Gewalttätigkeit

Wie gesagt, ich habe sie auch. Aber erst als ich diese Anlage in mir selbst anerkannt und akzeptiert habe, sie als einen Anteil meiner Persönlichkeit integriert habe,
begegnete sie mir endlich nicht mehr von außen!

Ich will doch nur darauf hinweisen, dass es evtl. eine Möglichkeit wäre,
dieses Dilemma aufzulösen, wenn man mal ehrlich bei sich selbst hinschaut.

Aber jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.:)
Birgit

Hallo Birgit,

nun verstehe ich auch deine massiven Verurteilungen hier.

So ist es mit der Aufarbeitung. Wäre deine Gewaltbereitschaft wirklich aufgelöst, würdest du uns nicht als Täter anklagen!

Pluto
 
Werbung:
Wenn diese Familie also eine Gewaltbereitschaft in dem jungen Mann sieht und sich deshalb von ihm distanziert … dann frage ich mich, was sind ihre eigenen Anteile an der Geschichte?

Mir begegnet Gewalt nur dann, wenn ich selbst eine Affinität dazu habe. Wenn ich diese jedoch abspalte und verleugne, dann begegnet sie mir natürlich von außen.

Liebe Birgit,

noch vor wenigen Monaten wäre beim Lesen dieser Aussage ein wilder Sturm der Abwehr ausgebrochen.

Inzwischen weiß ich, sie ist wahr. Der Punkt ist nur: es gibt, soweit ich das auf meinem Weg aus der Gewalt in meinem Leben inzwischen sehen kann (und der Blickwinkel verändert sich stetig), einen gewissen Zeitablauf des Erkennenkönnens.

Es wird hier, nach meinem Empfinden, ein bisserl vernachlässigt, daß es nicht erst dann "Gewalt" heißt, wenn Sachen oder Knochen zu Bruch gehen. Es kann in einer Beziehung (und wenn eine junge Frau mal das Frauenhaus anruft, weil sie Angst hat, dann deutet das eher darauf hin) auch verbale oder psychische Gewalt geben... die trifft tiefer, aber es gibt keine Photos vo den Verletzungen.

Zu dem Zeitpunkt, wo noch nicht einmal der Absprung aus der Beziehung geschafft ist, ist es einfach zu früh, sich mit Eigenanteilen auseinanderzusetzen. Ich habe das am eigenen Leib erlebt, was es heißt: ich hatte mich grade mal zwei Wochen (!!!) von meinem Schläger getrennt gehabt - und ein "befreundeter" "Psychotherapeut" (der es hätte wissen müssen) hat mir den Satz um die Ohren geknallt "jetzt wird es endlich (!!!) Zeit, daß du mal da hinschaust, wo du genauso gewalttätig bist wie dein XXX" - ich sag dirs, der Mann hätte mich um ein Haar in den Rückweg zu dem Täter gekippt - weil das in dem Moment, wo du noch nicht bereit dazu bist, zwangsläufig so klingt wie "du warst ja auch mit schuld und er war ja doch nicht so schlimm".

Darum - das hat mir meine Therapeutin dann bestätigt - ist es von eminenter Wichtigkeit, da einen Schritt nach dem anderen zu machen. Meine Geschichte ist jetzt 10 Monate her - und jetzt bin ich an dem Punkt, das sehen zu können, was du sagst.

Eher gehts halt nicht.

Liebe Grüße
Kinny
 
Hallo Birgit,

nun verstehe ich auch deine massiven Verurteilungen hier.

So ist es mit der Aufarbeitung. Wäre deine Gewaltbereitschaft wirklich aufgelöst, würdest du uns nicht als Täter anklagen!

Pluto

Birgit - bitte vergleich das mal mit dem, was ich in meinem Beitrag grad erklärt habe... besser hätte ichs nicht demonstrieren können.

Pluto, aus meinem harten Weg durch die Stationen aus der Gewalt kann ich dir jetzt sagen, nein, sie klagt euch nicht als Täter an... aber ihr Statement trifft in einem Stadium auf dich, wo das nicht geht, es geht einfach nicht - du mußt es so empfinden, wie du es empfindest, ich hätte und habe es genau so empfunden.

... Der Zeitablauf ist so wichtig... und es kann kein Schritt übersprungen werden, es geht nicht...

Das übrigens, Magdalena, könnte damals in meinem "Lebensgefahrenthread" der Stein des Anstoßes gewesen sein. Der Zeitablauf hat nicht zusammengepaßt, möglicherweise...

Liebe Grüße
Kinny
 
Hallo Kinny,

noch vor wenigen Monaten wäre beim Lesen dieser Aussage ein wilder Sturm der Abwehr ausgebrochen.

geht mir ähnlich. :umarmen:

Inzwischen weiß ich, sie ist wahr. Der Punkt ist nur: es gibt, soweit ich das auf meinem Weg aus der Gewalt in meinem Leben inzwischen sehen kann (und der Blickwinkel verändert sich stetig), einen gewissen Zeitablauf des Erkennenkönnens.

In so einem Gefühlschaos kann man gar nicht mehr klar denken. Irgendwann wird dies wohl rum sein. Dann muss sich meine Tochter darüber klar werden, dass der mann, mit dem sie verheiratet ist, nicht der ist, den sie in ihm gesehen hat. (Geht mir ähnlich.) Und so geht es wohl in ganz kleinen Schritten vorwärts. Raus aus der Gewaltspirale. Sie weiß schon, dass sie auch Anteile an der jetzigen Misere hat. Das kann sie sogar schon sehen. Nur kommt dann so ein Therapeut daher, wie du ihn beschreibst, dann ist der Weg zurück sehr leicht, schon alleine aus Protest. Ebenso die vielen Rat-Sdhläge zur Trennung. (so erlebe ich das jedenfalls) Oder zum Jugendamt zu gehen, das ist ähnlich beim jetzigen Zustand. Wie soll sie sich dort glaubwürdig darstellen? In so einer Wut, die teilweise wohl auf sich selbst auch noch vorhanden ist?

Zu dem Zeitpunkt, wo noch nicht einmal der Absprung aus der Beziehung geschafft ist, ist es einfach zu früh, sich mit Eigenanteilen auseinanderzusetzen. Ich habe das am eigenen Leib erlebt, was es heißt: ich hatte mich grade mal zwei Wochen (!!!) von meinem Schläger getrennt gehabt - und ein "befreundeter" "Psychotherapeut" (der es hätte wissen müssen) hat mir den Satz um die Ohren geknallt "jetzt wird es endlich (!!!) Zeit, daß du mal da hinschaust, wo du genauso gewalttätig bist wie dein XXX" - ich sag dirs, der Mann hätte mich um ein Haar in den Rückweg zu dem Täter gekippt - weil das in dem Moment, wo du noch nicht bereit dazu bist, zwangsläufig so klingt wie "du warst ja auch mit schuld und er war ja doch nicht so schlimm".

So ähnlich erlebe ich sie: jeder der ihr von der Beziehung abrät, treibt sie geradezu wieder zurück. Und noch schlimmer sind die, die sein zweites Gesicht so sehr bewundern. Die bringen sie noch schneller zum Umkippen.

Letztes Jahr habe ich mich ausführlich mit Gewalt befasst und festgestellt, dass jeder Täter sowie Opfer ist. Nur muss der eigene Täter-anteil erst einmal zugelassen werden, was ja gar nicht so leicht ist, wenn grundsätzlich der andere in Schutz genommen wird, d.h. als das Opfer dargestellt wird. Zur Zeit fühlen sich beide als Opfer. Nur mit dem Unterschied, dass meine Tochter von diversen Therapeuten erklärt bekommen hat, dass auch sie Täter ist. Und er praktisch nur Opfer. Entsprechend ist meine Tochter wütend.

Aus deinen Beiträgen sehe ich, dass du vieles verstanden hast und dass du fähig bist, andere entsprechend behutsam entgegenzugehen.

:danke: Pluto
 
Liebe Birgit,

noch vor wenigen Monaten wäre beim Lesen dieser Aussage ein wilder Sturm der Abwehr ausgebrochen.

*schmunzel* … das kann ich gut nachvollziehen.

Es wird hier, nach meinem Empfinden, ein bisserl vernachlässigt, daß es nicht erst dann "Gewalt" heißt, wenn Sachen oder Knochen zu Bruch gehen. Es kann in einer Beziehung auch verbale oder psychische Gewalt geben... die trifft tiefer, aber es gibt keine Photos vo den Verletzungen.

Völlig korrekt. Sehe ich genauso.

Zu dem Zeitpunkt, wo noch nicht einmal der Absprung aus der Beziehung geschafft ist, ist es einfach zu früh, sich mit Eigenanteilen auseinanderzusetzen. Ich habe das am eigenen Leib erlebt, was es heißt: ich hatte mich grade mal zwei Wochen (!!!) von meinem Schläger getrennt gehabt - und ein "befreundeter" "Psychotherapeut" (der es hätte wissen müssen) hat mir den Satz um die Ohren geknallt "jetzt wird es endlich (!!!) Zeit, daß du mal da hinschaust, wo du genauso gewalttätig bist wie dein XXX" - ich sag dirs, der Mann hätte mich um ein Haar in den Rückweg zu dem Täter gekippt - weil das in dem Moment, wo du noch nicht bereit dazu bist, zwangsläufig so klingt wie "du warst ja auch mit schuld und er war ja doch nicht so schlimm".

Kann ich nachvollziehen. Ich hatte damals nur niemanden, der mir überhaupt was gesagt hat. Ich musste allein da durch und viele Einsichten mir sehr schwer und hart erarbeiten.
Vor fast 30 Jahren hat da keiner so offen darüber gesprochen und das Internet gab es auch noch nicht in der heutigen Form.

Darum - das hat mir meine Therapeutin dann bestätigt - ist es von eminenter Wichtigkeit, da einen Schritt nach dem anderen zu machen. Meine Geschichte ist jetzt 10 Monate her - und jetzt bin ich an dem Punkt, das sehen zu können, was du sagst.

Eher gehts halt nicht.

Ja, da hast recht. Ich würde auch keinen zwingen wollen. Daher mein Satz: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“. Damit wollte ich sagen, jeder, so wie er will und kann.
Letztendlich ist es deren Leben, nicht meines.
Ich habe allerdings, wie gesagt, solche Hinweise gar nicht gehabt und wäre froh, wenn ich sie gehabt hätte.
Vielleicht hätte ich damals auch gesagt: „Du spinnst wohl“, aber oft wirkt so was auch noch nach und kann zur richtigen Zeit dann auch nachsacken.

Insofern habe ich mich jetzt nur als Hinweisgeber gesehen. Ich habe Pluto so verstanden, dass sie nach Lösungen suchst und ihr eine angeboten, sozusagen.
Ob der Betreffende das nun annimmt oder weit von sich weist, kann ich sowieso nicht beeinflussen. :D

liebe Grüße
Birgit
 
Hallo Birgit,

nun verstehe ich auch deine massiven Verurteilungen hier.

So ist es mit der Aufarbeitung. Wäre deine Gewaltbereitschaft wirklich aufgelöst, würdest du uns nicht als Täter anklagen!

Pluto

Öhm ... ;)

wo habe ich geschrieben, sie ist aufgelöst? :confused:

Ich schrieb:

"Wie gesagt, ich habe sie auch. Aber erst als ich diese Anlage in mir selbst anerkannt und akzeptiert habe, sie als einen Anteil meiner Persönlichkeit integriert habe,
begegnete sie mir endlich nicht mehr von außen!"

Wo steht da was von aufgelöst? :confused:

Ich bin latent gewaltbereit, es ist ein Teil von mir, und dazu stehe ich.
Dass mein hoher moralischer Anspruch an mich selbst und meine bitteren Erfahrungen mit Gewalt, verhindern,
dass ich sie gegen andere anwende, steht auf einem anderen Papier.

Aber ich kann nicht auflösen, was zu mir gehört!

lieben Gruß
Birgit
 
Birgit - bitte vergleich das mal mit dem, was ich in meinem Beitrag grad erklärt habe... besser hätte ichs nicht demonstrieren können.

Joa ... *schmunzel*

Ich finde deine letzten Beiträge übrigens echt Klasse. :umarmen:

liebe Grüße
Birgit
 
Joa ... *schmunzel*

Ich finde deine letzten Beiträge übrigens echt Klasse. :umarmen:

liebe Grüße
Birgit

Ähm... *rotwerd* Danke. Ich hab das seit Ostern vergangenen Jahres praktiziert, worüber ich hier schreibe - und ich bin sowas von dankbar dafür, daß ich das nicht ein einer Zeit durchstehen mußte, wo keiner was drüber wußte, so wie du. Ich hatte das Glück, eine wirklich gute Therapeutin und eine wirklich gute Selbsthilfeplattform zu bekommen, rechtzeitig.

Ich bin gespannt drauf, wie viele Schichten des Themas ich noch abtragen werde, bis ich endlich am Grund bin... aber es wird von Runde zu Runde besser :)
 
Werbung:
Hallo magdalena,

Ist ja schön und gut, dass sensitive Menschen das spüren, aber was heißt das und welche Rechte leiten sich daraus deiner Meinung nach ab?

Mit mir stimmt auch was nicht, ich bin auch latent gewaltbereit. Dies ist nun mal ein Erbe, was ich mitbekommen habe. Ich war als Kind sehr viel Gewalt ausgesetzt.
Und es ist logischerweise auch ein Teil von mir.
Alles was mir begegnet, dafür habe ich eine Affinität, sonst würde es mir nicht begegnen.

Wie ich mit dieser Anlage umgehe, ist mein Lernprozess.

Aber es hätte keiner das Recht, sich in mein Leben und das meiner Familie einzumischen, nur weil er spürt, dass ich latent gewaltbereit bin.
Denn da spielt die „moralische“ Komponente noch eine große Rolle, ob diese Bereitschaft negativ und zum Schaden anderer ausgelebt wird oder nicht.

Und es ist ein Unterschied, ob ich eine Tür (Gegenstand) eintrete, weil dahinter mein Kind festgehalten wird oder ob ich Menschen körperlich angreife.

Ihr könnt doch einen jungen Mann, der, wie ihr meint, eine latente Gewaltbereitschaft in sich trägt, nicht vorverurteilen!

Die erste aggressive Handlung ereignete sich nicht während des Zusammenlebens mit Frau und Kind, sondern erst als sich eine 3. Person einmischte und ihm den Zugang zu Frau und Kind verwehrte.

Sorry, wenn ihr meint, euch immer einmischen zu dürfen, wenn ihr einem Menschen begegnet, der latent gewaltbereit ist, dann frohes Schaffen.
Dieses Pensum dürfte für ein Leben niemals ausreichen!

Und wann begegnet mir denn so was? Doch nur, wenn ich eine Affinität zu dem Thema habe!!! Also in solchen Fällen würde ich mich fragen, was hat es mit mir zu tun?
Warum begegnet mir das in dieser Form?

Ich kann andere Menschen nicht ändern, ich kann nur bei mir anfangen.
Es hat auch immer etwas mir zu tun!

Lieben Gruß
Birgit

Boah.....weise Worte....danke dafür :kiss4:
 
Zurück
Oben