Die höchsten Anstrengungen, sich Gott vorzustellen, enden im Algemeinen bei einem unendlich weiten, hellen und energievollen Glanz, neutral und ohne Geschlechtlichkeit.
Dann aber denken wir, dieser "Glanz" hat Besonderheiten, er kann fühlen, denken, hervorrufen, schaffen, wirken und Leben schenken - eben alles, was wir Gott zuschreiben.
Jetzt ist es aber so: Der unendliche Glanz, also Gott, liebt, ist Liebe. Die Liebe ist eine ungeheure Energie, die initiert und damit der erste Grund und Antrieb für alles ist, was Gott will. Dieses erste, kraftvolle und fast heftig Antreibende, dem wird dem menschlichen Denken entsprechend - eine männliche Natur zugeschrieben. Und deswegen ist Gott - ein Mann, der Vater.
Die zweite große Seite in Gott ist noch weit schwieriger zu verstehen. Nämlich Gott ist nicht allein Liebe, er ist auch die unerreicht tiefe Weisheit, in der Gott denkt, in der er alles weiß und aus der er grundsächlich formt. Die Weisheit wird in einem zeitlosen Vorgang ständig aus der reinen Liebe geboren. Nichts ist ohne Weisheit.
Und nun: Tritt die Weisheit als kraftvoller Gestalter in Erscheinung, dann ist sie der eigenständig handelnde Sohn - ist des Vaters Sohn.
Aber: Wenn die Weisheit das Aufnehmende aus der Liebe, das Gebärende, das Behütende oder Umsorgende inerhalb Gottes ist, dann ist die Weisheit die ewige Braut Gottes, die heilige große Sophia. In und aus dieser Empfindung ist Gott - weiblich. Da wird Gott in Visionen als unerhört lichtvolle weibliche Gestalt, als Sophia erlebt und gesehen.