Mahabharata

Mahabharat 3. Buch

Kapitel 202 –2

Utanka sprach:
Oh König, deine Pflicht ist es, dein Volk zu beschützen. Besinne dich dieser Pflicht, damit wir durch deine Gunst von aller Furcht befreit sind.
Du bist eine große Seele. Durch deinen Schutz wird die Erde von allen Gefahren befreit sein. Es ziemt sich daher nicht für dich, in die Wälder zu gehen.
Mit dem Schutz der Menschen in dieser Welt verbindet sich großer Verdienst. Solchen Verdienst kann man in den Wäldern nicht erlangen.

Möge sich dein Herz von diesem Vorhaben abwenden. Der Verdienst, den sich die königlichen Weisen einst gewannen, in dem sie ihr Volk beschützten, war so groß, dass es nichts Größeres gab. Der König sollte immer seine Untertanen beschützen. Du auch. Oh Herr der Erde, ich kann meine asketischen Andachten gar nicht in Frieden ausführen, denn nahe meiner Einsiedelei liegt die Wüste Ujjalaka. Sie ist völlig eben, ohne Wasser und misst viele Yojanas in Länge und Breite.

In dieser Wüste lebt der heldenhafte Danava (Nachfahre der Göttin Danu) Dhundhu. Er ist der Sohn von Madhu und Kaithabha und verfügt über eine furchtbare und grimmige Entschlossenheit. Der Grässliche hat unermessliche Energie und lebt unter der Erde. So bitte, zieh dich erst in die Wälder zurück, nachdem du diese dämonische Person erschlagen hast. Im Augenblick liegt er ruhig, denn er folgt asketischer Buße von großer Strenge.

Erklärung
Der dämonische Charakter gründet in der Annahme, dass durch asketischer Buße von großer Strenge, große Macht erreichen kann.
 
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Mahabharat 3. Buch

Kapitel 202 –3

Doch sein Ziel ist die Vernichtung der Himmlischen und der drei Welten. Vom Großen Herrn aller Wesen erhielt ich daher einen Segen,
weil der Danava (Nachfahre der Göttin Danu) von Göttern, Daityas, Rakshasas und Gandharvas nicht besiegt werden kann.

Töte du ihn, oh König, und sei gesegnet. Richte dein Herz auf diese Aufgabe. Denn du wirst zweifellos eine große Tat vollbringen und unsterblichen Ruhm ernten. Wenn am Ende des Jahres der gemeine Danava sich aus dem Sand erhebt und atmet, dann erbebt die ganze Erde mit ihren Bergen und Wäldern.
Sein Atem wirbelt so große Sandwolken auf, dass die Sonne verdunkelt wird. Seit sieben Tagen bebt die Erde ununterbrochen, und Funken und Flammen mischen sich mit Rauch, der sich weithin erstreckt.

Aus all diesen Gründen kann ich nicht friedvoll in meiner Einsiedelei ruhen. Bekämpfe ihn, oh König, und tue der Welt Gutes. Wenn der Danava geschlagen ist, werden die drei Welten wieder in Frieden und Glück sein. Und es ist mein tiefster Glaube, dass du in der Lage bist, den Danava zu vernichten. Deine Energie wird von Vishnu vergrößert. Denn vor langer Zeit gewährte Vishnu den Segen, dass der König, welcher gegen diesen schrecklichen und großen Danava kämpft, von der unbesiegbaren Macht Vishnus durchdrungen sein wird.

Du wirst die unergründliche Vaishnava Energie in dir tragen, und damit den Daitya (Nachfahre der Göttin Diti - welche die Verbündeten der Danavas sind)) mit der grässlichen Heldenkraft schlagen. Denn niemand mit geringer Energie könnte den mächtigen Dhundhu besiegen, selbst wenn er es hundert Jahre versuchen sollte.
 

Mahabharat 3. Buch
Kapitel 203 – 1


Vrihadashwa schickt seinen Sohn Kuvalaswa

Markandeya fuhr fort:
Nach diesen Worten Utankas faltete der unbesiegte königliche Weise seine Hände und erwiderte:
Dein Besuch hier, oh Brahmane, soll nicht vergebens sein. Mein Sohn Kuvalaswa, oh Heiliger, besitzt Standhaftigkeit und Tatendrang.
Und in Heldenmut gleicht ihm niemand auf Erden. Ohne Zweifel wird er all das vollbringen, was dir nützt.
Dabei stehen ihm seine mutigen Söhne mit Armen wie Eisenkeulen zur Seite.
Gewähre mir den Rückzug in die Einsiedelei, oh Brahmane, denn ich habe bereits alle Waffen abgegeben.

Der Muni antwortete: So sei es.
Und der königliche Weise Vrihadashwa gebot seinem Sohn, den Befehlen des hochbeseelten Utanka zu folgen, und zog sich selbst in die Wälder zurück.
Da fragte Yudhishthir:
Oh Heiliger (Markandeya) mit der reichen Askese, wer war dieser höchst energetische Daitya? Wessen Sohn und Enkelsohn war er? Ich habe nie zuvor von diesem gewaltigen Daitya (Danava (Nachfahre der Göttin Danu) Dhundhu) vernommen. Ich möchte alles ganz genau erfahren, oh Heiliger, mit allen Einzelheiten, oh du höchst Weiser und asketisch Reicher.
 
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Kapitel 203 – 2


Zyklische Schöpfung 1

Markandeya erzählte:
So höre, oh Monarch, wie es geschah. Ich erzähle dir nun alle Details, du weiser Herrscher. Als die Welt nur noch Wasser war und alle beweglichen und unbeweglichen Kreaturen vergangen waren, da ruhte die gesamte Schöpfung. Er, welcher die Quelle und der Schöpfer des Universums ist, der ewige und unvergängliche Vishnu, der von den Munis als der mit Erfolg Gekrönte besungen wird, der Höchste Herr des Universums, dieses Wesen von größter Heiligkeit, lag im Yoga Meditation auf der breiten Haube der Schlange Sesha mit der unermeßlichen Energie und enthielt die ganze Erde.

Während die Gottheit auf ihrem Lager meditierte, entwand sich seinem Nabel ein Lotus von größter Schönheit und herrlichstem Glanz. Von diesem sonnengleich strahlenden Lotus entsprang der große Vater Brahmaa, dieser Herr der Welten, mit den vier Veden, vier Formen und vier Gesichtern in seiner gewaltigen Stärke, Macht und Energie, welche ihn unbesiegbar macht.

Als Hari (Vishnu - der Transzendentale Herr) mit der wunderbaren Gestalt, dem großen Glanz, einer Krone und dem Juwel Kaustubha geschmückt und ganz in purpurne Seide gehüllt sich auf seinem hervorragenden Schlangenlager über viele Yojanas erstreckte, da strahlte er in Schönheit und dem Glanz von tausend Sonnen. So erblickten ihn zwei mächtige Danavas namens Madhu und Kaithabha. Sie staunten sehr über die Erscheinung – Hari in dieser Positur und der Große Vater auf dem Lotus sitzend. Doch dann ängstigten und beunruhigten sie Brahmaa mit der unermesslichen Energie, bis der Ruhmreiche auf seinem Sitz erbebte. Das Beben übertrug sich auf den Lotusstengel, auf dessen Blüte er saß, und Keshava (Vishnu) erwachte von seinem Meditation.
 
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Kapitel 203 – 2

Hochmutigen Madhu und Kaithabha


Als Vishnu die beiden mächtigen Danavas (Söhne der Göttin Diti) erblickte, sprach er zu ihnen:
Willkommen ihr Kräftigen. Ich bin mit euch zufrieden, und werde euch vorzüglichen Segen gewähren.

Hochmütig lachend antworteten da die mächtigen Danavas: Bitte lieber du uns um Segen, oh Göttlicher, denn wir sind geneigt, dir einen solchen zu erfüllen, du Höchste Gottheit. Erbitte ruhig, was dir in den Geist kommt, denn wir werden es gewähren.

So sprach der Heilige sanft: Oh ihr Mutigen, ich werden einen Segen von euch annehmen. Hört, was ich mir wünsche. Ihr seid mächtig und von großer Energie. Kein männliches Wesen ist nur einem von euch gleich. Oh ihr mit dem ungestörten Heldenmut, fügt euch der Niederlage durch meine Hand. Denn dies ist es, was ich zum Wohle der Welt begehre.



Da sprachen Madhu und Kaithabha:
Nie zuvor haben wir eine Unwahrheit gesprochen, noch nicht einmal im Scherz oder zu irgendeiner anderen Gelegenheit. Oh du Bester aller männlichen Wesen, wisse, dass wir in Wahrhaftigkeit und Moral immer standhaft waren. ... Doch nun steht eine große Gefahr vor uns, oh Vishnu. So vollbringe denn, was du gesagt hast, denn niemand kann über die Zeit herrschen. Doch es gibt auch eine Sache, die wir von dir erbitten.
Oh beste aller Gottheiten, du musst uns an einem Ort schlagen, der völlig unbedeckt ist.
Auch möchten wir deine Söhne werden, oh du mit den vorzüglichen Augen.​
Dies ist der Segen, den wir wünschen, oh Anführer der Götter. Möge sich dein Verspechen nicht als falsch erweisen, oh Gottheit.

Der Heilige antwortete: Ja, ich werde alles tun, was ihr wünscht.
Dann überlegte Govinda (Name von Vishna als Krishna in Vrindavan), doch nirgends konnte er auf Erden oder im Himmel einen unverhüllten Ort entdecken, bis er seine Oberschenkel ansah. Sie waren völlig unbedeckt, und dort enthauptete er Madhu und Kaithabha mit seinem scharfkantigen Diskus.
 
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Kapitel 204 – 1

Der Kampf zwischen

Markandeya fuhr fort:
Der berühmte Dhundhu, oh König, war der Sohn von Madhu und Kaithabha. Mit großer Energie und Entschlossenheit unterwarf er sich
strengster asketischer Buße
. Er stand aufrecht auf einem Bein bis sein Körper nur noch aus Venen und Arterien bestand.
So gewährte ihm Brahmaa höchst zufrieden einen Segen, welchen er mit folgenden Worten vom Großen Vater Prajapati erbeten hatte:
Möge niemand unter Devas, Danavas, Yakshas, Nagas, Gandharvas und Rakshas in der Lage sein, mich zu töten.

Der Große Vater sagte dazu:
Es möge sein, wie du bittest. Geh nun deiner Wege.

Dhundhu zog den Fuß der Gottheit auf sein Haupt, und nach dieser ehrenvollen Geste ging er davon. Sofort näherte sich der Energische nun Vishnu, denn er dachte an den Tod seiner Väter durch die Hand der Gottheit. Er verfolgte zornvoll und siegreich die Götter und Gandharvas mit Vishnu an ihrer Spitze, bis er in die Sandwüste Ujjalaka kam und dort mit seiner großen Macht die Einsiedelei des Weisen Utanka störte.

Unter der Erde lag er in einer Höhle in härtester Enthaltsamkeit mit dem Ziel, die dreifache Welt zu vernichten. Während er dort atmend lag, marschierte König Kuvalaswa mit seinen Truppen und mächtigen Söhnen auf und wurde vom Brahmanen Utanka begleitet, der wie ein Feuer strahlte. Lord Vishnu erfüllte ihn auf Geheiß Utankas mit seiner eigenen Energie, denn er wünschte das Wohl der drei Welten. Während der unbesiegbare Held seinen Weg nahm, vernahm man eine laute Stimme aus dem Himmel, welche immerfort sprach:
Dieser Glückselige und Unbesiegbare wird noch heute zum Vernichter von Dhundhu.​
 
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Kapitel 204 – 2

Die Götter streuten himmlische Blumen über ihm aus, die himmlischen Kesselpauken dröhnten, und eine kühle Brise umwehte den Weisen.
Indra (der Führer der Götter - wie Gott El bei den Kanaanitern) ließ sanfte Schauer herab, welche den Staub der Straße bannten.

Überall konnte man die Wagen der Himmlischen sehen, wie sie sich an dem Ort versammelten, an dem Dhundhu lag.
Alle Götter, Gandharvas und großen Rishis kamen, um gespannt den Kampf zwischen Dhundhu und Kuvalaswa zu verfolgen.
Der mit Vishnus Energie angefüllte Kuvalaswa umringte schon bald mit seinen zwanzigtausend Söhnen die Sandwüste und befahl, die Wildnis umzugraben.

Nach sieben Tagen graben fanden die Söhne des Königs den mächtigen Dhundhu. Der riesige Körper des Asura-Gottes lag schlafend im Sand,
bedeckte die Westseite der Wüste und strahlte wie die Sonne selbst oder das Feuer am Ende des Yuga in seiner Energie.
Von allen Seiten griffen die Söhne Kuvalaswas mit spitzen Geschossen, Keulen, schweren Schlagstäben, Streitäxten mit Eisenspitzen, Pfeilen
und blitzend scharfen Schwertern an. Zornig erhob sich da der mächtige Danava aus seiner ruhenden Lage.
Erregt verschlang er die nach ihm geschleuderten Waffen.
Aus seinem Mund schlugen brennende Flammen wie das Samvarta Feuer am Ende des Yuga. Alle Söhne des Königs fielen diesen Flammen zum Opfer.
 
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Kapitel 204 – 3

Wie einst Lord Kapila die Söhne des Sagar mit seinen Flammen verschlang, so wütete auch der Asura-Gott und vollbrachte in nur einem Moment diese große Tat, indem seine Flammen die drei Welten überrannten. Nun, nachdem alle seine Söhne vernichtet waren, trat König Kuvalaswa vor den Danava, der so mächtig war wie Kumbhakarna, nachdem er sich von seinem Schlummer erhoben hatte.

Aus dem Körper des Königs begann ein gewaltiger Strom von Wasser zu fließen, welcher schnell die grässlichen Flammen aus dem Mund des Danavas zu löschen vermochte. Dann entließ er mit seiner Yoga Kraft die gefeierte Brahma Waffe auf den Danava mit der unheilsamen Energie, um die Welt von Angst zu befreien. Sogleich wurde der große Danava vernichtet, und der königliche Kuvalaswa wurde zum zweiten Herrn der drei Welten. Nach dem Tod des Danavas wurde der König nun auch Dhundhu-mara genannt, und man erachtete ihn als unbesiegbar in der Schlacht. Alle Götter, welche gekommen waren, der Schlacht beizuwohnen, freuten sich und sprachen zufrieden zum König: Bitte uns um Segen.
 
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Kapitel 204 – 4

Mit gefalteten Händen und voller Freude bat der König: Möge ich immer in der Lage sein, den hohen Brahmanen Reichtümer zu geben.
Möge ich bezüglich aller Feinde unbesiegbar sein. Möge zwischen Vishnu und mir Freundschaft sein. Möge ich nie böse Gefühle für irgendein Wesen hegen.
Möge mein Herz immer der Tugend geneigt sein. Und möge ich für immer im Himmel leben.

Die Götter, Rishis und Utanka freuten sich sehr über seine Worte und sprachen: Es sei, wie du wünschst.

Dann segneten sie ihn mit vielen Worten und gingen ihrer Wege. König Kuvalaswa waren nach dieser Schlacht noch drei Söhne geblieben.
Sie hießen Dridaswa, Kapilaswa und Chandraswa. Von ihnen stammt die berühmte Linie von Königen des mächtigen Ikshvaku Geschlechts ab.
Ja, oh König, so war es damals, als der Sohn von Madhu und Kaithabha, der mächtige Dhundhu, von Kuvalaswa besiegt wurde und alsdann den Namen Dhundhumara trug.

Und dieser Name war nicht aus der Luft gegriffen, sondern tatsächlich verdient. Nun habe ich dir alles erzählt, was du über den Tod Dhundhus und alle damit verbundenen, berühmten Menschen wissen wolltest. Wer dieser heiligen Geschichte über die Herrlichkeit Vishnus lauscht, der wird tugendhaft und bekommt Kinder. Wer die Geschichte in einer besonderen Monatshälfte hört, wird mit langem Leben und gutem Schicksal gesegnet. Und man lebt ohne alle Angst vor jeglicher Krankheit.
 
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Kapitel 205 – Über Eltern, Kinder und die Tugenden von Frauen -1

Als nächstes fragte Yudhishthir dem ruhmreichen Markandeya eine schwierige Frage zur Moral:
Oh Heiliger, nun möchte ich von dir etwas über die hervorragenden und hohen Tugenden der Frauen hören.
Belehre mich in den subtilen Wahrheiten der Moral, oh Brahmane.

Oh bester der Zweifachgeborenen, Sonne, Mond, Wind, Erde, Feuer, Vater, Mutter und Lehrer - diese und andere wurden uns von den Himmlischen als verkörperte Gottheiten bestimmt. Sie werden von uns verehrt und sind der besten Achtung würdig. Doch die Verehrung, die eine keusche Gattin ihrem Ehemann zollt, erscheint mir mit vielen Schwierigkeiten beladen.

Oh Verehrungswürdiger, es ziemt sich für dich, uns von den hohen Tugenden der Frauen zu erzählen,
ihre Herzen unter vollkommener Kontrolle halten
und ihre Ehemänner wie wahre Götter respektieren.​
Oh Heiliger, das scheint mir ebenso schwer zu sein, wie die Achtung, welche Kinder ihren Eltern entgegenzubringen haben.
Ich sehe nichts Schwierigeres, als die schwer zu erringende Tugend von züchtigen Ehefrauen.

Oh Brahmane, die Pflichten, welche eine Frau von gutem Betragen mit großer Sorgfalt befolgt
und das Verhalten guter Söhne zu Vater und Mutter scheint mir das schwerste Unterfangen zu sein.
 
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