Auf Katharina II. folgte 1801 Zar Alexander I., der eine recht liberale Judenpolitik betrieb. Er wurde unter der Leitung eines freisinnigen Schweizer Lehrers nach rousseauschen Grundsätzen erzogen. Der französisch-schweizerische Schriftsteller Rousseau fühlte sich zu sozialistischen Ideen hingezogen und gilt als einer der ideellen Wegbereiter der französischen Revolution.
Als Zar Alexander I., der Enkel Katharinas der Großen, 1801 den Thron bestieg, zeigte er sich entschlossen, die Lage der Leibeigenen endlich zu bessern. Er folgte auf seinen Vater, den Zaren Paul I., einen geisteskranken Wüterich, der durch eine Palastrevolution sein Ende gefunden hatte. Alexander schaffte die Geheimpolizei ab, begnadigte Tausende von politischen Gefangenen und untersagte die Anwendung der Tortur beim Verhör. Er schaffte die Folter und Prügelstrafe ab und öffnete Russland, das sich unter Katharina und Paul so verschlossen hatte, liberalen Ideen.
Zar Alexander I. gründete eine Kommission zur Regelung der Judenfrage, mit dem Ziel, die Juden durch formelle Integration kulturell in das soziale Umfeld zu integrieren. Er erlaubte den Juden ab 1804, die staatlichen Schulen zu besuchen und das Recht auf eine freie Religionsausübung. Einigen Juden erlaubte er, allerdings nur unter strenger Registrierungspflicht, Landwirtschaft zu betreiben. Der Handel mit Alkohol bleibt ihnen allerdings weiterhin verboten. So wollte man aus "unproduktiven Wucherern" nützliche Produzenten machen, um den krisengeschüttelten Agrarstaat zu stabilisieren. Die Juden waren steuerpflichtig, durften aber keinen Militärdienst ableisten. Dafür hatten sie eine Militärersatzsteuer abzuführen.
In der ersten Hälfte seiner Regierung, war Zar Alexander I. eifrig bestrebt, das Finanzwesen seines Reichs zu ordnen, die geistige Bildung zu fördern. Leibeigne zum Verkauf auszustellen oder in den Zeitungen auszubieten, wurde verboten. Anfangs war Zar Alexander I. bemüht, kriegerische Einmischung zu vermeiden. Aber am 24. Juni 1812 marschierte Napoleon in Russland ein. Sein Plan war, eine schnelle spektakuläre Entscheidungsschlacht herbeizuführen.
Doch Zar Alexander I. zog sich immer weiter in die Weiten des russischen Hinterlandes zurück. Deshalb zog sich Napoleon, nachdem er Moskau durch russische Häftlinge niederbrennen ließ, vor dem bereits am 15. Oktober 1812 einsetzendem Winter wieder zurück. Napoleon marschierte mit etwa 612.000 Soldaten los und kam mit weniger als 40.000 Mann zurück, wobei die meisten der restlichen Soldaten an Krankheiten und Übersättigung durch den langen Hunger-Zeitraum starben.
Unter dem Einfluss der Mystik entstand bei dem christlich-frommen Zaren dann der Eindruck, dass er eine göttliche Mission zu erfüllen habe, was aber nur zur Handhabe für die politische Reaktion wurde. In Russland wurden die Zensur wieder eingeführt, die Wissenschaft, Literatur und der Unterricht behindert, die politische Opposition verfolgt, die Freimaurerlogen und religiöse Missionsgesellschaften unterdrückt und allmählich alle Pläne für Reform und Fortbildung aufgegeben.
Über das ganze Reich breitete sich das Netz einer offenen und geheimen Polizei. Die Erfahrung, dass sich durch alle diese Maßregeln der Geist des Widerstandes nicht bannen ließ, verbitterte das krankhaft erregte Gemüt des Kaisers, der teils in den Zerstreuungen eines glänzenden, üppig-frömmelnden Hofs, teils in religiöser Mystik Zerstreuung und Befriedigung suchte. Einsam und zurückgezogen, körperlich leidend und mit verdüstertem Gemüt, starb er am 1. Dezember 1825.