Weiß nicht. Hast Du dafür mal ein Beispiel?
Was wäre denn eine typische Einstellung der „geeinten“ (

) Christenheit zum Leben?
Ich weiß nur noch sehr wenig über das Christentum, außer was ich im Alltag so mitkriege, aber eines seiner seltsamen Konzepte ist z.B. der Begriff der "Nächstenliebe". Ich mußte dazu sogar Wiki bemühen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nächstenliebe#Den_N.C3.A4chsten_von_Gott_her_lieben
[Nächstenliebe] besteht ja darin, daß ich auch den Mitmenschen, den ich zunächst gar nicht mag oder nicht einmal kenne, von Gott her liebe.
Das ist für mich z.B. völlig unverständlich. Gefühle, Zuneigung, gar Liebe empfinde ich für Personen und Wesen, die mir
nahestehen, die ich schätze, das, was ich etwas unscharf "meinen Clan" nenne (was nicht identisch mit blutsverwandt sein muß, umgekehrt sogar Verwandte ausgrenzen kann). Fremde sind mir völlig gleichgültig und ich käme nie auf die Idee, sie zu lieben oder gar altruistisch zu handeln.
Auch das Konzept "rechte Backe, linke Backe" (oder war's umgekehrt? Es ist über 40 Jahre her, daß man versucht hat, mich damit zu impfen) hat für mich was ausgesprochen fremdartiges, denn wer mich "schlägt", hat mit einem heftigen Gegenangriff zu rechnen, wer meine Familie angeht, muß mit einem mittleren Alptraum rechnen. Überhaupt sind mir einige soziale Konzepte der Christen sehr fremd, denn ich bin ausschließlich familiär und territorial orientiert, das Wort "Gemeinde" existiert für mich nur als Begriff verwaltungstechnischer Art.
Über das Verhältnis großer, gar überwiegender Teile der Christen zur Natur und ihren Geschöpfen mag ich gar nicht mehr schreiben, das ist in meinen Augen nur gruselig.
Im katholischen Katechismus von 1997 Absatz 2415 steht wörtlich:
„Tiere […] sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt.“ Und weiter in 2418:
„Auch ist es unwürdig, für [Tiere] Geld auszugeben, das in erster Linie menschliche Not lindern sollte. Man darf Tiere gern haben, soll ihnen aber nicht die Liebe zuwenden, die einzig Menschen gebührt.“ Nachzulesen unter
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P8H.HTM
Auch das zweite Vatikanische Konzil von 1965 spricht davon,
dass alles auf Erden auf den Menschen als Mittel- und Höhepunkt hinzuordnen ist. Die Enzyklika 1967 von Papst Pius VI erklärt:
„Die gesamte Schöpfung ist für den Menschen da“. In 70 päpstlichen Enzykliken seit 1945 wird nie über die Umwelt oder über Tiere gesprochen. Man gewinnt also den Eindruck, dass die Tierethik im Christentum auf verlorenem Posten steht.
aus
http://www.martinballuch.com/tierethik-im-christentum/
Da bekomme ich, mit Verlaub, das K*****; Arroganz in Reinkultur und ein paar gemäßigte, fortschrittlichere Stimmen machen das nicht wett. Da ich mich von der Einstellung, der Mentalität her als (Raub-)Tier unter Tieren sehen, bin ich also in den Augen eines Christen ebenfalls minderwertig, aber damit kann ich bestens leben.
Sei's drum... Das ist ein Thema, das mich mit schöner Regelmäßigkeit auf die Palme bringt.
Wie gesagt, das alles ist jetzt über 4 Jahrzehnte her, das Formale habe ich vollständig vergessen, aber meine Wertmaßstäbe sind in vieler Hinsicht völlig anders als die der christlichen Mainstream-Gesellschaft, die z.B. auf Jagdgesellschaften vom Pastor die Gewehre segnen läßt, mit denen dann Tiere abgeschlachtet werden, die man nicht essen kann oder will. Das ist für mich genauso fremdartig wie wahrscheinlich für Christen meine Einstellung, die mich mein Leben riskieren ließe, um z.B. einem Wolf oder Fuchs in Gefahr zu helfen oder um ihn zu trauern, wenn einer zu Tode kam...
Langer Rede kurzer Sinn: In einer Unterhaltung, die sich um "gehobene" Aspekte der Philosophie, der Lebenseinstellung oder was auch immer dreht, fließt imho die persönliche Einstellung und Orientierung zwingend ein und das ist meiner Meinung nach erkennbar, wenn man nicht zufällig auf gleicher Wellenlänge ist und Unterschiede nicht auffallen resp. nicht vorhanden sind...
LG
Grauer Wolf