Hallo Veritas,
es gibt unendlich viele Hinweise und Belege, dass Goethe ein echter Esoteriker war, denn aus vielen Texten und Gedichten geht dies hervor. Obwohl er andererseits offensichtlich auch ein sehr diesseits bezogener Sinnenmensch gewesen sein muß. Aber ich denke, das Eine schließt das Andere nicht aus.
Hier nun einige Beispiele seines esoterischen Denkens:
Des Todes rührend Bild steht nicht als Schrecken dem Weisen und nicht als Ende dem Frommen.
Jenen drängt es ins Leben zurück und lehrt ihn handeln.
Diesem stärkt es zu künftigem Heil im Trübsal die Hoffnung.
Beiden wird zum Leben der Tod."
(aus Hermann Und Dorothea)
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An dem öden Strand des Lebens,
Wo sich Dün auf Düne häuft,
Wo der Sturm im finstern träuft,
Setze dir ein Ziel des Strebens.
Unter schon verloschnen Siegeln
Tausend Väter hingestreckt;
Ach! Von neuen frischen Hügeln
Freund an Freunden überdeckt!
Hast du so dich abgefunden,
Werde Nacht und Äther klar,
Und der ewgen Sterne Schar
Deute dir belebte Stunden:
Wo du hier mit Ungetrübten
Treulich wirkend, gern verweilst
Und auch treulich den geliebten
Ewigen entgegeneilst.
(Bei der Trauerfeier für Prinzessin Caroline am 26. Januar 1816)
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Sein Zwischengesang, wurde bei Goethes Begräbnis vorgetragen.
Laßt fahren hin das allzu Flüchtige!
Ihr sucht bei ihm vergebens Rat!
In dem Vergangnen lebt das Tüchtige,
Verewigt sich in schöner Tat.
Und so gewinnt sich das Lebendige
Durch Folg aus Folge neue Kraft;
Denn die Gesinnung die beständige,
Sie macht allein den Menschen dauerhaft.
So löst sich jene große Frage
Nach unserm zweiten Vaterland:
Denn das Beständige der irdschen Tage
Verbürgt uns ewigen Bestand.
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Besonders empfehle ich: Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre zu lesen.
Hieraus folgendes Zitat:
LEHRBRIEF
"Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urteil schwierig, die Gelegenheit flüchtig.
Handeln ist leicht, Denken schwer; nach dem Gedanken handeln unbequem.
Aller Anfang ist heiter, die Schwelle ist der Platz der Erwartung.
Der Knabe staunt, der Eindruck bestimmt ihn; er lernt spielend,
der Ernst überrascht ihn.
Die Nachahmung ist uns angeboren; der Nachzuahmende wird nicht leicht erkannt.
Selten wird das Treffliche gefunden, seltener geschätzt.
Die Höhe reizt uns, nicht die Stufen. Den Gipfel im Auge,
wandeln wir gerne auf der Ebene.
Nur ein Teil der Kunst kann gelehrt werden, der Künstler braucht sie ganz.
Wer sie halb kennt, ist immer irre und redet viel;
wer sie ganz besitzt, mag nur tun und redet selten oder spät.
Jene haben keine Geheimnisse und keine Kraft.
Ihre Lehre ist wie gebackenes Brot schmackhaft und sättigend für einen Tag.
Aber Mehl kann man nicht säen, und die Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden.
Die Worte sind gut, sie sind aber nicht das Beste.
Das Beste wird nicht deutlich durch Worte.
Der Geist, aus dem wir handeln, ist das Höchste.
Die Handlung wird nur vom Geiste begriffen und wieder dargestellt.
Niemand weiß, was er tut, wenn er recht handelt;
aber des Unrechten sind wir uns immer bewusst.
Wer bloß im Zeichen wirkt, ist ein Pedant, ein Heuchler oder ein Pfuscher.
Es sind ihrer viel, und es wird ihnen wohl zusammen. Ihr Geschwätz hält den
Schüler zurück, und ihre beharrliche Mittelmäßigkeit ängstigt die Besten.
Des echten Künstlers Lehre schließt den Sinn auf; denn wo die Worte fehlen,
spricht die Tat. Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte
entwickeln, und nähert sich dem Meister."
MfG
J.A.