Darauf wollte ich doch noch was schreiben, weil hinter der etwas verqueren Argumentation und der Wertung, die ich so nicht teilen kann (wenn Yin mehr wert ist als Yang - wobei bei den Chinesen sogar noch das männliche Yang für Licht, das weiblich Yin für Schatten steht - macht die Polarität wie gesagt keinen Sinn, genauso wie die Astrologie keinen Sinn machen würde, wenn Krebs mehr wert wäre als Steinbock oder umgekehrt), doch einiges durchschimmert, wo etwas dran ist ...
Natürlich braucht die Schöpfung beide Pole, das ist doch gar nicht die Frage. Wäre einer überflüssig, gäbe es ihn ja nicht- also. Die Frage ist doch, wie die Polarität überwunden wird im Bewusstsein. Na- durch Hingabe. Und das ist das weibliche Prinzip. Mit dem männlichen Prinzip ist da nix zu machen, Einheit lässt sich nicht erschaffen.
scardanelli schrieb:
Selbstbewusste Frauen sind meist nicht gerade die größten Feministinnen, sondern sind sich auf gewissen Ebenen ihrer "Überlegenheit" bewusst, weil die Männer ja oft "durchschaubarer", "kindischer" und "unvernüftiger" handeln ...
Ganz genau- Feminismus ist meine Sache nicht. Ich steh' völlig auf die tradionelle Rolle der Frau, weil sie die gottgegebene ist. Das war aber nicht immer so, früher hab' ich das ganz anders gesehen. Feminismus ist ein notwendiger Zwischenschritt der Entwicklung, der dann aber in tieferem Verstehen wieder abgelegt wird. Männer sind in den Augen einer Frau immer kindisch und unvernünftig- wie kleine Jungs eben.
scardanelli schrieb:
...lieben aber diese Eigenschaften durchaus auch bei den Männern, finden es "süß", wenn der Mann sich beim Ballspiel mit den Kindern so ins Zeug legt, als ob es das wichtigste der Welt wäre und dabei dauernd tricksen und imponieren will und dergleichen ...
Nein, Frauen lieben das nicht wirklich, Marco- sie tun nur so. Sie lächeln äusserlich darüber, aber innerlich rollen sie mit den Augen. Wenn der Mann mit seinen Kindern Ball spielt und sich dabei ins Zeug legt, um des Spiels Willen- bestens. Wenn er ihr, die sie zuschaut, aber bloss imponieren will, dann findet sie das nicht süss. Sie ist von sowas nicht beeindruckt- tut aber so, weil sie weiss, wie wichtig ihm das ist. Beides ist nicht aufrichtig. Warum will er ihr imponieren? Aus seinem männlichen Verlangen heraus. Warum tut sie so, als beeindrucke sie das? Aus ihrem weiblichen Verlangen heraus.
scardanelli schrieb:
...diese "Defizite" des Mannes führen ja auch in Ausnahmefällen zu großen Kulturleistungen (die angesprochenen Erfinder und Genies, die Frauen sind eigentlich zu "vernünftig" um wirklich genial zu sein), ...
Defizite
Der Mann hat keine Defizite, Marco. Er glaubt bloss, er habe welche, weil er ja die Frau vor sich sieht. Wenn er sich an ihr misst, dann sieht es für ihn so aus, als habe er welche- dem ist nicht so. Du sprichst die Schaffenskraft des Mannes an, genau- die hat die Frau nicht. Zu erschaffen ist des Mannes Sache, die Frau ruht in sich selbst. Sie hat alles, was sie braucht, in sich selbst, deshalb gibt sie sich selbst. Venus = Hingabe. Der Mann hat nichts, er findet nichts in sich selbst, was er geben könnte. Da er aber den Drang verspürt, auch geben zu wollen, erschafft er ein Werk- das gibt er. Mars = Tatkraft.
Alles, was ein Mann tut, tut er, um die Frau zu beeindrucken. Sie gibt sich, da muss er doch was tun, um gleichzuziehen, deshalb sein Ehrgeiz. Aber was soll er tun? Er weiss es nicht. Deshalb zieht er Imponier-Spielchen ab. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Und die Frau rollt mit den Augen. Sie könnte ihm ja sagen, was sie wirklich beeindrucken würde, aber der Kerl hört ja nicht zu, wenn sie ihm subtile Signale gibt. Subtil sind die deshalb, weil die Frau will, dass der Mann es von selbst bemerkt. Sonst ist es nämlich wertlos für sie- er hat ja bloss gemacht, was sie gesagt hat.
Jede Frau wünscht sich nämlich klammheimlich, dass der Mann so werde wie sie selbst, dass er Anteil nimmt an ihr, an ihrer Person,
wie sie das tut an seiner.
scardanelli schrieb:
... aber das ist nicht der Grund, warum die Frauen diese Eigenschaften ("das Kind im Manne") oft zärtlich lieben, es ist wohl eher, weil es "männlich" ist, der ergänzende Gegenpol - und weil sie neben dem "Mann zum Aufschaun und Anlehnen" auch gerne das Kind in ihm zum "Bemuttern" oder "Lächeln" haben
Ein wahrer Mann weiss, dass er ein Kind ist- und handelt entsprechend. Er fragt die Frau, er lässt sich von ihr beraten, was er tun soll. Denn er weiss es nicht, er ist ein Kind. Wenn ein Mann eine Frau auf diese Weise krönt, dann macht sie ihn zum König, zum Helden oder nenne es, wie du willst. Zu dem, was er immer sein wollte.
Sie schaut nicht zu ihm auf, sie lehnt sich auch nicht an ihn an- umgekehrt ist es- er schaut zu ihr auf. Sie bemuttert ihn auch nicht, er ist ihr Mann, nicht ihr Kind. Er vollbringt Werke für sie, Werke, die in ihm schlummerten- sie erweckt sie zum Leben.
scardanelli schrieb:
... Frauen ist es übrigens auch meist viel wichtiger, dass ein Mann sie zum Lachen bringen kann als umgekehrt ...
Hmmm... nein. Ich lache gerne zusammen mit meinem Partner über etwas, aber das ergibt sich aus der Situation, nicht, weil er mich zum Lachen bringt.
scardanelli schrieb:
Und eigentlich ist diese "plumpe" (obwohl so plump ist sie manchmal auch nicht) Durchsetzung von Gleichberechtigung (die wir ja eigentlich haben) udn noch mehr von Gleichmacherei unter der Würde der weiblichen Vernunft.
Ja.
scardanelli schrieb:
Nietzsche (!) (ja, Nietzsche war gar nicht so ein Frauenverächter, wie oft gedacht wird, ganz anders als Schopenhauer, der wirklich die "Weiber" im ganzen als minderwertig angesehn hat, Nietzsche hat sogar Lou Andreas-Salome einen Heiratsantrag gemacht - sowas hätte Schopi nie getan - und die Frauen auf eine gewisse Weise hoch geschätzt, der Heiratsantrag wurde allerdings abgelehnt und seine Mutter und seine Schwester waren echte Schlangen, so war er irgendwann etwas verbittert, daher manche krasse Aussagen, wie mit der Peitsche), also Nietzsche sagte mal: "In dieser ganzen Gleichberechtigung der Frau liegt eine geradezu maskuline Dummheit." Die Frauen hätten immer viel besser und geschickter verstanden, ihre Interessen durchzusetzen und die Männer die blöden Kämpfe ausführen zu lassen. Nietzsche meinte ja auch, eine "dumme Frau" sei eigentlich "ein Widerspruch in sich" und DESHALB unerträglich ... also der in dieser Beziehung gescholtene Nietzsche hat die Frauen für "klüger" gehalten als die Männer ...
Und so ist wirklich in der Geistesgeschichte Schopenhauer als echter "Frauenhasser" eine der ganz, ganz wenigen Ausnahmen, Frauen sind immer von den Männern viel mehr vergöttert worden als umgekehrt (und das nicht um sie "niederzuhalten" oder so ein Käse wie die Feministinnen behaupten, sondern aus LIEBE zum Weiblichen. Goethe lässt sogar sein Hauptwerk, den Faust, enden: "Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan!"
Ich kenne Nietzsche und Schopenhauen nur aus Zitaten, da kann ich nicht mitreden, wer welches Frauenbild hatte. Ich kann Schopenhauer aber verstehen, wenn er was von Peitsche sagt. Damit meint er eine Frau, die sich ihrer wahren Rolle noch nicht bewusst ist, eine, die den Mann noch zur Frau machen will. Die hält ihn bloss ab, von dem, was er ist: ein Mann mit Schaffensdrang. Er kann nicht werden, was sie sich von ihm wünscht- ein einfühlsamer Mann, der sich ihr widmet, so wie sie sich ihm. Eine solche Frau versucht, den Mann zu domestizieren- deshalb: nimm die Peitsche mit, wenn du zu so einer gehst. Eine solche Frau ist in der Tat dumm.
scardanelli schrieb:
Aber das was vom anderen als "höher" verehrt wird, heisst nicht, dass es wirklich dadurch auch objektiv höherwertig ist. Bruckner hat z.B. Wagner unterwürfig wie einen Gott verehrt, Wagner Bruckner nur gönnerhaft gehätschelt ... nun stellt sich immer mehr heraus, dass Bruckner nicht unbedingt der unbedeutendere Komponist der beiden war - hat 100 Jahre gedauert, aber es hat sich gezeigt ...
Das ist nun gar nicht meine Musikrichtung, da kann ich nix zu sagen. Aber wenn das so war, wie du das schilderst, dann kann Wagner nicht wirklich über Bruckner gestanden haben. Weil die gönnerhafte Pose des Hätschelns nicht dazu passt.
scardanelli schrieb:
Außerdem, wenn man sieht wie umgekehrt z.B. Joan Baez Bob Dylan jahrzentelang als Helden und Genie anhimmelt und immer noch seine Lieder singt, glaub ich, dass auf andere Weise manchmal auch die Frau im Mann das Licht sieht ...
*schmunzel* Die beiden kenne ich nur dem Namen nach, ist immer noch nicht so meine Richtung. Aber wo du das Beispiel bringst: mein Partner ist auch Komponist. Ich himmle nicht ihn an- ich würdige sein Werk. Das Werk, das er an sich selbst vollbringt, indem er sich seinem Schaffen hingibt. Wenn er sein Ich nicht hingibt, fliesst keine Musik in ihn hinein, durch ihn hindurch, in seine Finger, die das Werk in die Tasten fliessen lassen. Je grösser seine Hingabe, desto reiner die Musik. Ich kann das hören, ich bin sein Kritiker. Der Witz ist- je reiner die Musik ist, desto mehr sehe ich mich in ihr vertont. Das ist wirklich genial.
scardanelli schrieb:
Also: Unterschiede sehen und benennen ohne zu sagen, dass eins besser ist als das andere - das müsstest du doch aus der Astrologie kennen?
Wo wär das eine ohne das andere und umgekehrt, was wäre das eine ohne das andere und umgekehrt?
Es ist die Hingabe, um die es geht- da beisst die Maus keinen Faden ab. Der Mann muss die Hingabe an sein Werk erst erlernen, die Frau ist die Hingabe selbst. Natürlich bedingt eins das andere, das ist ja nicht die Frage- es geht nur darum, dass jeder ist, was er ist.
scardanelli schrieb:
Aber einiges verstehe ich überhaupt nicht:
Wieso "unterdrückt" der Mann heutzutage die Frau, den Eindruck habe ich nicht ... (auch für frühere Zustände lehne ich das Wort aus Respekt gegenüber wirklich "unterdrückten" Gruppen wie Schwarzen, Juden, Schwulen
eigentlich ab - sie hatten nicht die gleichen Rechte, aber die haben sie ja jetzt)
Eine Frau wird solange von Unterdrückung sprechen, solange sie unterdrückt sieht, was sie ist: die Überlegene. Ihre Rolle ist unterdrückt, es gäbe nämlich keine Kriege, wenn die Frauen das Sagen hätten.
scardanelli schrieb:
Und was ist die "naturgegebene" Rolle das Mannes? Aus deinen übrigen Ausführungen müsste man schließen, du meinst absolute Unterwürfigkeit oder sowas, aber ich glaub, so ein hündisches Männerverhalten würde den Frauen nicht wirklich gefallen ...
Du nennst das Unterwürfigkeit, weil dir das wie eine solche erscheint, es ist in Wirklichkeit die natürliche Rolle des Mannes. Tatsächlich hat das mal eine Bekannte über meinen Partner gesagt, er sei wie ein Hündchen, lach. Ein Mann kommt auf diesem Weg zur inneren Ruhe in sich selbst. Heute schaut er tiefer als ich, hat mich überholt und ist ein 6er. Göttliche Musik durchströmt ihn- du wirst noch von ihm hören.