Aber wir sollten europäische Schamanen Ausbilden
Wenn wir auf die grundlegende Definition zurückgreifen, die auch schon angesprochen worden ist - Arbeit in Trance, in der Anderswelt, und mit Verbündeten -, dann wird es ziemlich irrelevant, ob das jetzt europäische oder hinterindische Schamanen sind. Ich stimme aber insofern zu, als es nicht Ziel sein sollte, mit Federn im Haar wie ein Indianer herumzuhüpfen. Wirkt unglaubwürdig und geht am Thema vorbei.
Ist Schamanismus auch ein Weg , eine Anleitung , zur Vergeistigung , Bewusstwerdung , Selbstfindung, Erleuchtung oder wie auch immer ihr es nennen wollt ?
Ja. Vergeistigung und Ähnliches würde ich jetzt nicht unbedingt als Begriff wählen. Aber ich kann nicht ernsthaft schamanisch arbeiten, wenn ich mich nicht gnadenlos und kontinuierlich mit mir selber, auch den dunklen Stellen und "blinden Flecken" in mir, auseinandersetze.
aber wozu braucht er Drogen , das versteh ich noch nicht so ganz .
Braucht er nicht, im Prinzip. Zugang zur "Anderswelt" (wie auch immer man die jetzt bezeichnen möchte) ist auch anders möglich. Die hiesige verbreitete Standardmethode ist Trommeln, so wie es von Michael Harner eingeführt wurde. Es geht aber sogar ohne das (Bonmot aus dem Kreis, in dem ich unterwegs bin: "Trommeln werden überbewertet"). Ein bischen anders liegt es mit pflanzlichen (und ähnlichen) Verbündeten. Da bin ich mir selbst noch nicht absolut sicher, wie weit sie beispielsweise für eine bestimmte Zeremonie tatsächlich erforderlich sind, wie weit sie in diesem Rahmen die Arbeit erleichtern, und wie weit dieselbe Arbeit auch ohne sie möglich wäre.
Ich nehme an , ein Schamane ist auch Kräuter/Wurzel/Rinden-kundig.
Kann, muss nicht.
Was einen Schamanen zum Schamanen macht ist die Arbeit mit Verbündeten und die Arbeit in Trance, wobei die heutzutage oft eher leicht ausfällt. Alles andere kann variieren.
Wohl eher eine anerkannte gesellschaftliche Position, die in der Ethnologie für Personen im sibirischen Raum als "Schamane" bezeichnet und dann, ohne genügend zu reflektieren, auf ähnliche Personen in anderen Kulturen übertragen wurde. Und diese Position existiert hierzulande nicht.
Es ist richtig, dass es hierzulande diese anerkannte Position in der Gesellschaft insgesamt nicht gibt. Leider, denn sonst wäre manches sehr viel einfacher. Ich habe auch schon Definitionen gelesen, nach denen ein Schamane hierzulande eine solche anerkannte Position in dem Kreis hat, in dem er unterwegs ist, also jeweils in einem sehr, sehr kleinen Teilbereich der Gesellschaft.
Soweit das noch feststellbar ist, haben aber die sibirischen Schamanen auch nicht viel anderes getan als das, was hierzulande die als Schamanen Bezeichneten tun. Insofern halte ich die Übertragung der Bezeichnung durchaus für gerechtfertigt.
EIn Schamane der praktiziert sollte nicht nur ein wirklich Totes Ego haben
Juhuu, selten so gelacht! Schamanen sind Erfolgsmagier - die haben vor allem ein
überblähtes Ego. Jedenfalls die hierzulande. Macht auch Sinn, wenn man in der Branche überleben will.
Ich glaube, so etwas wie ein totes Ego gibt es nicht. Wir sind immer noch Menschen, und das vermutlich auch nicht ohne Grund. Richtig ist allerdings, dass das, was immer als "Ego" bezeichnet wird (auch das "Was zum ... mache ich hier eigentlich???", das mich im Arbeiten meistens dann erwischt, wenn ich allmählich müde werde), in der schamanischen Arbeit so weit wie möglich zurücktreten sollte - der berühmte "hohle Knochen". Das wiederum funktioniert nicht ohne Demut.
Ich bin mir inzwischen gar nicht mehr sicher, ob Schamanen tatsächlich Erfolgsmagier sind (wobei mir die Literaturkenntnis zur Magie fehlt). Auf einer gewissen Ebene sicher, da sie ja mit einer bestimmten Absicht handeln - wobei, ich nehme an, dass das für die höhere Magie ebenfalls gilt? Allerdings assoziiere ich Erfolgsmagie mit dem Befolgen eines eher festgelegten rituellen Ablaufs. Nun gibt es im Schamanischen in der Tat ein gewisses Handwerkszeug oder Protokoll, beispielsweise wenn es darum geht, Seelenanteile zurückzuholen. Das eigentliche, nun, nennen wir es "Schamane sein" beginnt aber jenseits davon, jenseits des Protokolls, jenseits der Bilder ... letztlich auch jenseits des Wissens, _was_ genau man da tut. Jedenfalls musste ich das für mich persönlich feststellen; es mag immer noch die Glücklichen geben, die dann immer noch wissen, was sie tun.
Gibt es vom sibirischen Schamanismus schriftliche Aufzeichnungen ? oder existiert er noch in seiner Urform?
Selbst die ältesten Berichte von europäischen Reisenden zeigen vermutlich nicht mehr die Urform (was auch immer das sein mag), sondern sind schon überformt von dem Kontakt der sibirischen mit den europäischen Kulturen (und auch gefärbt von dem Wissen und den Erwartungen der Reisenden selbst). Christianisierung und Sowjetisierung haben dann das Ihrige dazu getan.
(heilen würde ich auch als wiederherstellen von einem Teil der Ordnung sehn)
Ja; Wiederherstellung des Gleichgewichts ist ein wichtiger Aspekt. Mir hat sehr gut gefallen, was Silberelfe dazu geschrieben hat.
Du meinst , er spricht nicht so "salbungsvoll " wie ein kath. Priester , ist nicht der LichtundLiebe Typ, sondern er hat eine natürliche , fundamentale , archaische Präsenz?
ohne Wischiwaschi?
Gröl. Ja.
LG
wolfswald