Liebe Sirya,
Ich kenne einige "therapierte" Menschen, es werden ja immer mehr, vor allem auch junge Menschen.
Sie alle bekamen eine Therapie und eine medikamentöse Behandlung. Geblieben ist, daß sie emotionslose "zufriedene" Menschen wurden bwz. emotionslose Ich-Menschen wurden.
Du stellst hier in deinem Beitrag, in dem du auf meine Fragen antwortest, gleich ganz ersichtlich dar, vor welchem Erfahrungshintergrund du zu deiner Meinung kommst. Das ist sehr hilfreich. Merci.
Es gibt ja in Deutschland annährend die Trennung zwischen (1.) einer Psychologie-Ausbildung, die anschließend oft zu einer Therapie-Ausbildung führt, und (2.) einer medizinischen Ausbildung (Medizinstudium), die dann einer Psychiater-Ausbildung dient, was nicht ausschließt, dass dann auch noch Therapieausbildungen gemacht werden.
Dennoch gibt es diese zwei unterschiedlichen Ansätze, wobei die psychiatrische Ausbildung stets dem monistisch-kausalen-physikalischen Weltbild folgt, dass durch Medikamente die Psyche in einer gewünschten Weise beeinflusst werden kann, während dem andere Weg verschiedene (psychoanaltische, humanistische, verhaltenstheoretische, spirituelle, etc.) Welt- und Menschenbilder zugrunde liegen.
In diesem Thread ging es vor allem um den zweiten Weg. Ich hatte anfangs ein Buch zitiert, das sich mit Psychotherapie im Verhältnis zur Spiritualität befasst, das - wie gesagt - die Psychotherapie im zweiten Sinne anspricht.
Es ist natürlich eine wichtige Frage, wie man diesen psychiatrisch-medizinischen Ansatz beurteilen soll. Es gibt die einen, die sagen, dass es der einzig richtige Weg ist; es gibt die anderen, die sagen, dass es vollkommen falsch ist; und es gibt Vermittlungspositionen. Ich vertrete beispielsweise die Position, dass es im äußersten Notfall richtig ist, einem psychotischen Menschen, für eine gewisse Zeit Medikamente zu geben, so dass er sich und seine Umwelt nicht mehr gefährdet. ( Ähnlich argumentiert ja auch BLUECAFFEINE in seinem Beitrag auf dieser Seite). Das ist aber eben nur (m)eine Meinung.
Wir können diese Fragen hier auch gerne diskutieren.
Insgesamt ging es hier aber nicht um diese Fälle, die anscheinend ausschließlich den Hintergrund deiner ERfahrungen bilden. Ich persönlich kenne beispielsweise 2-3 Fälle, in denen Menschen psychotherapeutisch und psychiatrisch (Medikamente) behandelt wurden und dabei handelt es sich wirklich nur - wie du das beschreibst - um eine Ruhigstellung und Integration in die Gesellschaft. Die Personen, die ich kenne, die an einer Psychose erkrankten, sind nicht in der Lage, eine Psychotherapie durchzuführen, wie wir sie hier zum Thema haben.
Die Psychotherapien sind in diesen Fällen meist begleitend und dienen der Integration in den Alltag, der Problembewältigung der alltäglichen Probleme, etc. .
Es ging hier primär - wie gesagt - um die Fälle, in denen
keine psychiatrische Behandlung "notwendig" ist, sondern in denen ein Mensch aufgrund von persönlichen Krisen - beispielsweise Identitätskrisen, Neurosen, narzisstischen Verletzungen, Traumata, etc. - eine Psychotherapie durchführt, um seine "innere Konflikte", die ihn belasten, die aber nicht dem Zustand einer Psychose gleichen, zu bewältigen.
Aber wie gesagt, wir können diese anscheinende "Notwendigkeit" auch diskutieren, aber insgesamt geht es eher um einen anderen Fall, als den, den du beschreibst. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen Medikamente verabreicht werden, obwohl sie gar nicht notwendig sind - oft wird dies getan, weil der Hausarzt sich nicht traut, den Hauspatienten eine Psychotherapie zu raten oder weil er "Mediziner" ist.
Insofern stimmt das ganz genau, was Kinnarih sagte:
Wenn ich Energeia richtig verstehe, geht es hier um die bestmögliche Art von Therapie.
... um die bestmögliche Art von Therapie unter den genannten Bedingungen - also keine Psychose, die eventuell nur mit Medikamenten behandelt werden kann.
Liebe Grüße,
Energeia