Hi Tommy,
glaubst du also, daß ein Film Geister anzieht?
(
tatsächliche Geister)
Kann ich mir nicht denken, zumindest paßt das nicht in das (zugegeben subjektive) "Bild" das ich von dir habe (...) Wie sieht es denn bei dir aus? Hast doch garantiert diese Filme geguckt, gib's zu!
Beide Fragen habe ich bereits kurz bevor du diesen Thread betreten hast, beantwortet.
https://www.esoterikforum.at/forum/showpost.php?p=1125339&postcount=23
"Horrofilm" bedingt m.M. nach Splatter in Reinkultur. Das ist immer dermaßen überzogen dass es einfach irreal wirken MUSS. Weit entfernt von Gewaltverherrlichung oder so.
Ich denke nicht, daß wir mit dem Begriff "Splatter" dasselbe verbinden. Es ist richtig, der Großteil der Horror-Produktionen arbeitet massiv mit
Splatter und
Gore-Sequenzen. Es geht um explizite und realistische Gewaltdarstellung, je naturalistischer, desto besser. Die läppische Handlung (wie etwa in Romeros Zombie-Filmen und seinen vielfältigen Plagiatoren) bildet dabei nur den Rahmen, ein filmischer Vorwand, um die Metzleien und Grausamkeitsphantasien in Szene zu setzen. Die Darstellung von Gewalt ist Selbstzweck. Vielleicht sollten wir uns erst einmal der prinzipiellen Bedeutung der Begriffe versichern, um dann sinnvoll weiterdiskutieren zu können.
Als Splatter bezeichnet man eine Art des Horrorfilms, bei der die Darstellung von exzessiver Gewalt und Blut im Vordergrund steht. Der Begriff Splatter ist eine Amalgamierung, die sich aus den englischen Wörtern to splash und to spatter zusammensetzt, welche beide spritzen bedeuten. Vom Splatter, welcher auf die konkreten Akte der Gewalt wie Verletzung oder Zerstückelung fixiert ist, unterscheidet sich der sogenannte Gore (englisch für geronnenes Blut und durchbohren, aufspießen), der sein Augenmerk mehr auf das fertige Ergebnis dieser Akte, sowie auf detailliert inszenierte Ausweidungen legt. Eine genaue Differenzierung fällt allerdings in den meisten Fällen schwer, da beide Formen oft ineinander über gehen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Splatter
Gore:
Als Gore (engl. geronnenes Blut und durchbohren, aufspießen) wird, ähnlich wie beim Splatter, eine visuelle und affektorientierte Strategie der filmischen Körperdarstellung bezeichnet, die jedoch im Gegensatz zum Splatter ihr Hauptaugenmerk weniger auf das Zeigen von Gewalt richtet, sondern mehr auf deren Ergebnis.
Während der Akt des Verletzens im Mittelpunkt des Splatters steht, wird beim Gore das Ergebnis in farbigen, klinisch detaillierten Groß-, Nah- und Detailaufnahmen präsentiert. Totale Zerstückelungen, Ausweidungen, das Herausquellen von Organen sowie das Waten in den Eingeweiden der Filmopfer finden hier ihren Platz. Beim Gore wird mehr erwartet als einfach nur spritzendes Blut. Eine genaue Differenzierung zwischen Splatter und Gore fällt allerdings in den meisten Fällen schwer, oft werden die Begriffe synonym verwendet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gore
Man kann natürlich *Horrorfilme* anhand von harmlosen und Gewalt nicht verherrlichenden Produktionen wie "Shining" oder "The Fog" diskutieren, wie das ja auch hier gemacht wird. Dann diskutiert man aber eher die Ausnahmen, die sogar erhebliche künstlerische Qualitäten zeigen, nicht aber die überwältigende Masse grenzdebiler Blutopern, wie sie in den Horror-Regalen der Videotheken angeboten werden (z.B. "Man Eater", "Muttertag", "Nightmare on Elmstreet", die Zombie-Machwerke "land of the Dead" usw.) und in denen das detailgetreue Zeigen von Folterungen und Massacierungs-Sequenzen Selbstzweck geworden ist. Da greifen die schönredenden Thesen von der angeblichen *Katharsis* und den *Sich den eigenen Ängsten-Stellen" wohl kaum noch als Motiv. Was in diesen Movies passiert, ist schlicht und einfach gesagt: die Einübung in eine sadistische Zuschauerperspektive, die sich am Leiden anderer ergötzt und dieses Leiden naturalistisch und detailfreudig in Szene setzt.
Die These, daß Splatter "irreal" wirkt, deckt allenfalls frühe Produktionen, in denen die Techniken der Darstellung von Bestialitäten noch nicht weit genug fortgeschritten war; es gehört zu den Perversivitäten dieses genres, daß inzwischen die die Grenze zwischen "real" und "fiktiv" völlig aufgehoben ist. Dazu dies hier:
War man in Italien in Sachen Gore schon nicht gerade zimperlich, so stand auch der ferne Osten dem in nichts nach: In Guinea Pig - Devil's Experiment (Hideshi Hino, Japan, 1985), einem der wohl kontroversesten Filme aller Zeiten (45 Minuten ist die Folterung einer wehrlosen Frau durch drei männliche Jugendliche zu sehen), sieht man als Höhepunkt des Gore, wie ein Auge mit einer Nadel durchstochen wird. In den Schatten gestellt wurde der erste Teil dann durch seinen noch brutaleren Nachfolger, Guinea Pig 2 - Flowers of Flesh and Blood (Hideshi Hino, Japan, 1985), in dem ein als Samurai verkleideter Psychopath langsam eine unter Drogen gesetzte gefesselte Frau zerstückelt. Guinea Pig 2 - Flowers of Flesh and Blood wurde von dem berühmten amerikanischen Schauspieler Charlie Sheen auf einer Party gesehen, woraufhin dieser - da er den Film für Snuff hielt - die MPAA einschaltete, welche wiederum das FBI kontaktierte, welches dann auch Ermittlungen anstellte und herausfand, dass es sich bei dem gezeigten Material nicht um eine reale Tötung handelte. Die Macher des Filmes brachten später ein Making-of heraus um zu beweisen, dass der Film kein Snuff ist.
Abgesehen von der Frage nach dem Geisteszustand der Produzenten frage ich mich, was wohl in den Gehirnen der Zuschauer vorgeht, wenn sie sich eine naturalistisch inzensierte Folterung einer wehrlosen Frau ansehen. Der nächste Schritt ist das Konsumieren von Snuff-Filmen, und der übernächste, es selbst zu tun.
Grausig soll es sein, unheimlich. Der Tod und dessen "Relativität" spielt darin eine große Rolle, und die Frage nach der Seele.
Ich halte es für einen absoluten Witz (und möglicherweise für eine euphemistische Ideologie der Produzenten, um ihre Machwerke zu rechtfertigen), in den Zerstückelungs- und Folterphantasien, wie sie leider in Horrorfilmen ab 18 der Normalfall sind, eine existentielle Thematik und damit eine "Philosophie" hieinzupumpen. Es ist das, was es ist: genüßlicher Detailismus auf dem Bewußtseinsstand eines Psychopathen.
Weshalb sind diese "lebenden Toten" - diese gefühllosen Biomechaniken - immer "böse"? So ohne Seele...
Dann gibt's noch Anspielungen auf Religion etc.
Diesen mageren Lendenschurz, der angeblich "sozialkritische Aspekt" der Metzeleien hört man des öfteren; offensichtlich brauchen sowohl Produzenten als auch Konsumenten eine Art Rechtfertigung, um diesen brachialen Schund zu produzieren bzw. zu konsumieren. Im Falle der Produzenten- da sollten wir uns nichts vormachen, alles andere ist Augewischerei- geht es banal um Kohle, um nichts anderes, und dafür gehen sie über Leichen und schrecken vor keiner noch so widerlich in Szene gesetzten Barbarei zurück. O-Ton Romero:
Wenn man einmal einen erfolgreichen Film, ganz gleich welchen Genres, gedreht hat, wird man auch weiterhin mit dem entsprechenden Genre-Produkt identifiziert. Und genau das erwarten die Leute dann auch von mir. Aus diesem Grund bin ich so sehr dem Horror-Genre verbunden
http://www.splatting-image.de/index...50&PHPSESSID=714700b649cb1748feb0d141217e1de3
Für den Kunden wird diese Befeuerung mit Bildern der Grausamkeit nicht ohne Folgen bleiben, katharsistheoretische Vemutungen versagen komplett angesichts einer Situation explodierender Gewalt und einer dazu analog explodierenden virtuellen Gewalt, wie sie in allen Medien seit Jahrzehnten zu beobachten ist.
Und offenbar braucht eine Gesellschaft, die in ihrer Tiefenökonomie auf dem Prinzip "aller gegen alle" beruht, Menschen, die von dem Gedanken beherrscht sind, sowohl jederzeit Opfer von Gewalt zu werden, als auch, andere mit Gewalt wegzudrücken, um eigene Ziele zu realisieren. Dazu leisten die ausgepinselten Gewaltphantasien der Bewußtseinsindustrie, die diese Mentalität hervorbringt und am Leben erhält, allerbeste Dienste.