opti schrieb:
Das sieht nur auf den ersten Blick so aus. Und aus deiner Sicht erscheint das auch sehr verständlich. Aber du hinterfragst deine Ansicht nicht. Du betrachtest alles, mehr oder weniger, aus deiner Perspektive.
Nun, ich hinterfrage viele Dinge. Aber wenn ich das so sage, dann trägt das hier natürlich nicht viel bei.
Ich glaube nicht, dass du dir einmal die Mühe gemacht hast, in meine Rolle zu schlüpfen. Dann würdest du mache Dinge bestimmt anders betrachten.
Nun, zumindest hier kann ich dir versichern, dass ich es getan habe. Aber das, was ich daraus geschlossen habe, ist privat. Ich habe kein Recht, das an die Öffentlichkeit zu tragen, so lange du nicht von selbst öffentlich darüber sprechen willst. Die Menschen geben im allgemeinen viel mehr von sich preis, wenn sie in dieses Forum schreiben, als sie selbst preiszugeben glauben. Ganz ohne dass sie Privatangelegenheiten explizit öffentlich machen. Man braucht bloss zwischen den Zeilen zu lesen.
Und selbst wenn du es versuchen würdest, könntest du es immer noch nicht nachvollziehen, weil du nicht weißt, was ich für Erfahrungen hier im Forum mache und welche Konsequenzen ich daraus ziehe.
Das ist so ein Beispiel, wo du viel mehr preisgibst von dir, als es dir vermutlich lieb ist. Denn diese Aussagen hat immer zwei Seiten: Einerseits stimmt das natürlich - ich bin nicht du, und darum kann ich nicht wissen, wie es in dir aussieht. So weit, so richtig.
Andererseits frage ich mich bei sowas auch immer nach der "versteckten Intention" einer Aussage. Ich gehe davon aus, dass Menschen zielgerichtet kommunizieren, sie möchten etwas erreichen, bewirken, sie reden nie einfach nur um des Redens willen. Das tue ich, das tut jedermann. Das ist auch nicht schlecht oder gut, es ist nun mal einfach so. Wenn ich also davon ausgehe, dass du damit etwas erreichen möchtest, dann stellt sich mir die Frage, was das sein soll. "Warum sagt opti das?" Offenbar ist es dir wichtig genug, um es nicht unerwähnt zu lassen. Und jetzt wird's eben interessant. Wenn's dir nicht wichtig wäre, dann hättest du es gar nicht erst gesagt. Du hättest es weggelassen. Die Tatsache, dass du es gesagt hast, lässt darauf schliessen, dass es dir wichtig ist. Es ist dir also wichtig, dass ich nicht in dein Inneres zu blicken vermag. Ob es nun stimmt, dass ich nicht weiss, was in dir vorgeht, das sei mal dahingestellt, aber ich erkenne durch deine Aussage, dass es dir wichtig ist.
Nun frage ich mich als nächstes: Natürlich hat opti ja recht, mit dem, was er sagt. Es ist eine sehr einfache Wahrheit. Jeder weiss, dass er nicht der andere ist, und somit nicht in ihn reinschauen kann. Aber wenn das ja bloss eine Binsenweisheit wäre - warum erwähnt opti das denn trotzdem? Es ist ja ungefähr so, als ob ich extra darauf hinweisen würde, dass jeder Mensch eine Nase hat. Im allgemeinen ist das einer Erwähnung einfach nicht wert. Und niemand hat bestritten, dass dem so ist.
Es gibt also drei Gründe anzunehmen, dass hier eben mehr vorhanden ist, als was du von dir preisgeben willst, und zwar weil du etwas erwähnst, und weil es obendrein etwas ist, was normalerweise keiner Erwähnung bedarf, und weil drittens gar niemand je behauptet hat, er kenne dich besser als du selbst.
So ist die Sache nur noch ein leichtes Rätselraten: Du bist eben gar nicht wirklich davon überzeugt, dass das, was du hier sagst, stimmt. Du musst es erwähnen, um dir selbst zu versichern, dass du recht hast - dass tatsächlich niemand in dich reinblicken kann. Fast immer glauben Menschen eben nicht, was sie sagen, wenn sie sowas sagen, und sie sagen es darum, weil sie sich selbst von der Wahrheit versichern wollen. Mit anderen Worten: Du hast Angst, dass ich in dich reinblicken könnte und dort Dinge sehe, die du nicht sehen willst. Und du willst nicht, dass das passiert, und darum versicherst du dir hier, dass ich und niemand sonst das kann, dass das
prinzipiell unmöglich ist, in andere (und insbesondere in dich) reinzublicken. Es ist wirklich so, wie wenn ein Kind vor der Mutter etwas verbergen möchte, und die Mutter aufgrund der Lebenserfahrung erkennt problemlos, was im Kind vor sich geht, aber sie sagt nicht geraderaus, dass sie das sieht, sondern geht erst auf das Kind ein. Das Kind glaubt, die Lage völlig unter Kontrolle zu haben, aber de facto weiss die Mutter alles. Und zwar nicht, weil sie dem Kind überlegen ist, sondern weil sie selbst mal ein Kind war, und eben daher weiss, wie ein Kind denkt und fühlt.
Das ist der Punkt: Ich weiss
wirklich nicht, was du für Schlüsse ziehst, was du hier im Forum im Detail erlebst. Aber das ist eben gar nicht nötig! Warum? Halt eben darum, weil ich selbst als Mensch nur in mich
selbst reinzuschauen brauche um adäquate Schlüsse zu ziehen. Sobald ich mich selbst mit genügender Klarheit sehe, sehe ich auch alle anderen mit ebendieser Klarheit. Selbsterkenntnis ist immer auch die Erkenntnis von anderen - von allen. Das heisst nicht, dass ich im Detail dein Leben kenne, aber ich weiss, dass wenn dir jemand eine runterhaut, dass du wütend wirst, und wenn du einen Freund verlierst, dass du traurig bist, und zwar nicht, weil ich in dich reinsehe, sondern weil ich es selbst so erlebe.
Und eben darum ist deine Aussage nicht richtig.
