Loop
Dauntless Banana
- Registriert
- 10. Oktober 2008
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Ich kenne viele Leute, die auch mit 45 noch Ausbildungen beginnen. Also ist das mit 34 auch möglich - das mal vorab.
Aber man muß natürlich die Angst besiegen, man muß sich von den inneren Bezügen lösen, die die Angst verursachen. Vielleicht geht das ja zum Teil einfach durch's Älterwerden? Es ist ja auch noch eine Form des Erwachsenwerdens, die Kindheitsanteile der Ängste los zu lassen.
Du kennst ja die Ursachen für Deine Ängste. Ich habe nicht alles gelesen, aber Dein Elternhaus hat Dir eine Grundangst gegeben und das Urvertrauen genommen. Warum? Weil psychische Krankheit vorhanden war.
Wie stehst Du dazu bei Dir selber? Siehst Du bei Dir selber Anzeichen von psychischer Krankheit, oder erlebst Du deine Gefühle als grundsätzlich gesund? Es gibt ja keine "kranken" Gefühle, aber eben einen Machtverlust über dieselben, der als Krankheit empfunden wird. Verliert man die Macht über die Angst, so wird sie alle anderen Gefühle überschatten.
Ich denke aber: bei Jedem ist das ein bisschen der Fall, daß er immer wieder Ängste in sich aufdeckt, auf immer tieferen Ebenen. Man muß nur Anlaß haben, hin zu gucken, ansonsten bemerkt man es nicht.
Bei meiner persönlichen Angst - ui und ich habe wahrlich Ängste bezüglich allem Möglichen und v.a. aber ganz generell als Gefühl stets in mir drin - erlebe ich es so, daß es eine Form von Abhängigkeit zwischen mir und meiner Angst gibt. Meine Angst und ich leben in eine Art "Verhältnis": wenn ich da bin, ist die Angst meist weg. Bin ich aber weg, kommt die Angst zum Vorschein. Ich kann mich also "aus ihr hervorwühlen", wenn es nötig ist, kann sie im Alltag auch gut "verdrängen". Aber unterlasse ich das bewusste Verdrängen, nehme ich die Angst gleich wahr. Sie steckt regelrecht im Körper, der dieses angstmachende so früh in der Kindheit erlebt hat. In der Wirbelsäule verhakt sie sich und macht mich krumm.
Ich mache dann Yoga und Taichi. Und Autogenes Training. Und gehe joggen, wenn ich nicht zuviel Angst davor habe, zu verunfallen. (schäm ich mich auch nicht vor: schliesslich ist nach einem Unfall nichts besser, sondern alles Schlimmer. Joggen ist also gefäääährlich... macht mir Angst.
Ich bin jetzt 40 und was mich heilt ist, über die Angst zu reden. In meiner Familie, vor allem. Dies und das hat mir Angst gemacht. Es ist auch wichtig, das zu tun, denn meine Schwestern haben Kinder und die bekommen ebenfalls mal Kinder und es muß ja nicht sein, daß jetzt jede Generation von Jungs Angst hat. Weil die Mütter so überbehütend sind in unserer Familie und gleichzeitig aus Angst uns nicht so sehr fördern. Wir bleiben Mädchen, wir Jungs in unserer Familie. Im Ernst.Ängstlich.
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Daher muß ich drüber reden, über die Angst, sie setzt sich sonst fort.
Zum Schluss ein Tip: wichtig finde ich, den realen Faktor eines Angstgefühls heraus zu kristallisieren und sich auf einer angstloseren Ebene aktiv damit zu beschäftigen. Zum Beispiel die Angst, daß der Bruder sich umbringen könnte. In diesem Falle würde ich überlegen: was ist an dieser Angst real? Wie wahrscheinlich ist es, daß sich der Bruder umbringen wird? Wenn ich erkenne, daß der Tod meines Bruders meiner Meinung und meinem Empfinden nach mit einer hohen Wahrscheindlichkeit durch Suizid geschehen wird, dann würde ich mir eine innere Position dazu suchen, die ich ertragen kann. Ich würde auch hier ggf. Gespräche führen - mit der Mutter, mit wem auch immer - und aber dann akzeptieren, daß ein chronisch psychisch krankes Leben in und mit dem Suizid enden kann. Und daß das so sein darf, so schrecklich das auch ist. Daß der Anruf kommen darf.
Zum Vergleich kann man sich in eine andere Situation versetzen: würde der Bruder plötzlich tödlich an Krebs erkranken, könnte man es ebenfalls nicht ändern. Der Vorgang, mit dem man sich beschäftigt, ist der gleiche: man wird den geliebten Bruder verlieren. Man sieht: es stecket dahinter die Angst vor dem Tod. Und hinter der Angst vor dem Tod steckt natürlich stets was? Die Angst vor dem Leben. Den Tod kann man nicht ändern - das Leben aber schon. Auch das Gefühl im Leben und das Gefühl zum eigenen Leben (Urvertrauen) kann man ändern, man kann es lernen, mühsam und stetig wie ein Bienchen, das das auch wirklich will.
Ich wünsche Dir also das Bild vom fleissigen Bienchen, das, obwohl per Radar mit der eigenen Familie und ihrem Schicksal verbunden, vergnügt von Blume zu Blume fliegt und leckeren Nektar sammelt. Oder stelle Dir vor, Du wärest eine Hummel: dann wäre es naturwissenschaftlich ganz unmöglich, daß Du fliegen kannst, weil Dein Körper viel zu gross für die kleinen Flügelchen ist. Und dennoch: Du zeigst es allen: es geht trotzdem. Obwohl man Hummel ist, kann man fliegen. Und obwohl man Angst hat, kann man im Moment angstfrei sein.
Küsse, Liebe, Winkewinke !!
Trixi Maus
Danke schön, Trixi Maus!

Mit 45 geht es auch noch, da bin ich ja beruhigt.
Meine eigene psychische Gesundheit, naja Angst ist da, Stimmungsschwankungen, hm, schon einiges. Minderwertigkeitsgefühle, so ein Ferne-Gefühl, hab ich schon mal in einem eigenen Thread geschrieben.
Muß da schon einiges dran arbeiten.

Du hast auch sehr viel Angst?

Körperlich merke ich es auch, bin recht verkrampft die meiste Zeit über. Tai Chi und Yoga will ich auch probieren, hilft sicher.
Wenn Du beim Joggen Angst hast vor einem Unfall, dann probier doch mal ein Fitnessstudio aus, da kann nicht so viel passieren. Ich hab ein Laufband zuhause, da geh ich auch gerne drauf.
Was Du schreibst mit dem Akzeptieren vom Tod meines Bruders, das ist wohl sehr wichtig, daß ich das tue.
Ich kann nicht verhindern, daß er stirbt, hab es selber gesehen. Er ist krank, und Kranke sterben manchmal an ihrer Krankheit.
Kann man nicht verhindern.
Danke.
Muß noch drüber nachdenken.
Hummel-Loop.
