Jeder von uns wird die individuelle Verantwortung für seinen Gehirnzustand übernehmen müssen und für den seiner Mitmenschen.
Tja, die individuelle Persönlichkeit eines Menschen ist seiner Meinung nach eben nicht mehr als das Resultat neuronaler Aktivitäten. Der menschliche Geist ist demnach das Produkt von Genetik, Sozialisation, Konditionierung und anderen Einflüssen der Umwelt. Für freies, indeterminiertes Wollen, Wünschen, Handeln bleibt da kein Raum.
Was ist mit kriminellen Menschen, die sich aufgrund fehlender Freiheit nicht willentlich für ihre moralisch verwerflichen Aktivitäten entschlossen haben? Diverse Hirnprozesse dieser Menschen haben ja bereits vor dem Eintritt des bewussten Wollens die Handlungsmuster initiiert, festgelegt. Dennoch müssen die Kriminellen mit ihrer emotionalen Leidensfähigkeit die Konsequenzen juristischer Ahndungen (Geldstrafen, Freiheitsstrafen, in vielen anderen Nationen auch Todesstrafen) tragen.
Synaptische Verschaltungen programmierten die Persönlichkeit eines Menschen, behaupten viele materialistische Neurobiologen. Natürlich, denn sie negieren den selbstbewussten Geist als autonome Komponente menschlichen Seins. Sie haben keine andere Chance, als das Ich eines Menschen gemeinsam mit seinem Facettenreichtum auf die zerebrale Basis zu reduzieren. Doch welcher Mensch hat sich selber neuronal verschaltet? Niemand ist verantwortlich für seine genetische Ausstattung und Prädisposition, niemand trägt die Verantwortung für den prägenden und formenden Erziehungsstil seiner Eltern. Dennoch schreibt man jeder Person vor Gericht die volle Verantwortung zu, wenn keine psychiatrischen Gutachten vorliegen, die Gegenteiliges attestieren. Die Persönlichkeiten aller Menschen(!) sind in diesem materialistischen Modell die Folge neuronaler Aktivitäten. Das ist nicht bloß bei hirnorganisch oder psychisch erkrankten Leuten der Fall!
Ein Mensch begeht einen Totschlag. Er wird vor Gericht gestellt. Ein im Rahmen der gerichtlichen Verhandlungen angefertigtes medizinisches Gutachten bescheinigt dieser Person einen Hirntumor, welcher die für Moralität, Empathie und Rechtsverständnis zuständigen Hirnareale zerstörte. Die aggressiven, zum Totschlag führenden Impulse konnten daher nicht unterdrückt werden, da die moralische Instanz des Gehirns dieses Menschen inaktiv war. Was geschieht? Mit Sicherheit würden ihm mildernde Umstände zugestanden. Warum? Weil die individuellen Hirnstrukturen und -erkrankungen die Verhaltensweisen dieser Person maßgeblich bestimmten.
Ein andere Person begeht einen Totschlag. Die neurodiagnostische Untersuchung ergibt keinen pathologischen Befund. Wie wird das Gerichtsurteil aussehen? Die Person wird vollständig zur Rechenschaft gezogen. Aber warum? Auch hier determinierte doch das Hirn dieses Menschen dessen Verhalten, oder nicht? Offensichtlich war auch dieses Hirn nicht in der Lage, die Botschaften und Signale des Gewissens, der moralischen Instanz, zu empfangen, so dass es zur kriminellen Aktion kam, denn inhibitorische Effekte blieben auch hier infolge der zerebralen Verfassung aus. Trotzdem werden beide Menschen ungleich behandelt.