Die Esoteriker haben m.E. das Problem, dass sie oft nicht "jenseits" des Verstandes operieren (also auf einer Ebene, welche den Verstand einschliesst aber nicht bei ihm stehenbleibt sondern über ihn hinausgeht), sondern "unterhalb" des Verstandes, also sozusagen in naivem Kindesglauben an irgendwas festhalten, was schlicht und ergreifend aus der Ebene des Verstandes nicht haltbar ist.
Beispiel gefällig? Eine Bekannte von mir besitzt bei sich zu Hause eine "Energiepyramide". Habe keine Ahnung, was das Teil leistet, aber sie behauptet, man könne im richtigen Winkel darüber angebracht Fleisch aufhängen, welches in Folge nie verdirbt. Naja, also, meiner Aufforderung, das Experiment selbst auch wirklich mal durchzuführen und nicht bloss daran zu glauben ist sie bisher nicht nachgekommen.
In ähnliche Bereiche geht Astrologie, UFO-Entführungen usw. Ob das jetzt tatsächlich noch was mit Esoterik im klassischen Sinne gemein hat, wäre zu diskutieren. Gegen aussen präsentiert sich die Szene hier allerdings ununterschieden.
Da wird einfach von verschiedensten Leuten irgendwas behauptet und andere glauben das. Und so eine Energiepyramide ist schweineteuer! Da macht jemand ein Geschäft, und jemand anderes schluckt das einfach ohne mit der Wimper zu zucken. Tja, so lange derartige Kunststückchen vollbracht werden, wird die Esoterikszene niemals ernstgenommen werden können.
Es geht halt darum, dass man nicht PRÄrational agiert, sondern aus einem TRANSrationalen Standpunkt argumentiert. Dazwischen sind Welten, die Esoteriker machen kaum je den Versuch, diese Unterscheidung zu treffen.
Unsere Wissenschaft hat aber tatsächlich ein grosses Problem: Sie ist widersprüchlich in sich selbst. Die (durchaus unwissenschaftliche!) Tendenz der simplen Reduktion der Dinge auf das eindeutig Messbare ist eine unhaltbare Vereinfachung.
Niemand würde heute behaupten, Software sei inexistent, bloss weil sie nicht messbar ist, wenn man mit einem Messgerät die fliessenden elektrischen Ströme am Computer misst. Aber genau das wird heute noch immer von vielen Wissenschaftlern mit dem Gehirn gemacht. Da wird dann ein Messgerät angehängt und weil nirgendwo ein "Geist" gemessen werden kann, behauptet man, es gäbe keinen. Der purste Unsinn! Es ist ein schwerwiegender Kategorienfehler, der betrieben wird...
Dennoch halte ich die Wissenschaft i.a. für vertrauenswürdiger als die Esoterik, ganz einfach deshalb, weil dort harte Kriterien bestehen, an welchen irgendwas gemessen werden kann. Und ich bin ein schwerer Befürworter solcher Kriterien.
So weit mir bekannt ist, muss z.B. in Zen-Klöstern ein Samadhi-Erlebnis eines Meditierenden jeweils von mind. zwei fortgeschrittenen Personen bestätigt werden, ansonsten wird dies nicht anerkannt. Das wäre eine echte wissenschaftliche Vorgehensweise, die nicht den Fehler macht, sich dümmlich-pingelig damit aufzuhalten, ob denn auch die Gehirnströme während der Meditation richtig flossen oder nicht.
Auch das subjektive Empfinden von körperlichem Schmerz ist ja aus jener hypermaterialistischen Perspektive nicht nachweisbar, dennoch ist es völliger Quatsch zu behaupten, es gäbe keinen Schmerz (sonst wäre körperliche Folter ja schliesslich wirkungslos, nicht?).
In der Eso-Szene ist es aber eher so, dass irgendjemand einfach von sich behaupten darf, was er will. Und es fehlen vollständig solche harten, allgemein anerkannten Prüfkriterien. Bloss ist es völlig ungenügend, diese Prüfkriterien auf das physikalisch Messbare zu beschränken, sowas ist nur für ein relativ beschränktes Gebiet der Wissenschaft brauchbar (z.B. Physik, Chemie u.ä.), für Sozialwissenschaften aber doch wohl i.a. eher unangemessen. Hätten wir bessere Prüfkriterien, so könnte z.B. sehr wohl auch ein mystisches Einheitserlebnis von entsprechender Seite überprüft werden.
Man bräuchte dann nicht mehr länger die Esoteriker zu belächeln. Aber bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg.=