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Mipa
Guest
Erstmal müsste man fragen, warum wir annehmen wollen, dass soetwas wie "Gott" existiert - aber das ist trivial, das lassen wir mal weg.
In der christlichen mystik hast du die vereinigung mit Gott zu lebzeiten, also ein verschmelzen mit ihm vor dem tod. Damit du mit was verschmelzen kannst, musst du erstmal getrennt sein - ein von mir getrennter Gott entsteht. Das ist mal eine sichtweise. Eine andere wäre: Es gibt keine trennung, aber mein ich, das sich als begrenzt erfährt, gaukelt sie mir vor - Gott und ich sind eins, mir fehlt nur das bewusstsein darum. Dann gibts sicher noch andere sichtweisen.
Dann muss man aber auch fragen -und da wirds schon richtig interessant- was ist das denn was wir uns da unter dem Begriff "Gott" vorstellen - wie ist dieses "Gott" denn beschaffen, und wie genau funktioniert es?
Jeder stellt sich was anderes vor oder fest oder aber hat einfach keine klare meinung dazu. Vorstellung betrachte ich als etwas entferntes, eine idee quasi. Feststellung geht richtung wissen, wofür aber erfahrungen vorhanden sind, die man gemacht hat oder macht. Die sind mal grundsätzlich individuell, scheinen sich aber teilweise zu ähneln.
Wenn wir das beantwortet haben (und eben erst dann), dann können wir sehr genau sagen, was dieses "Gott" wie tut - oder nicht tut.
Ja und hier wird jede antwort eine andere sein, weil sich sowohl vor- als auch feststellungen unterscheiden, bzw. von andern allenfalls nicht anerkannt werden.
Nur - bizarrerweise wird zwar alleweil mit dem Begriff "Gott" herumgeworfen - aber kaum jemand ist imstande die vorstehende Frage zu beantworten und also sich selber klar darüber werden was er selber sich eigentlich unter "Gott" vorstellt!
Für mich ist der begriff Gott eng mit dem der einheit verbunden, der ich, du, alle angehören. Im grunde ist das wieder ne vorstellung, meine. Da ich aber eine persönliche erfahrung habe, geht es richtung feststellung.
Und nein, die Fragestellung ist eben nicht, wie Gott beschaffen ist (das können wir nicht wissen), sondern nur, was Du Dir vorstellst wie Gott beschaffen ist - das ist eine Aufgabenstellung der Selbsterkenntnis.
Wenn wir die beschaffenheit Gottes überhaupt diskutieren, haben wir bereits eine vorstellung. Wenn man die christliche mystik erweitert und durch den begriff der mystischen erfahrung ersetzt, kann man im grunde ein wie auch immer geartetes Gottesbild aussen vor lassen. Menschen mit ähnlichen erfahrungen würden vielleicht ähnliche worte zur beschreibung dieses zustandes, bzw. prozesses benutzen und sich 'verstehen'. Das hat nun aber nix mit exklusivität zu tun.
Wenn ich nämlich eine Formulierung lese wie
dann stecken darin schon eine ganze Menge konkrete Vorstellungen von Gott. Und was, wenn die falsch sind? (Eben das ist die Idee hinter dem "Bilderverbot": wenn man eine Vorstellung hat, hindert die einen am Erkennen der Wirklichkeit.)
Klar, hier steckt ein festes bild dahinter, eben, eine vor-stellung. Ich gebe dir recht. Das kann dann der strafende, liebende, verdammende, helfende, im stich lassende, grausame Gott sein, je nach dem, wie die eigene erkenntnis über sich und die welt beschaffen ist. Letztlich stellt er sich unserem handeln entsprechend dar. Womit sich für mich abzeichnet, wer 'Gott' ist.
Nämlich: wenn für Gott eine Tätigkeit des "zulassens" oder "nicht zulassens" eine relevante Handlung ist, dann muss Gott (1) soetwas sein wie der Super-Administrator der Schöpfung, eine art Obermacker und Kontrollfreak, der (2)eine separate Entität und also von der Schöpfung getrennt ist, und aus dieser Position (3) alles beobachtet und wahrnimmt und (4)alles entscheiden kann.
Weiterhin, wenn es ein "warum" gibt, also einen Grund, dann muss Gott ein Bewusstsein sein das (5) kausal denkt, und also Gründe für sein Handeln hat. Kausales Denken ist nun aber schon für Menschen recht ineffektiv, da ist intuitives Denken sehr viel zielführender. Und Gründe sind in erster linie Rechtfertigungen für Dinge, die einem peinlich sind.
Warum sollte Gott etwas peinlich sein?
Die Gnostiker waren da auf einer interessanten Spur - dass dieser sog. "Gott", den wir da nach uneren eigenen Ansprüchen formen, bestenfalls ein Demiurg ist.
Zumindest wäre er so öffentlich tätig, für alle, einer von uns. So rückt der unfassbare, entfernte direkt in unseren zugriffsbereich. Mit seiner formgebung (wenn man so will) geht die eigene einher. Es findet eine untrennbare verflechtung statt.
Aber heute ist es noch fetziger: heute haben wir das Auto als Mutterersatz der jederzeit auf Kommando zu parieren hat (und in dessen Bauch wir uns herumtragen lassen wohin immer wir grad wollen), und eine Vorstellung von Gott als Vaterersatz der auf Kommando parieren soll - und diesen chronisch krankhaft unreifen Zustand nennen wir dann Erwachsensein.
Das ist, mit Verlaub, einfach nur lächerlich.
Warum fetziger?
Schade finde ich, dass vorstellungen und überzeugungen tendenziell wege versperren. Das beginnt damit, dass man sich in sachen Gott als mit- oder beifahrer und nicht lenker sieht.
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