Meditation und Sex

Kalihan schrieb:
Lieber Opti

Zweierlei erschwert mir die Verständigung mit dir.
1. Dass bei dir die Befürwortung der Sexualität dermaßen mit Sexabhängigkeit gekoppelt ist.
2. Dass du Sexualität auf die physische Ebene reduzierst.

Vielleicht mangelt es dir an entsprechenden Erfahrungen, die dir etwas andres auch in den Bereich des Möglichen rücken lassen...

Der Orgasmus kann als höchst spirituelles Ereignis von Verbindung und Auflösung des Ego empfunden werden. Das ermöglicht Einheitserfahrung, die zwar vorrübergehend ist, aber im Bewusstsein als Erfahrung bleibt und auch für das Zusammenleben wertvoll ist. Warum also Sexualität nicht als Gottesgeschenk ehren und ganzheitlich (körperlich, seelisch, geistig, spirituell) verbindend erleben?

Bestätigen kann ich aber, dass ich zu Zeiten vertiefter Meditation meist kein Bedürfnis nach sexueller Verbindung habe, da ich mich ohnehin verbunden fühle. Das lässt aber nicht den Umkehrschluss zu, dass gelebte Sexualität prinzipiell unspirituell sei oder spirituelles Wachstum behindere. Ich bin auch nicht gegen den Weg des Brahmanen. Die radikale Ausschließlichkeit finde ich allerdings unnötig. Es gibt verschiedene gangbare Wege, die meinen Respekt haben.

LG Kalihan

Ich habe im Prinzip nichts dagegen, wenn jemand Sexualität praktiziert. Wenn man aber das höchste spirituelle Ziel erlangen möchte, und das wollen im Prinzip alle Menschen, dann erfordert dies, dass man die Verhaftung an die Sexualität vollkommen ablegt. Warum also gibst du dich mit einem Orgasmus von ein paar Sekunden zufrieden, wenn die Seligkeit dein ganzes Leben begleiten könnte? Aber die Menschen sind in der Regel so sehr in ihrer Sexualität gefangen, dass sie nicht die Kraft haben, sich davon zu befreien. Und dann kommen all die Ausreden und Entschuldigungen, die man immer wieder hört.
 
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opti schrieb:
Du bist so in deiner Sexualität gefangen, dass du nicht einmal erkennst, was Osho für ein Schwindler ist. Wenn du deine Osho-Phase einmal genau so abgelegt hast, wie alle deine anderen Phasen vorher, weil du erkennst, dass sie nicht zum Ziel führen, dann bist du vielleicht wieder offen, neue Gedanken aufzunehmen. Ich weiß nicht, wie viele Jahre du noch im Kreis laufen musst, um zu erkennen, dass dich der Weg nicht weiter bringt.

Wenn du aber meinst, sexuelles Begehren sei gottgewollt, dann erkläre mir doch bitte einmal, warum Erleuchtete kein sexuelles Begehren empfinden.

Aus Deiner letzten Frage schließe ich das Du mich nicht verstanden hast.
Ich habe gesagt das es ein Frage der Entwicklung ist und sich dieses Kapitel im Laufe der fortschreitenden Entwicklung quasi "von selbst" schließt und sich damit zugleich ein neues öffnet. Wie beim umblättern einer Seite ist die ein fließender Übergang der für einen gewissen Zeitraum vier Seiten erkennen lässt und nicht nur zwei.
Für mich schließt dieser Prozess oder der Weg oder wie auch immer den ganzen Menschen ein. Einem Teil Verzicht aufzuzwängen heißt noch lange nicht das dieser Teil deshalb in seiner Entwicklung reif für diesen Schritt ist.
Und wie ein trotziges Kind wird sich dieser Teil, gerade weil er gezwungen wird etwas zu tun was er noch nicht lassen will, wehren und den Schritt eher verlangsamen als beschleunigen.

Kreisverkehr? Realismus?

LG
Voice
 
Hallo Opti,

Wenn du meinst, dass "die sozialisationsbedingte Suchtkonstitution ( sei es Rauchen, Spielen, Arbeiten, Anerkennung, ... Sucht im weitesten Sinne) die Sexsucht bedingt", dann kann ich dieser These nicht zustimmen. In meinen Augen ist die Sexsucht allein auf eine Veränderung der Physiologie zurückzuführen. Es ist so ähnlich, wie bei der Drogensucht. Zuerst empfindet man die Drogen als angenehm und hat nicht das Gefühl, davon süchtig zu werden.

Also Opti, da muss ich dir widersprechen.

1. Du isolierst hier einen physiologischen Akt, der als solcher niemals stattfindet. Ein physiologischer Akt ist immer in einen psychischen und einen sozialen Akt eingebunden.
2. Die Einnahme eines Stoffes führt nicht notwendig zu einer Sucht.

Ein Beispiel: Ich sitze in meinem Zimmer, setze mir eine Line Speed auf ein Brettchen und schniefe es.
Das ist ein sozialer Akt (mein Zimmer, die Beschaffung und Herstellung des Stoffe, ect. ) Das ist ein psychischer Akt (ich erlebe es, etc.) Und das ist ein physiologischer Akt.

Und ganz distanziert und ahistorisch betrachtet, muss es hierbei nicht notwendig zu einer Sucht kommen.
Bei dem einen führt dies zu einer Sucht, bei dem anderen nicht:
entscheidend hierbei ist die Konstitution des Menschen, die einerseits genetisch, aber andererseits durch die Sozialisation stark bedingt wird.
Das ist erst einmal die ahistorsiche Theorie.

Jetzt die historische Gegenwart:
Meine These ist, dass in unserer Gesellschaft nahezu alle Menschen eine Sucht-Konstitution entwickeln, mit der sie mehr oder weniger pragmatisch umgehen (Fernsehen, Internet, Rauchen, Sex, Konsum generell, etc.). Bei manchen führt dies zu starken Süchten, die nicht mehr kontrolliert werden können.
Letztlich liegt bei allen eine mindestens latente Suchtkonstitution vor.
Fraglich ist wie man aus der Sucht raus kommt und die Frage ist zunächst, wann und wie erkennt man, dass man hier raus kommen möchte.
Der eine merkt das mit 18, der andere mit 25, der andere mit 35, 45 der andere nie. Der eine leidet sein Leben lang darunter, der andere findet ein für ihn selbst lebbares Level und wieder ein anderer findet Befreiung.

Kalihans Sicht scheint mir zu optimistisch (vor allem was die Sozialisation angeht, weniger was die spirituelle Praxis angeht). Und deine Sicht, die Du hier nun vertrittst (nicht die Sicht in den erwähnten Beiträgen) scheint mir viel zu reduktionistisch: Wirklichkeit besteht aus mehr als physiologischen Prozessen.

Das ist nur ein guter Rat: Frage dich doch mal, worum es dir hier im Thread geht, was Du erreichen möchtest, warum du jetzt diese These vertrittst und ob deine Position zu dem Ziel führt.

Liebe Grüße :liebe1:
E.
 
voice schrieb:
Aus Deiner letzten Frage schließe ich das Du mich nicht verstanden hast.
Ich habe gesagt das es ein Frage der Entwicklung ist und sich dieses Kapitel im Laufe der fortschreitenden Entwicklung quasi "von selbst" schließt und sich damit zugleich ein neues öffnet. Wie beim umblättern einer Seite ist die ein fließender Übergang der für einen gewissen Zeitraum vier Seiten erkennen lässt und nicht nur zwei.
Für mich schließt dieser Prozess oder der Weg oder wie auch immer den ganzen Menschen ein. Einem Teil Verzicht aufzuzwängen heißt noch lange nicht das dieser Teil deshalb in seiner Entwicklung reif für diesen Schritt ist.
Und wie ein trotziges Kind wird sich dieser Teil, gerade weil er gezwungen wird etwas zu tun was er noch nicht lassen will, wehren und den Schritt eher verlangsamen als beschleunigen.

Kreisverkehr? Realismus?

LG Voice

Dreh dich ruhig noch ein paar Jahre im Kreis und warte darauf, dass die sexuelle Verhaftung sich von selbst legt. Mir ist kein Mensch bekannt, bei dem das je passiert ist. Mir sind aber sehr viele Menschen bekannt, die bis ins hohe Alter jedem Rock hinterher laufen. Jeder neue Orgasmus entfacht die Glut auf's neue. Und die wird sich hüten, sich einfach in die Büsche zu verdrücken. Die wird dich piesacken, bis an dein Lebensende. Und du wirst bis an dein Lebensende darunter leiden.

Und wieso glaubst du über Brahmacharya urteilen zu können? Du hast doch keinerlei Erfahrungen damit.
 
Energeia schrieb:
1. Du isolierst hier einen physiologischen Akt, der als solcher niemals stattfindet. Ein physiologischer Akt ist immer in einen psychischen und einen sozialen Akt eingebunden.
2. Die Einnahme eines Stoffes führt nicht notwendig zu einer Sucht.

Frage dich doch mal, worum es dir hier im Thread geht, was Du erreichen möchtest, warum du jetzt diese These vertrittst und ob deine Position zu dem Ziel führt.

Selbstverständlich erzeugen einige Drogen unwillkürlich ein Suchtverhalten. Beim einen eher, beim anderen dauert es etwas länger. Das gleiche gilt für die Sexualität. Wie erklärst du dir denn die Sexsucht?

Leider weiß ich nicht genau, was du meinst, wenn du fragst, ob meine These zum Ziel führt.
 
Opti? Kannst du mir einmal etwas erklären?

Was für Erlebnisse oder Erfahrungen lassen dich darauf schließen, daß die MEISTEN MENSCHEN süchtig nach sexueller Vereinigung sind? Nicht jeder, der gern einmal ein gutes Achterl Roten trinkt, ist gleich ein Alkoholiker...

Und: Kannst du dir eventuell vorstellen, daß die Mehrzahl der Menschen einfach gesunden Spaß an einem normalen Geschlechtsleben hat? Der sich mit zunehmendem Alter wandelt in natürliches Loslassen, weil eben ausgeLebt? Und daß das genau das ist, was deine Yogis in den 4 Stadien auflisten? Eine gesunde Einstellung zum Leben, ohne Krampf und zusammengebissene Zähne "ichmußaberjetztenthaltsamseinweilichnursoerleuchtetwerdeunddasmußmirgefallen"?
 
Unsere Wahrnehmungen, unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen werden von Botenstoffen getragen, weitergeleitet und »verarbeitet«. Die Botenstoffe ermöglichen den Informationsaustausch zwischen den Millionen und Abermillionen Nervenzellen, die sich in einem ständigen »Dialog« aufeinander abstimmen. In diesem Dialog fungieren die Botenstoffe gewissermaßen als »Wörter«. Denken, Fühlen und Handeln ist ohne Botenstoffe nicht möglich. Und es sind Botenstoffe, die die ankommenden Botschaften im Bereich der Synapse genau registrieren und für die Informationsspeicherung sorgen: Dies ist die Grundlage für unser Gedächtnis. Wenn wir einen neuen, selbst sehr einfachen Vorgang in unser Gedächtnis aufnehmen wollen (z. B. die Erklärung der Schlüssel für ein uns fremdes Haus), dann werden die Synapsen von Millionen von Nervenzellen (und damit unzählige Botenstoffe) unterschiedlich intensiv in Erregung versetzt. Der menschliche Körper produziert eine Vielzahl von Botenstoffen, nicht nur in den Synapsen, nicht nur im Gehirn, sondern in allen Organen, in allen Körperregionen.

Bei der laborchemischen Suche nach neuen erfolgreichen Antidepressiva, Schmerz- oder Beruhigungsmitteln eröffneten sich bahnbrechende Erkenntnisse, die eigentlich gar nicht im Sinne des ursprünglichen Forschungsauftrags lagen. Der menschliche Körper - so zeigte sich - produziert eigene Psycho- Drogen: beispielsweise schmerzstillende, morphinähnliche Stoffe (Endorphine) oder angstlösende, valiumähnliche Substanzen (das sog. Endovalium) oder LSD-ähnliche endogene Drogen oder anregend wachmachende Neurohormone (z.B. Noradrenalin) oder phantasiefördernde Transmittermoleküle (z. B. Dopamin). Weltweit konzentrierten sich Biochemiker, Neurophysiologen und Pharmakologen in hochtechnisierten Forschungslabors auf die sensationellen Fähigkeiten des eigenen Körpers: der Mensch als autonomer Pharmaka- und Drogenproduzent.

Ein Gedanke wird von Milliarden Transmitter-Molekülen getragen, ähnlich ist es mit unseren Gefühlen, die durch unterschiedlich hohe Konzentrationen der verschiedenen Transmitter erzeugt werden. Für wohlgelaunte, unternehmungsfreudige Aufgewecktheit sorgt u. a. der Transmitter Noradrenalin, für ruhige, melancholische Beschaulichkeit ist der Botenstoff Serotonin verantwortlich, und ein Überschuß an Dopamin führt zu übersteigerter Phantasie und emotionaler Hyperaktivität.

Mit anderen Worten, in erster Linie unterliegt unser Denken Fühlen und Empfinden dem Einfluss der Hormone und Neurotransmitter (Dopamin, Noradrenalin, Endorphine, Acetylcholin, Oxytocin, Sexualhormone, Melatonin, Serotonin, Acetylcholin, Kinine und vielen anderen Transmittern). Ob es darüber hinaus noch eine übersinnliche Ebene gibt, kann natürlich niemand beantworten. Mir ging zum Beispiel gestern durch den Kopf, ob diese übersinnliche Ebene zum Beispiel so etwas wie die Weisheit sein könnte. Wie hätte man sich dann diese Weisheit vorzustellen? Wäre diese Weisheit wirklich etwas, was man anbeten sollte?
 
opti schrieb:
Mit anderen Worten, in erster Linie unterliegt unser Denken Fühlen und Empfinden dem Einfluss der Hormone und Neurotransmitter (Dopamin, Noradrenalin, Endorphine, Acetylcholin, Oxytocin, Sexualhormone, Melatonin, Serotonin, Acetylcholin, Kinine und viele anderen Transmittern). Ob es darüber hinaus noch eine übersinnliche Ebene gibt, kann natürlich niemand beweisen. Mir ging zum Beispiel gestern durch den Kopf, ob diese übersinnliche Ebene zum beispiel so etwas wie die Weisheit sein könnte. Wie hätte man sich dann diese Weisheit vorzustellen? Wäre diese Weisheit wirklich etwas, was man anbeten sollte?

Wenn ich mir dieses riesige Gebäude von zusammenpassenden Strukturen und bis ins kleinste Detail sinnvoll anmutenden Funktionen, das du hier ansprichst, so vergegenwärtige, frag ich mich immer, warum eigentlich die "über"-sinnliche Weisheit suchen - ist nicht genug Weisheit in diesem sinnlich erfahrbaren Bereich vorhanden? Und anbeten - ich weiß nicht. Ehrfurchtgebietend ist diese Weisheit. ob man sie auch noch anbeten muß, bezweifle ich. Ich meine, es genügt, sie sich bewußt zu machen und sie bewußt zu erleben.
 
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Kinnaree schrieb:
Opti? Kannst du mir einmal etwas erklären?

Was für Erlebnisse oder Erfahrungen lassen dich darauf schließen, daß die MEISTEN MENSCHEN süchtig nach sexueller Vereinigung sind? Nicht jeder, der gern einmal ein gutes Achterl Roten trinkt, ist gleich ein Alkoholiker...

Und: Kannst du dir eventuell vorstellen, daß die Mehrzahl der Menschen einfach gesunden Spaß an einem normalen Geschlechtsleben hat? Der sich mit zunehmendem Alter wandelt in natürliches Loslassen, weil eben ausgeLebt? Und daß das genau das ist, was deine Yogis in den 4 Stadien auflisten? Eine gesunde Einstellung zum Leben, ohne Krampf und zusammengebissene Zähne "ichmußaberjetztenthaltsamseinweilichnursoerleuchtetwerdeunddasmußmirgefallen"?

Von wegen mit dem Alter ausgelebt. Schau dich dich hier im Forum um. Viele haben oft das 40. bzw. 50. Lebensjahr überschritten und rennen immer noch wie wild der Sexualität hinterher. Und die werden sich auch nicht an die 4 Lebensstadien halten, sondern bis an ihr Lebensende dem Sex hinterher laufen. Und das nennst du keine Sexsucht? Ich kann dafür kein anderes Wort finden.

Bist du etwa ehemalige Osho-Sanyassin oder etwas ähnliches?
 
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