@PsiSnake
Ich halte das schon eher für eine Schutzbehauptung. Ich denke, wer sein Kind liebt, wird immer wieder Lösungen finden, sich Hilfe holen usw.
Da stecken m. M. nach viele andere Gründe dahinter, und wenn man nicht in der Lage ist sich um sein Kind gut zu kümmern, ist vielleicht eine Adoption dann doch besser. Natürlich ist es immer ein Glücksspiel, bei dem die Kinder leider auf der Strecke bleiben können. Ist schon ein sehr schwieriges Thema.
@SunnyAfternoon
Ja, das waren in der Tat noch ganz andere Zeiten, die schwarze Pädagogik war noch allerorts präsent. Ab den 60er und vor allem 70er Jahren wurde da Gott sei Dank ganz viel reformiert. Was natürlich nicht bedeutet, dass es nicht auch heute noch Stätten der Grausamkeit gibt. Aber nicht mehr in dem Umfang wie früher.
@all:
Weil es in jeder Hinsicht zum Thema passt, stelle ich mal den preisgekrönten Dokumentarfilm über den Kindesmörder Jürgen Bartsch ein. Mit seiner Vita habe ich mich am meisten beschäftigt und dieser Film beschäftigt sich am differenziertesten mit seinem Leben. An ihm wurde alles falsch gemacht, was an einem Menschen falsch gemacht werden konnte. Der Film könnte auch heißen: "Wie bastele ich mir einen Serienmörder?"
Sein Fall hat damals maßgeblich dazu beigetragen, sowohl das Justizsystem, als auch die Pädagogik zu verändern.
Ich will nicht zu viel verraten, Aber Ich bin überzeugt davon, dass es einen Wendepunkt in seinem Leben gab, an dem sich noch alles zum Guten hätte wenden können, wenn das nicht konterkariert worden wäre:
Nachdem er schon einen langen Leidensweg hinter sich hatte, brachten ihn seine Eltern zu einem Pädagogenpaar ( ich glaube auf dem Land, es ist schon an die 30 Jahre her, dass ich die Doku gesehen habe).
Da, sagte er, habe er endlich sein Paradies gefunden. Die Kinder wurden liebevoll betreut, konnten spielen und toben, es war alles wunderbar.
Dann besuchten ihn seine Eltern dort. Und waren entsetzt, dass er nach dem Spielen draußen mit schmutzigen Klamotten ankam.
Daraufhin steckten sie ihn in ein streng katholisches Internat, in dem nicht nur ein strenges und liebloses Regiment herrschte, sondern die Kinder von den Patres auch noch sexuell missbraucht wurden. Das Internat wurde später wegen etlicher Missbrauchsfälle geschlossen.
Ich denke, da sind die Würfel dann endgültig gefallen für die fatale Entwicklung des J. Bartsch.
Die Doku lohnt sich auch deshalb, weil Jürgen Bartsch einen Einblick in seine Psyche gewährt wie kein anderer. Ein hochintelligenter und letztlich auch sensibler Mann, der selber unter seinen Taten gelitten hat, und doch nicht anders konnte. Ihm nimmt man seine Seelenqualen wirklich ab.
Er war kein maligner Narzisst/Psychophat, wie beispielsweise ein Ted Bundy.
Er hätte sich gerne therapieren lassen, ob das allerdings bei dieser Fehlentwicklung noch möglich gewesen wäre, sei dahingestellt.
Ein äußerst tragischer Fall, sowohl für seine Opfer als auch für ihn selbst.