Mahabharata

3. Buch - Kapitel 225.2

Über die Sura Götter - Geburt von Skanda

Mit großer Freude und Entzücken heiratete Agni Swaha in Gestalt von Siva, und die Dame verband sich genussvoll mit ihm. Doch seinen Samen bewahrte sie in ihren Händen und überlegte dann, wenn jemand sie als Siva im Wald mit Agni entdeckte, würde das den Ruf der Brahmanen Dame unverdient schwer schädigen, und daß es besser wäre, die Gestalt eines Vogels anzunehmen, um unentdeckt aus dem Wald zu kommen. Das tat die Dame und schwang sich auf zu den Gipfeln der Weisen Berge, die voller Heidekraut, Gebüsch und Bäumen waren, von seltsamen Schlangen mit sieben Köpfen und giftigen Blicken bewacht, voller Rakshasas beiderlei Geschlechts, Pisachas, grässlichen Geistern und vielen Tieren.

Die Dame flog auf einen der Gipfel und warf den Samen in einen goldenen See. Ohne weiter Zeit zu verlieren nahm sie dann nacheinander die Gestalten der anderen Rishi Frauen an und vergnügte sich lustvoll mit Agni. Nur Arundhatis Gestalt konnte sie nicht annehmen, denn diese Dame verfügte über sehr viel asketischen Verdienst und war ihrem Ehemann Vasishta außerordentlich ergeben. So warf Swaha an diesem ersten Tag des Monats sechsmal den Samen von Agni in den See. Dort wurde er zu einem Jungen mit großer Macht. Die Rishis meinten später, da der Samen weggeworfen wurde, sollte das Kind Skanda heißen. Der Knabe hatte sechs Gesichter, zwölf Ohren, ebenso viele Hände, Augen und Füße, aber nur einen Nacken und einen Bauch.

Am zweiten Tag des Monats nahm der Junge bereits Gestalt an, und wuchs am dritten Tag zu einem kleinen Kind heran. Am vierten Tag entwickelten sich die Glieder von Guha, welcher von riesigen roten und blitzdurchzuckten Wolken umgeben war und wie die Sonne strahlte. Er ergriff den schrecklichen und gewaltigen Bogen Rudras, welcher der Vernichtung der Feinde der Sura-Götter diente, und schrie so laut, daß die drei Welten mit allen ihren Wesen vor Ehrfurcht erbebten. Auch die großen Nagas Chitra und Airavata zitterten aus Furcht vor dem Gebrüll, welches dem Donnergrollen großer Wolkenberge glich.

Doch der draufgängerische und strahlende Knabe ergriff die Zitternden mit zwei Händen. In einer anderen Hand hielt er einen Pfeil und in einer weiteren einen dicken Hahn mit rotem Kamm. So spielte er vergnügt unter großem Getöse. Mit zwei weiteren Händen hielt der langarmige Sohn Agnis ein vorzügliches Muschelhorn und blies drauf zum großen Terror selbst der mächtigsten Wesen. Er boxte mit zwei Händen in die Luft und tobte auf dem Berg herum, als ob er die drei Welten verschlingen wollte. Dabei strahlte er so hell wie der Sonnengott beim Aufstieg in den Himmel.

Dann setzte sich das wunderbar mächtige und unvergleichlich starke Wesen auf dem Gipfel nieder, schaute mit seinen sechs Gesichtern in alle Himmelsrichtungen gleichzeitig und entdeckte viele Dinge, dabei beständig laut brüllend. Die Kreaturen erfüllte sein Gebrüll mit großer Angst, so daß sie bebend und furchtsam seinen Schutz suchten. Dabei wurden alle, die bei ihm Schutz suchten, zu seinem mächtigen, brahmanischen Gefolge.

Sich erhebend, beschwichtigte er die Ängstlichen, spannte dann seinen Bogen und entließ seine Pfeile auf die Weißen Berge. Die Pfeile zerrissen den Berg Krauncha, den Sohn des Himavat, und deshalb ziehen nun die Schwäne und Geier zum Gipfel des Sumeru. Krauncha fiel zutiefst verwundet und mit gräßlichem Ächzen, was die anderen Berge weinen ließ.

Der mächtige Knabe blieb bei all dem Getöse unbewegt, hob seine Keule und ließ seinen Schlachtruf erschallen. Dann wirbelte er die glänzende Keule und spaltete den nächsten Gipfel der Weißen Berge, die nun voller Furcht vor ihm waren. Sie trennten sich von der Erde und flohen davon, was ihrerseits die Erde zittern ließ, denn sie war ohne allen Schmuck zurückgelassen worden. So verbeugte sich auch die Erde vor dem Knaben Skanda, und strahlt wieder in vollem Glanz. Auch die Gipfel kehrten zurück, verbeugten sich vor ihm, und nahmen ihren Platz wieder ein. So ehrten allen Kreaturen den mächtigen Skanda am fünften Tag des Monats (seiner Geburt).
 
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3. Buch - Kapitel 226.1

Nachdem das mächtige, hochbeseelte und kraftvolle Wesen geboren war, schauten die himmlischen Rishis sorgenvolle Omen.
Die Natur von männlich und weiblich war umgekehrt, Hitze und Kälte hatten ihre Wirkungen vertauscht, und noch viele solcher umgekehrter, gegensätzlicher Paare waren zu bemerken.

Die Planeten, Himmelsrichtungen und das Firmament strahlten in einem seltsamen Licht, und die Erde rumpelte gewaltig.
Mit besorgten Herzen und für das Wohl der Welten begannen die sieben Rishis, den Frieden im Universum wiederherzustellen.

Die Bewohner des Chaitra-ratha Waldes sprachen: Diese bedrohlichen Bedingungen haben wir Agni (der Feuer Gott) zu verdanken, der sich mit sechs von sieben Ehefrauen der Rishis vereinigt hat.

Andere, welche gesehen hatten, wie die Göttin (Swaha - Siva, die Gattin Angiras - #900) die Gestalt eines Vogels angenommen hatte, sagten: Der Vogel hat das Übel über uns gebracht. Und niemand konnte sich auch nur vorstellen, daß Swaha der Ursprung der Katastrophe war. Doch als Swaha vom neugeborenen Kind vernahm, wusste sie, dass er ihr Sohn war. Und so begab sie sich zu Skanda und enthüllte ihm ihre Mutterschaft. Während sich sechs der sieben Rishis von ihren Gattinnen trennten, weil alle Bewohner des Waldes beteuerten, dass außer der ehrenvollen Arundhati alle anderen in die Geburt des Kindes verwickelt waren.

Doch Swaha erklärte den sieben Rishis: Ihr Asketen, dieses Kind ist mein. Eure Gemahlinnen sind nicht seine Mütter.

Der große Muni Vishvamitra war nach Beendigung des Opfers der sieben Rishi dem Gott des Feuers unsichtbar gefolgt, als jener von Wollust gepeinigt war. Er hatte also alles mit angesehen und war der Erste, welcher den Schutz von Mahasena (Skanda) suchte. Er bot dem Mächtigen göttliche Gebete an und führte alle dreizehn glücksverheißenden Riten für das Kind durch. Er verkündete die Tugenden des sechsgesichtigen Skanda, und ehrte mit Zeremonien den Hahn, die Göttin Shakti und die ersten Gefolgsleute von Skanda. Dadurch wurde er zum Liebling des himmlischen Jünglings. Auch informierte der große Muni die sieben Rishis von der Verwandlung Swahas und versicherte ihnen, daß ihre Ehefrauen vollkommen unschuldig waren. Und doch blieben die Rishis bei der bedingungslosen Verbannung ihrer Frauen.
 

3. Buch - Kapitel 226.2​

Skanda als Gefahr erkannt

Mittlerweile hatten die Himmlischen (die Sura Götter) von der Macht Skandas vernommen und sprachen zu Indra:
Oh Shakra, du musst Skanda sofort töten, denn seine Macht ist unerträglich. Wenn du ihn nicht vernichtest, wird er die drei Welten (die Himmlische - der Sura Götter, die Irdische - der Menschen und die Unterirdische - der Asura-Götter) und uns besiegen, dich entmachten und selbst der Herr der Himmlischen sein.

Sehr verwundert erwiderte Indra (der Führer der Sura-Götter):
Dieses Kind hat so große Kräfte, dass er selbst den Schöpfer innerhalb des Universums (Brahmā - das erste durch das Falsche Ego bedingte Lebewesen in einem Universum) vernichten könnte, wenn er seine Stärken in der Schlacht aufzeigt. Ich werde es nicht riskieren, ihn aus dem Weg räumen zu wollen.

Die Sura-Götter meinten daraufhin: Du hast keine Männlichkeit in dir, wenn du so sprichst. Mögen die großen Mütter des Universums zu Skanda gehen. Sie können es nach Belieben mit jeder Art von Energie aufnehmen und den Knaben töten.

Die Mütter waren einverstanden und gingen zu Skanda. Doch als sie den Jungen erblickten, fanden sie, daß er unbesiegbar sei und änderten ihren Entschluß. Sie suchten seinen Schutz und sprachen zu ihm:
Sei unser Adoptivsohn, du mächtiges Wesen. Wir spüren große Zuneigung zu dir und möchten dich an unseren Brüsten mit Milch nähren.
 

3. Buch - Kapitel 226.3

Bei diesen Worten verspürte Skanda großen Durst. Er empfing die Mütter mit allem Respekt und stimmte ihrem Vorschlag zu. Dann sah er seinen Vater Agni (der über das Element Feuer kontrollierende Gott) kommen, den er achtungsvoll ehrte und willkommen hieß.

So nahmen der Gott Agni, welcher allen Wesen (durch das Feueropfer) Gutes tut, und die Mütter an der Seite des Jünglings Maha-sena (Skanda) Platz. Die Dame unter den Müttern, welche der Zorn geboren hatte, wachte mit ihrem Spieß über Skanda wie eine Mutter, die ihr eigenes Kind beschützt.

Die jähzornige Tochter des Blutigen Meeres, die sich selbst von Blut ernährt, umarmte Mahasena und stillte ihn an ihrer Brust wie eine leibliche Mutter. Agni verwandelte sich in einen Händler mit Ziegengesicht (die Ziege war ein häufiges Opfertier) und versorgte sein Kind mit Spielzeug und vielen anderen Kindern in der Bergesheimat.
 

3. Buch - Kapitel 227.1

Begegnung von Indra - der Führer der Götter im materiellen paradiesischen Bereich und Skanda

Markandeya fuhr fort:
So warteten die Planeten mit ihren Monden, die Rishis, Agni, die Mütter und viele andere, grimmig dreinschauende Wesen des Himmels Mahasena auf. Indra wünschte sich zwar den Sieg, war jedoch voller Zweifel, ob jener errungen werden konnte. So bestieg der ruhmreiche Herrscher der Götter seinen Elefanten Airavat und marschierte gen Skanda, gefolgt von anderen Göttern. Er trug seinen Donnerkeil und beeilte sich, die Schlacht zu beginnen. Die schreckliche himmlische Armee strahlte prächtig, ließ ihr schrilles Kriegsgeschrei ertönen, trug viele Arten von Standarten und bestand aus unzähligen Kriegern in Rüstungen mit Bögen und allen Arten von Reittieren.
 

3. Buch - Kapitel 227.2


Mahasena (Skanda) erblickte den prächtig geschmückten und reich gekleideten Shakra (Indra), welcher gekommen war, ihn zu schlagen, und ging dem Herrn der Himmlischen entgegen. Der Herr der Himmlischen ließ einen lauten Schrei hören, um seine Krieger zu ermutigen, und zog Skanda entgegen, von den großen Tridasas (den dreißig großen Sura-Göttern) und Rishis gepriesen.

Mit Kriegsgeschrei meldete sich die Armee der Götter, und Guha (Skanda) antwortete ihnen mit furchtbarem Gebrüll, auf welches die himmlischen Heerscharen erst wie ein wellenbewegter Ozean reagierten und dann betäubt erstarrten. Der Gott des Feuers erkannte die Absicht der Sura-Götter, nämlich den Tod seines Sohnes (Skanda) , und dies erfüllte ihn mit solchem Zorn, dass aus seinem Mund große Flammen schlugen, unter denen die himmlischen Heereskräfte zitternd zusammenbrachen. Ihre Köpfe, Leiber, Arme und Reittiere verbrannt, glichen sie augenblicklich gefallenen Sternen. Schwer verwundet verließen sie Indras Seite und suchten den Schutz von Agnis (des Feuers Gottes) Sohn, so daß der Frieden gesichert war.

Doch von seinen Heerscharen verlassen wirbelte Shakra seinen Donnerblitz auf Skanda und durchbohrte ihn auf der rechten Seite. Aus der Wunde Skandas erhob sich sofort ein anderes Wesen, ein Jüngling mit einer Keule in der Hand und himmlischen Amuletten geschmückt. Weil er vom Durchbohren des Blitzes entstand, bekam er den Namen Visakha. Als Indra diesen, wie vernichtendes Feuer lodernden Jüngling sah, bekam er solche Angst, daß auch er den Schutz Skandas mit gefalteten Händen suchte. Und der vorzügliche Skanda bat ihn nebst seiner Armee, alle Angst fallenzulassen, woraufhin die Sura-Götter große Freude erfüllte und himmlische Lieder erklangen.
 

Mahabharata 3. Buch - Kapitel 228 – Die Kinder Skandas

Markandeya erzählte:
Doch höre nun von den furchteinflößenden und seltsamen Begleitern Skandas. Als Skanda vom Donner getroffen wurde, kamen auch noch viele Knaben zur Welt, deren Aufgabe es ist, das Leben kleiner Kinder zu stehlen, auch wenn sie noch ungeboren sind.

Es kamen auch starke Mädchen ins Dasein, welche von Visakha adoptiert wurden.
Der ehrenwerte und geschickte Bhadrasakha mit dem Ziegenkopf war von all diesen Söhnen und Töchtern umgeben und wachte zusammen mit den Müttern sorgsam über sie.

Aus diesem Grunde wird Skanda von den Irdischen auch der Vater der Kumaras (kleinen Kinder) genannt. Wer sich die Geburt eines Kindes wünscht, ehrt an seiner statt den mächtigen Rudra in Gestalt des Feuergottes und Uma in Gestalt von Swaha, und wird mit Kindern gesegnet. Auch die Töchter, welche der Feuergott Tapa zeugte, gingen zu Skanda, der sie fragte: Was kann ich für euch tun?

Die Mädchen baten: Gewähre uns deine Gunst und deinen Segen: Wir möchten die geachteten und guten Mütter der Welt sein.
Er sprach: So sei es.
Und setzte noch edelgesinnt hinzu: Ihr sollt euch in Śivas und Aśivas, gute und böse Geister, teilen.

Dann gingen die Mütter davon, nachdem sie Skanda als ihren Sohn anerkannt hatten.
Kaki, Halima, Malini, Vrinhila, Arya, Palala und Vaimitra waren die sieben Mütter, welche den mächtigen, ungestümen und phantastischen Helden mit roten Augen namens Sisu gebaren aufgrund des Segens von Skanda.

Er gilt als der achte Held, den die Mütter Skandas gebaren. Manchmal wird er auch der neunte genannt, wenn man das Wesen mit dem Ziegengesicht extra zählt. Denn wisse, sein sechster, mittlerer Kopf war der einer Ziege und von den Müttern am meisten geliebt. Mit ihm schöpft Skanda aus der himmlischen Energie, und daher ist er der Beste seiner Köpfe. Nun, oh Herrscher der Menschen, all diese wundervollen Ereignisse geschahen am fünften Tag der hellen Mondhälfte. Und am sechsten Tag (nach seiner Geburt) gab es eine gräßliche und phantastische Schlacht an ebendiesem Ort.
 

Kapitel 229 – Skandas Ernennung und Heirat

Markandeya sprach:
Skanda war mit goldenen Amuletten und Ketten verziert, trug ein goldenes Diadem, hatte goldfarbene Augen und scharfe Zähne. Er war in rote Kleider gehüllt, sehr hübsch und strahlend und verfügte über alle guten Charaktereigenschaften, so daß er der Liebling der drei Welten wurde. Er segnete die Bittenden und war tapfer, jung und stattlich. Während er gelassen ruhte, kam die Glücksgöttin (Lakṣmī - aus der Spirituellen Welt Vaikuṇṭha) zu ihm, nahm einen wunderschönen Lotuskörper an und versicherte ihm ihre Treue. Mit diesem Glück verbunden, erschien er allen Wesen so fein und wunderbar wie der Vollmond.
 

Kapitel 229

Skanda wird die Herrschaft über die drei Welten (Himmlische, Irdische und Unterirdische) angeboten


Hochbeseelte Brahmanen ehrten den Mächtigen und Maharshis sprachen zu Skanda:
Oh du aus dem goldenen Ei Geborener, mögest du wohl sein und dem Guten in der Welt dienen! Oh bester Gott, obwohl du erst vor sechs Tagen geboren wurdest, hat sich dir schon die ganze Welt in Treue angeschlossen, denn du hast ihre Ängste zerstreut. Daher sollst du der Herr der drei Welten sein und ihr Gutes tun.

Doch Skanda fragte sie:
Oh ihr edlen Herren von großem asketischen Reichtum, sagt mir bitte, was Indra (der Führer der Himmlischen) mit diesen Welten macht und wie er die Heere der Götter unablässig beschützt.

Die Rishis antworteten ihm:
Indra gibt allen Kreaturen Stärke, Macht, Kinder und Fröhlichkeit. Und wenn er angefleht wird,
  • gewährt er Segen je nach Wunsch.
  • Er vernichtet die Hinterhältigen und erfüllt die Begehren der Gerechten.
  • Außerdem überträgt der Vernichter von Bala allen Kreaturen ihre verschiedenen Pflichten.
  • Er dient als Mond und Sonne an Orten, wo weder Mond noch Sonne sind.
  • Und wenn nötig, handelt er wie Feuer, Luft, Erde und Wasser.
Dies sind die Pflichten eines Indra. Seine Fähigkeiten sind enorm. Auch du bist so mächtig, deshalb werde, oh Held, unser Indra.

Selbst Indra sprach zu Skanda:
Oh mächtiges Wesen, mach uns glücklich und werde unser Herr! Du hervorragendes Wesen bist aller Ehren würdig, wir sollten dich noch heute ernennen.

Doch Skanda sagte: Herrsche du weiterhin mit gezügeltem Selbst über die drei Welten und neige dein Herz dem Sieg zu. Ich bleibe dein demütiger Diener, und begehre nicht deine Stellung.

Indra erwiderte: Dein Heldenmut ist ohnegleichen, oh Krieger. Besiege du die Heerscharen der Feinde der Sura Götter. Alle konnten nur staunen über deine Macht, und sogar ich wurde von dir besiegt und verlor all meine Kräfte. Wenn ich nun weiter als Indra handeln würde, könnte ich nie den Respekt der Wesen fordern. Sie würden nur versuchen, Uneinigkeit zwischen uns zu säen, denn sie müssten sich für einen von uns entscheiden, mein Herr. Doch wenn sie sich in zwei Parteien spalten, wäre Krieg das Ergebnis, wie schon so oft geschehen. In diesem Krieg würdest du mich zweifellos und ohne Schwierigkeiten besiegen. So werde du zum Herrscher der drei Welten!

Da antwortet Skanda: Du bist für mich der Herr der drei Welten, oh Indra, sei gesegnet. Sag mir, welchen deiner Befehle ich ausführen soll.

Da sprach Indra: Auf deinen Wunsch hin, oh Mächtiger, werde ich weiterhin als Indra handeln. Und weil du besonnen und ernst gesprochen hast, höre nun, wie du meinen Wunsch nach deinem Dienst erfüllen kannst. Übernimm du die Führung der himmlischen Heerscharen, oh mächtiges Wesen!

Und Skanda sprach: Ernenne mich zu deinem Heeresführer zum Wohle der Himmlischen, Brahmanen und heiligen Kühe, sowie für die Vernichtung der Danavas (eine Art der Asura Götter).
 
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Kapitel 229 – Skanda wird zum Heeresführer der Sura-Götter ernannt

So wurde Skanda von Indra und allen anderen Sura-Göttern berufen, von den Maharshis gesegnet und erschien prächtig mit dem goldenen Schirm über seinem Haupt (ein Zeichen der Königswürde) wie ein Ring aus loderndem Feuer.
Der berühmte Gott, der Sieger über Tripura, nämlich Śiva selbst, legte ihm den himmlischen, goldenen Kranz um den Nacken, der von Visvakarma gefertigt worden war. Er kam in Begleitung von Parvati auf seinem Bullen reitend, und ehrte den Jüngling mit frohem Herzen.

Dieser feurige Gott wird von den Brahmanen auch Rudra genannt, und so ist Skanda auch der Sohn Rudras. Die Weißen Berge entstanden einst aus dem fallengelassenen Samen Rudras. Und die sinnliche Vereinigung des Feuergottes mit den Krittikas (den sechs Frauen der Rishis) fand in den selben Bergen statt. Und da alle Anwesenden sahen, wie Rudra den vorzüglichen Guha mit Ehren überschüttete, wurde er von den Göttern als Sohn Rudras betrachtet. Dieses Kind kam durch die Taten von Rudra ins Dasein, indem er in das Wesen des Feuergottes eintrat, und wird auch deshalb Rudras Sohn genannt. Und auch weil Rudra, Agni, Swaha und die sechs Gattinnen der Rishis alle bei der Geburt des großen Skanda beteiligt waren, wurde er zum Sohn Rudras.

In saubere, rote Gewänder gehüllt schaute Skanda so herrlich aus, wie die Sonne inmitten roter Wolken. Der rote Hahn, den ihm der Feuergott überreicht hatte, wurde sein Zeichen und nahm auf der Spitze seines Streitwagens Platz. Dort loderte er wie das alles vernichtende Feuer. Und die herrschende Gottheit mit der Kraft zum Sieg der Sura-Götter, welche alle Anstrengungen der Wesen regiert und all ihre Herrlichkeit, Stütze und Zuflucht ist, schritt vor ihm her.

Ein unerklärlicher Zauber legte sich über seine Natur, und dieser Zauber machte seine Macht auf dem Schlachtfeld aus. Schönheit, Stärke, Frömmigkeit, Energie, Macht, Wahrhaftigkeit, Redlichkeit, Hingabe an die Brahmanen, Freiheit von jeglicher Illusion oder Verwirrung, das Beschützen seiner Gefolgsleute und die Sorge um alle Wesen waren die angeborenen Tugenden von Skanda.

Zufrieden und wonnevoll sah er nach seiner Ernennung aus. Von allen Seiten erklangen die hochgeschätzten vedischen Hymnen, die Musik der himmlischen Musiker und die Gesänge der Sura-Götter und Gandharvas. Viele herrlich gekleidete Apsaras umringten ihn nebst fröhlichen Pisachas, die himmlischen Heerscharen wogten hin und her, und in ihrer Mitte freute sich Skanda in all seiner Pracht. Allen erschien er wie die Sonne, welche sich aufrichtend die Dunkelheit vertreibt. Die himmlischen Heerscharen erkannten ihn als ihren Führer an, und umgaben ihn zu Tausenden. Und der verehrte Skanda nahm seine Führerschaft an, lobte und ermutigte die Kämpfer und wurde von ihnen hoch geehrt.

Dann erinnerte sich Indra an Devasena, welche er jüngst vor einem Asura-Gott gerettet hatte. Und er meinte, dass Skanda ohne Zweifel der rechte Ehemann für diese Dame war. So brachte er die schön geschmückte Dame herbei und sprach zu Skanda:
Oh Erster aller Götter, diese Dame war schon vor deiner Geburt von Brahma, dem Selbstexistenten, zu deiner Braut bestimmt worden. So nimm die lotusgleiche, rechte Hand der Schönen unter den Gesängen zur Vermählung an.

Skanda stimmte zu und heiratete die Dame. Der in allen Gebeten und Gesängen gelehrte Vrihaspati (Guru des Sura-Götter) führte alle nötigen Riten und Opfer durch. Und Devasena, die Gattin Skandas, ist in aller Welt auch als Shashthi, Lakshmi, Asa, Sukhaprada, Sinivali, Kuhu, Satvritti und Aparajita bekannt.

Nachdem Skanda mit Devasena in unlösbaren Banden der Ehe verbunden war, diente ihm die Göttin des Wohlstandes mit großem Eifer. Da Skanda am fünften Tag des Monats solchermaßen gefeiert wurde, wird der Tag Śrī-panchami (glücksverheißender fünfter Tag) genannt. Und weil er am sechsten Tag seine Bestimmung erreichte, wird dieser Tag im Monat als großer Moment betrachtet.
 
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