Konflikte und Verhaltensweisen

Danke für das interessante Thema. :)
Danke für die wertschätzung!

Es wäre vermutlich aggressiver, wenn derjenige rumblökt, aber es ist nicht weniger aggressiv so zu tun, als ginge eine drohende Eskalation einen Beteiligten nichts an. Für mich sind eben Hände in den Taschen kein Signal von Einsicht oder Kommunikationsbereitschaft, noch wirkt diese Geste
auf mich beschwichtigend oder deeskalierend.
Ich erwarte ein erwachsenes Verhalten von meinem Gegenüber. Wenn der meine Grenzen übertritt, dass er in seiner Gestik zeigt: "Tschuldigung, einen Schritt zurück, das wollte ich nicht. Lass uns darüber reden." Und das sagt die Körpersprache, die ich beschrieben habe, dann aus.

Ich habe wiederkehrende träume, in denen ich versuche jemanden oder etwas zu schlagen und möglichst viel schmerz zuzufügen - allein es gelingt mir nicht. Die thematik erinnert mich daran. Erst die erkenntnis daß ich eine forderung stelle - nämlich die nach der einsicht meines gegenübers - zeigt mir, daß ich es bin der quasi in der rolle des bittstellers ist. Manchmal ist diese forderung auch einfach zuviel verlangt.

Das nehmen Menschen sicherlich unterschiedlich wahr. Für mich wäre es körpersprachlich die Geste "Ja, ich bin über deine Grenze getreten, Frieden, schau, alles ist gut."

Ehrlich? "Ja, ich bin über deine Grenze getreten, Frieden, schau alles ist gut"???
Da würde ich mir erst recht verarscht vorkommen.

Unter Deeskalation verstehe ich auch nicht, dass ich einen Revierkampf gewonnen oder vermieden hätte, sondern das unangemessenes Verhalten vermieden wird. Damit man dann eben neu und in Ruhe verhandeln kann. Auf Augenhöhe. :)

Du willst unangemessenes verhalten vermeiden - dabei stellt sich natürlich die frage: wer definiert die angemessenheit? Wieso sollte sich jemand in jemandes anderen vorstellung von angemessenheit einfügen, bloß weil er/sie unwissentlich eine grenze überschritten hat?


Keine Einschüchterungsversuche. Gängige Körpersprache, die dabei hilft, die Intention deines Gegenübers zu deuten. Wenn Du dich davon einschüchtern lässt ist das deine Angelegenheit und etwas, dass Du mit dir klären kannst.
Ok, die von mir genannten einschüchterungsversuche bezogen sich auf die situation daß jemand versucht eine gewisse reue und unterwürfigkeit zu erzwingen bzw sie als selbstverständlich einfordert.


Solange mir niemand eine reinhauen will oder mich mit einer Waffe konkret bedroht, bin ich wohl eher schwer einzuschüchtern. Auch wenn ein Chef sich aufbäumtist mir das wurscht. Ich registriere diesen Versuch Macht zu demonstrieren durchaus, aber nicht mehr.

Danke für diesen punkt. Nichts liegt mir ferner als die implikation daß (rohe) gewalt eine lösung wäre. Mein beispiel bezieht sich ansich jedoch genau auf sachverhalte in denen handgreiflichkeiten als letztes in frage kommen. Nachbarschaftsstreitigkeiten, der arbeitsplatz etc.

Ich denke daß es in einer dunklen gasse mit einer finster dreinblickenderen gang viel gefährlicher wäre mit hochgezogenen schultern lächelnd und mit den händen in der höhe herumzulaufen, als mit den händen in den hosentaschen und einem eher seriösen blick.
Am arbeitsplatz etwa verhält es sich genau umgekehrt.
 
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@GrauerWolf Es klingt als würdest du dich ziemlich gut kennen, als wärst du eben erhaben über derartige leitfäden der nonverbalen kommunikation.
Das sollte ich in meinem Alter auch sein... ;)
Spaß beiseite. Diesen ganzen Kram mit Körpersignalen habe ich auch mal lernen müssen, als ich in leitender Stellung in der Industrie war. Hat mich immer angeödet, kam mir immer irgend wie künstlich vor und irgend wann hatte ich die Nase voll und bin ausgebrochen.
Letztlich habe ich es auch erst lernen müssen, mir einfach meine eigenen Regeln zu machen (als Kind und Jugendlicher war ich überangepaßt worden und ängstlich). So was ist dann schon ein etwas längerer Weg.

Viele dieser im commonsense fest verankerten deutungen wiederstreben mir auch sehr. Trotzdem wende ich es etwa bei bewerbungsgesprächen an selbst wenn dabei eine groteske sinnlosigkeit und unsicherheit mit kolportiert wird. Denn es gibt gerade im berufsleben viele menschen die sich genau auf sowas fixiert haben. Gerade das beispiel verschränkter hände oder hände in den hosentaschen ist ein klassiker, wird oft als kommunikationskiller gedeutet.
Ob das so viel Sinn macht? Ein erfahrener Gesprächspartner wird merken, daß Du Dich dabei verbiegst.

Ich habe das beispiel gewählt weil die situation eines hundes insofern sehr treffend ist, weil ein hund auch immer gewissermaßen über die leine an den besitzer gebunden ist, das bedeutet er ist nicht wirklich frei. In hierarchischen systemen wie etwa in einer firma besteht oft eine ähnliche abhängigkeit.
O.k., da hast Du in mir zufällig einfach den Falschen getroffen, weil ich meine Hunde nicht mainstreammäßig halte. Es gibt nur wenige, absolute Befehle, die ihrer Sicherheit dienen, ansonsten sind sie Familienmitglieder, die eigene Entscheidungen treffen können und auch sollen. Kadavergehorsam bei Hunden mag ich nicht und wäre mit der Rasse, die ich habe, auch nicht zu machen.

In gewisser weise ist ja niemand wirklich frei denn solange wir in dieser welt leben können wir nicht leugnen in einer matrix (mit möglicherweise mütterlichen charakter) eingebettet zu sein - die gesellschaft, die wirtschaft, die natur - niemand ist absolut selbständig jeder braucht ein enviroment. Am ende sind wir alle gewissermaßen an einer leine, wenn man das so sagen kann. Ich nehme es aber so wahr als wäre die leine manchmal derart verworren daß sich keine sinnvollen zusammenhänge mehr erkennen lassen.
Siehst du, und ich erkenne nur eine "Leine" an: Die Natur, deren Gesetzen ich unterworfen bin wie jedes Lebewesen. Die Wirtschaft und die Gesellschaft interessieren mich nicht, nicht mehr. Ich bin nicht dazu auf der Welt, mich wirtschafts- und gesellschaftskonform zu verbiegen.

Kurz - das leben ist oft schwierig. Es könnte oft viel einfacher sein...
Da ist wohl wahr! ;)

LG
Grauer Wolf
 
Ich denke daß es in einer dunklen gasse mit einer finster dreinblickenderen gang viel gefährlicher wäre mit hochgezogenen schultern lächelnd und mit den händen in der höhe herumzulaufen, als mit den händen in den hosentaschen und einem eher seriösen blick.
In dieser Situation schaust besser nicht "seriös" drein, sondern mit einem Raubtierblick, der nichts gutes verheißt, so nach dem Motto "ich bin spät dran, hab Hunger und eh Sch***laune und entscheidet euch endlich, wer zuerst auf die Intensivstation will!" :D
Allerdings muß der Rest der Körpersprache dazu passen, denn wie Anevay richtig anmerkte, es kommt auf die Gesamtheit, den geschlossenen Eindruck an. Ernsthaft: Es sind die Diskrepanzen in der körperlichen Ausdrucksweise, die u.U. dazu führen, daß man nicht ernstgenommen wird.

LG
Grauer Wolf
 
ich denke , die" Hände in den Hosentaschen" signalisieren in dieser Kultur ,der Mensch zeigt nicht , was er da in den Händen hält , kann sein ,er zieht ein Messer etc. ,eine Waffe ?

Vieles ist halt so archetypisches Interpretieren einer Kampfkultur (und Ritterzeit).

Viele Benimmregeln gehen darauf zurück . Mir geht dieses ewige in die Augen starren wahnsinnig auf den Keks , empfinde es als extrem unhöflich , andere glauben dann irgendwas hineininterpretieren zu müssen .
 
Vielen dank für die antwort, wie kann man diese weisheit auslegen? Soll ich die einschüchterungsversuche meines gegenübers als dessen eigene verletzung deuten? Das könnte dann aber als unglaubliche provokation empfunden werden, weil es möglicherweise als gleichgültigkeit missverstanden werden würde.

Wenn Dich eine Person in irgend einer Weise angreift, besteht zwischen euch eine Spannung und diese Spannung hat einen Grund (von Nichts kommt nichts).
Duu kannst jetzt den Angriff erwidern, oder dich fragen, aus welchem Grund die Person dich attackiert?. Du wist dann zu der Erkenntnis gelangen, dass du eine Resonanz zu ihm hast und er eine Verletzung in sich trägt, die er in dir wieder erkennt.
Da es aber eine Resonanz ist, muss diese Verletzug auch in dir sein. Löst du sie also bei dir auf, hat der Gegenüber keine Möglichkeit mehr dich anzugreifen

lg Dieter
 
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ich denke , die" Hände in den Hosentaschen" signalisieren in dieser Kultur ,der Mensch zeigt nicht , was er da in den Händen hält , kann sein ,er zieht ein Messer etc. ,eine Waffe ?
Vielleicht bin ich hier zu fordernd aber ich gestehe jedem menschen zu für notfälle noch "ein as im ärmel" zu haben, vielleicht um sich vor angriffen zu schützen. Hätte gott es anders gewollt hätte er mir röntgenaugen gegeben.


Wenn Dich eine Person in irgend einer Weise angreift, besteht zwischen euch eine Spannung und diese Spannung hat einen Grund (von Nichts kommt nichts).
Gehe ich richtig in der annahme dies mal ohne schuldzuweisung zu sehen? Sprich (im gegebenen kontext) beläuft sich dieser "grund" auf frühere in erster linie nicht sofort ersichtliche verletzungen beiderseits, die aber de facto mit dem betreffendem gegenüber nichts zu tun haben.

Duu kannst jetzt den Angriff erwidern, oder dich fragen, aus welchem Grund die Person dich attackiert?. Du wist dann zu der Erkenntnis gelangen, dass du eine Resonanz zu ihm hast und er eine Verletzung in sich trägt, die er in dir wieder erkennt.
Da es aber eine Resonanz ist, muss diese Verletzug auch in dir sein. Löst du sie also bei dir auf, hat der Gegenüber keine Möglichkeit mehr dich anzugreifen

Genau hier ist ein teil meiner fragestellung: genau diese erkenntnis muß ich vor meinem gegenüber verbergen, richtig?

Es ist eigentlich keine frage mehr sondern vielmehr eine erfahrung: Ich habe oft festgestellt, daß wenn mein gegenüber nur einen funken dieser reflexion mitbekommt vor wut zu schäumen anfängt und mit den kognitiv inadequatesten "waffen" auffährt, weil diese reflexion als dreisteste überheblichkeit gedeutet wird.
Damit muß man wohl rechnen.
 
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