Im westlichen Kulturkreis wird heute unter Familie meist die so genannte Kernfamilie verstanden, das heißt Eltern auch Alleinerziehende und deren Kinder. Die Kernfamilie erscheint in der Tat in den meisten modernen Gesellschaften als überwiegend vorkommendes Modell. Moderne Formen, wie Wohngemeinschaften oder das Zusammenleben zweier Elternteile mit je eigenen Kindern (ob verheiratet oder nicht) bleiben minoritär, wenn auch zunehmend. Gleichwohl können sie die historische Dynamik bezeichnen, und vieles, was diese neuen Familienformen prägt, mag auch in normalen Ehen gültig geworden sein. Begrifflich darf die Kernfamilie in diesem Sinn nicht mit der Kleinfamilie verwechselt werden, die wenig Mitglieder umfasst; eine Kernfamilie mit zwölf ehelichen Kindern ist keine Kleinfamilie.
Historisch betrachtet gibt es in Europa eine ganze Reihe von Familienformen. Gegenstand der Diskussion waren insbesondere das Ganze Haus und die Große Haushaltsfamilie. Beide Formen der Großfamilie gibt es in erheblichen Variationen, sowohl, was die Zahl der Mitglieder, die einbezogenen Generationen oder Seitenlinien, als auch, was den Einbezug Nicht-Blutsverwandter (Mündel, Gesinde, Haussklaven, Hauspersonal, au pair) angeht. Auch die Interpretation von Abstammung unterscheidet sich (vergleiche zum Beispiel die Institutionen der Adoption und Pflegekindern/-eltern).