Bhagavad-gita

Lieber anadi,

Man kann die möglichen Beziehungen zum Höchsten Herrn nur durch Liebe erreichen.(?)

Ja.

Lieber Cayden,

Viele sprechen über Liebe und ... Herz, und haben bestimmte oder wiederum unbestimmte Vorstellungen darüber.

Wenn man die göttliche Liebe erreichen will, sollte man schon wissen, was man damit meint. Verwirklichte Bhakti-Yogis haben sie es klar definiert, so dass man nicht „in der Glaube“ bleibt, man hätte etwas erreicht, was in Wirklichkeit in noch große Entfernung liegt.

Wie in Caitanya-caritamrita (Madhya lila 22.107) aufgenommen, sagt Sri Caitanya, dass die reine göttliche Liebe die eingeborene Anziehung der Seele zum Herrn ist:

nitya siddha kṛṣṇa prema sādhya kabhu naya
śravaṇādi śuddha citte karaye udaya


Die perfekte, ewige, (göttliche) Liebe für Krishna - nitya siddha prema kṛṣṇa
Kann man nicht bekommen - kabhu naya sādhya
Angefangen mit dem Hören (über die göttliche Spiele des Herrn) (als Teil der Bhakti Praxis) –adi śravaṇa
erwacht (die göttliche Liebe) in dem gereinigten Bewusstsein („Herzen“) - karaye udaya śuddha-citte.

Die Bedeutung ist dass, wenn die Seele, von der Bedeckung der materiellen Anziehungen gereinigt wird, erreicht sie den Zustand der reinen Tugend – shuddha sattva, und in diesem Zustand, beim Praktizieren von saddhana bhakti,angefangen mit Hören (shravan –adi) über die Spiele des Herrn,
um die gewünschte spezifische Liebe zu erreichen,
erwachen die Strahlen der göttlichen Liebe „am Horizont des Herzens“, wie auch Rupa Gosvami im Bhakti Rasa-amrita Sindhu (1.3.1) es beschreibt:

śuddha sattva viśeṣātmā / prema suryāḿśu sāmyabhāk
rucibhiś citta māsṛṇya kṛd asau bhāva ucyate


Der spezifische Zustand der reinen Tugend der Seele – viśeṣa śuddha sattva viśeṣa atmā
Welcher die Strahlen der Sonne der (göttlichen) Liebe manifestiert - aḿśu surya prema sāmyabhāk
Und durch die Geschmäcker (der Liebe) das „Herz“ (das Bewusstsein) schmelzt - rucibhiś citta māsṛṇya
Wird das Knospen der (göttlichen) Liebe genannt - kṛd asau bhāva ucyate

Diese Bhava ist nicht das Erzeugnis des sadhana bhakti.
Bei dem kontinuierlichen Ausführen von
shravan (hören über die Spiele des Herrn)
kirtan (das Loben der Namen, Formen, Eigenschaften, und Spiele des Herrn)
und andere Glieder von saddhna-bhakti
man kultiviert den Wunsch sich von der Welt loszulösen
und sich zu der Gottheit des Herzens zu nähern.

Wenn saddhana-bhakti die Reife erreicht hat, hat sie
alle unerwünschten Eigenschaften und Anziehungen vom Herzen des sadhakas (Praktikant) entfernt.
Zu der Zeit, durch die Barmherzigkeit des Herrn oder Seines Geweihten,
manifestiert sich, in dem durchsichtigen Bewusstsein (Herz) des sadhakas, bhava

Wenn diese Bhava - Knospen der Göttlichen Liebe –noch mehr das Herz schmelzt,
viel mehr als in dem ursprünglichen Stadium der Liebe,
außerordentlich die Gefühle der transzendentalen Ekstase steigert,
und ein tiefes Gefühl der mamata (Eigentum) in Beziehung zu Krishna gibt,
dann wird sie von den Gelehrten prema – reine göttliche Liebe genannt.
So wurde prema von Rupa Gosvami in Bhakti Rasamrita Sindhu (1.4.1) beschrieben.

lieben Gruß
anadi
 
Werbung:
Lieber anadi,
Es geht jetzt in der Folge um das Befolgen und Verwirklichen der spirituellen Schriften "mit Körper, Worte und Geist" um durch dieses Bemühen in die Liebe zu kommen und durch diese Liebe zu Krishna oder Bhagavan zu kommen (oder ihn zu erobern).

Sehe ich das richtig?

Lieber Cayden,

Man befolgt die „Schriften“, so lange man eine bestimmte spirituelle Reife erlangt hat.
Dieser Pfad ist vaidhi-bhakti genannt. Dadurch kann man keine vertrauliche Beziehung zu dem Höchsten Herrn erlangen.
Man erreicht höchstens eine liebevolle dienende Haltung zu dem Höchsten Herrn.

Man betrachtet den Höchsten Herrn als eine immer noch „unerreichbare“ Gottheit, obwohl man sich in der spirituellen Welt – Vaikuntha – zusammen mit dem Höchsten Herrn Narayan befindet. Auf diese Ebene gibt es
aufgrund behaltene Jnana (Transzendentales Wissen),
immer noch zwischen dem Gottgeweihten und dem Höchsten Herrn
eine Wand von Ehrfurcht und Ehrerbietung.

Sri Caitanya sagte, dass nicht nur diese Art von Beziehung mit dem Höchsten Herrn bauen kann.
Dafür hat Er viele Beispiele aus dem Bhagavat Puran angegeben, um seine Aussagen zu untermauern.
Sri Caitanya sagte, dass ein Grund für das Erscheinen Krishnas auf der Erde war auch diese vertraulichen Beziehungen zu offenbaren, die man mit Ihm haben kann.

Diese Art von Beziehungen kann man nicht durch das Befolgen der Schriften erlangen, sondern durch das Befolgen der Stimmung solche Persönlichkeiten die eine ähnliche Beziehung zu Krishna haben, mit der Beziehung, die man selbst mit Ihm auch haben will.
Dieser Pfad heißt raga-anuga bhakti, und wird nur in Sri Caitanyas Schülernachfolge gelehrt (fehlt aber in Iskcon und Gaudiya Math Zweige, obwohl diese Gottgeweihten sich als Nachfolger Sri Caitanyas bekennen).

lieben Gruß
anadi
 
Lieber anadi,

alles das du mir erklärst ist vollkommen verständlich für mich. Danke:)
Trotzdem habe ich noch ein paar Grundsatzfragen an dich hierzu diesem Post.

Lieber Cayden,

Man befolgt die „Schriften“, so lange man eine bestimmte spirituelle Reife erlangt hat.
Dieser Pfad ist vaidhi-bhakti genannt. Dadurch kann man keine vertrauliche Beziehung zu dem Höchsten Herrn erlangen.
Man erreicht höchstens eine liebevolle dienende Haltung zu dem Höchsten Herrn.

Habe ich mir im Prinzip auch so gedacht. Das war mir auch schon vorher klar, ich wußte nur nicht wie du dazu stehst. Das dieser Weg einen eigene Beschreibung/Lehre hat (vaidhini-Bhakti) wußte ich nicht.

Man betrachtet den Höchsten Herrn als eine immer noch „unerreichbare“ Gottheit, obwohl man sich in der spirituellen Welt – Vaikuntha – zusammen mit dem Höchsten Herrn Narayan befindet. Auf diese Ebene gibt es
aufgrund behaltene Jnana (Transzendentales Wissen),
immer noch zwischen dem Gottgeweihten und dem Höchsten Herrn
eine Wand von Ehrfurcht und Ehrerbietung.

Sri Caitanya sagte, dass nicht nur diese Art von Beziehung mit dem Höchsten Herrn bauen kann.
Dafür hat Er viele Beispiele aus dem Bhagavat Puran angegeben, um seine Aussagen zu untermauern.

Welche Beispiele wären das? Kannst du mir da welche nennen?

Sri Caitanya sagte, dass ein Grund für das Erscheinen Krishnas auf der Erde war auch diese vertraulichen Beziehungen zu offenbaren, die man mit Ihm haben kann.

Diese Art von Beziehungen kann man nicht durch das Befolgen der Schriften erlangen, sondern durch das Befolgen der Stimmung solche Persönlichkeiten die eine ähnliche Beziehung zu Krishna haben, mit der Beziehung, die man selbst mit Ihm auch haben will.
Dieser Pfad heißt raga-anuga bhakti, und wird nur in Sri Caitanyas Schülernachfolge gelehrt (fehlt aber in Iskcon und Gaudiya Math Zweige, obwohl diese Gottgeweihten sich als Nachfolger Sri Caitanyas bekennen).

lieben Gruß
anadi
Das heißt man muß mal so eine Person im reallife persönlich kennen, was wie ich ja schon schrieb recht schwierig ist.

Wenn man so eine Person nicht kennt, was bleibt einem selbst dann übrig zu tun?

Und ist das nicht wieder so gemeint: Nur dieser/mein Weg ist der Richtige und alle anderen führen nicht zu der vertraulichen Beziehung zum Höchsten Herrn. Ist das dann nicht so ähnlich wie jeder Anhänger seines eigenen Glaubens behauptet: nur er/sie hätten die richtige Religion und alle anderen lägen falsch und kommen nicht zu Gott? Ist das nicht ein Alleinrechtsanspruch?

Ist es nicht so, dass man das, um das erkennen zu können, zuerst die Schriften studieren und kennen muß?

Ich nehme mal an du kennst oder kanntest so eine Persönlichkeit im reallife und gehst diesen Weg?


Liebe Grüße

Cayden
 
Lieber anadi,

Ich dachte lange über mich, dass ich zu wenig Liebe (die ganz normale Liebe) in mir trage und habe mich mit diesen Gedanken zuerst Verstandesmäßig auseinander gesetzt. Dann habe ich mich beobachtet und kam zu der Erkenntnis, dass ich grundsätzlich mehr Liebe in mir trage und liebevoller bin als es mir selbst bewußt war. Also ist es nur so gewesen, dass eigentlich irgendwelche Gedanken und Meinungen mich das über mich glauben ließen. Trotzdem steht das Ego noch oft im Weg darin (in Liebe) zu sein.

Das es eine Stimmung ist, ein bestimmtes Sein ist mir schon klar.
Liebe (bhava oder prema) ist ja keine Verstandessache und auch kein Produkt des Denkens oder einer Erkenntnis.
 
Lieber anadi,
Welche Beispiele wären das? Kannst du mir da welche nennen?

Lieber Cayden,

Arjuna zum Beispiel ist ein ewiger Gefährte Sri Krishnas. Sie sind in anderem Zeitalter als Nara und Narayan erschienen. Arjuna hat eine freundschaftliche Beziehung zu Krishna.

Als Krishna seine Universalle Form zu Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kuru-kshetra gezeigt hat, und dadurch seine Stelle als Höchste Herr bestätigt, war Arjuna so überwältigt, dass er angefangen hat sich zu entschuldigen, dass sie von dem selben Teller gegessen haben, dass sie auf demselben Bett geschlafen haben, oder dass Krishna als der Wagenlenker von Arjunas Streitwagen auf dem Schlachtfeld eingetreten war.

In dem Moment wenn die Opulenz des Höchsten Herrn zu Vorschein kommt, wird die Freundschaft vergessen.
Was dieser Art von Freundschaft fehlt ist das Gefühl des Eigentums in Beziehung zu Krishna. Man soll denken, Krishna ist mein.

Die Jugendliche von Vrindavan, wie Madhu Mangal oder Subal, haben so eine freundschaftliche Beziehung zu Krishna. Wenn sie mit Krishna spielen, und Dies göttliche Formen annimmt, wird er von seinen Freunden zurück gepfiffen um solche „Tricks“ nicht zu benutzen, die Er (sagen seine Freunde) von (z.B.) Garga Muni (ein mystischer Yogi) gelernt hätte.

lieben Gruß
anadi
 
Also ist eine freundschaftliche Beziehung in der ich sage: "Krishna du bist mein", die richtige Beziehung zu Krishna.
 
Schöpfungsmythen sind alle total faszinierend, aber haben keinen echten Realitätsgehalt, die indische genauso wenig wie die christliche.
 
Lieber anadi,

Das heißt man muß mal so eine Person im reallife persönlich kennen, was wie ich ja schon schrieb recht schwierig ist.

Lieber Cayden,

Jeder bekommt was er verdient. Und so geht es auch mit dem spirituellen Meister.
Warum ist ja keiner da?
Oder warum ist mein Guru ein Schurke?
Wenn man so eine Person nicht kennt, was bleibt einem selbst dann übrig zu tun?

Keine Angst, man tut immer das Richtige.
… ja alle tun das Richtige.
Man hat nur nicht die Sicht das Kreisspiel der Materiellen Natur - Tugend, Leidenschaft und Ignoranz - zu akzeptieren.

Wenn du dich auf dem Weg zu Bhakti Yoga machen willst, wirst du Anweisungen bekommen, welche irgendwann keimen werden.

In Mantra 2 aus Upadesha-amrita (Die Nektargleichen Unterweisungen), beschrieb Rupa Gosvami sechs schädlichen Elementen für Bhakti, welche die Bhakti Anwärter vermeiden sollen.

atyāhāraḥ prayāsaś ca / prajalpo niyamāgrahaḥ
jana-sańgaś ca laulyaḿ ca / ṣaḍbhir bhaktir vinaśyati


Sechs Elementen zerstören Bhakti (die göttliche Hingabe) - ṣaḍbhir vinaśyati bhaktir:
(1) zu viel essen (oder Ansammeln) - atyāhāraḥ
(2) Bemühungen (um etwas anderes als Bhakti zu erreichen) - prayāsaś
(3) (nutzlose) weltliche Gespräche - prajalpa
(4) Versagen die Regeln zu folgen (oder das Befolgen der Regeln ohne ihre Rolle in das Erreichen eines höheren Bewusstseins zu verstehen) – niyama-agrahaḥ
(5) Gesellschaft mit weltliche Leute - jana-sańgaś
(6) brennende weltliche Wünsche - laulyaḿ
 
Lieber anadi,

hmm....dann wird es noch lang dauern, bis ich Bhakti Anwärter werden kann.
Außer Punkt 1, den ich erfülle, kann ich mir nicht vorstellen zur Zeit die anderen Punkte erfüllen zu können.

Ich habe eine ungefähre Ahnung bekommen wo du stehst und mir erscheint es sind zwischen uns tausende von Kilometer im Verständnis von meiner Seite aus gesehen. Ich sehe dich irgendwo als kleinen Punkt am Horizont, wenn ich mich anstrenge. Ich gehe aber trotzdem auf dich zu.

Ich möchte das alles was du bisher geschrieben hast nochmal lesen. Zur Zeit lese ich auch noch das Buch der Erklärungen über die Bhagavad-Gita, Bhakti-Yoga, die verschiedenen Richtungen und die verschiedenen buddhistischen und hinduistischen "Schulen" wie die Einzelnen es auslegen, was sie für richtig und wahr erachten und das eigentlich alle sich darüber einig sind, sich gegenseitig zu ergänzen. Und das ist es was mir sehr gut gefällt, dass sie sich nicht widersprechen, sondern sagen, dass es Ausdrucksformen des Einen sind und alle richtig sind.

Lieben Gruß

Cyden
 
Werbung:
Lieber anadi,

Und ist das nicht wieder so gemeint: Nur dieser/mein Weg ist der Richtige und alle anderen führen nicht zu der vertraulichen Beziehung zum Höchsten Herrn. Ist das dann nicht so ähnlich wie jeder Anhänger seines eigenen Glaubens behauptet: nur er/sie hätten die richtige Religion und alle anderen lägen falsch und kommen nicht zu Gott? Ist das nicht ein Alleinrechtsanspruch?

Lieber Cayden,

Es gibt mindestens zwei Kriterien um die Echtheit einer Religion zu untersuchen:
- Echtheit der Schriften auf denen die Religion gebaut ist.
- Echtheit des spirituellen Meisters

Wichtig dabei ist die Echtheit der
- Quelle(n) der Schriften,
- Quelle(n) für die Beschreibung der ununterbrochene Schüllerkette der verwirklichten spirituellen Lehrer, welche zu dem eigenen spirituellen Lehrer führen sollte

Wenn es alles stimmt, dann ist der Weg richtig.
Man sollte dabei beachten, dass nicht alle Wege „nach Rom“ führen.
Oder besser gesagt, je nach eingeschlagenen Weg … der Praxis
erreicht man eben ein bestimmtes, anvisiertes Ziel, welches grundsätzlich als
Brahman – Spirituelles Licht der Liebe,
Parama-atma – Überseele, oder
Bhagavan – der Höchste Herr
offenbart bekommt.

Wenn man durch das Praktizieren von Bhakti, Bhagavan erreichen will, dann hat man wiederum mehrere möglichen Beziehungen.
Und alle sind richtig.
Man kann z.B. den Status einer Königin und Frau Sri Krishnas erreichen und mit Ihm in dem ewigen Dwaraka auf diese Weise leben,
oder den Status einer ewigen Verliebten in Krishna,
welche Ihn aber nie heiratet und lebt mit Ihm in einem anderen „Teil“ der spirituellen Welt, Goloka Vrindavan genannt.

Dabei muss man sich mit rasa tattva - die Wahrheit über die Geschmäcker der göttlichen Liebe vertraut machen,
um mehr über die Liebesbeziehung die Krishna uns offenbaren wollte, zu erfahren.

Zuerst sollte man, aber das Fundament - Wissen über die anderen spirituellen Prinzipien verinnerlichen. Darauf wird das Schloss der Liebe gebaut.
Und irgendwann wird das Fundament überhaupt nicht mehr interessant.

Lieben Gruß
anadi
 
Zurück
Oben