Die Anwesenheit einer Frau, oder die Erinnerung an ein Frau, sorgen normalerweise beim Einsiedler, der diese Welt zur spirituellen Läuterung verlassen hat, für sinnliche Gedanken und berauben ihn um die Früchte seiner Entbehrungen. Es ist sehr schwer, das Vorhandensein der subtilen Sinneslust im Verstand von anderen, besonders bei einem spirituellen Einsiedler zu erkennen, aber der Blick, die Stimme, die Gesten, der Gang und das Verhalten können einen Anhaltspunkt geben. Bedenke, wie Yogi Bhartrihari weinend während seiner spirituellen Praxis zu Gott flehte: "O mein Gott! Ich verließ meine Frau, mein Heim. Ich lebe von Blättern, Früchten und Wurzeln. Die Erde ist mein Sofa. Der blaue Himmel ist mein Baldachin. Die Unterkunft ist meine Bekleidung. Aber die Leidenschaft hat mich nicht verlassen." So ist die Energie der Leidenschaft.
Die Heilige Julia Eustochium
Eustochium, Julia, Heilige, um 368 nach Christus in Rom aus altadeligem Geschlecht, † 28.9. 420 nach Christus in Bethlehem. Eustochium wurde von ihrer Mutter, der heiligen Paula, und deren Freundin Marcella fromm erzogen. Sie faßte früh den Entschluß, jungfräulich zu leben, und wurde darin bestärkt durch den Heiligen Hieronymus, der während seines Aufenthalts in Rom (382-385) in ihrem Haus wohnte und für sie seine Abhandlung »De virginitate« schrieb. Als Hieronymus 385 nach Antiochia reiste, folgte ihm dorthin etwas später Paula mit ihrer Tochter Eustochium.
Unter seiner Einwirkung hatten die beiden beschlossen, ihre vornehme Umgebung in der Weltstadt des Westens ganz zu verlassen und in der Nähe der heiligen Stätten, wo der Herr gelebt und gelitten habe, ihre Tage zu beschließen. Mit Hieronymus unternahmen sie 385/86 eine Pilgerfahrt in das Heilige Land und nach Ägypten, wo sie die Einsiedler der nitrischen Wüste aufsuchten. Paula und ihre Tochter Eustochium ließen sich für dauernd in Bethlehem nieder und lebten dort in regem Umgang mit ihrem geistlichen Berater Hieronymus. Paula gründete außer mehreren Pilgerhospizen ein Mönchs- und drei Nonnenklöster, von denen sie eins leitete. Als ihre Mutter 404 nach Christus starb, übernahm Eustochium die Leitung der drei Nonnenklöster. Sie wird als Heilige verehrt. Ihr Fest ist der 28. September.
Der Heilige Hieronimus
Der Heilige Hieronymus (347 n. Chr. - 30. September 420 n. Chr.) wurde in Stridon (heute Kroatien) geboren, studierte in Mailand und Rom Grammatik, Rhetorik und Philosophie und setzte sein Studium in Trier fort, wo er das Klosterleben kennen lernte, dann in Aquileia (Norditalien), wo er sich 373 dem asketischen Bund "Chor der Seligen" anschloss. Eine Wallfahrt ins Heilige Land führte ihn für fünf Jahre zu Einsiedlern in die Wüste Chalkis bei Aleppo, dem heutigen Halab in Syrien.
35 Jahre lang wirkte der Heilige Hieronymus zurückgezogen als Mönch, aber mit intensiver schriftstellerischer Tätigkeit. Er wurde zu einem der bedeutendsten Theologen aller Zeiten, oft in seiner Gelehrsamkeit mit Augustinus verglichen; seiner Briefe an diesen sind erhalten. Auf Hieronymus zurück geht die Unterscheidung der Mönche in Anachoreten - das sind die urchristlichen Asketen, die sich aus allen menschlichen Bindungen lösen, um in Askese und Gebet zu leben - und Eremiten - das sind jene, die gemeinsam in einer Mönchssiedlung leben und gewisse Regeln befolgen.
Jerome (Hieronymus, bürgerlicher Name: Eusebius Sophronius Hieronymus, franz.: Jerome, Kirchenlehrer, Heiliger) schreibt über die jungfräuliche Heilige Eustochium, über ihren Kampf mit der Enthaltsamkeit und die Energie der Sinneslust: "Wie oft stellte ich mir in der Wüste, in dieser unermesslichen Einsamkeit, die durch die Hitze der Sonne verbrannte, in einem schrecklichen Kloster lebend vor, an den Wonnen Roms teilzuhaben! Aber ich war allein. Meine Glieder wurden durch einen erbärmlichen Sack bedeckt und meine Haut war so schwarz wie die der Äthiopier (Ostafrika).
Täglich weinte und stöhnte ich. Und wenn mich wiederwillig der Schlaf überkam, lag mein magerer Körper auf der bloßen Erde. Gar nicht zu sprechen erst von meiner Ernährung und den Getränken in der Wüste. Auch Invaliden haben keine Getränke, aber sie haben kaltes Wasser. Da ich mich aus Furcht vor der Hölle selbst zu diesem Gefängnis, zu deren Gesellschaft Skorpione und wilde Tieren gehören, verurteilt hatte, hatte ich häufig die Phantasie, mitten unter einer Gruppe Mädchen zu sein. Mein Gesicht war blass vom Fasten und in meinem Verstand entflammte das Feuer der Sinneslust, welches bereits tot zu sein schien.“ So ist die Energie der Sinneslust.
Der Verstand ist der Same der Welt. Es ist der Verstand, der diese Welt gestaltet. Die Welt existiert hauptsächlich innerhalb deines Verstandes. Die Bilder der Objekte werden von deinem Verstand entworfen. Der Verstand erzeugt Wünsche und Phantasien, wenn er diese Objekte nicht erhalten kann und richtet damit großen Schaden an. Sind deine Gedanken aber vollständig auf Gott gerichtet, dann stirbt die Verhaftung an alle sinnlichen Objekte.
Lebten die Yogis meist in den Wäldern, in den Höhlen des Himalaya oder in Klöstern, so lebten Jesus und Mohammed zur Kontemplation und um zu fasten für längere Zeit in der Wüste. Auch die ersten moslemischen Sufis und frühchristlichen Mönche lebten meist in der Wüste. Die jüdischen Rabbiner werden niemals müde, die Bedeutung dessen zu unterstreichen, dass ihnen die Zehn Gebote und die Tora am Berge Sinai in der öden Wüste geschenkt wurden.
Practice of Brahmacharya