Wenn das Abgelehnte scheiße ist, ist nicht automatisch das dem Abgelehnten Vorgezogene besser.
Es kommt vor, daß man sich das Andere schönredet, weil die Ablehnung des Ersteren übergroß ist.
Nicht selten geht es beim Abgelehnten aber gar nicht wirklich um faktische Negativpunkte dieser Sache, sondern der Ablehner verbindet was Persönliches damit, was der Sache als solcher aber nicht gerecht wird. Und weil man das Abgelehnte so sehr ablehnt, bemüht man sich auch nicht darum, es besser zu erkunden. Hie und da eine mehr oder weniger halbherzige Alibifrage, doch im Grunde steht die Ablehnung längst fest.
Jemand lehnt Religion ab und Faltenröcke und Rouladen, weil seine Eltern mies zu ihm waren bzw zumindest nicht so, wie er sich seine Eltern gewünscht hätte, und in einem Rutsch lehnt er auch vieles andere ab, was ihn an seine Eltern und an seine Kinderzeit erinnert. Wie eben Religion, Faltenröcke, die er bzw sie anziehen mußte und Rouladen, die es zu Feiertagen gab, an denen generell schlechte Stimmung zuhause aufgekommen ist. Lauter solche unangenehmen Verknüpfungen. Hätte in seiner Kinderzeit eine andere Religion eine Rolle gespielt und wären Cordhosen und Fischgerichte mit Zwang, mit ruppig behandelt werden und mit Streitsituationen assoziiert, würde die Person diese Dinge ablehnen.
Für einen mittlerweile Erwachsenen ist eine solche automatische Ablehnung ganz schön unreif und unfrei, denn wegen seiner Ablehnung nimmt er sich Möglichkeiten weg, die ihm etwas geben könnten, könnte er sie frei betrachten. Und wenn es ganz ungünstig kommt, stürzt er sich statt einem "langweilig-brav-angepaßt-spießigen" Leben ins supifreie Saufen etc, hin zu einer supitollen Sekte oder zu sonstwie ihn runterziehenden Leuten. Darum lohnt es sich, in späteren Lebensjahren zu gucken, welche seiner Entscheidungen tatsächlich freie eigene sind und welche bloß Reflexe.