bring dein inneres nach aussen, dann rettet es dich. Tust du es nicht, zerstört es dich.'
Ich muss noch immer lächeln und auch ein wenig weinen, wenn ich an diese worte zurückdenke. Noch nie habe ich einen derart unorganisierten und improvisierten gottesdienst erlebt, wie an deiner taufe.
Du hast dir da einen ganz speziellen gottesmann ausgesucht, der dich in die christliche gemeinschaft eingeführt hat. Die würze lag bei weitem nicht nur an der aufführung eines kleinen theaterstückes, wo ein hahn im hühnerstall (Oskar, der kam mir doch gleich bekannt vor:D) plötzlich schluckauf bekam und sein kikeriki nicht mehr angemessen herausschreien konnte, sondern an der gelassenen und sehr liebevollen stimmung, die der Ire verbreitete. Natürlich war sein akzent witzig und auch, dass er spontan seine alte gitarre packte und ein kleines liedchen vor sich hinträllerte, nein, es waren die treffenden worte, sein schalk, seine weisheit, die mitten ins herz trafen. Ein mann, der vieles erlebt hatte und aus eben diesem grund die richtigen worte fand, ohne viel bumborium, lebensnah und lebensecht. Einer, der um die essenz wusste. Er hat ganz wunderbare worte zu dir und uns gesagt, Flor. Du hast sie zwar verschlafen, aber ich habe sie gehört.
Später werde ich dir davon erzählen.:blume:
 
Es ist das erste mal, dass ich mir ein solches buch gekauft habe.
Bis anhin habe ich nicht daran gedacht, dass mir kunstgeschichtliches mit religiösem hintergrund gefallen könnte. Bilder sehe ich mir gerne in museen oder kirchen an, nicht in büchern.
Nun ist es aber plötzlich anders. Die christlichen gemälde von mehr oder weniger bekannten malern, werden von einem mann beschrieben, der sich aus einer anderen glaubensecke kommend, dem Christentum auf diese weise annähert. Der autor stellt in frage, rüttelt auf und erweckt biblische figuren zum leben. Er macht sie greifbar und menschlich, beschreibt emotionen, bzw. versucht sie beim leser und betrachter zu wecken und so allgemein gültiges, gläubiges, einmal differenzierter zu betrachten.
Das ist ungeheuer faszinierend, weil der autor einen auf details aufmerksam macht, die einem nicht unbedingt auffallen würden. Manchmal ist es der blickwinkel, ein anderes mal der gesichtsausdruck oder einfach die farben. Staunend taucht man in szenarien ein, die anders sein könnten, als sie auf den ersten blick scheinen.
Plötzlich wirken christliche bilder nicht mehr ganz so religiös und teilweise abgehoben, sondern werden menschlich, gefühlsecht, nachvollziehbar, verständlich. Sie werden authentisch.
Das ist wohl der verdienst des autors, der sich als 'externer' an diese christlichen bilder heranwagt und essenzen herausfiltert, die wohl als schnittstellen aller religionen oder glaubensgemeinschaften betrachtet werden könnnten, wie z.b die liebe der mutter oder des vaters zum kind.
Die gemälde verlieren so das entrückte und distanzierte und man selbst wird vom betrachter zum mitwirkenden.

Navid Kermani, 'Ungläubiges Staunen über das Christentum', C. H. Beck, 2016

:blume:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es ist das erste mal, dass ich mir ein solches buch gekauft habe.
Bis anhin habe ich nicht daran gedacht, dass mir kunstgeschichtliches mit religiösem hintergrund gefallen könnte. Bilder sehe ich mir gerne in museen oder kirchen an, nicht in büchern.
Nun ist es aber plötzlich anders. Die christlichen gemälde von mehr oder weniger bekannten malern, werden von einem mann beschrieben, der sich aus einer anderen glaubensecke kommend, dem Christentum auf diese weise annähert. Der autor stellt in frage, rüttelt auf und erweckt biblische figuren zum leben. Er macht sie greifbar und menschlich, beschreibt emotionen, bzw. versucht sie beim leser und betrachter zu wecken und so allgemein gültiges, gläubiges, einmal differenzierter zu betrachten.
Das ist ungeheuer faszinierend, weil der autor einen auf details aufmerksam macht, die einem nicht unbedingt auffallen würden. Manchmal ist es der blickwinkel, ein anderes mal der gesichtsausdruck oder einfach die farben. Staunend taucht man in szenarien ein, die anders sein könnten, als sie auf den ersten blick scheinen.
Plötzlich wirken christliche bilder nicht mehr ganz so religiös und teilweise abgehoben, sondern werden menschlich, gefühlsecht, nachvollziehbar, verständlich. Sie werden authentisch.
Das ist wohl der verdienst des autors, der sich als 'externer' an diese christlichen bilder heranwagt und essenzen herausfiltert, die wohl als schnittstellen aller religionen oder glaubensgemeinschaften betrachtet werden könnnten, wie z.b die liebe der mutter oder des vaters zum kind.
Die gemälde verlieren so das entrückte und distanzierte und man selbst wird vom betrachter zum mitwirkenden.

Navid Kermani, 'Ungläubiges Staunen über das Christentum', C. H. Beck, 2016

:blume:

Ich finde, oft, wenn man meint schon alles gelesen, gesehen und verstanden zu haben, und fast mit einer distanzierten Langeweile die Welt betrachtet, dann hält das Leben doch immer wieder neue Wege parat, um den Geist weiter zu formen und sein Wissen zu erweitern.
:)
 
Ich finde, oft, wenn man meint schon alles gelesen, gesehen und verstanden zu haben, und fast mit einer distanzierten Langeweile die Welt betrachtet, dann hält das Leben doch immer wieder neue Wege parat, um den Geist weiter zu formen und sein Wissen zu erweitern.
:)

Ja, da hast du recht, Livie.:)
Bei mir gab es eine zeit, wo es mir so ging. Damals war es zwar nicht langeweile, sondern das absolute absorbiert sein von einer einzigen thematik. Ich dachte, das würde sich nicht mehr ändern und ich nähme genau diese thematik mit ins grab. Dazwischen und daneben gab es nichts mehr für mich. Damals las ich kein buch mehr und wenn, beendete ich keines davon. Ich war sehr betrübt, dass mich offensichtlich nichts mehr zu fesseln und meine aufmerksamkeit zu binden vermochte.
Glücklicherweise dauert kein zustand ewig, so auch dieser nicht. Im nachhinein wurde mir klar, dass jedes thema seine zeit hat und auch braucht und dass bestimmte erfahrungen bedingungen und voraussetzungen für andere erst schaffen müssen.
Danach kaufte ich mir im laufe der jahre eine kleine bibliothek zusammen, habe seitdem viele hochinteressante bücher gelesen und mein unruhiger geist braucht immer wieder nahrung.
So stosse ich von einem aufs andere, entwickle neue interessen, vertiefe aber auch bekanntes und werde dadurch immer reicher.
Es fühlt sich gut und richtig an, dass etwas in meinem innern - ähnlich einem kompass - weiss, wo es langgeht und was mich glücklich macht.:blume:
 
Der film eben war sehr eindrücklich und ich habe ihn mir angesehen, weil ich - allerdings nicht persönlich - in so eine geschichte involviert war.
Wie mit dieser schweren behinderung umgehen, wie entscheiden?
Ich bin so froh, nie vor dieser entscheidung gestanden zu haben und doch hätte ich es ganz anders gemacht, als ich es seinerzeit im umfeld erlebt hatte.
Ich würde es so machen wie die Annette im film.
Genau so.

Diese phasen durchleben, jede einzelne. Das unvermeidliche und gegebene nicht wahrhaben wollen, meine wut und trauer rausschreien. Ich würde darüber reden und darüber weinen. Ich würde mich informieren und doch jeden moment wissen, dass ich den schritt nicht tun würde, auch, wenn er im umfeld vielleicht erhofft oder erwartet würde. Nicht, weil ich zu feige wäre, nein, weil ich es nicht kann und auch nicht will. Weil es in meinen augen nicht der richtige weg wäre.
Mutter werden, das ist eine entscheidung, das ist ein weg und sei er auch noch so kurz. Man kann diesem 'weg', diesem prozess, nicht ausweichen, weil er ja schon entstanden ist. Weil die liebe kommt, ob man will oder nicht und mit ihr ein band, das sich nicht einfach zerreissen oder verleugnen lässt.
Ich würde das kleine sehen und in den arm nehmen wollen, ihm in der zeit, die ist, meine liebe, wärme und nähe schenken.

Sehr eindrücklich im film der liebende vater, seine anfängliche nüchternheit, sein versteckter schmerz, seine fürsorge und wie er schlussendlich hinter der gemeinsamen entscheidung steht.
Ein film über das abschied nehmen, vor dem richtigen kennenlernen.
Aber auch ein film über die richtige reihenfolge.
Ein film ohne happyend - oder doch?:blume:

Nur eine handvoll Leben, 23.03.2016
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werbung:
Von jedem blickwinkel, den man einnimmt, hat man eine grandiose aussicht. Sei es ein spektakulärer rosenstrauch mit duftenden blüten, sei es der blick über die hügelig landschaft in ihren verschiedenen grüntönen, sei es die fasade eines der alten steinhäuser, die im obersten gebälk schwalbennester beherbergen oder sei es die allee, die von Zypressen gesäumt und von einem schmiedeisernen tor gesäumt ist.
Die alten steinhäuser, kleinere, grössere oder mit rundtürmen nd kleinen fenstern schmiegen sich aneinander. Geht man in den alten gassen zwischen ihnen hindurch, entdeckt man immerzu neue und unbekannte winkel, die neue perspektiven eröffnen. Ein versteckter innenhof, der die sonne aussperrt, ein farbenfroher blumentopf, ein sich räkelnde katze.
Die luft ist erfüllt vom geruch wilden Thymians und überall wächst Zitronenmelisse und Basilikum. Auch an warmen tagen weht eine leichte brise, da das dorf auf einer anhöhe liegt.

Ich kann sie noch jetzt spüren und die kräuter riechen, wenn ich hier in den regen hinausblicke. Wie schön, dass es möglich ist, als diese eindrücke zu verwahren, wie schätze, die von innen heraus leuchten.:flower2:
 
Zurück
Oben