Warum (esoterische, bedingungslose) Liebe doch letztlich wieder dunkel wird
Ich versuche einmal in Worte zu fassen, was mir an dieser hier so gerne propagierten "bedingungslosen" Liebe so sauer aufstößt.
Liebe an sich bedingt eine Interaktion. Wenn Liebe erwidert wird, ein Prozess des sich Austauschend, Ausdruck eines Miteinanders, Dialogs, einer Interaktion ist, ist das beflügelnd und schön.
Wenn Liebe einseitig ist, bleibt, wird sie schmerzhaft, die Erwartung an den anderen wird nicht erfüllt. Man leidet.
Fordert intensiver, und kann damit den anderen irgendwann zumindest dem Schein nach "überzeugen", oder resigniert irgendwann. Beide Lösungen erzeugen letztlich Enttäuschung, Leid, weil keine Balance, keine wirkliche Resonanz, kein Gleichklang erreicht wird.
Bedingungslose Liebe ist noch etwas verschärfter.
Das grundsätzliche Problem daran, als Mensch bedingungslos zu lieben, besteht darin, dass es in gewisser Weise eine Art Gott spielen ist. Will darauf hier nicht weiter eingehen, das muss wohl jeder mit sich ausmachen.
Bedingungslos Lieben heißt aber, den, jeden anderen genau so (an-)zu-nehmen, wie er ist. Wie, wo, egal was er gerade ist, tut.
Theoretisch... Weil das angeblich das Richtige, Bessere wäre.
Geht von der - irrigen - Annahme aus, dass alles so wie es wäre, gut und richtig wäre. Was es alleine schon nicht sein kann, wenn man alleine berücksichtigt, was Menschen in dieser Welt und an anderen alles verbockt haben und weiter verbocken.
Mag eventuell innerhalb einer nicht von Menschen deformierten Welt so gelten, hier tut es das zumindest inzwischen sicherlich nicht mehr.
Die Idee selbst geht natürlich auch davon aus, dass das hier Gottes' Schöpfung wäre, und schließt daraus, dass somit auch alles was hier schiefgeht, so gottgewollt wäre. Eine Sichtweise, die für einige bescheidenen Gemüter natürlich praktisch und bequem sein dürfte, denn schließlich lässt sich daraus problemlos ein weiterer esoterischer Irrtum ableiten, dass man selbst hier jeden Scheiß machen dürfte, ohne für die Folgen die Verantwortung übernehmen zu müssen, oder gar jemals dafür die Konsequenzen tragen zu müssen.
Börsenkapitalismus funktioniert genauso. Hinter mir die Sintflut, Hauptsache der Profit stimmt, der in dem Fall in esoterrischer Währung, sprich einer finktiv angenommenen geringeren Entfernung von Gott - oder sonstwas - besteht. Egotrip in Reinkutur. Was per definitionem keine Liebe sein kann. Schon gar keine bedingungslose.
Bedingungslose Liebe wäre theoretisch ein Zustand völliger Akzeptanz. Was erstmal gut klingt, aber in dieser Welt so nicht funktioniert, nicht funktionieren kann, außer man will aus masochistischen Tendenzen heraus unbedingt das Opfer sein, unbedingt aus "Liebe" leiden, sich slebst quälen, bestrafen oder Ähnliches. Und sich dabei besser, erhabener fühlen. Was natürlich eher etwas mit eigenen unerledigten Themen zu tun haben könnte. Und sie ist anscheinend nicht an andere weitergebbar. Dann wird sie was anderes. Das ist eine unteilbare, eigene Wahl.
Als Forderung an wen anderen absurd.
Dann nämlich geschieht etwas Eigenartiges. Dieser eigene, innere Zustand verwandelt sich völlig, wenn er ins Außen getragen wird.
In etwas, wie ein Ticket zunächst die ganze Potentialität der Nutzung beinhaltet, allerdings, wenn es einmal entwertet ist, wertlos wird.
Bedingungslose Liebe als eigener, innerer Zustand ist das Lächeln der Mona Lisa.
Stilles, friedvolles, lächelndes Schweigen. Buddhas Lächeln. Es ist was es ist.
In dem Moment, wo ich das in Worte packe, darüber spreche, oder sogar jemandem sage, "Ich liebe dich bedingungslos!", verwandelt sich die Qualität. Kippt völlig.
Aus der "göttlichen" Schönheit wird eine Verzerrung, ein Zerrbild. Denn was geschieht dabei?
Ich konfrontiere den, die anderen mit einer Erwartungshaltung, nämlich auch bedingungslos zurück zu lieben, (auch wenn das natürlich bewusst abgestritten werden wird), die derjenige in dieser Form, egal was er tut, niemals wird erfüllen können. ich konfrontiere den anderen also in Wirklichkeit nicht mit Liebe, schon gar nicht mit bedingungsloser, sondern mit seinem eigenen Scheitern am Wunsch, an der versteckten Forderung des Gegenübers.
Eigentlich eine Ohrfeige im Tarnanzug, Erpressung, Selbstüberhöhung, die vorgibt, mit Liebe etwas zu tun zu haben. Man zeigt dem Anderen seine Kleinheit, Ohnmacht, Unfähigkeit. Und diese Art von Spiegel tut mitunter, wenn er auch noch auf eigene Wunden trifft, ziemlich weh.
Viele werden etwas ähnliches schon von "normaler" Liebe her kennen.
"Ich liebe dich" zu sagen oder gesagt zu bekommen, kann in einer bestimmten Situation, einem stimmigen Kontext ein wunderschönes Erlebnis sein.
In einer nur ein wenig anders gearteten Situation kann es dermaßen viel Druck aufbauen, dass das gegenüber auch durchaus schreiend davonlaufen möchte, um diesem Druck, den die Erwartungshaltung darin (das versteckte, "also liebe du mich mindestens genau so.") zu entgehen.
Das ist eine Art von durchaus intensiver Nähe von Gut und Böse. Eine davon. Könnte man sagen.
Man kann es auch anders sagen, die "Heiligkeit" des Seinszustandes wird durch die Veräußerung, durch die Magie der Worte letztlich doch wieder "unheilig, Unheil". Wird von einer, auch höheren Schwingungsebene in diese Realität heruntergezogen, in der diese Liebe so anscheinend nicht oder nur schwer existieren kann.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. So wie's aussieht, auch hierbei.
Liebt, von mir aus, wenn ihr euch drübertraut, auch bedingungslos, so ihr die Erfahrung unbedingt machen wollt. Aber, dann tut es einfach. Richtig, wirklich, aufrichtig, echt. Nach Möglichckeit nicht halb, oder lasst es einfach.
Anstatt darüber zu reden. Oder bleibt dabei doch erstmal bei euch selbst anstatt was von anderen einzufordern, das euch selbst überfordert.
Denke ich mal.