Was hast du von ihr gelesen? Das Teresa von Avila ein Drang zu physischen Schmerzen hatte ist mir neu.
Ich habe vor kurzem von ihrem letzten Buch "die innere Burg" in einem Vortrag erfahren (how to become a Mystiker von Johannes Hartl). Dort stellt sie auch ein 7-stufiges, christliche mystisches Einweihungssystem vor. Das fand ich sehr interessant.
Aus dem Buch von Teresa von Avila „
Die Seelenburg“ – Sechste Wohnung, 1. Kapitel
„Mein Gott, wie große innere und äußere Leiden muss man durchschreiten, ehe man dieses sechste Gemach betritt!“
„Wenn auch vielleicht einige Seelen nicht auf diesen Weg geführt werden, so zweifle ich doch, dass von all denen, die von Zeit zu Zeit himmlische Tröstungen genießen, nicht eine einzige auf eine oder die andere Weise die Leiden dieses Erdenlebens schmerzlich empfindet.“
Es folgt eine Beschreibung aller seelischer Leiden, die sie erdulden musste. Danach beschreibt sie ihre physischen Leiden, die derart heftig sind, dass sie sich „einen schnellen Martertod“ gewünscht hätte, und erwähnt den Fall einer Person, die „seit vierzig Jahren nicht einen Tag ohne Schmerzen lebte“, was sie zu folgender Anmerkung bewegt: „Mögen die Seelen, die Gott minder beleidigten, auf andere Wege geführt werden –
ich würde immer den Leidensweg vorziehen, brächte er mir auch keinen anderen Gewinn (wie er doch vielerlei Früchte bringt), als dass ich in den Fußstapfen Jesu Christi wandelte.“
Teresa von Avila hat sowohl physisch als auch seelisch sehr gelitten. Zeitweise war sie sogar dem Tod nahe. Sie empfand das Leiden als nützlich für ihr spirituelles Leben und sogar erstrebenswert, um das Leiden Jesu mit zu empfinden und somit eine starke Beziehung zu ihm aufzubauen. Sie sah oft den gekreuzigten Jesus vor sich und geriet in Verzückung, als ein Engel ihr Herz mit einem Pfeil durchbohrte.
Die
Gnosis hat hier eine andere Einstellung: Gott ist unermessliches ewiges Licht. Er braucht das Leben nicht, da er ewig ist. Er braucht nichts, da er nicht vollendet werden kann. Aus diesem Grund können Leiden und Tod ihm nichts anhaben. Er ist jenseits von Leben und Tod, von Freud und Leid. Zu sagen, dass der Erlöser Christus, der König des Alls und Sohn Gottes, leiden musste, bedeutet, die Wahrheit über Gott und seinen Sohn zu verkennen. Der Mensch Jesus litt, aber nicht der Erlöser.
Wir werden nicht deswegen erlöst, weil Jesus gelitten hat, sondern, weil der
Erlöser uns durch den
Glauben an ihn als Einzigen Sohn Gottes und durch die
Erkenntnis, die wir aus seinen Worten gewinnen, zu Kinder Gottes macht. Jesus selbst mahnte, Christen sollten sich darüber freuen, dass er von uns gegangen ist: Joh 14,28
„Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.“