Eltern - und andere Lebensgefahren

Etwa ein Jahr später hatte sich mein Sohn seinem Umgang mit Geld gestellt und eine Schuldnerberatung aufgesucht. Ein weiteres Jahr danach holte er sich therapeutische Hilfe. Ich meine schon, dass es gut war, meine Grenze aufzuzeigen und deutlich zu zeigen, inwieweit ich helfen kann. Was ich von mir selbst weiß: Nicht immer ist die gewünschte Form der Hilfe die, die einem hilft, es selbst zu tun.

Hallo Rita,

sowas Ähnliches, nur viel milder, hatte ich mit meinem Sohn auch. Zu meinem Glück hatte ich Jahre davor eine Bekannte, die dieselbe Krise mit ihrem Sohn durchlitten hatte. Mit deren Erfahrungen war ich doch recht gut vorbereitet und mich sehr früh ihm gegenüber abgegrenzt - obwohl ich das Geld gehabt hätte.
So war er auch schnell wieder auf den Füßen. War eine schlimme Zeit für uns!
Ich muss mich eh immer wieder zusammenreissen, meinen Kindern ihr Leben zuzutrauen. Wie gerne würde ich ihnen alles abnehmen, sie vor Niederlagen und Enttäuschungen schützen, und wie schlecht fühle ich mich meist, wenn sie schwere Zeiten haben.
Dann muss ich mich deutlich dazu ermahnen, sie mit ihrer Kraft zu sehen und mich in einer Ecke auf meine Hände setzen, bis meine Anwandlung, sie zu retten wieder vorbei ist.:D
Ist das nicht auch so was wie Co-Abhängigkeit?
Ich habe jedenfalls wirklich immer, wenn Mütter erwachsenen Kindern gegenüber konsequent waren, wenn Frauen endlich ihren Jerk oder ihren trinkenden Partner verlassen haben, erlebt, dass die entweder eine Ersatzmama fanden, oder auf ihre Füße...

Herzliche Grüße,
Eva
 
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Hallo Suena und Kinny,

wie lautet denn die Frage? Ob weit zurück reichende Familientraumen sich z.B. als besondere Verhaltensmuster auswirken können, und zwar ziemlich genau so, wie Suena das beschreibt?



Allerdings! Das Phänomen der Weitergabe von Ungelöstem, auch über viele Generationen, ist auch eine der Lebensgefahren, um die es hier geht, solange ein solches Muster nicht erkannt ist und in Liebe und Achtung gelöst.

Liebe Grüße,
Eva

Ja, du hast es eh richtig verstanden so.

Das Gefühl hab ich übrigens seit ein zwei Tagen - daß da ein Rucksack ist, der zwar nicht mir gehört, aber trotzdem ausgepackt werden will :) So wie ich die Dinge hier inzwischen seh, könnt sich da schon durch die Gespräche hier was ergeben, denk ich...
 
Ja, du hast es eh richtig verstanden so.

Das Gefühl hab ich übrigens seit ein zwei Tagen - daß da ein Rucksack ist, der zwar nicht mir gehört, aber trotzdem ausgepackt werden will :) So wie ich die Dinge hier inzwischen seh, könnt sich da schon durch die Gespräche hier was ergeben, denk ich...

Hallo liebe Kinny,

ja, die Gespräche hier sind Gold wert, ein klasse Thread :umarmen:
Was mir in Zeiten der allmählich dämmernden Erkenntnisse auch immer sehr gut tat, waren Aufstellungswochenenden (selbst bei schlechten Aufstellern, wenn auch nicht bei lebensgefährlich übergriffigen...) als beobachtende Teilnehmerin.
Nicht nur, dass mir dabei mein nächstes Aufstellungsthema griffiger wurde, sondern ich war zu meinem Erstaunen dort auch vermehrt mit meiner Kraft im Kontakt. Die habe ich, grade in Umwälzungszeiten, manchmal selbst gar nicht mehr wahrgenommen.

Schönen Abend und liebe Grüße,
Eva
 
Liebe Rita!

Vielen Dank für Deinen für mich gewinnbringenden Beitrag! Ich möchte mich Melodie anschließen, ich schätze an Deinen Beiträgen auch immer Deine Offenheit, mit der Du sprichst. Da kriegt man als Leser einen unheimlichen guten Bezug zu dem Thema.

Dieser Spruch wird meines Wissens so gut wie jedem Alkoholiker, der um Hilfe ersucht, an die Hand gegeben. Dass er auch auf Beerdigungen gesagt wird, das war nun wiederum mir nicht bekannt.

Ich bekam das erste Mal diesen Spruch, als mein geliebter Schwiegervater gestorben war, er stand auf einem Beileidsschreiben von einer ganz lieben Frau mit sehr viel Herz und Verstand.

Hm, ich denke, es ist vielleicht auch gut, dass es eine Gratwanderung ist. Denn auf diese Weise bleibt man aufmerksam und offen, für sich und für den oder die anderen. Vielleicht hilft es auch, sich selbst Zeit zu geben vor einer Reaktion und nicht quasi reflektorisch aufzuspringen, sondern in Ruhe hinzuspüren.

So hab ich das noch nicht gesehen, danke für diesen Gedankengang.

Vielleicht hilft es, wenn du auf die Situationen schaust, in denen dir geholfen wurde und wie es dir jeweils mit der Art der Hilfe und Unterstützung ging. Was hat dich gestärkt und unterstützt und welche Art von Hilfe hat dazu geführt, dass du dich immer noch schwach und bedürftig fühltest?

Da musste ich jetzt echt überlegen. Weil ich generell ein Problem damit habe, Hilfe anzunehmen, man kann es übertriebenen Stolz nennen oder auch Blödheit, ist egal.:rolleyes:

War jahrelang ein Problem, ich bin froh, dass ich heute schon soweit bin, mal bei einer lieben E-Mail-Freundin *winke* auch herumjammern zu dürfen, wenn ich frustig bin, OHNE gleich in den Erdboden zu versinken. Hält sich aber, so hoffe ich zumindest, in Grenzen.

Ich war immer total stolz darauf, alles alleine zu schaffen. Auch nach der Scheidung hab ich alleine die alte Hütte hergerichtet, alles eigenhändig gemacht, gestemmt, gefliest, verputzt, gemalt, Böden verlegt, Möbel gebaut (ich hab sogar dafür gelernt, mit einer Oberfräse zu arbeiten *aufdiebrusttrommelt*). Und bin wahrscheinlich dadurch auch schwer für andere Menschen zu verkraften. :D

Geld von jemandem anzunehmen, war für mich ein Ding der Unmöglichkeit, lieber hätte ich gehungert. Ausnahmen waren kleine Geburtstagsgeschenke, also wenns irgendwie geschickt "verpackt" war, die Hilfe.

Kann sein, dass ich dadurch auch manchmal innerlich besonders unwirsch reagiere, wenn jemand (wie beim Beispiel der Freundin), so auf hilfloses Prinzesserl spielt und immer wen braucht, der alles für sie erledigt, weil ein Schraubenzieher ja einen Fingernagel abbrechen könnte...

Fazit aus der Überlegung: Mir war wichtig, dass ich das Gefühl hatte, es alleine zu können. Wie ich das jedoch auf andere (siehe Beispiel Freundin) anwenden sollte, ist mir ehrlichgesagt schlichtweg schleierhaft.

Dazu habe ich einmal etwas in einem kleinen Büchlein gefunden, und damit bin ich weitestgehend gut "gefahren". Nämlich nur aus der eigenen Fülle heraus zu geben und nicht aus der eigenen Bedürftigkeit heraus. Also nichts geben, was man selbst dringend braucht. Und diese Entscheidung kann durchaus der Bauch fällen.

Ok, das erklärt sehr gut, warum ich so sauer war, als das Geld, das für Lebensmittel (die hatte ich) gegeben wurde, für Friseur und Putzfrau verwendet wurde (das leistete ich mir selbst nicht).

Trotzdem zwackte mich mein Gewissen bzw. so eine innere Stimme, die etwas von "Rabenmutter" erzählte und davon, dass ich mein Kind doch versorgen müsse...

Da verstehe ich Dich voll, wäre mir auch so gegangen. Bei den Kindern gibt es viel weitere Grenzen, denke ich. Weil man - auch wenn sie ausgezogen sind - noch immer das Gefühl verspürt, sie wären ein Teil von einem selbst.

Etwa ein Jahr später hatte sich mein Sohn seinem Umgang mit Geld gestellt und eine Schuldnerberatung aufgesucht. Ein weiteres Jahr danach holte er sich therapeutische Hilfe. Ich meine schon, dass es gut war, meine Grenze aufzuzeigen und deutlich zu zeigen, inwieweit ich helfen kann. Was ich von mir selbst weiß: Nicht immer ist die gewünschte Form der Hilfe die, die einem hilft, es selbst zu tun.

Diese Angst hatte ich total, als meine Älteste auszog. Denn sie hatte ein ergotropes Verhalten: Konsum, Konsum, Konsum. Ich hatte große Sorge, dass sie sich verschulden würde...und wurde Gottseidank eines Besseren belehrt. Sie schaltete sogar den Strom ab, wenn sie die Wohnung verließ, zählte jeden Cent nach und kaufte nur spärlich und preisgünstig ein - denn nun war es IHR Geld, das dabei verbraucht werden würde.;)

Und seitdem weiß ich: Meine Sorgen waren umsonst, sie schafft das. Und ich denke, Dein Sohn wird das auch schaffen. Wenn das Hotel Mama mal tatsächlich wegfällt, müssen sie selbst die Verantwortung für ihr Leben übernehmen, auch wenn es schrittweise sein sollte. Und mit jedem Stück, das sie dabei geschafft haben, werden sie selbständiger. Und das Vertrauen darauf, dass sie das KÖNNEN, das wächst.

Das ist nun keine Liste geworden, aber vielleicht ist ja trotzdem etwas Nützliches dabei.

Ja, liebe Rita - da war wieder einiges an Futter für meine grauen Zellen dabei, dankeschön!

Liebe Grüße
Suena
 
Ich muss mich eh immer wieder zusammenreissen, meinen Kindern ihr Leben zuzutrauen. Wie gerne würde ich ihnen alles abnehmen, sie vor Niederlagen und Enttäuschungen schützen, und wie schlecht fühle ich mich meist, wenn sie schwere Zeiten haben.
Dann muss ich mich deutlich dazu ermahnen, sie mit ihrer Kraft zu sehen und mich in einer Ecke auf meine Hände setzen, bis meine Anwandlung, sie zu retten wieder vorbei ist.:D

Eva

Jetzt musste ich grinsen - diese Zerrissenheit kenn ich nur allzugut.:umarmen:

Und wenn ich loslasse, versetzen mich meine Kids dann oft in Staunen, wie gut sie das, was ich ihnen insgeheim nicht zugetraut hatte, dann doch können.

Aber ich muss noch viel an mir arbeiten, bin leider immer noch die Oberglucke...häufigste Antwort am Telefon (in empörtem Tonfall): "Maaamaaa, ich bin 21!" :D

Liebe Grüße
Suena
 
Was mir in Zeiten der allmählich dämmernden Erkenntnisse auch immer sehr gut tat, waren Aufstellungswochenenden (selbst bei schlechten Aufstellern, wenn auch nicht bei lebensgefährlich übergriffigen...) als beobachtende Teilnehmerin.
Nicht nur, dass mir dabei mein nächstes Aufstellungsthema griffiger wurde, sondern ich war zu meinem Erstaunen dort auch vermehrt mit meiner Kraft im Kontakt. Die habe ich, grade in Umwälzungszeiten, manchmal selbst gar nicht mehr wahrgenommen.

Würde ich auch so sehen, dieses "mit der eigenen Kraft in Kontakt kommen", gerade wenn man nicht selber aufstellt, sondern "nur" als Stellvertreter zur Verfügung steht... weil da eben sehr vieles in Resonanz kommt.
 
In mir tut sich was, derzeit. Zeit für eine kurze Zusammenfassung.

Anfangs, bei den ersten Befreiungsschlägen, da lautet der Satz, der einem im Kopf und in der Figur rumgeht, ja noch:

Was xxx(Mutter, Geliebter, Freund) mir alles angetan hat... was xxx mit mir oder auch aus mir gemacht hat...

Dann später wurde draus:

Was ich alles zugelassen habe, was ich aus mir habe machen lassen...


Inzwischen klingt das in mir so:

Was mich alles an xxx und dem, was xxx (mit mir) gemacht hat, fasziniert hat... was mir sogar noch gefallen hat... und vor allem warum...



Und ich bin schon neugierig, wie das in ein paar Wochen klingen wird.
 
Inzwischen klingt das in mir so:

Was mich alles an xxx und dem, was xxx (mit mir) gemacht hat, fasziniert hat... was mir sogar noch gefallen hat... und vor allem warum...



Und ich bin schon neugierig, wie das in ein paar Wochen klingen wird.

Liebe Kinny!

Das finde ich super! Weil es Dich dorthin bringt, wo es am effizientesten ist - zu DIR. Das ist auch eine Form der Selbstachtung und Selbstliebe, dass man sich selbst wichtig nimmt und sich selbst den Raum zugesteht, den man braucht.

Den Fokus auf SICH zu richten und nicht auf den/die anderen.

Die Schritte davor, die Du beschrieben hast, sind unheimlich wichtig. Denn sie beginnen zu lösen, was festhängt, was wie ein schwerer Mantel auf einem hängt.

Und nun kannst Du ihn abwerfen und Dich mit Dir beschäftigen. Die Energie bleibt bei DIR.

Ich freue mich schon auf weitere Berichte von Dir!

Liebe Grüße
Suena
 
Die Schritte davor, die Du beschrieben hast, sind unheimlich wichtig. Denn sie beginnen zu lösen, was festhängt, was wie ein schwerer Mantel auf einem hängt.

Ja, genau so fühlt sich das an. Zuerst muß Frau (oder auch Mann, Mensch wär das schön gewesen, wenn mein Vater das für sich geschafft hätt, zum Beispiel - er hätt dann sein Leben und seine Kraft leben können...) mal erkennen, daß sie überhaupt (mitten im Sommer) einen dicken Winterpullover anhat :D.

Dann kann sie den dicken kratzigen Pulli ausziehen und kriegt ihn zu Gesicht in seiner ganzen Häßlichkeit... und dann erst kann sie sich das Strickmuster anschaun, um es auftrennen zu können.

Es ist wirklich jeder Schritt ganz wichtig. Und braucht seine Zeit...
 
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In mir tut sich was, derzeit. Zeit für eine kurze Zusammenfassung.

Anfangs, bei den ersten Befreiungsschlägen, da lautet der Satz, der einem im Kopf und in der Figur rumgeht, ja noch:

Was xxx(Mutter, Geliebter, Freund) mir alles angetan hat... was xxx mit mir oder auch aus mir gemacht hat...

Dann später wurde draus:

Was ich alles zugelassen habe, was ich aus mir habe machen lassen...


Inzwischen klingt das in mir so:

Was mich alles an xxx und dem, was xxx (mit mir) gemacht hat, fasziniert hat... was mir sogar noch gefallen hat... und vor allem warum...



Und ich bin schon neugierig, wie das in ein paar Wochen klingen wird.
huhu Kinnarih,

kann sein daß es off-topic ist, aber ich würde gerne wissen, was genau für Dich die "Figur" in diesem Zusammenhang bedeutet. Könntest Du das mal genauer beschreiben, wie Du die Beschäftigung in der "Figur" erlebst?

Würde mich interessieren täte es mich sehr. :rolleyes: (ein Zweisatz...)


:zauberer1 Muttern ist wieder aus dem Krankenhaus zurück, ich fahre gleich hin. Gestern Nachmittag habe ich sie abgeholt. Das Geschichtchen dazu erzähle ich vielleicht später.

bis dennelein!
 
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