Duckface schrieb:Auch ich denke, dass die anatomisch-physiologischen und die psychologischen Differenzen zwischen Mann und Frau eigentlich unverkennbar sind. Man kann jene Unterschiede vermutlich nur im Rahmen einer der absoluten Gleichschaltung von Mann und Frau dienenden Ideologie ignorieren und negieren. Dass z. B. nicht der Mann, sondern die Frau zumindest in den ersten sechs Monaten des Lebens eines Kindes präsent sein sollte, belegt das biologische Faktum, dass nur Frauen über eine Muttermilch spendende Brust verfügen, um die Kleinen ausreichend und genügend zu stillen. Durch diese intensive Nähe, die zwischen Mutter und Kind entsteht, kommt es bereits zu einer emotionalen Bindung, die sicherlich zur Bildung einer stabilen Objektpermanenz beiträgt. Umgangssprachlich würde ich jene Objektkonstanz als Urvertrauen hinsichtlich sozialer Beziehungen bezeichnen. Wer dieses Urvertrauen nicht hinreichend erfährt, tendiert dazu, sozialen Bindungen zu misstrauen, selbige mittels der Inszenierung von Streitigkeiten und Konflikten immer wieder auf die Probe zu stellen, deren Authentizität unablässig in Frage zu stellen, Verlustängste und ein daraus resultierendes, klammerndes Verhalten zu entwickeln, welches den Partnern oftmals zur Last fällt, sodass sie sich irgendwann tatsächlich distanzieren.
Das ist idiologisches Fachbuchwissen, welches mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen muß. Ich vermute, daß der Autor eindeutige, konservative Signale aus dieser Richtung von seinen Eltern erfahren hat.
Der Mensch gibt halt das weiter, was er erlebt/erfährt, falls er nicht innerhalb einer Therapie diese Fremdbestimmung aufdecken kann. Weshalb Therapeuten aller Art (auch Autoren) eigentlich erst auf die Menschheit losgelassen werden sollten, wenn sie ihre Motivationen und ihr Sendungsbewusstsein aufgearbeitet haben. Ansonsten werden sie so manches "Päckchen", welches ihr eigenes ist, an ihre Umwelt weitergeben und einem unbedarften Patienten oder Leser "aufpropfen".
Was mich betrifft: Ich wurde nun wirklich von meinen Eltern verhätschelt, hatte eine sehr geborgene Kindheit mit vielen Höhenpunkten und sage dennoch als Frau: ich brauche in erster Linie meine persönliche Autonomie, um glücklich zu sein. Ich muss mich kreativ ausleben können, um zufrieden zu sein. Andere Menschen kommen erst an zweiter Stelle.
Daher sehe ich es gerade umgekehrt: Das Urvertrauen, welches ich durch meine Eltern erfahren durfte, lebe ich dahingehend aus, indem ich das bin, was ich sein will. Menschen ohne Urvertrauen lassen sich nämlich fremdsteuern oder ein schlechtes Gewissen einreden, wenn sie außerhalb der gesellschaftlichen Norm leben möchten. So gesehen, hatte ich von meinen Eltern die absolut richtigen, psychisch gesunden Signale erhalten.
LG
Urajup