Mahabharata

Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-2

Über die Wohltätigkeit

Yudhishthira fragte: Auf welche Weisen retten Brahmanen sich und andere, wenn sie Gaben von allen vier Klassen annehmen?

Markandeya antwortete:
Durch Japa (das stille Rezitieren der Namen des Transzendentalen Herrn),
Mantras, Homa (Feuer Zeremonie) und das Studium der Veden​
bauen sich Brahmanen ein vedisches Boot, mit dem sie sich und andere retten.

Die Götter selbst sind mit dem zufrieden, der Brahmanen erfreut.
Tatsächlich kann ein Mensch in den Himmel kommen, wenn ein Brahmane es wünscht.
Du, oh König, wirst mit Sicherheit in die ewigwährenden Regionen der Glückseligkeit gelangen,
denn du verehrst die Ahnen, Götter und Brahmanen,​
obwohl dein Körper mit Schwermut erfüllt und außerdem noch träge und unbeweglich ist.

Wer sich Tugend und Himmel ersehnt, sollte Brahmanen verehren.
Brahmanen sollten zu Zeiten des Sraddha (Zeremonie für verstorbene Vorfahren) sorgsam gespeist,
doch die gefallenen oder verfluchten unter ihnen sollten ausgeschlossen werden.

Auch die außerordentlich Schönen oder Dunklen sollten nicht bewirtet werden, nebst denen
mit verformten Nägeln, den Aussätzigen und Betrügern,
den von Witwen oder verheirateten Frauen mit noch lebenden Ehegatten unehelich Geborenen
und denen, die sich mithilfe von Waffen selbst ernähren.​
Ein tadelnswertes Sraddha verschlingt den Opfernden wie ein Feuer das Öl verschlingt.
Werden Taube, Blinde oder Stumme in einem Sraddha beschäftigt, dann sollten ihnen vedenkundige Brahmane zur Seite gestellt werden.
 
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Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-3

Über die Wohltätigkeit

Oh Yudhishthira, höre nun, wem du Almosen geben solltest:
Wer all die Veden kennt, sollte nur dem fähigen Brahmanen geben,
der in der Lage ist, sowohl den Gebenden als auch den Beschenkten zu retten.

Nicht einmal die Freude am heiligen Feuer, oh Sohn der Pritha,
in welches geklärte Butter, Blumen, Sandel und andere edel duftende Pasten geopfert werden,
kann sich nicht mit der Freude messen, die aus der Bewirtung von Gästen kommt.
Behandle deine Gäste immer bestens, oh Sohn des Pandu.
Wer seinen Gästen Wasser zum Waschen der Füße, Öl zum Einreiben der Gliedmaßen,
Licht in den dunklen Stunden, Essen und Zuflucht gewährt, muss nicht vor Yama (Der Richter der Verstorbenen) treten.
 
Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-4

Über die Wohltätigkeit der Könige

Das Wegräumen der Blumen und Essensreste der Brahmanen nach dem Opfer,
das Aufwarten mit duftenden Salben und das Säubern der Glieder eines Brahmanen
gibt jedes einzeln für sich mehr Verdienst, als das Schenken von Kühen.

Sich selbst rettet man, in dem man eine mit Ornamenten geschmückte Kapila Kuh an einen Brahmanen verschenkt.
Nun, oh Nachkomme des Bharata, man sollte Menschen edler Abstammung geben,
auch Veden-kundigen, Armen, häuslich Lebenden mit der Last von Frau und Kindern,
denen, die das heilige Feuer täglich verehren und denen, die dir dienen. A

All denen sollst du geben, doch nicht, wenn sie bereits im Reichtum schwimmen.
Denn welchen Verdienst bringt es, wenn man einem Reichen gibt?
Eine Kuh passt für einen Brahmanen, aber nicht für mehrere.
Denn wenn die Kuh, die man an mehrere Brahmanen gibt, dann verkauft wird, ist die Familie des Gebenden für drei Generationen verloren.
Solch eine Gabe rettet weder den Gebenden noch den Brahmanen, der sie annimmt.
 
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Kapitel
200-5

Über die materielle Wohltätigkeit

Wer achtzig Ratis reinsten Goldes verschenkt, gewinnt für immer den Verdienst des Gebens von hundert Goldstücken.
Wer einen starken Ochsen verschenkt, der auch den Pflug ziehen kann, der ist ganz sicher von allen Schwierigkeiten errettet und geht in den Himmel ein.
Wer einem gelehrten Brahmanen Land gibt, hat sich alle seine Wünsche erfüllt.

Wenn der müde, schmutzbeschmierte Wanderer nach einem Namen fragt,
der ihm Essen geben kann, dann wird der Weise, der ihm diesen Namen sagt
als ebenbürtig im Verdienst angesehen wie der, welcher tatsächlich das Essen gibt.

Also, lasse alle anderen Geschenke sein und gib Nahrung.
Kein materielles Verdienst ist größer als der, der aus dem Geben von Nahrung kommt.
Wer nach seinem Vermögen einem Brahmanen gut gekochtes und reines Essen gibt,
erlangt die Gesellschaft von Prajapati (das höchste Planet im einem materiellen Universum Brahmā-loka).
 
Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-6

Über die materielle Wohltätigkeit

Nichts ist höher als Nahrung. Sie wird als die beste und erste Gabe erachtet.
Man sagt sogar, Nahrung ist Prajapati - der Schöpfer - Brahmā selbst.
Denn Prajapati wird als das Jahr betrachtet, das Jahr als das Opfer,
und im Opfer gründet sich alles, denn aus dem Opfer kommen alle Kreaturen.

Deswegen ist Nahrung das Beste. Wer Seen, Teiche, Wasserstellen, Quellen, Unterkunft, Essen
und liebe Worte an alle verschenkt, wird nicht den Schuldspruch Yamas hören müssen.

Wer mit seiner Arbeit Reichtümer gewinnt und Reis und Schätze
an einen Brahmanen mit gutem Betragen gibt, mit dem ist die Erde zufrieden.
Über ihm schüttet sie noch mehr Schätze aus.

Der Geber von Nahrung schreitet voran,
nach ihm der Sprecher von Wahrheit
und dann derjenige, der sogar Menschen gibt, die nicht bitten.
Doch alle Drei gehen zum selben Ort.
 
Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-6


Über dem Bereich Yamas - des Richters der Verstobenen

Neugierig fragte da Yudhishthir:
Oh hochbeseelter Muni, wie weit liegt Yamas Region von der der Menschen entfernt? Wie ist ihre Ausdehnung?
Wie gelangen die Menschen hinüber? Und mit welchen Mitteln? Oh, erklär mir all dies.

Markandeya erwiderte:
Oh König, du Tugendhaftester unter den Menschen, deine Frage ist Teil eines großen Mysteriums, welches heilig ist und von den Rishis sehr gelobt wird.
Doch da es auch zur Tugend gehört, werde ich dir davon erzählen. Die Entfernung zwischen Yamas Reich und dem der Menschen
beträgt sechsundachtzigtausend Yojanas. Der Weg führt durch einen Raum ohne Wasser und ist gräßlich anzusehen.

Nirgends ist eine Straße oder der Schatten eines Baumes. Es gibt keinen Ruheplatz für den erschöpften Wanderer weit und breit.
Männer und Frauen, ja alles, was auf Erden Leben hat, wird von den Boten Yamas, diesen Wesen,
welche die Befehle des strengen Königs befolgen, gewaltsam auf diesem Weg getrieben.

Wer zuvor Brahmanen gute Fuhrwerke oder Pferde geschenkt hat, der reist den Weg auf ebendiesen Reittieren oder Wagen.
Wer Sonnenschirme gegeben hat, kann sich nun mit Schirmen vor den brennenden Sonnenstrahlen schützen.
Wer Nahrung und Trank verschenkt hat, reist ohne zu hungern oder zu dürsten.
Wer Kleidung weggegeben hat, wandert in Roben, wer nicht, muss nackt gehen.
Wer Gold verschenkt hat, reist frohen Sinnes und mit Ornamenten geschmückt.
Wer Land gegeben hat, geht den Weg mit allen seinen Wünschen vollkommen erfüllt.
Wer Licht verschenkt hat, wandert leichten Herzens auf beleuchtetem Weg.
Wer Kühe gegeben hat, reist fröhlich und aller Sünde bar.
Wer für einen Monat gefastet hat, fährt in von Schwänen gezogenen Wagen.

Wer für sechs Nächte gefastet hat, wird in seinem Wagen von Pfauen gezogen.
Selbst wer nur für drei Nächte gefastet hat, indem er nur eine Mahlzeit pro Nacht zu sich nahm,
der geht in eine Region ohne alle Krankheit und Angst ein, oh Sohn des Pandu.

Wasser hat die vorzügliche Eigenschaft, dass es Frohsinn hervorbringt in Yamas Reich.
Wer je Wasser gegeben hat, findet für sich in Yamas Reich einen Fluss namens Pushpodaka und trinkt kühles Ambrosia aus diesem Strom.
Doch wer nur üble Taten vollbrachte, für den ist Eiter vorgesehen. So dient der Fluss allen Zwecken, oh großer König.
 
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Kapitel
200-7

Ehre den Gast und die spirituell Wissenden

Drum ehre du die Brahmanen an deiner Seite. Wer mit matten Gliedern und staubbedeckt nach langem Weg um einen Namen bittet,
der ihm Essen geben mag, der geht dann mit großer Hoffnung zu dem ihm benannten Haus.
Ehre ihn mit Aufmerksamkeit, denn er ist Gast und Brahmane.
Die Götter mit Indra an ihrer Spitze folgen ihm auf seiner Wanderung.
Wird er geehrt, sind die Götter zufrieden. Wird er missachtet, werden die Himmlischen trübsinnig.
Drum ehre die Brahmanen, oh bester König. Ich habe nun schon über hundert Dinge zu dir gesprochen. Was möchtest du noch hören?

Yudhishthira sprach:
Oh Meister, du bist versiert in Tugend und Moral, ich möchte dir nur immer wieder zuhören, wenn du von sakralen Dingen erzählst.
 
Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-8


Verdienst für dies und das

Markandeya sprach:
Oh König, dann erzähle ich dir etwas ewig Heiliges, was in der Lage ist, alle Sünden abzuwaschen.
Höre mir gespannt zu, oh Bester der Bharatas. Es gibt gleichen Verdienst,
wenn man eine Kapila Kuh verschenkt
oder einem Brahmane in der Tirtha Jeshtha- Pushkara die Füße wäscht.​
Solange es auf der Erde Wasser gibt, welches Brahmanen mit ihren Füßen berühren, solange trinken die Ahnen Wasser aus Lotus- Bechern.

Wird der Gast willkommen geheißen, freut das die Gottheit des Feuers.
Bietet man ihm einen Sitz an, ist der Gott der hundert Opfer (der Führer - Indra - des Paradieses) zufrieden.
Wäscht man seine Füße, sind die Pitris entzückt, und wenn man ihn speist, freut sich Prajapati.

Eine Kuh sollte mit gesammeltem Geist gewidmet werden, wenn während ihrer Wehen vom Kalb Kopf und Füße zu sehen sind.
Rutscht das Kälbchen gerade aus der Gebärmutter und berührt noch nicht die Erde, dann ist die Kuh der Erde ebenbürtig.
(Wer in diesem Moment, wenn also die Geburt noch nicht abgeschlossen ist, die Kuh widmet, gewinnt sich daher den Verdienst des Schenkens von Land.)
Wer die Kuh auf diese Weise verschenkt, wird im Himmel für so viele tausend Yugas verehrt, wie sowohl Kuh als auch Kalb Haare am Körper haben.

Wer eben etwas geschenkt bekommen hat, und es gleich weitergibt an einen Tugendhaften und Aufrechten,
der erntet so großen Verdienst, als ob er die ganze Erde weggegeben hat mit allen Ozeanen, Teichen, Höhlen, Bergen, Wäldern und Feldern.
 
Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-9

Der Brahmane - Tugend und Moral

Der Brahmane, welcher still, mit den Händen zwischen seinen Knien und von einem Teller isst, wird andere retten können.
Auch die Brahmanen können anderen helfen, welche sich vom Trinken fernhalten, denen keinerlei Fehler nachgesagt werden und die täglich die Samhitas lesen.

Opfergaben von geklärter Butter und Speisen sollten Veden-Gelehrten Brahmanen immer angeboten werden.
So wie das Opfern von geklärter Butter ins Feuer niemals vergebens ist, so sind Gaben an tugendhafte und Veden-gelehrte Brahmanen niemals vergebens. Brahmanen meiden Waffen und kämpfen niemals mit Eisen oder Stein. Sie schlagen ihre Feinde mit ihrem Zorn wie Indra die Asura-Götter mit seinem Donner. Nun, dies sei genug über Tugend und Moral.

Als (einst) die Munis des Naimisha Waldes diese Belehrung hörten, waren sie höchst entzückt.
Die Asketen waren von Kummer, Angst und Ärger befreit, als sie diesen Worten lauschten.
Sie wurden auch alle ihre Sünden los. Und die menschlichen Wesen, oh König, welche diesen Worten aufmerksam lauschen,
werden vom Zwang der Wiedergeburt befreit.
 
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Mahabharat 3. Buch
Kapitel
200-10

Über Gayatri und die Reinheit

Yudhishthira fragte:
Oh du Weiser, welcherart Reinigung gibt es für einen Brahmanen, damit er sich selbst immer reinhalten kann?
Das möchte ich von dir tugendhaftem Mann hören.

Markandeya antwortete:
Es gibt drei Arten der Reinheit, nämlich Reinheit der Rede, der Taten und durch Gebrauch von Wasser.
Wer sich an diese drei Arten hält, gewinnt sich zweifellos den Himmel.

Der Brahmane, welcher morgens und abends
die Göttin Sandhya (die Dämmerung, welche Tag und Nacht verbindet) verehrt
und die Göttin Gayatri, die Mutter der Veden, meditativ rezitiert,

ॐ भूर्भुवः स्वः । auṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ । Om! Erde, Kosmische Raum und Himmlische Planeten.
तत्सवितुर्वरेण्यं । tát savitúr váreṇyaṃ । Jenes göttliche Licht verehren wir
भर्गो देवस्य धीमहि । bhárgo devásya dhīmahi । an der Ausstrahlung Gottes meditieren wir
धियो यो नः प्रचोदयात् ॥ dhíyo yó naḥ pracodáyāt Unser Geist möge dieses (Licht) erleuchten
wird von Gayatri geheiligt und von allen Sünden gereinigt.

Selbst wenn er dann die ganze Erde nebst den Meeren als Geschenk annehmen würde, überkäme ihn kein Unglück.
Und wenn die Planeten, Sterne und die Sonne ihm Ungunst verheißen würden,
so würden sie doch gleich wieder Glück und Gunst spenden bei solchem Betragen.

Schreckliche Rakshasas mit furchtbaren Gesichtern und gigantischen Körpern, die sich von tierischem Fleisch ernähren,
sind nicht in der Lage, über einen Brahmanen zu herrschen, welcher solche Reinigung praktiziert.
Solch ein Brahmane ist wie loderndes Feuer. Er verletzt nicht, wenn er lehrt, opfert oder von anderen Gaben annimmt.
 
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