Ich hab's heute nochmal mit ner Gruppe auseinandergedrüselt, was Em- im Gegensatz zur Sym- oder Antipathie sein könnte. Und zwar sind wir von dem ausgegangen, das wir recht sicher kennen: Sympathie und Antipathie.
Zum Beispiel haben wir festgestellt, daß bei Sympathie automatisch ein Vertrauen in die andere Person da ist. Ist die Person uns dagegen unsympathisch, so fühlen wir Mißtrauen der Person gegenüber eher als Vertrauen. Nehmen wir nun eine empathische Grundhaltung einem Menschen gegenüber ein, der uns unsympathisch oder sympathisch ist, so erschloß sich uns die Stimmung des Respekts - statt des Vertrauens oder des Mißtrauens.
Sympathie: Vertrauen
Antipathie: Mißtrauen
Empathie: Respekt
Sympathie: Annahme
Antipathie: Ablehnung
Empathie: Toleranz
Sympathie: Zuneigung
Antipathie: Abneigung
Empathie: Akzeptanz
Sympathie: Freude, Ja-Gefühl
Antipathie: dunkle Stimmung, Nein-Gefühl
Empathie: Gefühlsneutralität, keine Bewertung
Sympathie: Einstimmigkeit
Antipathie: Unstimmigkeit
Empathie: Stimmigkeit
Weiter fragten wir uns: was ist Empathie? Wir kamen zu folgenden Schlüssen, in etwa:
1. Ein Gefühl, welches das Dilemma von Sympathie und Antipathie lösen kann.
2. Eine Form der Wahrnehmung von sich selbst oder anderen Personen, bei der die Gefühle der (anderen) Person wahrgenommen werden ("sich einfühlen"), aber nicht miterlebt erlebt werden (wie bei der Sympathie oder der Antipathie, welche ein (ungewolltes) Mitfühlen verursachen per Hormonausschüttung).
3. Eine Möglichkeit, auf kognitiv-geistigem oder emotional-seelischem Wege Verständnis für Personen zu entwickeln, unabhängig von Sympathie oder Antipathie.
4. Etwas, das man lernen muß, weil die Biologie (Sympathikus und Parasympathikus) den "Dritten Weg" nur neuronal kennt und nicht organisch. Empathie, so erkannten wir, kann letztlich nur aus kognitiver Leistung heraus gelingen, welche eine therapeutische Distanz zum Gegenüber bzw. zu sich selber benötigt. (am Besten)
Dann haben wir uns gefragt: Wie kann man das Gefühl und die Wahrnehmungsqualität Empathie erlernen?
Die gefundenen Antworten waren in etwa:
- Sich selbst als sympatisch und antipathisch fühlendes Wesen zurück nehmen lernen,
- die eigenen Gefühle wahrnehmen, benennen und äussern lernen,
- Gelassenheit im Gefühl erlernen,
- die eigene Ich-Identität entwickeln,
- die eigenen Grenzen, Stärken und Schwächen kennen lernen,
- Menschenkenntnis entwickeln
- durch (gute und schlechte) Erfahrung.
Desweiteren haben wir festgestellt, daß man sich Empathie trauen muß, d.h. man benötigt Selbstvertrauen, Vertrauen im Allgemeinen. Ausserdem muß man ein möglichst stabiles Selbstwertgefühl haben, um den eigenen Wert/das eigene Gefühl beibehalten zu können und nicht durch die in anderen Personen wahrgenommenen Gefühle verletzt zu werden, um nicht mitzuleiden. (Denn der Mitleidende ist nicht voll handlungsfähig dem Leidenden gegenüber.)
Daher lief es letztlich auf "Macht" heraus. Wer ein intaktes Machtgefühl in sich hat, kann sich Empathie stets trauen. (wir haben dann noch im Zusammenhang mit Entwicklungstheorien erkannt, daß Empathie von Alter abhängig ist. Es ist wegen der Entwicklungsphasen nicht anzunehmen, daß ein junger Mensch über eine stabile Ich-Identität verfügt. Diese wird vom Individuum eher im Alter zwischen 20 und etwa 40 entwickelt, so daß die eigenen Grenzen erst im reiferen Erwachsenenalter stabil sind, gekannt werden, verteidigt oder verschoben werden können, um sich Menschen empathisch zu nähern und nicht sym- oder antipathisch. Ich halte es also nach wie vor für richtig, im jungen Menschen keine Empathie zu vermuten, sondern Sensitivität und Sensibilität. Diese Anlagen kann man zur empathischen Wahrnehmung ausbauen, denke ich - oder sie frei für sich durch das Altern entstehen lassen. )
lg :winken: