Mahabharata 3. Buch
Kapitel 232 – Draupadi über sich als vorbildliche Gattin
So höre nun, oh ruhmreiche Dame, welches Verhalten ich den hochbeseelten Söhnen des Pandu zeige.
Ich lasse alle Eitelkeit beiseite, zügele Begehren und Zorn,
und diene ihnen und ihren anderen Ehefrauen immer mit Hingabe.
Mit tiefer Demut im Herzen
halte ich die Eifersucht zurück
und
denke niemals niedrig von jeglichem Dienst, den ich ihnen angedeihen lasse.
Immer warte ich meinen Ehemännern auf.
Ich achte immer sorgsam darauf, nichts Böses oder Falsches zu ihnen zu sagen,
niemals unschicklich auszusehen, zu sitzen oder zu gehen,
und ihnen keine Blicke zuzuwerfen, welche die Gefühle des Herzens offenbaren.
So diene ich den mächtigen Kriegern, die wie die Sonne strahlen und so schön wie der Mond sind, diesen Helden, die mit heftiger Energie und ungestümer Tapferkeit ihre Feinde schon mit einem Blick vernichten können.
Niemanden sonst liebt mein Herz so sehr, weder Himmlische noch Menschen, keine Gandharvas, weder jung noch mit Ornamenten geschmückt, reich oder attraktiv.
Niemals bade, esse oder schlafe ich, bevor meine Ehemänner und sogar unsere Diener gebadet, geschlafen oder gegessen haben. Ob sie nun von Feld, Wald oder Stadt heimkehren, immer erhebe ich mich eiligst und heiße sie mit Wasser und einem Sitz willkommen.
Ich sorge für das Heim und alle Haushaltsartikel, damit das Essen immer sauber und anständig ist. Mit großer Sorgfalt achte ich auf den Reis und serviere das Essen zur rechten Zeit.
Ich spreche niemals gereizt oder ärgerlich, und
imitiere niemals hinterhältige Frauen.
Faulheit liegt mir fern, und ich tue immer, was angenehm ist. Ich lache niemals, außer bei einem Witz.
Ich verweile niemals lange an der Haustür, an Orten, wo man dem Ruf der Natur folgt oder in den Lustgärten am Haus.
Ich halte mich von lautem Lachen und dem Schwelgen in ausgelassenen Gefühlen fern und überhaupt allem, was kränken könnte. Immer, oh Satyabhama, bin ich bereit, meinen Herrn zu dienen.
Eine Trennung von ihnen ist mir unerträglich. Wenn mein Gatte mich verläßt, um einen Verwandten zu besuchen, dann verzichte ich auf Blumen, Parfüme und Salben und tue Buße. Was meine Ehemänner nicht essen, trinken oder mögen, dem enthalte ich mich auch. Oh schöne Dame, fein geschmückt und durch die mir übertragenen Instruktionen gezügelt, strebe ich immer hingebungsvoll nach dem Wohl meiner Gatten.
Allen Pflichten, von denen mir meine Schwiegermutter erzählt hat, komme ich Tag und Nacht ohne Müßiggang nach: die Pflichten gegenüber den Verwandten,
das Geben von Almosen, die Opfergaben an die Götter und Ahnen, das Kochen des Essens in Töpfen an besonderen Tagen für Gäste und Ahnen, Verehrung und Dienst an den Hochgeachteten, und alles andere.
Mit ganzem Herzen nehme ich Zuflucht zu Demut und bewährten Regeln, diene tugendhaft
meinen milden und wahrhaften Herren, und behandle sie wie giftige Schlangen
(mit Vorsicht) , die schon bei einer Lappalie erzürnen könnten. Ich meine, dass
die ewige Tugend der Frau auf der Achtung zu ihrem Gatten beruht.
Ihr Ehemann ist wie ein Gott für die Frau und ihre Zuflucht. Sogar die einzige Zuflucht, und wie könnte dann die Frau ihrem Gatten Leides antun?
Niemals, ob ich schlafe, esse oder mich schmücke, tue ich irgend etwas, was den Wünschen meiner Gatten widerspricht. Immer laß ich mich von ihnen leiten und spreche niemals schlecht von meiner Schwiegermutter. Oh gesegnete Dame,
meine Ehemänner sind mir so ergeben, weil ich so fleißig, bereitwillig und demütig den Höhergestellten diene. Ich warte der Mutter der Helden, der verehrten und aufrechten Kunti, Tag und Nacht mit Essen, Getränken und Kleidung auf. Niemals gebe ich mir ihr gegenüber in irgend etwas den Vorzug. Und niemals spreche ich tadelnde Worte über sie aus, auch wenn sie der Erde in Vergebung gleicht.