Meditation und Sex

TopperHarley schrieb:
Ja, sehe ich aus so. Ich denk mir manchmal wie schwer es die Kleinen in dieser hektischen, erfolgsorientierten, schnelllebingen Zeit haben müssen. Und wenn sie nicht die erforderliche Liebe und Aufmerksamkeit von den Eltern erhalten, dann wäre es nur verständlich, dass sie ihre innere Leere mit anderen stimulierenden Dingen zu füllen versuchen, wie Drogen, Alkohol oder Sex.

lg
Topper
Wißt ihr was? Ich hab ja erzählt, dass ich wieder ein Kind bin. Das mag man nachvollziehen können oder nicht, ich kann das nur so annehmen, weil ich sonst schon längst krepiert wäre und das jeden Tag so empfinden müßte. Und mir fällt auf, dass ich weinen muss, wenn erwachsene Männer und Frauen wie ihr so über Kinder schreibt, weil das für mich die Gespräche sind, die meine Eltern bestimmt nie geführt haben. Und ihr macht mich deshalb alle sehr glücklich. Ich danke Euch allen sehr.:liebe1:
 
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opti schrieb:
fckw schrieb:
Warum sollte der Wunsch nach Seligkeit und Harmonie mit der natürlichen Neigung nach Seligkeit und Harmonie übereinstimmen?
Die Frage muss jeder für sich selbst beantworten.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass meine Frage nicht-trivialer Natur (und darum ernstgemeint) ist. Wenn wir das Enthaltsamkeitsthema nehmen und von der Richtigkeit von opti's These ausgehen, dass ohne diese keine spirituellen Fortschritte gemacht werden können, dann stellt sich nämlich die Frage, was tatsächlich der Wunsch einer Person ist. Angenommen, jemand sagt, er würde nicht gerne mit dem Auto zur Arbeit fahren, und er könnte durchaus die öff. Verkehrsmittel nehmen, und trotzdem fährt er mit dem Auto zur Arbeit, dann muss daraus geschlossen werden, dass für ihn die Vorteile überwiegen mit dem Auto zu fahren. Ich gehe üblicherweise davon aus, dass Menschen Motive haben für ihr Tun und Lassen.

Wenn also alle Welt behauptet, sie sei an Seligkeit und Harmonie interessiert (und angenommen opti's Behauptungen sind richtig, dass alleine sexuelle Enthaltsamkeit plus ein paar Dinge mehr zu echter Seligkeit und Harmonie führen können), dabei aber ständig die Voraussetzungen zerstört, dann muss ernsthaft an der Motivation gezweifelt werden. Wäre die Motivation echt, so würden die Menschen in diesem Szenario es locker in Kauf nehmen, dass sie ausser zur Zeugung von Nachwuchs keinen Sex mehr haben würden. Der Preis würde ihnen gar nicht hoch erscheinen. Da aber die Menschen nicht dieses Verhalten an den Tag legen (und immer noch unter der Annahme der Richtigkeit von opti's Behauptung), muss daraus geschlossen werden, dass ihr Wunsch nach Seligkeit und Harmonie NICHT (!!) mit der natürlichen Neigung übereinstimmt. Ihr WAHRER Wunsch wäre demgemäss, wie die Karnickel herumzuficken, und es wäre bloss ein sekundärer Wunsch nach Seligkeit und Harmonie vorhanden.

In diesem Fall aber haben wir es mit einer reichlich schizophrenen und bizarren Welt zu tun, mit einem Rätsel, das offen vor uns liegt: Wie kann es sein, dass Menschen zwar einen Wunsch verspüren oder dies zumindest behaupten, der ihrer natürlichen Neigung auch entspricht, sie aber dennoch nicht ihrem Wunsch und ihrer Neigung gemäss handeln?

(Dieses Beispiel kann übrigens unter ökonomischen Gesichtspunkten abgehandelt werden. Es läuft darauf hinaus, dass Menschen offenbar entweder kurzfristige Nutzenmaximierer sind, oder aber opti's Behauptung, sexuelle Enthaltsamkeit sei eine notwendige Bedingung zur Erreichung von Seligkeit und Harmonie, falsch ist.
Edit: Eine dritte Möglichkeit gibt's auch noch: Die Menschen sind irrational.)
 
fckw schrieb:
Warum sollte der Wunsch nach Seligkeit und Harmonie mit der natürlichen Neigung nach Seligkeit und Harmonie übereinstimmen?
Hier versteckt sich für mich eine unglaublich kluge Erkenntnis, die ich auch für mich in Anspruch nehme. Nämlich die Frage: ist nicht die natürliche Neigung eines Wesens nach Seligkeit und Harmonie grundsätzlich jedem "eigenen" Streben in Folge des Beschreitens eines "Weges" meilenweit überlegen? Und: wie genau "erfasse" ich diese natürliche Neigung des Wesens nach Selig- und Heiligkeit, wie kann ich das "packen" und einfach "geschehen lassen"? Denn wenn es so eine "natürliche Haltung" für gottgegebenes spirituelles Wachstum gäbe, dann würde das ja eine sehr "vereinende" Aussage haben.
 
toak schrieb:
...aber ,wenn alle sich nur noch selber antworten ,wo bleibt der dialog,der mir persönlich heilig ist.

toak:)
Na im Austausch des eigenen Inhaltes und im natürlichen und nicht feindlichen Vermengen der Erfahrungsinhalte der Diskussionsteilnehmer. "Dia-log" ist ja ein "Bildsinn", der sich eben über Texte vermittelt. Nimmt man diesen "Bildsinn" auf und kocht das Süppchen des anderen einfach weiter, ohne ständig an der Suppe des anderen herumzukritisieren, dann ist das eine wesentlich höherwertige Art (engl. "Kunst") zu kommunizieren als man das sonst so kennt. Das käme dann eher der "Meditation" gleich als das, was wir hier im Thread bisher beobachten konnten. Da war eben Meditation vor allem mal durch opti-Bewußtsein geprägt. Jetzt mal zum Thema zu kommen und wirklich intim miteinander zu werden wäre doch interessant. Das "erhebt" dann den Sex auf eine geistige Ebene der Konjugation, die sich auch im Wort- gerade da- ausdrücken kann.
 
opti schrieb:
Du magst recht haben, dass der Titel des Threats vielleicht falsch gewählt war. Vielleicht hätte ich ihn anders benennen sollen. Aber ich habe Walter ja ohnehin darauf angesprochen, ob ich nicht einen Threat über Brahmacharya eröffnen kann. Mal sehen, wie er darauf reagiert. Aber wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass das ein sehr schwieriges Thema ist. Gestern abend habe ich z.B. eine Fernsehsendung über Franz von Assisi und die heilige Klara gesehen. Dort trat auch ein Mönch auf, der sagte, dass die Laien das Gebot des Brahmacharya nicht verstehen würden. Und genau das ist hier das Problem. Sie können und wollen es nicht verstehen. Und leider sind sie oftmals nicht in der Lage, sachlich darüber zu diskutieren und es gleitet immer wieder auf die persönliche Ebene ab. Und das habe ich soweit ich das konnte, zu vermeiden versucht. Die Leute wollen immer nur in den Arm genommen werden. Aber ich möchte hier nicht das Kindermädchen spielen, sondern eine inhaltliche Diskussion führen.
Schau mal, "Laien" verstehen auch die Einsteinsche Relativitätstheorie nicht und deshalb käme ich auch nicht auf die Idee, sie in einem Thread über die Grundrechenarten zu erklären und immer wieder darauf zu bestehen, dass der Mann recht hat. Hat er nämlich nicht, wie wir wissen. Seine Gedanken sind bisher nicht zu einem schlüssigen Ende zu führen. Genauso wenig wie das Brahmacharya, wenn man es auf alle Menschen anwenden würde, zu einem guten Ende für die Menschheit führen würde. Wie schon sehr oft betont wurde, würde die Menschheit aussterben, wenn sich jeder mit Deinem Thema beschäftigen müßte.
 
Trixi Maus schrieb:
Hier versteckt sich für mich eine unglaublich kluge Erkenntnis, die ich auch für mich in Anspruch nehme. Nämlich die Frage: ist nicht die natürliche Neigung eines Wesens nach Seligkeit und Harmonie grundsätzlich jedem "eigenen" Streben in Folge des Beschreitens eines "Weges" meilenweit überlegen? Und: wie genau "erfasse" ich diese natürliche Neigung des Wesens nach Selig- und Heiligkeit, wie kann ich das "packen" und einfach "geschehen lassen"? Denn wenn es so eine "natürliche Haltung" für gottgegebenes spirituelles Wachstum gäbe, dann würde das ja eine sehr "vereinende" Aussage haben.

Man könnte das auf eine einzige Frage komprimieren, nämlich: was will ich wirklich ? oder Was will ich eigentlich ? Das sind zwei fragen, die äußerst schwer zu beantworten sind, sofern man dazu bereit ist, ihr ehrlich zu begegnen.
 
ElaMiNaTo schrieb:
Man könnte das auf eine einzige Frage komprimieren, nämlich: was will ich wirklich ? oder Was will ich eigentlich ? Das sind zwei fragen, die äußerst schwer zu beantworten sind, sofern man dazu bereit ist, ihr ehrlich zu begegnen.
Ich würde aber noch hinzufügen: Was will ich wirklich, und wie komme ich dorthin? Beide Aspekte sind eben wichtig. Alleine schon zu wissen, was ich will, ist schwierig, da geb ich dir vollkommen recht. Aber wenn ich's einmal weiss, dann weiss ich ja noch nicht zwingend, wie ich's erreiche. Das finde ich auch so interessant im Buddismus: Buddha sagte, Unwissenheit sei einer der Grundfaktoren (wenn nicht der wichtigste überhaupt), der dazu führt, dass Menschen leiden. Und das ist offenbar richtig so, wie ich je länger je klarer sehe. Die Menschen sind darum nicht glücklich, weil sie eigentlich gar nicht wissen, wie sie es sein sollen. Nicht aus böser Absicht, nicht aus Gier, nicht aus Faulheit oder Dummeheit, sondern einfach aus der schlichten Tatsache heraus, dass sie die Welt und sich selbst nicht richtig wahrnehmen und sie auch nicht wissen, dass sie das tun und auch nicht wissen, wie sie das ändern könnten.

Es geht im Kern genau um diese Frage:
Trixi Maus schrieb:
Und: wie genau "erfasse" ich diese natürliche Neigung des Wesens nach Selig- und Heiligkeit, wie kann ich das "packen" und einfach "geschehen lassen"?
 
ElaMiNaTo schrieb:
Man könnte das auf eine einzige Frage komprimieren, nämlich: was will ich wirklich ? oder Was will ich eigentlich ? Das sind zwei fragen, die äußerst schwer zu beantworten sind, sofern man dazu bereit ist, ihr ehrlich zu begegnen.
Wenn man die beiden Fragen wieder reduziert dann kommt man zu einer Essenz: Wer bestimmt eigentlich meinen Willen? (was will ich?, will "ich" was? Was ist "ich?)
Und da bin ich wieder bei meiner lieben Thematik der "Medieninhalte". Wir kriegen doch alle von unseren Informationsträgern im Außen (=Medien, also Eltern, Gesellschaft mit Moral und Ethik, Fernsehen etc.) als Kinder Inhalte verpasst, die uns dann prägen und unserem Handeln einen Rahmen geben. Ich empfinde diesen Rahmen, der den Kindern heute gegeben wird also sehr unnatürlich und als mittlerweile vollkommen unbrauchbar für das Fortbestehen einer Gesellschaft. Das sieht man ja auch an der wachsenden Zahl von unfruchtbaren Paaren und an der Abnahme der männlichen Spermamenge, die wirklich mehrere Milliliter in den letzten 25 Jahren beträgt- wenigstens in einer klassischen westlichen Konsumgesellschaft.
 
fckw schrieb:
Ich würde aber noch hinzufügen: Was will ich wirklich, und wie komme ich dorthin? Beide Aspekte sind eben wichtig. Alleine schon zu wissen, was ich will, ist schwierig, da geb ich dir vollkommen recht. Aber wenn ich's einmal weiss, dann weiss ich ja noch nicht zwingend, wie ich's erreiche. Das finde ich auch so interessant im Buddismus: Buddha sagte, Unwissenheit sei einer der Grundfaktoren (wenn nicht der wichtigste überhaupt), der dazu führt, dass Menschen leiden. Und das ist offenbar richtig so, wie ich je länger je klarer sehe. Die Menschen sind darum nicht glücklich, weil sie eigentlich gar nicht wissen, wie sie es sein sollen. Nicht aus böser Absicht, nicht aus Gier, nicht aus Faulheit oder Dummeheit, sondern einfach aus der schlichten Tatsache heraus, dass sie die Welt und sich selbst nicht richtig wahrnehmen und sie auch nicht wissen, dass sie das tun und auch nicht wissen, wie sie das ändern könnten.
Jau, für mich ist das ein allgemeines Machtlosigkeitsproblem. Nur bin ich persönlich ja ziemlich sicher, dass Enthaltsamkeit das Problem keinesfalls lösen wird, weil unsere Geellschaft unsere Umstände schafft und nicht die frage unserer sexuellen Frequenz. Durch das Verzehren der Nahrungsmittel, die heute so angeboten werden verliert man sicher mehr Energie als durch liebevollen Sex zweimal die Woche, gell?! Und durch schizo-Zusammenhänge am Arbeitsplatz. Und dadurch dass Du als Jugendlicher Deinen Beruf nicht mehr frei wählen kannst, weil Du die Ausbildungsstelle nehmen mußt, die Du kriegen kannst. Da geht "Lust" vollkommen aus dem Alltagsempfinden weg und entlädt sich dann ggf. durch Unachtsamkeit beim Sex, ja. Aber mehr sehe ich da auch nicht drin um ehrlich zu sein. Energie funktioniert leider anders. Man kann genauso gut davon anfangen, dass man seine Worte in sich drin behalten müsse- das ist mir früher oft gesagt worden und es hat mich jahrelang innerlich verpestet.
 
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Trixi Maus schrieb:
Jau, für mich ist das ein allgemeines Machtlosigkeitsproblem. Nur bin ich persönlich ja ziemlich sicher, dass Enthaltsamkeit das Problem keinesfalls lösen wird, weil unsere Geellschaft unsere Umstände schafft und nicht die frage unserer sexuellen Frequenz. Durch das Verzehren der Nahrungsmittel, die heute so angeboten werden verliert man sicher mehr Energie als durch liebevollen Sex zweimal die Woche, gell?! Und durch schizo-Zusammenhänge am Arbeitsplatz. Und dadurch dass Du als Jugendlicher Deinen Beruf nicht mehr frei wählen kannst, weil Du die Ausbildungsstelle nehmen mußt, die Du kriegen kannst. Da geht "Lust" vollkommen aus dem Alltagsempfinden weg und entlädt sich dann ggf. durch Unachtsamkeit beim Sex, ja. Aber mehr sehe ich da auch nicht drin um ehrlich zu sein. Energie funktioniert leider anders. Man kann genauso gut davon anfangen, dass man seine Worte in sich drin behalten müsse- das ist mir früher oft gesagt worden und es hat mich jahrelang innerlich verpestet.
Wir scheinen zwar in unserer Analyse der Ausgangslage übereinzustimmen, nicht aber in der Erklärung der Ursachen. Ich glaube nicht, dass diese von mir angesprochene Unwissenheit irgendwas mit der Gesellschaft und Sozialisation zu tu hat. Wäre das korrekt, so bräuchte "bloss" die Gesellschaft verändert zu werden, und die Unwissenheit der Menschheit würde schwinden. Eine gesellschaftliche Veränderung würde demgemäss die notwendige Einsicht bewirken. Nun, die Kommunisten hatten das auch geglaubt, sind aber gescheitert. Bisher hat noch keine gesellschaftliche Umwälzung die Welt fundamental verändert. Man könnte sich jetzt endlos lange unterhalten darüber, warum, aber das will ich hier nicht tun.
Nein, ich glaube, die Unwissenheit ist angeboren, sie ist der natürliche (!) Ausgangszustand des Menschen. Jeder kommt unwissend zur Welt. Jeder schlägt sich mit genau den gleichen Problemen herum. Die Sozialisation macht nichts kaputt. Ich könnte jetzt die Theorie mit der Involution bei der Reise durch die Bardo-Bereiche anführen, bevor der Mensch geboren wird, aber das würde streng genommen auch nicht viel aussagen. Ich habe schon an anderer Stelle gesagt, dass ich nichts von der These der kindlichen Gottesnähe halte, und je mehr ich mich mit der Materie beschäftige, desto mehr erhärtet sich dieser Glaube.

Ich bin gerade selbst ein wenig überrascht über den Lauf, den meine Schlussfolgerungen soeben genommen haben, war allerdings mal wieder viel offtopic.
 
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