Frei leben trotz viel Angst wegen Drohungen?

Ich weiß. Hast ja recht. :tomate:

Freundin hab ich leider keine mehr, muß es also allein machen.

Was soll ich dort überhaupt sagen, wegen was ich komme?


Naja du sagst du möchtest vorsprechen weil du Opfer von Gewalt wurdest .
Dann bekommst du einen eigenen Betreuer und dem kannst du dann alles erzählen . Und der wird dir dann die richtigen Maßnahmen erklären / zeigen .
 
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Ich weiß.

Wie lernt man sich zu schätzen?

Bei meinem Bruder hab ich ja schon einiges geschafft, durch die Erkenntnis, daß es nichts bringt. Hilft mir nur nicht gegen die Angst, wegen der hab ich ja den Thread eröffnet.

Ich glaube, dass Problem ist nicht dass man lernen müsste sich zu schätzen, sondern das Gegenteil zu lassen. Man kann das natürlich nicht einfach durch einen Knopfdruck abstellen. Es sind Automatismen, genau wie Ängste (grundlegend sind es Ängste). Die Probleme die Du beschreibst, Ängste im Umgang mit anderen, Selbstzweifel usw. haben ihren Ursprung in Erfahrungen und einer automatischen Analyse dieser Erfahrungen. Automatisch bedeutet soviel wie "emotional-unbewusst"... auf der Basis von Angst.

Der wesentliche Punkt ist, diese Automatismen zu verstehen. Die sind verständlich, sind in sich logisch und sie funktionieren auch. Aber oft nur im Sinne von "vermeiden" und oft im Konflikt mit dem was man eigentlich will. Würde Dir z.B. ein echter Traumtyp begegnen, Dich interessiert ansprechen und Du extrem schüchtern und gehemmt reagieren... Dann funktioniert diese "Strategie" (der Automatismus) durchaus in Bezug zu Deinen Ängsten. Du wirst vermutlich nix falsches sagen, ihn nicht verärgern --> es geschieht keine Katastrophe. Aber möglicherweise funktioniert es nicht in dem Sinne, das er weiter Interesse hat... vielleicht sagt er "Ciao" und das wars.

Wärst Du ein Roboter der sein eigenes Betriebssystem auf dem Monitor sehen würde, würdest Du einfach einiges korrigieren, Situationen anpassen usw. Aber Du kannst diese Programme nicht sehen... Du erfährst sie. Du kannst sie nur erkennen, wenn Du Dir bewusst anschaust was in Dir geschieht. Du wirst das wahrscheinlich schon zum großen Teil geleistet haben... Diese Zusammenhänge sind Dir ja nicht komplett unklar. Aber da liegt noch zuviel im Dunkeln, vieles das sehr emotional ist (mit Leid verbunden) und Dich aus den Tiefen heraus steuert. Oberflächlich gesagt: Angst, Unsicherheit usw. Aber was Angst/Unsicherheit begründet, weißt Du nur zum Teil.

Vielleicht ziehst Du den Schluss, dass Du Angst hast abgelehnt zu werden, aber möglicherweise weißt Du nicht was andere eigentlich an Dir ablehnen könnten... da ist dann einfach Unsicherheit ohne zu wissen warum. Viele Kids z.B. einfach Angst die falschen Schuhe zu tragen und kaufen sich die die gerade angesagt sind. Das funktioniert... ebenfalls im Sinne von "verschieben", aber für die jeweilige Situation kann es Sicherheit bringen. Oder Du weißt, das Du vieles an Dir ablehnst... Aber nicht was genau und warum. Übrigens ist Selbstablehnung immer "nur" ein Ablehnen bestimmter Aspekte. Ablehnung führt dann zu innerer Spannung die sich auf irgendeine Art und Weise entlädt. Und dieses Entladen geschieht wieder auf der Basis dieser Ängste. "Ritzen" aus dem anderen Thread ist ein Beispiel. Drogen sind eins. Essen... auch im Forum schreiben oder Horrorfilme oder Schnulzen gucken usw. Das alles ist immer ein Ausdruck innerer Spannungen. Und dieser Ausdruck erfolgt auf die Art wie er motiviert ist. Damit meine ich: Wenn man sehr vorsichtig ist, ständig denkt etwas falsch zu machen usw., wird der Ausdruck der dadurch erzeugten Spannung auch eher vorsichtig sein. Du wirst z.B. sicherlich nie den Rat befolgen Deinem Bruder eine reinzuhauen ;) Aber Du schreibst über ihn. Das ist ebenfalls ein Ausdruck dieser erzeugten Spannung und der momentanen Unfähigkeit (nicht als Wertung gemeint) damit umzugehen. Abgesehen davon: Jeder handelt fast ausschließlich aufgrund innerer Spannung durch Ablehnung und Angst vor Ablehnung. Vieles ist Vermeidung. Auch in kleinsten alltäglichen Details...

Was ich aber eigentlich schreiben wollte:

Es gibt eine simple Methode, die nicht schaden kann. Die funktioniert so, dass Du Dir eine andere Person vorstellst, eine Art leere Fläche ohne viele Eigenschaften, aber vorerst fehlerlos. Es geht bei "andere Person" hauptsächlich darum, möglichst eine gewisse Distanz zu erzeugen. Am besten einen Mann (da Du eine Frau bist)... Dieser Mann ist komplett frei von allen Sorgen und Ängsten. In Situationen, in denen Du das Gefühl hast vieles falsch zu machen und jede Menge Sorgen und Ängste hast, ist der komplett frei davon und handelt intuitiv richtig... der ist sozusagen perfekt (keine konkret-positiven Eigenschaften, aber eben keine "Mängel").

Jetzt kommt der wichtige Punkt: Du stellst ihn Dir in einer Situation vor, die für Dich problematisch ist/wäre. Sagen wir eine Situation mit Deinem Bruder. Und jetzt stellst Du Dir vor, Du "schickst" ihm Deine Ängste die bei ihm sofort ankommen. Genau die Gedanken die Dich in einer solchen Situation belasten und... Du achtest sehr genau darauf was das für Gedanken sind, wie sich das anfühlt. Du fühlst sozusagen mit diesem Typen den Du Dir vorstellst. Du siehst was er denkt, weil Du es ihm "schickst". Du siehst wie er sich in die Emotionen verstrickt und sie sein Handeln und Sprechen schlagartig beeinflussen. Das beobachtest Du ohne es zu bewerten. Ist nur eine Art lehrreicher Film den Du ablaufen lässt.

Dabei geht es nicht um irgendeinen magischen Glauben, man würde Probleme los indem man sie einer Fantasiefigur schickt, sondern um die Distanz beim Beobachten und Verstehen. Wenn Du versuchst Dich selbst zu beobachten, wirst Du sehr schnell in diese Muster reingezogen. Man beobachtet dabei v.a. drei Ebenen:

- Gedanken... was glaubt die "Fantasiefigur" was sie falsch machen könnte?
- Emotionen..... was ist die Emotion (möglichst genau identifizieren. Es ist selten "nur" Angst.. da ist oft auch Wut und Scham dabei usw.)
- Ausdruck nach Außen .... wie beeinflussen die Überzeugungen und Emotionen das Handeln und jede Form von Kommuniktation?

Man stellt sich dabei nur eine kurze Sequenz vor. In einer kurzen Situation wirklich in die Tiefe zu gehen bringt mehr als viele Situationen eher oberflächlich anzuschauen. Und ich würde nicht mit etwas anfangen, dass sehr intensiv ist. Also vielleicht nicht wirklich eine Situation mit Deinem Bruder. Eher etwas einfacheres, dass Dir zwar wichtig ist, aber nicht so extrem. Vielleicht ein Kennenlernen mit irgendwem der Dir (Deiner Fantasiefigur) in der U-Bahn oder sonstwo begegnet. Bewusst deutlich denken ist dabei wichtig. Anders gesagt: Nix zurückhalten... eher übertreiben als sich zurücknehmen. Lass die Figur Gedanken und Emotionen ausleben. Also z.B. "OH GOTT... ER KÖNNTE........VON MIR DENKEN" --> Angst...Scham... ---> extreme Schüchternheit ---> Gar kein Handeln, keine Kommunikation

Man kann es auch abwandeln: Leere Fantasiefigur vorstellen und die Frage stellen: Was müsstest Du alles in sie "hineinlegen" an Ängsten und Emotionen, Überzeugungen und bzw. aus Erfahrungen, damit sie sich haargenau so fühlt und so ist wie Du, und in jeder Situation genau so handelt wie Du? So kann man den eigenen "Mustern" auf die Spur kommen.

Eigentlich ist es ziemlich egal, welche Methode man anwendet. Es gibt jede Menge dieser Art. Eine die etwas nüchterner und analytischer ist: Man schreibt ganz oben ein Problem auf, z.B. "Ich schätze mich selbst nicht/Ich verurteile mich selbst sehr oft". Und man fragt einfach nur "Warum?" Und dann schreibt man jeden Gedanken auf der einem kommt. (Um Distanz auch da reinzubringen kann man sich auch fragen: "Wovon könnte "jemand" in dieser Situation überzeugt sein?" Dann schaut man sich diese Überzeugungen an und fragt sich: Halte ich das wirklich für wahr? Ist das so? Man bewertet die Überzeugung von:
"Nein.. glaube ich gar nicht = 0"
bis hin zu
"Absolut wahr... so sicher wie das Aufgehen der Sonne = 10".

Diese "Wahrheits-Bewertung" macht man rein vom Gefühl her... da kann man nix falsch machen. Dann bewertet man sie nach Negativität: 0 = ist nix falsch das es so ist/so zu sein scheint (es sind alles Überzeugungen, keine Wahrheiten) bis 10 = katastrophal. Beides nicht zergrübeln. Kurz fragen: Bin ich sehr davon überzeugt oder nicht so? Finde ich das sehr schlimm oder nicht so? Und ne Zahl... erst mal nur nach Gefühl. Bewusst ins Blaue hinein sozusagen.

Man hat dann also ein Problem oben stehen und Begründungen warum das so ist und warum es wahr ist... alles was einem einfällt... Und auch da nicht großartig nachgrübeln. Einfach Assoziationen schreiben. als Beispiel:

"Ich verurteile mich selbst ständig"

- Weil ich heute mal wieder nicht abgespült habe (10/2)
- Weil ich ständig alles falsch mache (5/9)
- Weil ich .........


Das ich nicht abgespült habe ist z.B. sehr wahr (10) aber nicht so wirklich tragisch/negativ (2), mache ich eben morgen. Das ich ständig alles falsch mache ist eher nicht komplett wahr (5), aber da wo es wahr ist, ist echt zum Kotzen (9)... Das ist das Prinzip.

Und dann hinterfragt man jeden dieser Punkte auf die gleiche Art. Zum Abspülen fällt mir nur ein: "Ist eben so... und muss ich dann eben morgen machen." damit ist der Punkt erledigt ....... Hätte ich gleich irgendwen vor der Tür stehen den ich zum Essen eingeladen habe, wäre das schon wieder anders. :D Dann würde nur hinter dem Punkt übrigens jede Menge stecken, wenn ich das als Problem ansehe (ist mir peinlich... warum eigentlich... und dann gehts sehr tief). Das ich "immer alles falsch" mache... Da steckt dann definitiv jede Menge hinter, wenn ich das schon glaube. Auch wenn es nicht komplett wahr ist, muss da ja einiges sein, was diesen Gedanken überhaupt aufkommen ließ. Könnten z.B. Erinnerungen sein, wo man dies und jenes verbockt hat, mit viel Emotionen dahinter usw. Das wäre dann ein Punkt der vermutlich ne ganze Latte an neuen Unterpunkten ergibt... (die man wieder hinterfragen kann). Man schaut damit sehr in die Tiefe. Und auch wenn man glaubt, das endet bei einigen Punkten nie... es ist endlich. Und manches spielt dann schnell keine Rolle mehr. Das kann man fühlen.

Auf die Art kann man viel Ballast wegräumen. Allerdings gibt es ein Problem: Es fühlt sich zum Teil mies an und man macht dann genau das, was einem im Alltag oft Probleme bringt. Ich z.B. gebe gerne mal wütend auf. Früher war ich berühmt dafür beim Lernen zuerst meine Bücher vom Tisch zu fegen und dann joggen zu gehen. Wenn ich so eine Methode mache, kommt auch sehr oft irgendwann ein Punkt, wo ich den Block wegschmeiße und verärgert aufgebe, weil ich Perfektion will was soviel wie bedeutet (funktioniert komplett und sofort :D ) Und man muss sich da nicht zu weit treiben. Das kann man sich schon erlauben. Wichtig ist aber darauf zu achten wie man sich fühlt wenn man es tut (aufgibt). Ist es Wut auf sich ("Ich Idiot kriege es nicht hin"), mehr Enttäuschung ("Die Methode funktioniert nicht, obwohl ich doch soviel Hoffnung hatte") usw. Das kann man dann noch schnell drunterkritzeln bevor man aufgibt. ;)

Das (warum und wie man aufgibt) ist sehr Aussagekräftig. Etwas pathetisch könnte man sagen: Das ist der Fluch unter dem man fast ständig steht. Zumindest bei allem im Leben das mies läuft. Wut auf sich ist Selbstverurteilung und man kann sicher sein, dass man das im Alltag oft "macht". Enttäuschung weil die Methode nicht funktioniert ist Abschieben von Verantwortung. Dann ist irgendwas oder irgendwer Schuld ("Condemn hat mir ne scheiß Methode gegeben, mit der ich jetzt 10 Minuten meines Lebens verschenkt habe!!! :D ) Hoffnungslosigkeit ist Angst vor Handeln.. usw.

Meistens ist es ein Gemisch. Wut auf sich selbst und "schämen" geht z.B. oft Hand in Hand. Wut darauf das die Methode Mist ist und Hoffnungslosigkeit das man je etwas finden wird das hilft, geht oft Hand in Hand. Dabei sind alle Kombis denkbar. Wichtig ist dabei: Auf sich selbst gerichtet oder eher nach "außen"? Da hat man ein Hauptproblem vor sich. Wenn man das durchanalysieren will geht das extrem in die Tiefe und sehr lange ist es ein Kreislauf. Von Aufgeben aus Wut wird dann meistens ein Scheitern mit genau dem Resultat.

Der wesentliche Punkt dabei ist: Man muss diese Dinge bewusst durchleben und fühlen. Anders gesagt: Macht man es nicht, konfrontiert einen das Leben mit genau dem, bis man es macht/durch hat. Daher hat man auch einen dicken roten Faden im Leben... "Ich gerate immer an den Falschen." ...."Egal was mir Erfolg bringen soll..ich scheitere." ...."Egal wem ich vertraue, er hintergeht mich" usw. Eben genau das wo man wirklich das Gefühl hat, dass das Schicksal ein böses Spiel mit einem treibt. Und man würde nicht glauben, was sich da für Gemeinheiten aufeinanderstapeln können. Da hört man auf an Zufall zu glauben. :D

Was ich damit sagen will ist: Die Methoden funktionieren sogar dann wenn man aufgibt, solange man es bewusst tut. Man muss nur wieder Anlauf nehmen. Und diese Methoden sind nur Beispiele. Das Prinzip ist immer dasselbe.

Damit komme ich mal zur "Lehre der Geschichte": Bewusstmachen.. ist im Grunde alles. Einfach, aber nicht leicht. ;)

VG,
C.
 
Ja, aber auch da musst dich voher auch durchchecken lassen von Haus - und Facharzt , und dann mit Attest zum Zahnarzt , danach kann es möglich sein , das du mit Narkose behandelt wirst , genau das habe ich vor, da ich aber ne hartnäckige Verkühlung habe heisst es aber leider warten ! Muss voher unbedingt gesund sein, auch die Lungen röntgen - a schon wieder ,....und dann hoffen , das es bewilligt wird . Ist seit 2009 möglich bei Angstpatienten, so wie ich oder du:);)

LG Asaliah:umarmen:



Ok, danke. Hm, das wird nicht leicht.
 
......es bringt ja NiX.....; was hast denn da nun im Mützerl gespeichert.....Ja ich schaffs oder Resignation.....Ich kanns net !?

zum Ersten ; schmeißt das ********* aus Euren Leben !Seinen Namen kurz erwähnt und es schießen sofort die negativen gespeicherten Bildchen ein.....Psychoknacks und die Angst ist wieder da!Die Angst besiegst Du nur wenn Du Dich dem beängstigenden stellst..Mental,Verbal oder Körperlich ...um das kommst nie herum ; Positives an der Angst ist aber das Du vorbereitet und vorsichtig/wachsam bist und Du entscheidest wann Der Richtige Zeitpunkt ist.....und der ist IMMER und Jederzeit.....denn wer denkt da schon ans kleine Mäuschen ...(Er hat doch etliches nette zu Dir gesagt..Dreh den Spies um ,schlag ihn mit seinen eigenen Waffen.....nimm seine Schwachstelle und stich da hinein ohne Rücksicht auf Verluste).....dann nimmst a bisserl List dazu und machst mit ihm das was in Deinen Frommen Träumen Dir schon öfter eingeschossen ist....nichts zu machen steigert nicht Dein Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein .Erst wenn das erledigt ist bist Du bereit Hilfe zu suchen /anzunehmen ! und für Schritt2


Ich hab eine Menge da drin gespeichert. War ja nicht nur das mit meinem Bruder.
Wäre sicher einfacher, alles zu verstehen, wenn ich mehr erklären würde, aber den Mut hab ich leider nicht.
 
Ich glaube, dass Problem ist nicht dass man lernen müsste sich zu schätzen, sondern das Gegenteil zu lassen. Man kann das natürlich nicht einfach durch einen Knopfdruck abstellen. Es sind Automatismen, genau wie Ängste (grundlegend sind es Ängste). Die Probleme die Du beschreibst, Ängste im Umgang mit anderen, Selbstzweifel usw. haben ihren Ursprung in Erfahrungen und einer automatischen Analyse dieser Erfahrungen. Automatisch bedeutet soviel wie "emotional-unbewusst"... auf der Basis von Angst.

Der wesentliche Punkt ist, diese Automatismen zu verstehen. Die sind verständlich, sind in sich logisch und sie funktionieren auch. Aber oft nur im Sinne von "vermeiden" und oft im Konflikt mit dem was man eigentlich will. Würde Dir z.B. ein echter Traumtyp begegnen, Dich interessiert ansprechen und Du extrem schüchtern und gehemmt reagieren... Dann funktioniert diese "Strategie" (der Automatismus) durchaus in Bezug zu Deinen Ängsten. Du wirst vermutlich nix falsches sagen, ihn nicht verärgern --> es geschieht keine Katastrophe. Aber möglicherweise funktioniert es nicht in dem Sinne, das er weiter Interesse hat... vielleicht sagt er "Ciao" und das wars.

Wärst Du ein Roboter der sein eigenes Betriebssystem auf dem Monitor sehen würde, würdest Du einfach einiges korrigieren, Situationen anpassen usw. Aber Du kannst diese Programme nicht sehen... Du erfährst sie. Du kannst sie nur erkennen, wenn Du Dir bewusst anschaust was in Dir geschieht. Du wirst das wahrscheinlich schon zum großen Teil geleistet haben... Diese Zusammenhänge sind Dir ja nicht komplett unklar. Aber da liegt noch zuviel im Dunkeln, vieles das sehr emotional ist (mit Leid verbunden) und Dich aus den Tiefen heraus steuert. Oberflächlich gesagt: Angst, Unsicherheit usw. Aber was Angst/Unsicherheit begründet, weißt Du nur zum Teil.

Vielleicht ziehst Du den Schluss, dass Du Angst hast abgelehnt zu werden, aber möglicherweise weißt Du nicht was andere eigentlich an Dir ablehnen könnten... da ist dann einfach Unsicherheit ohne zu wissen warum. Viele Kids z.B. einfach Angst die falschen Schuhe zu tragen und kaufen sich die die gerade angesagt sind. Das funktioniert... ebenfalls im Sinne von "verschieben", aber für die jeweilige Situation kann es Sicherheit bringen. Oder Du weißt, das Du vieles an Dir ablehnst... Aber nicht was genau und warum. Übrigens ist Selbstablehnung immer "nur" ein Ablehnen bestimmter Aspekte. Ablehnung führt dann zu innerer Spannung die sich auf irgendeine Art und Weise entlädt. Und dieses Entladen geschieht wieder auf der Basis dieser Ängste. "Ritzen" aus dem anderen Thread ist ein Beispiel. Drogen sind eins. Essen... auch im Forum schreiben oder Horrorfilme oder Schnulzen gucken usw. Das alles ist immer ein Ausdruck innerer Spannungen. Und dieser Ausdruck erfolgt auf die Art wie er motiviert ist. Damit meine ich: Wenn man sehr vorsichtig ist, ständig denkt etwas falsch zu machen usw., wird der Ausdruck der dadurch erzeugten Spannung auch eher vorsichtig sein. Du wirst z.B. sicherlich nie den Rat befolgen Deinem Bruder eine reinzuhauen ;) Aber Du schreibst über ihn. Das ist ebenfalls ein Ausdruck dieser erzeugten Spannung und der momentanen Unfähigkeit (nicht als Wertung gemeint) damit umzugehen. Abgesehen davon: Jeder handelt fast ausschließlich aufgrund innerer Spannung durch Ablehnung und Angst vor Ablehnung. Vieles ist Vermeidung. Auch in kleinsten alltäglichen Details...

Was ich aber eigentlich schreiben wollte:

Es gibt eine simple Methode, die nicht schaden kann. Die funktioniert so, dass Du Dir eine andere Person vorstellst, eine Art leere Fläche ohne viele Eigenschaften, aber vorerst fehlerlos. Es geht bei "andere Person" hauptsächlich darum, möglichst eine gewisse Distanz zu erzeugen. Am besten einen Mann (da Du eine Frau bist)... Dieser Mann ist komplett frei von allen Sorgen und Ängsten. In Situationen, in denen Du das Gefühl hast vieles falsch zu machen und jede Menge Sorgen und Ängste hast, ist der komplett frei davon und handelt intuitiv richtig... der ist sozusagen perfekt (keine konkret-positiven Eigenschaften, aber eben keine "Mängel").

Jetzt kommt der wichtige Punkt: Du stellst ihn Dir in einer Situation vor, die für Dich problematisch ist/wäre. Sagen wir eine Situation mit Deinem Bruder. Und jetzt stellst Du Dir vor, Du "schickst" ihm Deine Ängste die bei ihm sofort ankommen. Genau die Gedanken die Dich in einer solchen Situation belasten und... Du achtest sehr genau darauf was das für Gedanken sind, wie sich das anfühlt. Du fühlst sozusagen mit diesem Typen den Du Dir vorstellst. Du siehst was er denkt, weil Du es ihm "schickst". Du siehst wie er sich in die Emotionen verstrickt und sie sein Handeln und Sprechen schlagartig beeinflussen. Das beobachtest Du ohne es zu bewerten. Ist nur eine Art lehrreicher Film den Du ablaufen lässt.

Dabei geht es nicht um irgendeinen magischen Glauben, man würde Probleme los indem man sie einer Fantasiefigur schickt, sondern um die Distanz beim Beobachten und Verstehen. Wenn Du versuchst Dich selbst zu beobachten, wirst Du sehr schnell in diese Muster reingezogen. Man beobachtet dabei v.a. drei Ebenen:

- Gedanken... was glaubt die "Fantasiefigur" was sie falsch machen könnte?
- Emotionen..... was ist die Emotion (möglichst genau identifizieren. Es ist selten "nur" Angst.. da ist oft auch Wut und Scham dabei usw.)
- Ausdruck nach Außen .... wie beeinflussen die Überzeugungen und Emotionen das Handeln und jede Form von Kommuniktation?

Man stellt sich dabei nur eine kurze Sequenz vor. In einer kurzen Situation wirklich in die Tiefe zu gehen bringt mehr als viele Situationen eher oberflächlich anzuschauen. Und ich würde nicht mit etwas anfangen, dass sehr intensiv ist. Also vielleicht nicht wirklich eine Situation mit Deinem Bruder. Eher etwas einfacheres, dass Dir zwar wichtig ist, aber nicht so extrem. Vielleicht ein Kennenlernen mit irgendwem der Dir (Deiner Fantasiefigur) in der U-Bahn oder sonstwo begegnet. Bewusst deutlich denken ist dabei wichtig. Anders gesagt: Nix zurückhalten... eher übertreiben als sich zurücknehmen. Lass die Figur Gedanken und Emotionen ausleben. Also z.B. "OH GOTT... ER KÖNNTE........VON MIR DENKEN" --> Angst...Scham... ---> extreme Schüchternheit ---> Gar kein Handeln, keine Kommunikation

Man kann es auch abwandeln: Leere Fantasiefigur vorstellen und die Frage stellen: Was müsstest Du alles in sie "hineinlegen" an Ängsten und Emotionen, Überzeugungen und bzw. aus Erfahrungen, damit sie sich haargenau so fühlt und so ist wie Du, und in jeder Situation genau so handelt wie Du? So kann man den eigenen "Mustern" auf die Spur kommen.

Eigentlich ist es ziemlich egal, welche Methode man anwendet. Es gibt jede Menge dieser Art. Eine die etwas nüchterner und analytischer ist: Man schreibt ganz oben ein Problem auf, z.B. "Ich schätze mich selbst nicht/Ich verurteile mich selbst sehr oft". Und man fragt einfach nur "Warum?" Und dann schreibt man jeden Gedanken auf der einem kommt. (Um Distanz auch da reinzubringen kann man sich auch fragen: "Wovon könnte "jemand" in dieser Situation überzeugt sein?" Dann schaut man sich diese Überzeugungen an und fragt sich: Halte ich das wirklich für wahr? Ist das so? Man bewertet die Überzeugung von:
"Nein.. glaube ich gar nicht = 0"
bis hin zu
"Absolut wahr... so sicher wie das Aufgehen der Sonne = 10".

Diese "Wahrheits-Bewertung" macht man rein vom Gefühl her... da kann man nix falsch machen. Dann bewertet man sie nach Negativität: 0 = ist nix falsch das es so ist/so zu sein scheint (es sind alles Überzeugungen, keine Wahrheiten) bis 10 = katastrophal. Beides nicht zergrübeln. Kurz fragen: Bin ich sehr davon überzeugt oder nicht so? Finde ich das sehr schlimm oder nicht so? Und ne Zahl... erst mal nur nach Gefühl. Bewusst ins Blaue hinein sozusagen.

Man hat dann also ein Problem oben stehen und Begründungen warum das so ist und warum es wahr ist... alles was einem einfällt... Und auch da nicht großartig nachgrübeln. Einfach Assoziationen schreiben. als Beispiel:

"Ich verurteile mich selbst ständig"

- Weil ich heute mal wieder nicht abgespült habe (10/2)
- Weil ich ständig alles falsch mache (5/9)
- Weil ich .........


Das ich nicht abgespült habe ist z.B. sehr wahr (10) aber nicht so wirklich tragisch/negativ (2), mache ich eben morgen. Das ich ständig alles falsch mache ist eher nicht komplett wahr (5), aber da wo es wahr ist, ist echt zum Kotzen (9)... Das ist das Prinzip.

Und dann hinterfragt man jeden dieser Punkte auf die gleiche Art. Zum Abspülen fällt mir nur ein: "Ist eben so... und muss ich dann eben morgen machen." damit ist der Punkt erledigt ....... Hätte ich gleich irgendwen vor der Tür stehen den ich zum Essen eingeladen habe, wäre das schon wieder anders. :D Dann würde nur hinter dem Punkt übrigens jede Menge stecken, wenn ich das als Problem ansehe (ist mir peinlich... warum eigentlich... und dann gehts sehr tief). Das ich "immer alles falsch" mache... Da steckt dann definitiv jede Menge hinter, wenn ich das schon glaube. Auch wenn es nicht komplett wahr ist, muss da ja einiges sein, was diesen Gedanken überhaupt aufkommen ließ. Könnten z.B. Erinnerungen sein, wo man dies und jenes verbockt hat, mit viel Emotionen dahinter usw. Das wäre dann ein Punkt der vermutlich ne ganze Latte an neuen Unterpunkten ergibt... (die man wieder hinterfragen kann). Man schaut damit sehr in die Tiefe. Und auch wenn man glaubt, das endet bei einigen Punkten nie... es ist endlich. Und manches spielt dann schnell keine Rolle mehr. Das kann man fühlen.

Auf die Art kann man viel Ballast wegräumen. Allerdings gibt es ein Problem: Es fühlt sich zum Teil mies an und man macht dann genau das, was einem im Alltag oft Probleme bringt. Ich z.B. gebe gerne mal wütend auf. Früher war ich berühmt dafür beim Lernen zuerst meine Bücher vom Tisch zu fegen und dann joggen zu gehen. Wenn ich so eine Methode mache, kommt auch sehr oft irgendwann ein Punkt, wo ich den Block wegschmeiße und verärgert aufgebe, weil ich Perfektion will was soviel wie bedeutet (funktioniert komplett und sofort :D ) Und man muss sich da nicht zu weit treiben. Das kann man sich schon erlauben. Wichtig ist aber darauf zu achten wie man sich fühlt wenn man es tut (aufgibt). Ist es Wut auf sich ("Ich Idiot kriege es nicht hin"), mehr Enttäuschung ("Die Methode funktioniert nicht, obwohl ich doch soviel Hoffnung hatte") usw. Das kann man dann noch schnell drunterkritzeln bevor man aufgibt. ;)

Das (warum und wie man aufgibt) ist sehr Aussagekräftig. Etwas pathetisch könnte man sagen: Das ist der Fluch unter dem man fast ständig steht. Zumindest bei allem im Leben das mies läuft. Wut auf sich ist Selbstverurteilung und man kann sicher sein, dass man das im Alltag oft "macht". Enttäuschung weil die Methode nicht funktioniert ist Abschieben von Verantwortung. Dann ist irgendwas oder irgendwer Schuld ("Condemn hat mir ne scheiß Methode gegeben, mit der ich jetzt 10 Minuten meines Lebens verschenkt habe!!! :D ) Hoffnungslosigkeit ist Angst vor Handeln.. usw.

Meistens ist es ein Gemisch. Wut auf sich selbst und "schämen" geht z.B. oft Hand in Hand. Wut darauf das die Methode Mist ist und Hoffnungslosigkeit das man je etwas finden wird das hilft, geht oft Hand in Hand. Dabei sind alle Kombis denkbar. Wichtig ist dabei: Auf sich selbst gerichtet oder eher nach "außen"? Da hat man ein Hauptproblem vor sich. Wenn man das durchanalysieren will geht das extrem in die Tiefe und sehr lange ist es ein Kreislauf. Von Aufgeben aus Wut wird dann meistens ein Scheitern mit genau dem Resultat.

Der wesentliche Punkt dabei ist: Man muss diese Dinge bewusst durchleben und fühlen. Anders gesagt: Macht man es nicht, konfrontiert einen das Leben mit genau dem, bis man es macht/durch hat. Daher hat man auch einen dicken roten Faden im Leben... "Ich gerate immer an den Falschen." ...."Egal was mir Erfolg bringen soll..ich scheitere." ...."Egal wem ich vertraue, er hintergeht mich" usw. Eben genau das wo man wirklich das Gefühl hat, dass das Schicksal ein böses Spiel mit einem treibt. Und man würde nicht glauben, was sich da für Gemeinheiten aufeinanderstapeln können. Da hört man auf an Zufall zu glauben. :D

Was ich damit sagen will ist: Die Methoden funktionieren sogar dann wenn man aufgibt, solange man es bewusst tut. Man muss nur wieder Anlauf nehmen. Und diese Methoden sind nur Beispiele. Das Prinzip ist immer dasselbe.

Damit komme ich mal zur "Lehre der Geschichte": Bewusstmachen.. ist im Grunde alles. Einfach, aber nicht leicht. ;)

VG,
C.


:danke:

Danke für Deine Antwort!

Du hast recht mit den Automatismen, absolut.
Ich wünschte, ich könnte das alles viel besser erklären.

Das mit dem Mann probier ich aus und das mit den Bewertungen.

Muß noch nachdenken über Deine Antwort, kann jetzt gar nicht so viel schreiben.

Auf jeden Fall danke für die Mühe!
 
:danke:

Danke für Deine Antwort!

Du hast recht mit den Automatismen, absolut.
Ich wünschte, ich könnte das alles viel besser erklären.

Das mit dem Mann probier ich aus und das mit den Bewertungen.

Muß noch nachdenken über Deine Antwort, kann jetzt gar nicht so viel schreiben.

Auf jeden Fall danke für die Mühe!

Nichts zu danken und nicht nötig, dazu viel zu schreiben. Es ist auch nicht so kompliziert wie ich es schreibe... ist nur schwer es wirklich auf den Punkt zu formulieren.

Es gibt 2 Bücher die vielleicht ganz gut zu Dir passen könnten.



1. Die 7 Archetypen der Angst

Da geht es um menschliche Grundängste und das Konzept, dass jeder Mensch ein bestimmter "Angst-Typ" ist. Das Buch ist grundlegend sehr umfassend. Man könnte auch sagen wie eine Art "Angst-Stammbaum", ausgehend von Grundängsten, die sich dann konkret in alltäglichen Situationen zeigen. Es ist definitiv Esoterik und nicht wissenschaftliche Psychologie, aber besser als vieles das die "wissenschaftliche" Psychologie zum Thema hat. Schon beim Lesen fällt einem zum einen auf was alles nicht auf einen selbst zutrifft. Aber wenn man dann genau das liest was auf einen zutrifft, ist das schon erstaunlich. Man versteht dann auch besser, warum andere manches bei einem selbst gar nicht verstehen. :D

2. 50 Wege, das Leben positiv zu gestalten

Ist nicht so oberflächlich wie der Titel klingt. Auch Esoterik, aber alles auf die Art wie ich versucht habe zu erklären, nur besser natürlich ;) Also zuerst Erklärung von Zusammenhängen, dann Methoden. Die folgen alle demselben Prinzip... es geht nicht darum, 50 Methoden abzureißen. Eher die Passende/n zu finden. Manche sind eher für Gläubige, die meisten sind aber Psychologie. Der Autor hat viele Bücher dieser Art, alle mit "LichtundLiebe-Titeln"... und er wiederholt sich viel. Aber er geht das Thema sehr konkret an. Meistens mit Schwerpunkt zwischenmenschliche Beziehungen... Familientraumata usw.

Kannst Dir die Bücher ja mal ansehen... Meine persönliche Überzeugung ist: Wenn man das Thema Angst wirklich verstanden hat, hat man das Wichtigste verstanden. Verstehen bedeutet zwar noch nicht, dass man sie komplett im Griff hat, aber diese Muster bauen sich ab, wenn man sie als "Programme" erkennt... versteht wozu sie gut sind (und die haben ja alle einen Grund) und wozu nicht. Denn sie laufen alle ab, weil man sie noch aus bestimmten Gründen für sinnvoll erachtet. Wenn man erkennt, dass man an Überzeugungen festhält, die nur deshalb wahr sind, sich "wahr machen", weil man so fest davon überzeugt ist (sozusagen selbsterfüllende Prophezeiungen), beeinflussen sie zuerst nicht mehr so sehr was man tut und wie man kommuniziert... machen sich dann auch nicht mehr wahr. Dann laufen sie irgendwann gar nicht mehr ab. Sie sind dann sozusagen "durch" und das jeweilige Thema ist es auch.

Aber... es ist nicht ganz einfach. Die eigene Persönlichkeit ist ein ziemlich komplexes Gestrüpp. ;)

VG,
C.
 
Ich glaube, dass Problem ist nicht dass man lernen müsste sich zu schätzen, sondern das Gegenteil zu lassen. Man kann das natürlich nicht einfach durch einen Knopfdruck abstellen. Es sind Automatismen, genau wie Ängste (grundlegend sind es Ängste). Die Probleme die Du beschreibst, Ängste im Umgang mit anderen, Selbstzweifel usw. haben ihren Ursprung in Erfahrungen und einer automatischen Analyse dieser Erfahrungen. Automatisch bedeutet soviel wie "emotional-unbewusst"... auf der Basis von Angst.

Der wesentliche Punkt ist, diese Automatismen zu verstehen. Die sind verständlich, sind in sich logisch und sie funktionieren auch. Aber oft nur im Sinne von "vermeiden" und oft im Konflikt mit dem was man eigentlich will. Würde Dir z.B. ein echter Traumtyp begegnen, Dich interessiert ansprechen und Du extrem schüchtern und gehemmt reagieren... Dann funktioniert diese "Strategie" (der Automatismus) durchaus in Bezug zu Deinen Ängsten. Du wirst vermutlich nix falsches sagen, ihn nicht verärgern --> es geschieht keine Katastrophe. Aber möglicherweise funktioniert es nicht in dem Sinne, das er weiter Interesse hat... vielleicht sagt er "Ciao" und das wars.

Wärst Du ein Roboter der sein eigenes Betriebssystem auf dem Monitor sehen würde, würdest Du einfach einiges korrigieren, Situationen anpassen usw. Aber Du kannst diese Programme nicht sehen... Du erfährst sie. Du kannst sie nur erkennen, wenn Du Dir bewusst anschaust was in Dir geschieht. Du wirst das wahrscheinlich schon zum großen Teil geleistet haben... Diese Zusammenhänge sind Dir ja nicht komplett unklar. Aber da liegt noch zuviel im Dunkeln, vieles das sehr emotional ist (mit Leid verbunden) und Dich aus den Tiefen heraus steuert. Oberflächlich gesagt: Angst, Unsicherheit usw. Aber was Angst/Unsicherheit begründet, weißt Du nur zum Teil.

Vielleicht ziehst Du den Schluss, dass Du Angst hast abgelehnt zu werden, aber möglicherweise weißt Du nicht was andere eigentlich an Dir ablehnen könnten... da ist dann einfach Unsicherheit ohne zu wissen warum. Viele Kids z.B. einfach Angst die falschen Schuhe zu tragen und kaufen sich die die gerade angesagt sind. Das funktioniert... ebenfalls im Sinne von "verschieben", aber für die jeweilige Situation kann es Sicherheit bringen. Oder Du weißt, das Du vieles an Dir ablehnst... Aber nicht was genau und warum. Übrigens ist Selbstablehnung immer "nur" ein Ablehnen bestimmter Aspekte. Ablehnung führt dann zu innerer Spannung die sich auf irgendeine Art und Weise entlädt. Und dieses Entladen geschieht wieder auf der Basis dieser Ängste. "Ritzen" aus dem anderen Thread ist ein Beispiel. Drogen sind eins. Essen... auch im Forum schreiben oder Horrorfilme oder Schnulzen gucken usw. Das alles ist immer ein Ausdruck innerer Spannungen. Und dieser Ausdruck erfolgt auf die Art wie er motiviert ist. Damit meine ich: Wenn man sehr vorsichtig ist, ständig denkt etwas falsch zu machen usw., wird der Ausdruck der dadurch erzeugten Spannung auch eher vorsichtig sein. Du wirst z.B. sicherlich nie den Rat befolgen Deinem Bruder eine reinzuhauen ;) Aber Du schreibst über ihn. Das ist ebenfalls ein Ausdruck dieser erzeugten Spannung und der momentanen Unfähigkeit (nicht als Wertung gemeint) damit umzugehen. Abgesehen davon: Jeder handelt fast ausschließlich aufgrund innerer Spannung durch Ablehnung und Angst vor Ablehnung. Vieles ist Vermeidung. Auch in kleinsten alltäglichen Details...

Was ich aber eigentlich schreiben wollte:

Es gibt eine simple Methode, die nicht schaden kann. Die funktioniert so, dass Du Dir eine andere Person vorstellst, eine Art leere Fläche ohne viele Eigenschaften, aber vorerst fehlerlos. Es geht bei "andere Person" hauptsächlich darum, möglichst eine gewisse Distanz zu erzeugen. Am besten einen Mann (da Du eine Frau bist)... Dieser Mann ist komplett frei von allen Sorgen und Ängsten. In Situationen, in denen Du das Gefühl hast vieles falsch zu machen und jede Menge Sorgen und Ängste hast, ist der komplett frei davon und handelt intuitiv richtig... der ist sozusagen perfekt (keine konkret-positiven Eigenschaften, aber eben keine "Mängel").

Jetzt kommt der wichtige Punkt: Du stellst ihn Dir in einer Situation vor, die für Dich problematisch ist/wäre. Sagen wir eine Situation mit Deinem Bruder. Und jetzt stellst Du Dir vor, Du "schickst" ihm Deine Ängste die bei ihm sofort ankommen. Genau die Gedanken die Dich in einer solchen Situation belasten und... Du achtest sehr genau darauf was das für Gedanken sind, wie sich das anfühlt. Du fühlst sozusagen mit diesem Typen den Du Dir vorstellst. Du siehst was er denkt, weil Du es ihm "schickst". Du siehst wie er sich in die Emotionen verstrickt und sie sein Handeln und Sprechen schlagartig beeinflussen. Das beobachtest Du ohne es zu bewerten. Ist nur eine Art lehrreicher Film den Du ablaufen lässt.

Dabei geht es nicht um irgendeinen magischen Glauben, man würde Probleme los indem man sie einer Fantasiefigur schickt, sondern um die Distanz beim Beobachten und Verstehen. Wenn Du versuchst Dich selbst zu beobachten, wirst Du sehr schnell in diese Muster reingezogen. Man beobachtet dabei v.a. drei Ebenen:

- Gedanken... was glaubt die "Fantasiefigur" was sie falsch machen könnte?
- Emotionen..... was ist die Emotion (möglichst genau identifizieren. Es ist selten "nur" Angst.. da ist oft auch Wut und Scham dabei usw.)
- Ausdruck nach Außen .... wie beeinflussen die Überzeugungen und Emotionen das Handeln und jede Form von Kommuniktation?

Man stellt sich dabei nur eine kurze Sequenz vor. In einer kurzen Situation wirklich in die Tiefe zu gehen bringt mehr als viele Situationen eher oberflächlich anzuschauen. Und ich würde nicht mit etwas anfangen, dass sehr intensiv ist. Also vielleicht nicht wirklich eine Situation mit Deinem Bruder. Eher etwas einfacheres, dass Dir zwar wichtig ist, aber nicht so extrem. Vielleicht ein Kennenlernen mit irgendwem der Dir (Deiner Fantasiefigur) in der U-Bahn oder sonstwo begegnet. Bewusst deutlich denken ist dabei wichtig. Anders gesagt: Nix zurückhalten... eher übertreiben als sich zurücknehmen. Lass die Figur Gedanken und Emotionen ausleben. Also z.B. "OH GOTT... ER KÖNNTE........VON MIR DENKEN" --> Angst...Scham... ---> extreme Schüchternheit ---> Gar kein Handeln, keine Kommunikation

Man kann es auch abwandeln: Leere Fantasiefigur vorstellen und die Frage stellen: Was müsstest Du alles in sie "hineinlegen" an Ängsten und Emotionen, Überzeugungen und bzw. aus Erfahrungen, damit sie sich haargenau so fühlt und so ist wie Du, und in jeder Situation genau so handelt wie Du? So kann man den eigenen "Mustern" auf die Spur kommen.

Eigentlich ist es ziemlich egal, welche Methode man anwendet. Es gibt jede Menge dieser Art. Eine die etwas nüchterner und analytischer ist: Man schreibt ganz oben ein Problem auf, z.B. "Ich schätze mich selbst nicht/Ich verurteile mich selbst sehr oft". Und man fragt einfach nur "Warum?" Und dann schreibt man jeden Gedanken auf der einem kommt. (Um Distanz auch da reinzubringen kann man sich auch fragen: "Wovon könnte "jemand" in dieser Situation überzeugt sein?" Dann schaut man sich diese Überzeugungen an und fragt sich: Halte ich das wirklich für wahr? Ist das so? Man bewertet die Überzeugung von:
"Nein.. glaube ich gar nicht = 0"
bis hin zu
"Absolut wahr... so sicher wie das Aufgehen der Sonne = 10".

Diese "Wahrheits-Bewertung" macht man rein vom Gefühl her... da kann man nix falsch machen. Dann bewertet man sie nach Negativität: 0 = ist nix falsch das es so ist/so zu sein scheint (es sind alles Überzeugungen, keine Wahrheiten) bis 10 = katastrophal. Beides nicht zergrübeln. Kurz fragen: Bin ich sehr davon überzeugt oder nicht so? Finde ich das sehr schlimm oder nicht so? Und ne Zahl... erst mal nur nach Gefühl. Bewusst ins Blaue hinein sozusagen.

Man hat dann also ein Problem oben stehen und Begründungen warum das so ist und warum es wahr ist... alles was einem einfällt... Und auch da nicht großartig nachgrübeln. Einfach Assoziationen schreiben. als Beispiel:

"Ich verurteile mich selbst ständig"

- Weil ich heute mal wieder nicht abgespült habe (10/2)
- Weil ich ständig alles falsch mache (5/9)
- Weil ich .........


Das ich nicht abgespült habe ist z.B. sehr wahr (10) aber nicht so wirklich tragisch/negativ (2), mache ich eben morgen. Das ich ständig alles falsch mache ist eher nicht komplett wahr (5), aber da wo es wahr ist, ist echt zum Kotzen (9)... Das ist das Prinzip.

Und dann hinterfragt man jeden dieser Punkte auf die gleiche Art. Zum Abspülen fällt mir nur ein: "Ist eben so... und muss ich dann eben morgen machen." damit ist der Punkt erledigt ....... Hätte ich gleich irgendwen vor der Tür stehen den ich zum Essen eingeladen habe, wäre das schon wieder anders. :D Dann würde nur hinter dem Punkt übrigens jede Menge stecken, wenn ich das als Problem ansehe (ist mir peinlich... warum eigentlich... und dann gehts sehr tief). Das ich "immer alles falsch" mache... Da steckt dann definitiv jede Menge hinter, wenn ich das schon glaube. Auch wenn es nicht komplett wahr ist, muss da ja einiges sein, was diesen Gedanken überhaupt aufkommen ließ. Könnten z.B. Erinnerungen sein, wo man dies und jenes verbockt hat, mit viel Emotionen dahinter usw. Das wäre dann ein Punkt der vermutlich ne ganze Latte an neuen Unterpunkten ergibt... (die man wieder hinterfragen kann). Man schaut damit sehr in die Tiefe. Und auch wenn man glaubt, das endet bei einigen Punkten nie... es ist endlich. Und manches spielt dann schnell keine Rolle mehr. Das kann man fühlen.

Auf die Art kann man viel Ballast wegräumen. Allerdings gibt es ein Problem: Es fühlt sich zum Teil mies an und man macht dann genau das, was einem im Alltag oft Probleme bringt. Ich z.B. gebe gerne mal wütend auf. Früher war ich berühmt dafür beim Lernen zuerst meine Bücher vom Tisch zu fegen und dann joggen zu gehen. Wenn ich so eine Methode mache, kommt auch sehr oft irgendwann ein Punkt, wo ich den Block wegschmeiße und verärgert aufgebe, weil ich Perfektion will was soviel wie bedeutet (funktioniert komplett und sofort :D ) Und man muss sich da nicht zu weit treiben. Das kann man sich schon erlauben. Wichtig ist aber darauf zu achten wie man sich fühlt wenn man es tut (aufgibt). Ist es Wut auf sich ("Ich Idiot kriege es nicht hin"), mehr Enttäuschung ("Die Methode funktioniert nicht, obwohl ich doch soviel Hoffnung hatte") usw. Das kann man dann noch schnell drunterkritzeln bevor man aufgibt. ;)

Das (warum und wie man aufgibt) ist sehr Aussagekräftig. Etwas pathetisch könnte man sagen: Das ist der Fluch unter dem man fast ständig steht. Zumindest bei allem im Leben das mies läuft. Wut auf sich ist Selbstverurteilung und man kann sicher sein, dass man das im Alltag oft "macht". Enttäuschung weil die Methode nicht funktioniert ist Abschieben von Verantwortung. Dann ist irgendwas oder irgendwer Schuld ("Condemn hat mir ne scheiß Methode gegeben, mit der ich jetzt 10 Minuten meines Lebens verschenkt habe!!! :D ) Hoffnungslosigkeit ist Angst vor Handeln.. usw.

Meistens ist es ein Gemisch. Wut auf sich selbst und "schämen" geht z.B. oft Hand in Hand. Wut darauf das die Methode Mist ist und Hoffnungslosigkeit das man je etwas finden wird das hilft, geht oft Hand in Hand. Dabei sind alle Kombis denkbar. Wichtig ist dabei: Auf sich selbst gerichtet oder eher nach "außen"? Da hat man ein Hauptproblem vor sich. Wenn man das durchanalysieren will geht das extrem in die Tiefe und sehr lange ist es ein Kreislauf. Von Aufgeben aus Wut wird dann meistens ein Scheitern mit genau dem Resultat.

Der wesentliche Punkt dabei ist: Man muss diese Dinge bewusst durchleben und fühlen. Anders gesagt: Macht man es nicht, konfrontiert einen das Leben mit genau dem, bis man es macht/durch hat. Daher hat man auch einen dicken roten Faden im Leben... "Ich gerate immer an den Falschen." ...."Egal was mir Erfolg bringen soll..ich scheitere." ...."Egal wem ich vertraue, er hintergeht mich" usw. Eben genau das wo man wirklich das Gefühl hat, dass das Schicksal ein böses Spiel mit einem treibt. Und man würde nicht glauben, was sich da für Gemeinheiten aufeinanderstapeln können. Da hört man auf an Zufall zu glauben. :D

Was ich damit sagen will ist: Die Methoden funktionieren sogar dann wenn man aufgibt, solange man es bewusst tut. Man muss nur wieder Anlauf nehmen. Und diese Methoden sind nur Beispiele. Das Prinzip ist immer dasselbe.

Damit komme ich mal zur "Lehre der Geschichte": Bewusstmachen.. ist im Grunde alles. Einfach, aber nicht leicht. ;)

VG,
C.
Interessanter Beitrag
 
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