Hi Tommy,
glaubst du also, daß ein Film Geister anzieht?
(
tatsächliche Geister)
Kann ich mir nicht denken, zumindest paßt das nicht in das (zugegeben subjektive) "Bild" das ich von dir habe.
Einen Film kann man ja kaum "zufällig" sehen, der liegt nicht auf der Strasse herum und konfrontiert einen überraschend mit seinen Inhalten. Man
wählt ihn sich anzusehen.
Hieße nämlich, jemand würde deshalb den Zombie-Pulp in sich hineinschaufeln, weil er seinen eigenen kannibalistischen Impulsen begegnen möchte?
Oder "Psycho", weil er dem "eigenen Schatten begegnen" möchte, um mich deiner blumigen Sprachweise zu bedienen, Frauen umzubringen, die seine sexuelle Begierde wecken?
"Horrofilm" bedingt m.M. nach Splatter in Reinkultur. Das ist immer dermaßen überzogen dass es einfach irreal wirken MUSS. Weit entfernt von Gewaltverherrlichung oder so.
Grausig soll es sein, unheimlich. Der Tod und dessen "Relativität" spielt darin eine große Rolle, und die Frage nach der Seele.
Weshalb sind diese "lebenden Toten" - diese gefühllosen Biomechaniken - immer "böse"? So ohne Seele...
Dann gibt's noch Anspielungen auf Religion etc.
Aller Wahrscheinlichkeit nach will "man" damit hauptsächlich die eigenen
Ängste exorzieren (ex-orcus). Mal ganz simpel formuliert.
In meiner Jugend habe ich mit meinen Freunden mind. einmal pro Woche einen ordentlichen Horrofilm geguckt. Der älteste war "Die lebenden Toten" glaube ich...(bin mir beim Titel nicht so sicher). Teilweise richtiger Trash.
Ich weiss noch wie wir im Kino mal alle losgelacht haben, bei einer Szene die einfach zu unglaubwürdig war... (ich erspar' euch mal die Details
).
Wir waren in keinster Weise böse - wir waren den Mitbürgern aber unheimlich, so als Dorfgrufties...
.
Es zirkulierten auch die wildesten Spekulationen um unsere angeblichen "Tätigkeiten"... Die
üblichen halt. Da staunten wir immer ganz belustigt.
Die Pubertät ist so ein Alter, in dem die Psyche auf Messers Schneide tanzt, da gähnt der Abyss auf der einen Seite, auf der anderen lockt die Heiligkeit.
Die innere Kraft, die dieses Alter auszeichnet, ehrlich, die wünschte ich mir oft zurück.
Doch, ich denke schon daß man etwas "
wählt" (sic!) weil man damit konfrontiert werden möchte, bzw. diese psychische Realität in's Bewußtsein gelangen möchte.
"Schattenarbeit" fängt meist so an, muß aber nicht.
Deshalb sind die Menschen, die für "Schwarzmagier" gehalten werden (weil sie sich mit Satan, Macht, Bösem etc.
befassen, auf sich
selbst bezogen), also nicht jene die sowas "
praktizieren" - n.b., einem möglichen "Gleichgewicht" näher als solche, die diesen Teil vollkommen ausklammern.
Erwachsene allerdings die sich immer noch damit vergnügen, nicht nur sporadisch ... Also jemand, der sich ausschliesslich mit Schatten beschäftigt bzw. davon großen Lustgewinn hat, da hätte ich doch Zweifel ehrlich gesagt.
Es böte sich auch die Interpretationsperspektive an, daß diejenigen, die auf den Splattermist dankend verzichten, mit dem die Bewußtseinsindustrie ihre blutggierige Kundschaft abfüllt, dies nicht mehr brauchen, weil sie bewußtseinsmäßig eine Etage weiter sind. Sähe nichts, was dagegen spräche, es so zu deuten.
Klar. Angstbewältigung kann auf unterschiedliche Art stattfinden.
NUR - meistens übertüncht man die eigenen Ängste mit weisser,
lichter Farbe.
Die "blutgierige Kundschaft" ist auch garantiert vorwiegend pickelgesichtig ob der hormonell-chaotischen Zustände, wetten?
Wie sieht es denn bei dir aus? Hast doch garantiert diese Filme geguckt, gib's zu!
@ Fist:
nee, Psycho würde ich auch nicht als "Horror" bezeichnen. Da geht's um die menschliche Psyche, wie der Titel schon sagt. Großer Hitchcock!
(Horror befaßt sich denke ich mehr mit moralischen Fragen)
Ich würde auch sagen daß Norman Bates (der großartige Anthony Perkins, leider an Aids gestorben) eine Dissoziation erlebt - er weiss ja nichts von seinen beiden Persönlichkeitsanteilen, in die er abwechselnd schlüpft.
Finde das hast du ganz treffend beschrieben.
Wahrscheinlich hat er auch Amnesien was den jeweiligen Zeitabschnitt anbelangt.
Bei einer Psychose/Schizophrenie erlebt der Betroffene die Abspaltung direkt - in ihm spricht gleichzeitig eine weitere Stimme, bzw. er hört Geräusche, sieht Geschehnisse aussen... Gleichzeitig sprechen die "Persönlichkeitssplitter" miteinander, wie Nithaiah sagt.
Grosse pathologische Leistung!
Norman Bates tötet vielleicht sogar die (erdrückende) "Mutter" in der anderen Frau.
Sind wir nicht alle ein bisschen Psycho?
Sagen wir mal so - den idealen psychischen "Gesundheitszustand" gibt es garantiert nicht, oder zumindest äußerst selten.
"Kunst" überspitzt übrigens häufig die Themen - sie werden zu "Mythen" hochgepusht, um archetypisch zu wirken. Das ist unseren älteren psychischen Erkenntnismethoden zuzuschreiben.
Interessant ist übrigens, daß man sich Horrofilme SELTENST alleine ansieht!