In dem Du den Menschen auf seine rein biologischen Grundlagen reduzierst ignorierst Du tausende Jahre kultureller Evolution, die uns zu dem macht, was wir heute als eigentlich menschlich bezeichnen – für Ötzi wäre es kein Problem, käme er heute zur Welt, hier aufzuwachsen, die Schule zu besuchen, in einer Großstadt zu leben, einem Hobby nachzugehen oder ehrenamtliche Arbeit zu leisten. Das was uns von unseren Altvorderen unterscheidet ist nicht die Biologie, sondern die bisher stattgehabte kulturelle Evolution.
Möglicherweise bist Du noch so ein alt-steinzeitlicher präkultureller Holzkopf, oder vielleicht passt dieses naturalistische Protz- u. Reviergehabe einfach gut in Dein selbstgezimmertes Männlichkeitsbild… die Gründe sind eigentlich eh gänzlich uninteressant.
Schon vor Jahrtausenden begannen Menschen, mit dem Seßhaftwerden und der arbeitsteiligen Gesellschaft, das Zusammenleben in größeren Gruppen durch „Spielregeln“ zu organisieren. Unser menschlicher „Mesokosmos“ erstreckt zwar meist auf eher kleine, überschaubare (Verwandtschafts-)Gruppen mit denen wir enge, verbindliche Beziehungen eingehen, aber basierend auf unserer kulturellen Evolution und unserer Empathie- u. Lernfähigkeit sind wir in der Lage, unsere Bedürfnisse auch anderen zuzugestehen, in großen Gemeinwesen zusammen zu leben, uns an Spielregeln für ein Gemeinwohl (und damit auch für unser eigenes Wohl) zu halten, Mitgefühl für Mitmenschen zu haben… und das tatsächlich zu unserem langfristigen Nutzen.
Und es gibt einen sehr guten, biologisch und v.a. kulturell evolvierten Grund warum es Sinn macht, „Fremden außerhalb der Familie oder des Freundeskreises zu helfen“.
Selbstloses Teilen ohne vordergründigen oder sofort wirksamen Nutzen für den Gebenden, schafft nicht nur in kleineren Gemeinschaften, sondern auch in größeren Gemeinwesen Sicherheit und Ausgleich, wohingegen Almosen auf ein Gefälle abzielen und dieses auch stabilisieren. Das Teilen ist mit eine wichtige Basis für soziales Miteinander und sozialen Frieden, von dem wiederum sowohl die Gemeinschaft, als auch das Individuum profitiert. Nicht die kleinen Geschenke erhalten die Freundschaft und das Miteinander, sondern das Teilen von Ressourcen. Es hat das Potential Verbindung zwischen Fremden zu schaffen und es steigert die Chancen für ein neues gemeinsames Miteinander erheblich.