Gefühle anderer übernehmen

Liebe Luckysun,

sicherlich kann man das so bewusst bewerten – aber damit öffnet man auch eine Tür, die besser verschlossen bleiben sollte. Wir wissen im Seelenbereich sehr genau, welche Regeln dem Miteinander förderlich sind und welche schaden.

Wenn wir uns zu diesem ungeschriebenen Gesetz Ausnahmen genehmigen – verlieren sie ihre Grenzen. Heute erlaube ich mir einen Zornausbruch von 50% und morgen sind es schon 100% oder mehr. Das Fatale bei Wut und Zorn ist, dass sie sich ab einem bestimmten Punkt verselbständigen und unserer Kontrolle entgleiten. Wir sind im Grunde Junkies unserer Botenstoffe – je mehr wir uns von ihnen genehmigen, je mehr steigt die Sucht nach mehr.

Wir sagen und tun Dinge, die wir mit dem Tagesbewusstsein niemals tun würden. Wir verlassen mit dieser Ebene, was wir gemeinhin als Menschlichkeit verstehen und kehren in unsere animale Vergangenheit zurück.

"Ein böses Wort ist wie ein Stein, der in einen Brunnen geworfen wird.
Die Wellen legen sich über die Zeit, der Stein bleibt."

Mir reicht jedenfalls schon mein alltäglicher Kampf gegen Wut und Zorn – da möchte ich mir mit Ausreden keine Ausnahmen genehmigen.


Merlin
 
Werbung:
Hallo Merlin

Ich fürchte, wir haben da eine grundsätzlich andere Sicht der Dinge.
Wir wissen im Seelenbereich sehr genau, welche Regeln dem Miteinander förderlich sind und welche schaden.
Hm...
Du würdest also den Zorn in eine Kategorie einordnen,
der dem Miteinander nicht förderlich ist?

Das Fatale bei Wut und Zorn ist, dass sie sich ab einem bestimmten Punkt verselbständigen und unserer Kontrolle entgleiten.
Genau das sehe ich völlig anders.
Zorn ist eine deutliche Unmutsbekundung,
bzw. eine Grenzsetzung ...
Wut ist darüber hinaus eine Grenzüberschreitung meinerseits...

Ich denke nicht, daß Zorn etwas "Negatives" ist...
Ich sehe sogar die Gefahr, daß Zorn, der unterdrückt werden muß,
irgendwann in unkontrollierbare Wut bis Haß umschlägt...

Mir reicht jedenfalls schon mein alltäglicher Kampf gegen Wut und Zorn – da möchte ich mir mit Ausreden keine Ausnahmen genehmigen.
Ich sehe das keineswegs als Ausreden...
und halte einen Kampf gegen Zorn für falsch...
lediglich einem Lenken in eine andere Richtung (z.B. Sandsack, Holz hacken)
kann ich noch was Sinnvolles abgewinnen...
aber ich halte es für absolut ungesund und dem Menschen widernatürlich
gegen die eigenen Emotionen von Zorn permanent anzukämpfen...
Das ist keine Lösung.

Luckysun
 
... Du würdest also den Zorn in eine Kategorie einordnen,
der dem Miteinander nicht förderlich ist?
...Wut ist darüber hinaus eine Grenzüberschreitung meinerseits...
Ja, Zorn ist nicht förderlich für ein soziales Gefüge – weil sich hiermit mit Gewalt ein Freiraum zu Lasten anderer genommen wird. Findest Du das gut, wenn andere mit ihrem Zorn deine Grenzen überschreiten und deine Integrität verletzen?

Mit Zorn sollen andere bedroht und letztlich vernichtet werden. Dazu rate ich einmal genauer zu betrachten, was mit dieser Emotion in uns geschieht: Der ganze Organismus wird auf Kampf hochgefahren. Die Atemfrequenz und der Pulsschlag erhöhen sich wesentlich, um den Körper für diesen Zweck notwendigen Sauerstoff bereitzustellen. Die Wahrnehmung und das Bewusstsein werden eingeschränkt und der Fokus richtet sich nur noch auf das Objekt des Zorns.

Genau das sehe ich völlig anders.
Zorn ist eine deutliche Unmutsbekundung,
bzw. eine Grenzsetzung ...
Nein, es ist eine deutliche Grenzüberschreitung.

Ich denke nicht, daß Zorn etwas "Negatives" ist...
Ich sehe sogar die Gefahr, daß Zorn, der unterdrückt werden muß,
irgendwann in unkontrollierbare Wut bis Haß umschlägt...
Ich hatte doch schon darüber geschrieben, dass wir Junkies unserer Botenstoffe sind, man kann sich also an diese Droge Zorn gewöhnen. Ehe man es sich versieht, wird man dann auf diese Weise zum Choleriker und glaubt man könne sich mit dieser Strategie gegen alle und jeden durchsetzen. Die Hemmschwelle wird dann immer weiter herabgesetzt, bis schon Kleinigkeiten zum Ausbruch führen. Ich erinnere an die verschiedenen Ereignisse bei denen Menschen völlig die Kontrolle über sich verloren haben und zufällige Passanten angegriffen und sogar getötet haben. Möchtest Du wirklich eine solche Gesellschaft, in der jeden seinen Zorn auslebt?

Ich sehe das keineswegs als Ausreden...
und halte einen Kampf gegen Zorn für falsch...
lediglich einem Lenken in eine andere Richtung (z.B. Sandsack, Holz hacken)
kann ich noch was Sinnvolles abgewinnen...
aber ich halte es für absolut ungesund und dem Menschen widernatürlich
gegen die eigenen Emotionen von Zorn permanent anzukämpfen...
Das ist keine Lösung.
Eventuell wäre es ja eine Lösung die Ursachen des Zornes zu bewältigen, ehe es überhaupt zu dieser übersteigerten Emotion kommen kann. Klar, mit Sport und körperliche Betätigung läßt sich Stress abbauen – der ja letztlich für Wut und Zorn verantwortlich ist. Man sollte damit also nicht warten, bis das Fass zum Überlaufen kommt. Widernatürlich wäre es für den Menschen – wenn er an dieser Stelle zur Kontrolle nicht seine ausgeprägte Intelligenz nutzen würde.

Wenn Wut und Zorn wirklich so segensreich für den Menschen wäre, würde man sicherlich auf das Antiaggressionstraining verzichten können.


Merlin
 
Ich grübel dennoch drüber ,.....

Hm,...zornig sein, kann ich ja sogar auf mich selbst , ich kann auch wütend über mich selbst sein ,...dass entlädt sich nicht gegen andere , sondern ich entlade mich selbst ,....ich geh in den Wald schreien oder Holzhacken, ( :D Beispiel Luckysun ) bei Männern die ihre Aggressionen los werden wollen ( net allgemein ) gehen viele extrem sportln, zB.: Laufen, Radfahren ,etc.; bis sie alles "herraussen " haben.

Auch Hass gegen sich selbst gerichtet gibt es , ( oder eben andere ) ....und dass ist eben schon mE. die gefährlichere Variante , die Steigerungsform, wenn etwas unaufhörlich in einem "brodelt " und dem mE, net nachgegangen werd. Es net rauslassen , es zu verdrängen ,sei es Zorn oder Wut oder Ärger.....ist mE. der falsche Weg , solange ich jetzt net jemanden schade, wie du @Merlin es in deinem Beispiel aufzeigst . Das ist natürlich net förderlich für die Gemeinschaft , allgemein .

Häufig entstehen Depressionen aus unterdrückter Wut/Zorn etc.; und das finde ich dann ebenso seehr ungesund.

Hm,..und Tiere, jo i denk sehr wohl dass sie wütend werden können ,..zumindest glaube ich den Unmut meines Katers an seinem Schwanzzucken zu erkennen, wenn ihm wos net passt und den zurückgelegten Ohren ,..bei der Ente sah ich es halt als Verteidigung an .
Was für mich net das gleiche oder aus Wut resultierende Ergebnis ist.

Net anfoch ,...


LG Asaliah
 
Ist Wut und Zorn nicht ein unkontrollierter Ausbruch animaler Regungen und was hat dies mit Intelligenz oder Vernunft zu tun?

Wut und Zorn sind zuersteinmal Emotionen die an sich selbst gefühlt(wahrgenommen) werden.

Die Frage ist was bewirkte diese Emotionen?

"Vermeide Wut und Zorn, denn sie verhindern den natürlichen Fluss der Gedanken", ist doch nicht umsonst eine Lebensweisheit der buddhistischen Lehre. Dieses Erbe aus ferner Vergangenheit zu überwinden, ist doch gerade eine Geistesleistung der Vernunft, die nicht immer gelingt.

ist Wut und Zorn für dich kein natürlicher Fluß von Emotionen?

Youtube ist voll von Beispielen, in denen auch Tiere in vollkommene Rage kommen:
http://www.youtube.com/watch?v=HcI1kobNg6g&playnext=1&list=PLD394264B2D627186&feature=results_main


Merlin

natürlich oder?

*g Seyla
 
Liebe Asaliah,

der Zorn steht doch am Ende einer Entwicklung, was nützt es also, wenn ich den wilden Mann markiere, damit wird ja das Problem nicht gelöst.

Streitigkeiten unter Nachbarn sind gute Beispiele, in dem die jeweiligen Parteien ihren Zorn bei jeder Kleinigkeit freien Lauf lassen und damit die Angelegenheit immer weiter aufschaukeln. Der beiderseitige Zorn führt dann zu völlig absurden Situationen aus denen sie sich nicht mehr befreien können. Gut, wer sich in der Rolle eines Pausenclowns wohl fühlt, sollte sich von solchem Tun nicht abbringen lassen.

Es muss jedem klar sein, dass Wut und Zorn die Seele zerfrisst. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich in einem Leben ohne Wut und Zorn weit angenehmer leben läßt und sich manches Problem erst gar nicht stellt.

Wie oft kommt es vor, dass man sich bei einem Sachverhalt irrt und wutentbrannt auf Genugtuung pocht und am Ende feststellen muss, dass der Fehler bei einem selbst lag. Unangenehme Entschuldigungen kann man sich also ersparen und manche Ungerechtigkeit läßt sich mit einem freundlichen Wort auflösen. Wer jemandem mit Zorn entgegentritt, muss sich nicht wundern, wenn dieser ihm im Zorn antwortet. Ich erinnere dazu an die Mechanismen der Empathie.

Merlin
 
Liebe Constantin,

genau auf die Frage zur Wirkung von Emotionen kommt es an: Tragen sie zum Seelenheil bei oder nicht – lohnt es sie zu pflegen oder nicht? Der Stress des Zorns ist jedenfalls für Körper, Geist und Seele ungesund und deshalb sollte man in auch möglichst meiden. Ich möchte jedenfalls meinen Zorn und meine Wut nicht pflegen.

In meinem Beitrag hatte ich davon geschrieben, dass Wut und Zorn den natürlichen Fluss der Gedanken behindert und nicht der Emotionen selbst. Der Segen für den Menschen ist auch hier die Balance zwischen seiner Gefühls- und Geisteswelt – wobei das einzige Regulativ auf der rationalen Ebene liegt. Was natürlich ist, muss nicht zwangsweise immer gut sein.


Merlin
 
Hallo Merlin

Ich fürchte wir kreiseln hier um unterschiedliche Begriffs-Interpretationen...

Zitat:
Genau das sehe ich völlig anders.
Zorn ist eine deutliche Unmutsbekundung,
bzw. eine Grenzsetzung ...
Nein, es ist eine deutliche Grenzüberschreitung.

Genau hier liegt für mich der Knackpunkt...
Eine deutliche Äußerung von Zorn
geschieht nach meinem Verständnis zur Wahrung der eigenen Grenzen.

Es ist eine authentische Annahme der eigenen Emotion
und beinhaltet eine bewußte Spiegelung derselben nach außen
undzwar ohne eine Grenzüberschreitung,
welche meiner Ansicht nach erst bei einer Wut stattfindet.

Wir haben da wohl unterschiedliche Auffassungen, bzw. Begriffs-Definitionen.

So kommt es mir zumindest im Moment vor...

Gruß, Luckysun
 
Werbung:
Liebe Luckysun,

man kann doch jemand auch etwas ganz normal ohne hochroten Kopf sagen, wenn es um Grenzverletzungen geht. Ich warte halt nicht, bis mir der Zorn sagt, dass ich oder ein anderer etwas nicht mehr aushalten kann. Voraussetzung dazu ist jedoch, dass man die Grenzen eines Menschen und die Spielregel dazu kennt.

Ich hatte ja schon mehrfach geschrieben, dass Wut und Zorn am Ende eins Prozesses steht und nicht am Anfang. Das sind nicht nur eine reine theoretische Erkenntnis zu diesem Thema, sondern auch die ganz persönlichen Erfahrungen mit "meinen" diesbezüglichen Emotionen.

Ich freu mich über jede entsprechend heikle Situation, die ich ohne Wut und Zorn meistern konnte. Gleichmut ist für mich keine Selbstverständlichkeit, deshalb sehe ich das auch als Überwindung meiner eigenen Unzulänglichkeit. Das Glücksgefühl darüber ist jedenfalls größer, als das Gefühl nach einem Stressabbau zu einem unerledigten Problem. Es gleicht einem Vulkan, der an der Oberfläche friedlich erscheint, während es in der Tiefe für den nächsten Ausbruch weiterbrodelt.

Nein, man wird mich in dieser Sache nicht überzeugen können und mit meiner Sicht der Dinge bin ich auch nicht alleine.


Merlin
 
Zurück
Oben