Konflikte und Verhaltensweisen

Lunatic0

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Hallo!

Ich habe eine frage bezüglich konflikten. Oft ist es so daß man unwissentlich zu weit gegangen ist. Man begibt sich auf ein terrain von dem man keine ahnung hatte daß es jemanden stören könnte. Meistens bekommt man einen deutlichen hinweis darauf daß man eine grenze überschritten hat. Als reaktion darauf ist nicht selten die strategie daß man diese grenze von nun an respektiert, aus dem weg geht und die situation "deeskalieren" lässt wie es so schön heißt die beste. Die welt sollte ansich groß genug dafür sein.

Andererseits passiert es auch oft daß es nicht so einfach ist und sich ein schwelender konflikt entwickelt - wenn es nicht so einfach ist der eskalation aus dem weg zu gehen. Dann ist es oft so, daß jenes verhalten das eigentlich Beschwichtigung erzielen sollte bloß noch mehr provoziert.


Zur verdeutlichung hier das beispiel eines hundes. Hunde setzen, damit die situation nicht eskaliert, bewusst zeichen. Sie wollen die situation entschärfen. Sie gähnen, schnüffeln in entfernten ecken herum, tuen alles was ein hund normalerweise tut - werden dabei aber komplett missverstanden. Als mensch regt sich dann oft das gefühl tobenden entsetzens - ist denn der hund total von sinnen? Besitzt der doch tatsächlich die frechheit zu gähnen während ich meinen zorn über ihn niederschmettern lasse?!?
Es gibt kein entkommen - erst seine intelligenz und anpassungsfähigkeit hilft dem hund. Er lernt daß er den hundeblick aufsetzen muß, den schwanz einklemmen muß und betrübt dasitzen muß bis die situation vorüber ist. In schlimmen fällen muß er fürchten daß ihn zusammengerollte zeitungen auf der schnauze treffen und zuckt zusammen.

Wenn ein konflikt in der luft liegt ist es, so zumindest bei mir, die erste reaktion beispielsweise die hände in die hosentasche zu stecken.
Vom körpersprachlichen standpunkt bedeutet das: Gleichgültigkeit, Unsicherheit, etwas verbergen zu wollen.

Gleichgültigkeit: Es ist mir egal ich bewerte nichts und niemand weder negativ noch positiv.

Unsicherheit: Ich zeige meine schwäche - ich stelle in keinster weise eine gefahr da, bin den kampf möglicherweise garnicht wert.

etwas verbergen wollen: Ich hoffe nach bestem wissen und gewissen: allfällige eigennützige absichten, auch wenn sie mir garnicht bewusst waren würde ich am liebsten garnicht wahr haben wollen.

Ich setze damit also instinktiv alle zeichen die einer provokation vorbeugen sollen. Trotzdem werde ich dadurch als ungemein dreist und provokant wahrgenommen.

Damit wollte ich nur ein beispiel bringen - normalerweise ist das die problematik 15-jähriger lehrbuben, die gewisse normen erst erlernen müssen.

Das Muster bleibt jedoch ein leben lang erhalten - oft ist der impuls instinktive handlungen zur deeskalation zu setzen erfahrungsgemäß das schlimmste was man tun kann.

im täglichen leben, und ich habe die unterschiedlichsten beobachtungen und erfahrungen gemacht, scheint es oft unausweichlich die rolle eines räudigen hundes anzunehmen - was oft in verwahrlosung, sucht und einem völlig verzerrten empfinden von schuld und sühne ausartet.

Ist das notwendig? Gibt es menschen hier, die sagen daß man ja nie diese rolle des räudigen hundes annehmen sollte, sich immer auf seine impulse verlassen sollte, sich also immer seiner selbst sicher sein sollte? Ja sogar falls nötig fordern und provozieren sollte?

Oder gibt es eventuell jemand der meint es sei unausweichlich auch hier und da mal zu winseln, jemandem zu zeigen daß man ihn gerade auf höchstem niveau fürchtet?

Bitte um antworten!

Vorab noch ich nehme in diesem posting in keinster weise bezug zu irgendwelchen politischen geschehen auf dieser welt, micht interessiert ausschließlich und einzig der persönliche "mikropolitische" spielraum in kleineren sozialen gefügen.
 
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Nachträglich noch für jene, die das jetzt auf einen einfachen kampf/flucht/totstellen - reflex herunterbrechen wollen:

Ich sehe die möglichkeit zu kämpfen nicht als dauerlösung an - natürlich ist man vielleicht in einzelfällen dazu genötigt sein ziel an oberste priorität zu setzen und mehr als 100% zu geben. Aber das ist keine dauerlösung. Ich habe die erfahrung gemacht daß jemand der im leben ständig einen kampf sieht schnell in einer verbitterung endet.
 
HAllo Lunatic

Vielleicht hilft dir eine Regel weiter, die einen sehr tiefen Sinn hat:

Alles was mich aufregt, sind meine eigenen Verletzungen!

Das klingt erstmal etwas absurd, aber wenn du genauer hin schaust stimmt die Regel. Unter dieser Prämisse gehe ich durchs Leben und fahre recht gut damit. Vor allem habe ich dadurch sehr viel über mich selbst erfahren und bin an Verletzungen gekommen, die ich sonst nie gefunden hätte.

Wünsche dir alles Liebe!
lg Dieter
 
Wenn ein konflikt in der luft liegt ist es, so zumindest bei mir, die erste reaktion beispielsweise die hände in die hosentasche zu stecken.
Vom körpersprachlichen standpunkt bedeutet das: Gleichgültigkeit, Unsicherheit, etwas verbergen zu wollen.

Gleichgültigkeit: Es ist mir egal ich bewerte nichts und niemand weder negativ noch positiv.

Unsicherheit: Ich zeige meine schwäche - ich stelle in keinster weise eine gefahr da, bin den kampf möglicherweise garnicht wert.

etwas verbergen wollen: Ich hoffe nach bestem wissen und gewissen: allfällige eigennützige absichten, auch wenn sie mir garnicht bewusst waren würde ich am liebsten garnicht wahr haben wollen.

Ich setze damit also instinktiv alle zeichen die einer provokation vorbeugen sollen. Trotzdem werde ich dadurch als ungemein dreist und provokant wahrgenommen.

Woher hast Du die Definition für diese Gestik?

Wenn es wer wagt die Hände in die Hosantaschen zu stecken, wo es kurz davor ist zu eskalieren, würde ich das auch als deutliche Provokation deuten. Nämlich: Schau, wie gelassen ich hier stehe. Du kannst mir gar nix, Du bist mir wurscht und deine Befindlichkeiten und Interessen auch.

Kopf einziehen, einen Schritt zurück und beschwichtigend Lächeln. Das wäre die aus meiner Erfahrung nach "richtige" Geste, die aus einem Konflikt die Spannung herausnimmt. So sagst deine Körpersprache: "OK, ich ging hier wohl einen Schritt zu weit, nun gehe ich ihn zurück. Ich mache mich kleine, ziehe den Kopf ein, als Geste einem bevorstehenden Sturm zu erwarten, also kein Gegenangriff. Das Lächeln zeigt Sympathie und die friedliche Absicht.

Beide Hände beschwichtigend hochnehmen wäre auch eine Option. "Ruhe bewahren, komm, lass uns darüber reden."

Meine 2 Cent :)

LG
Any
 
Wenn es wer wagt die Hände in die Hosantaschen zu stecken, wo es kurz davor ist zu eskalieren, würde ich das auch als deutliche Provokation deuten. Nämlich: Schau, wie gelassen ich hier stehe. Du kannst mir gar nix, Du bist mir wurscht und deine Befindlichkeiten und Interessen auch.

Hier, ht*p://w*w.zeitblueten.com/news/koerpersprache/ - ich darf leider noch keine links posten.

Ich wollte damit nur ein beispiel nennen, obwohl die antwort hier sehr interessant ist - du nimmst die gelassenheit des gegenübers als provokation wahr. Warum? Aller logik nach wäre es doch schlimmer wenn dein gegenüber wild gestikulierend mit beleidigungen um sich wirft, laut wird, sich nach vorne beugt, eine gefahr darstellt.

Mit den händen in den hosentaschen kann doch theoretisch keine gefährliche situation für dich enstehen? Was erwartest du von deinem gegenüber? Warum muß er die schultern einziehen? Ist es dir nicht genug daß dein gegenüber nicht bereit ist seine eigenen interessen bis zu einer eskalation hin zu vertreten? Hast du es not, daß du deine macht dermaßen demonstrierst?

Wenn jemand die Hände in die höhe nimmt würde ich das eher als manipulation empfinden - woher nimmt der die frechheit mir einreden zu wollen ich sollte mich "beruhigen"?

Überhaupt stellen erhobene hände aller logik nach eigentlich eine größere gefahr da als wenn sie in der hosentasche sind. Selbst sicherheitspersonal lernt daß erhobene hände möglicherweise eine gefahr darstellen können, es gibt gefängnisse wo man die hände nicht über die ellbogen anheben darf, da dies als aufständisch und als bedrohung wahrgenommen wird.

Wie gesagt, die wichtigste frage ist wieso ist es in einer zivilisierten gesellschaft nötig soviel angst zu erzeugen? Jedes wilde kriegervolk hat hier mehr respekt voreinander.

Alles was mich aufregt, sind meine eigenen Verletzungen!
Vielen dank für die antwort, wie kann man diese weisheit auslegen? Soll ich die einschüchterungsversuche meines gegenübers als dessen eigene verletzung deuten? Das könnte dann aber als unglaubliche provokation empfunden werden, weil es möglicherweise als gleichgültigkeit missverstanden werden würde.

Ansonnsten ist der satz stimmig - ich wurde oft eingeschüchtert und habe dadurch möglicherweise die eine oder andere verletzung davongetragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe eine frage bezüglich konflikten. Oft ist es so daß man unwissentlich zu weit gegangen ist. Man begibt sich auf ein terrain von dem man keine ahnung hatte daß es jemanden stören könnte. Meistens bekommt man einen deutlichen hinweis darauf daß man eine grenze überschritten hat. Als reaktion darauf ist nicht selten die strategie daß man diese grenze von nun an respektiert, aus dem weg geht und die situation "deeskalieren" lässt wie es so schön heißt die beste. Die welt sollte ansich groß genug dafür sein.
Das ist der Normalfall.

Zur verdeutlichung hier das beispiel eines hundes. Hunde setzen, damit die situation nicht eskaliert, bewusst zeichen. Sie wollen die situation entschärfen. Sie gähnen, schnüffeln in entfernten ecken herum, tuen alles was ein hund normalerweise tut - werden dabei aber komplett missverstanden. Als mensch regt sich dann oft das gefühl tobenden entsetzens - ist denn der hund total von sinnen? Besitzt der doch tatsächlich die frechheit zu gähnen während ich meinen zorn über ihn niederschmettern lasse?!?
Es gibt kein entkommen - erst seine intelligenz und anpassungsfähigkeit hilft dem hund. Er lernt daß er den hundeblick aufsetzen muß, den schwanz einklemmen muß und betrübt dasitzen muß bis die situation vorüber ist. In schlimmen fällen muß er fürchten daß ihn zusammengerollte zeitungen auf der schnauze treffen und zuckt zusammen.
Den Absatz vergiß mal ganz schnell. Wer gähnen und schnüffeln in diesem Kontext als Gleichgültigkeit interpretiert, sollte sich erst mal mit dem Wesen von Hunden befassen. Und wer in meinem Beisein einen Hund mit einer zusammengerollten Zeitung schlägt, kriegt von mir einen geharnischten Vortrag, daß ihm die Ohren klingeln.

Wenn ein konflikt in der luft liegt ist es, so zumindest bei mir, die erste reaktion beispielsweise die hände in die hosentasche zu stecken.
Usw. usf.
Das hängt extrem davon ab, wie Dein Gegenüber gestrickt ist. Anevay schrieb ja, sie würde das als Provokation auffassen. Für mich würde die Tatsache, daß Du die Hände in den Taschen hast, bedeuten, daß Du die Hände in den Taschen hast, nicht mehr und nicht weniger.
Bei Körpersprache achte ich z.B. viel mehr auf den Augenausdruck und die Körperspannung. Andere Menschen werden wahrscheinlich wieder auf andere Körpersprachelemente achten. Ich glaube nicht, daß es da verbindliche Regeln gibt.

im täglichen leben, und ich habe die unterschiedlichsten beobachtungen und erfahrungen gemacht, scheint es oft unausweichlich die rolle eines räudigen hundes anzunehmen - was oft in verwahrlosung, sucht und einem völlig verzerrten empfinden von schuld und sühne ausartet.
Hier scheint mir eher, daß das Selbstbewußtsein entweder völlig den Bach runtergegangen ist (aus was für Gründen auch immer) oder es nie vorhanden war. Mir scheint diese Position auf jeden Fall sehr extrem und ich würde gegenüber einem Menschen, der mir gegenüber derart unterwürfig auftritt, äußerstes Mißtrauen und starke Vorbehalte entgegenbringen.

Ist das notwendig? Gibt es menschen hier, die sagen daß man ja nie diese rolle des räudigen hundes annehmen sollte, sich immer auf seine impulse verlassen sollte, sich also immer seiner selbst sicher sein sollte? Ja sogar falls nötig fordern und provozieren sollte?
Provokation halte ich für wenig sinnvoll, denn Provokation dient ja dazu, Streit zu erzeugen. Aber seiner selber sicher sein (im Sinne von Gelassenheit und innerer Stärke) sollte man schon, auch seine Position vertreten, wobei man sich keine Zacken aus der Krone bricht, einen Irrtum zuzugeben, denn auch das gehört zu innerer Stärke. Mit "Kriechen" und "servilem Verhalten" hat das imho wenig zu tun.

Oder gibt es eventuell jemand der meint es sei unausweichlich auch hier und da mal zu winseln, jemandem zu zeigen daß man ihn gerade auf höchstem niveau fürchtet?
Niemals! Ich will abends noch in den Spiegel schauen können. Oder, da ich mal ganz gerne Vergleiche aus dem Tierreich bemühe, ich bin nicht das Reh = die Beute, ich bin der Wolf, der Beute macht. Außerdem erwirbt man sich mit so einem "winselnden" Verhalten keine Achtung, sondern Verachtung. Bei mir käme das ganz, ganz schlecht an. Nur bei "charakterlichen Zwergen" könnte man imho damit etwas bewirken, weil die selber keinerlei Selbstbewußtsein besitzen und auf so was abfahren.

LG
Grauer Wolf
 
Den Post behandele ich mal separat, sonst verliere ich den Überblick.

Hier, ht*p://w*w.zeitblueten.com/news/koerpersprache/ - ich darf leider noch keine links posten.
Das wichtigste in diesem Link ist der einführende Satz:
"Folgend einige Körpersprache-Signale und was sie bedeuten können – mit Betonung auf „können“:"
Denn wie schon gesagt, solche Körpersprachesignale können auch mal was ganz anderes oder einfach gar nichts bedeuten. Es ist imho gefährlich, solche "Regeln" als absolut zu betrachten.
Ich greife mal ein paar Punkte heraus:

Blickkontakt suchen: Selbstbewusstsein, Kontaktfreudigkeit/-bereitschaft.
Hmmm, ich fixiere mein Gegenüber zwischendurch immer mal wieder, um seine Reaktionen zu sehen und...

Blickkontakt meiden, ausweichen: Schüchternheit, Unsicherheit, Verlegenheit, Schuldbewusstsein, Antipathie gegenüber der anderen Person.
...weiche einem Blick niemals aus.

Stirnrunzeln: Anspannung, Ärger.
Kann sein, hab nie drauf geachtet.

In einem Gespräch an den Hals (oder an die Krawatte) greifen: Die Person steht unter Druck, fühlt sich unwohl.
Ich greife z.B. sehr oft zu meinem Wolfsamulett, aber auch wenn ich alleine bin! Ergo Fehlanzeige hinsichtlich tieferer Bedeutung im Kontext mit anderen Menschen.

Zurückgelehnter Körper (beim Sitzen), Beine übereinander geschlagen: Wohlbehagen, Sicherheit.
Hat nur eine Bedeutung: Eine bequeme Sitzposition zu finden.

Verschränkte Arme: will Distanz, Unsicherheit, oder auf Konfrontation aus, Ablehnung.
Hat bei mir nichts zu bedeuten, egal, was Psychologen da reden.

Hände in der Hosentasche: Gleichgültigkeit, Unsicherheit, etwas verbergen wollen.
Mache ich oft, hat auch nichts zu bedeuten. Oder ich hake die Daumen in den Gürtel, hat auch nichts zu bedeuten. Reine Bequemlichkeit und "Wohin mit den Fingern".

Breitbeinig, gerade stehen: Selbstbewusstsein, Sicherheit.
Mache ich ebenfalls oft.

Das, was ich blau markiert habe, wird imho (subjektiv meine Meinung) sehr oft überbewertet. Gerade bei längeren Gesprächen sucht man oft eine einigermaßen bequeme Stellung und wechselt öfter die Position, um nicht steif zu werden. Auch sind einem oft die Hände im Weg und man weiß nicht wohin damit, weil hierzulande "mit den Händen zu sprechen" wenig üblich ist, im gegensatz etwa zu romanischen Ländern.

Beim Sprechen an der Nase reiben, Blickrichtung ständig wechseln, ausweichen: Lügen, Verlegenheit.
Das ist ein Körpersignal, das ich so, wie beschrieben, wahrscheinlich nicht erkennen würde. Ich habe selber die Angewohnheit, beim Sprechen an die Nase oder eher noch in den Bart zu fassen, wenn ich dabei angestrengt nachdenke, um sauber zu formulieren (ich mag keine "äh" in freier Rede).

Ich bin auf diese Punkte eingegangen, um nochmals das "kann" zu betonen. Viele dieser Standardregeln treffen auf mich nicht zu und deshalb wirke ich auf andere im Gespräch oft sehr kalt und abweisend oder reglos, was ich nicht bin. Wer mich näher kennt, weiß das natürlich und achtet nicht mehr drauf.
Umgekehrt vernachlässigen meine Gegenüber meistens die Sprache meiner Augen, auf die ich wiederum sehr viel Wert lege und genau drauf achte.
Normalerweise habe ich bernsteinfarbene Augen. Wenn die sich etwas verengen und gleichzeitig aufhellen (bis fast gelblich), dann sollte mein Gegenüber aufpassen, was es sagt oder tut...

Ich würde mich nicht wundern, wenn andere Menschen sich ähnlich variabel verhalten. Innerhalb einer gewissen, artgemäßen Bandbreite (halt Homo sapiens) dürfte die Körpersprache doch recht individuell geprägt resp. überlagert sein, durch die eigene Lebenseinstellung, vielleicht auch durch Erziehung und Umfeld.

Wie so vieles in der Psychologie geht's hier um "möglicherweise", "vielleicht", "vielleicht auch nicht", "hängt davon ab" etc. Alles etwas unscharf.

LG
Grauer Wolf
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich wollte damit nur ein beispiel nennen, obwohl die antwort hier sehr interessant ist - du nimmst die gelassenheit des gegenübers als provokation wahr. Warum? Aller logik nach wäre es doch schlimmer wenn dein gegenüber wild gestikulierend mit beleidigungen um sich wirft, laut wird, sich nach vorne beugt, eine gefahr darstellt.

Es wäre vermutlich aggressiver, wenn derjenige rumblökt, aber es ist nicht weniger aggressiv so zu tun, als ginge eine drohende Eskalation einen Beteiligten nichts an. Für mich sind eben Hände in den Taschen kein Signal von Einsicht oder Kommunikationsbereitschaft, noch wirkt diese Geste auf mich beschwichtigend oder deeskalierend.

Mit den händen in den hosentaschen kann doch theoretisch keine gefährliche situation für dich enstehen? Was erwartest du von deinem gegenüber? Warum muß er die schultern einziehen? Ist es dir nicht genug daß dein gegenüber nicht bereit ist seine eigenen interessen bis zu einer eskalation hin zu vertreten? Hast du es not, daß du deine macht dermaßen demonstrierst?
Ich erwarte ein erwachsenes Verhalten von meinem Gegenüber. Wenn der meine Grenzen übertritt, dass er in seiner Gestik zeigt: "Tschuldigung, einen Schritt zurück, das wollte ich nicht. Lass uns darüber reden." Und das sagt die Körpersprache, die ich beschrieben habe, dann aus.

Unter Deeskalation verstehe ich auch nicht, dass ich einen Revierkampf gewonnen oder vermieden hätte, sondern das unangemessenes Verhalten vermieden wird. Damit man dann eben neu und in Ruhe verhandeln kann. Auf Augenhöhe. :)

Wenn jemand die Hände in die höhe nimmt würde ich das eher als manipulation empfinden - woher nimmt der die frechheit mir einreden zu wollen ich sollte mich "beruhigen"?

Das nehmen Menschen sicherlich unterschiedlich wahr. Für mich wäre es körpersprachlich die Geste "Ja, ich bin über deine Grenze getreten, Frieden, schau, alles ist gut." Damit wir nicht aneinander vorbeireden, hier ein Beispielbild. Hier ist die beschwichtigende Geste der von uns aus gesehenen rechten Hand des Schiris. Seine andere Hand zeigt mit dem Zeigefinger ein "Pass auf", die er sich in seiner Position halt erlauben kann. Um die geht es hier aber nicht, die bitte ich zu ignorieren.
http://sport.orf.at/static/images/s...hter_ruiss_kritik_stuchlik_body_g.2146531.jpg


Überhaupt stellen erhobene hände aller logik nach eigentlich eine größere gefahr da als wenn sie in der hosentasche sind. Selbst sicherheitspersonal lernt daß erhobene hände möglicherweise eine gefahr darstellen können, es gibt gefängnisse wo man die hände nicht über die ellbogen anheben darf, da dies als aufständisch und als bedrohung wahrgenommen wird.

Ich habe nicht von Händen über den Schulterbereich hinaus gesprochen, siehe Foto.

Wenn die Hände mit den Innenflächen nach Außen zum Gegenüber hin erhoben werden, ist das gemeinhin für mich eine Geste der Abwehr. ein "Komm mir nicht zu nahe". Oder auch ein "Beruhige dich", wenn sie nach unten wippend und nach unten drückend ausgeführt wird.

Wie gesagt, die wichtigste frage ist wieso ist es in einer zivilisierten gesellschaft nötig soviel angst zu erzeugen? Jedes wilde kriegervolk hat hier mehr respekt voreinander.

Die Geste hat mit Angst nichts zu tun.

Vielen dank für die antwort, wie kann man diese weisheit auslegen? Soll ich die einschüchterungsversuche meines gegenübers als dessen eigene verletzung deuten? Das könnte dann aber als unglaubliche provokation empfunden werden, weil es möglicherweise als gleichgültigkeit missverstanden werden würde.

Keine Einschüchterungsversuche. Gängige Körpersprache, die dabei hilft, die Intention deines Gegenübers zu deuten. Wenn Du dich davon einschüchtern lässt ist das deine Angelegenheit und etwas, dass Du mit dir klären kannst.

Ansonnsten ist der satz stimmig - ich wurde oft eingeschüchtert und habe dadurch möglicherweise die eine oder andere verletzung davongetragen.

Das tut mir Leid für dich, dass Du diese Erfahrungen gemacht hast. Angst halte ich in der gängigen, alltäglichen Kommunikation für deplaziert.

Solange mir niemand eine reinhauen will oder mich mit einer Waffe konkret bedroht, bin ich wohl eher schwer einzuschüchtern. Auch wenn ein Chef sich aufbäumtist mir das wurscht. Ich registriere diesen Versuch Macht zu demonstrieren durchaus, aber nicht mehr.

Danke für das interessante Thema. :)

Körpersprache anhand einzelner Merkmale zu deuten geht allerdings meist schief, das ist meine Erfahrung. Es gehört eine Menge Erfahrung dazu, einen Menschen diesbezüglich zu verstehen, denn jeder Mensch hat auch sein eigenes Muster, wie Du ja auch daran siehst, dass die Hände in den Hosentaschen für dich ein friedliches Signal ist. Und ich das anders deute. Und das ich es anders beurteile ändert deine Intention nicht, wir würden uns dann vermutlich missverstehen. Würde ich dich gut kennen, wüsste ich vermutlich sofort, was Du mit deiner Haltung ausdrückst.

LG
Any
 
Körpersprache anhand einzelner Merkmale zu deuten geht allerdings meist schief, das ist meine Erfahrung.
Genau da hast Du es auf den Punkt gebracht. Erst das Zusammenspiel aller körpersprachlichen Elemente erlaubt eine einigermaßen zuverläßige Deutung. Gilt im Prinzip für alle Lebewesen.

LG
Grauer Wolf
 
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@GrauerWolf Es klingt als würdest du dich ziemlich gut kennen, als wärst du eben erhaben über derartige leitfäden der nonverbalen kommunikation.

Viele dieser im commonsense fest verankerten deutungen wiederstreben mir auch sehr. Trotzdem wende ich es etwa bei bewerbungsgesprächen an selbst wenn dabei eine groteske sinnlosigkeit und unsicherheit mit kolportiert wird. Denn es gibt gerade im berufsleben viele menschen die sich genau auf sowas fixiert haben. Gerade das beispiel verschränkter hände oder hände in den hosentaschen ist ein klassiker, wird oft als kommunikationskiller gedeutet.

Den Absatz vergiß mal ganz schnell. Wer gähnen und schnüffeln in diesem Kontext als Gleichgültigkeit interpretiert, sollte sich erst mal mit dem Wesen von Hunden befassen. Und wer in meinem Beisein einen Hund mit einer zusammengerollten Zeitung schlägt, kriegt von mir einen geharnischten Vortrag, daß ihm die Ohren klingeln.

Ich habe das beispiel gewählt weil die situation eines hundes insofern sehr treffend ist, weil ein hund auch immer gewissermaßen über die leine an den besitzer gebunden ist, das bedeutet er ist nicht wirklich frei. In hierarchischen systemen wie etwa in einer firma besteht oft eine ähnliche abhängigkeit.

In gewisser weise ist ja niemand wirklich frei denn solange wir in dieser welt leben können wir nicht leugnen in einer matrix (mit möglicherweise mütterlichen charakter) eingebettet zu sein - die gesellschaft, die wirtschaft, die natur - niemand ist absolut selbständig jeder braucht ein enviroment. Am ende sind wir alle gewissermaßen an einer leine, wenn man das so sagen kann. Ich nehme es aber so wahr als wäre die leine manchmal derart verworren daß sich keine sinnvollen zusammenhänge mehr erkennen lassen.

Kurz - das leben ist oft schwierig. Es könnte oft viel einfacher sein...
 
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