Das hatten wir doch alles schon. Zum Einen gibt es durchaus Indizien, wie z.B. Persönlichkeitsänderungen durch Verletzungen oder Krankheiten des Gehirns.
Brillant, dann nehmen wir angesichts dieser Indizienlage einmal an, das Gehirn generiere tatsächlich das reflexive Bewusstsein samt der Qualia. Wie muss man sich das vorstellen? Folgendermaßen: Das Bewusstsein ist lediglich ein Resultat dynamischer Kommunikationsprozesse von Neuronen. Das bedeutet, es handelt sich beim Bewusstsein mitnichten um eine
Hirnfunktion, sondern vielmehr um ein
Hirnprodukt, das auf die neuronalen Operationsmuster selber keinerlei Einfluss nehmen kann. Eine Analogie dazu habe ich bereits hervorgebracht: Demnach wäre das Bewusstsein weder der Fahrer eines Autos, noch das Auto selber, noch das Fahren, sondern lediglich das Geräusch des Motors - eben ein "Nebenprodukt" mehr oder weniger komplexer Prozesse. Damit ist jedoch jede Interventionsoption seitens des Bewusstseins ausgeschlossen.
Ist es die Moral, das Gewissen, das uns von solchen Taten abhält, oder die Angst vor den Konsequenzen und die Einsicht in die Notwendigkeit von Verhaltensregeln, die ein Zusammenleben in einer Gesellschaft erst ermöglichen? Jedenfalls ist der gesunde Mensch in der Lage, die Folgen seines Handelns in seine Entscheidung miteinzubeziehen.
Ob es Schuldgefühle oder Ängste sind, die kriminelle Handlungen blockieren, ist relativ irrelevant. Entscheidend ist nur eines: Wenn ein Mensch zum Mörder wird,
dann war dessen Gehirn ganz offensichtlich nicht in der Lage, inhibitorische Impulse abzugeben, um die strafrechtlich relevante Aktion zu unterbinden. Das allein ist von Bedeutung. Du behauptest, dass jeder Gesunde dies könne. Aber wie kommst Du zu dieser Annahme? Sag mir, wie Du die hemmenden Strukturen Deines Hirns bewusst aktivierst.
Wenn das Hirn des Mörders fähig gewesen wäre, ihn aufgrund rationaler oder anderer Erwägungen von der Tat abzuhalten, hätte er die Tat gar nicht erst begangen. Seine Hirnaktivitäten konnten das Verbrechen aber offenkundig nicht abwenden.
Wärend der eine wegen der Abschreckung für andere Bestraft wird, geht es beim kranken Menschen darum, die Gesellschaft zu schützen.
Die Protektion der Gesellschaft ist gewiss ein Anlass, kriminelle und potenziell gefährliche Menschen aus dem Verkehr zu ziehen. Diese Notwendigkeit impliziert aber nicht zwingend Inhaftierungen in Justizvollzugsanstalten. Man könnte auch Institutionen ins Leben rufen, die sich auf die kognitive Umstrukturierung und Umprogrammierung krimineller Leute spezialisieren. Das wäre eine produktive Strategie, alles andere käme vielmehr Bestrafungen gleich.
Das ist nämlich - wie schon gesagt - nicht die einfache Maschine, bei der Reiz A die Reaktion X auslöst und auf die du es immer wieder zu reduzieren versuchst.
Nein, es ist keine simple, sondern eine komplexe Maschine. Der Komplexitätsgrad der Maschine ändert aber nichts daran, dass Entscheidungs- und Handlungsmuster neuronal determiniert bleiben - ob nun auf einfache Weise oder auf komplizierte.