Liebe Rita!
Vielen Dank für Deinen für mich gewinnbringenden Beitrag! Ich möchte mich Melodie anschließen, ich schätze an Deinen Beiträgen auch immer Deine Offenheit, mit der Du sprichst. Da kriegt man als Leser einen unheimlichen guten Bezug zu dem Thema.
Dieser Spruch wird meines Wissens so gut wie jedem Alkoholiker, der um Hilfe ersucht, an die Hand gegeben. Dass er auch auf Beerdigungen gesagt wird, das war nun wiederum mir nicht bekannt.
Ich bekam das erste Mal diesen Spruch, als mein geliebter Schwiegervater gestorben war, er stand auf einem Beileidsschreiben von einer ganz lieben Frau mit sehr viel Herz und Verstand.
Hm, ich denke, es ist vielleicht auch gut, dass es eine Gratwanderung ist. Denn auf diese Weise bleibt man aufmerksam und offen, für sich und für den oder die anderen. Vielleicht hilft es auch, sich selbst Zeit zu geben vor einer Reaktion und nicht quasi reflektorisch aufzuspringen, sondern in Ruhe hinzuspüren.
So hab ich das noch nicht gesehen, danke für diesen Gedankengang.
Vielleicht hilft es, wenn du auf die Situationen schaust, in denen dir geholfen wurde und wie es dir jeweils mit der Art der Hilfe und Unterstützung ging. Was hat dich gestärkt und unterstützt und welche Art von Hilfe hat dazu geführt, dass du dich immer noch schwach und bedürftig fühltest?
Da musste ich jetzt echt überlegen. Weil ich generell ein Problem damit habe, Hilfe anzunehmen, man kann es übertriebenen Stolz nennen oder auch Blödheit, ist egal.
War jahrelang ein Problem, ich bin froh, dass ich heute schon soweit bin, mal bei einer lieben E-Mail-Freundin *winke* auch herumjammern zu dürfen, wenn ich frustig bin, OHNE gleich in den Erdboden zu versinken. Hält sich aber, so hoffe ich zumindest, in Grenzen.
Ich war immer total stolz darauf, alles alleine zu schaffen. Auch nach der Scheidung hab ich alleine die alte Hütte hergerichtet, alles eigenhändig gemacht, gestemmt, gefliest, verputzt, gemalt, Böden verlegt, Möbel gebaut (ich hab sogar dafür gelernt, mit einer Oberfräse zu arbeiten *aufdiebrusttrommelt*). Und bin wahrscheinlich dadurch auch schwer für andere Menschen zu verkraften.
Geld von jemandem anzunehmen, war für mich ein Ding der Unmöglichkeit, lieber hätte ich gehungert. Ausnahmen waren kleine Geburtstagsgeschenke, also wenns irgendwie geschickt "verpackt" war, die Hilfe.
Kann sein, dass ich dadurch auch manchmal innerlich besonders unwirsch reagiere, wenn jemand (wie beim Beispiel der Freundin), so auf hilfloses Prinzesserl spielt und immer wen braucht, der alles für sie erledigt, weil ein Schraubenzieher ja einen Fingernagel abbrechen könnte...
Fazit aus der Überlegung: Mir war wichtig, dass ich das Gefühl hatte, es alleine zu können. Wie ich das jedoch auf andere (siehe Beispiel Freundin) anwenden sollte, ist mir ehrlichgesagt schlichtweg schleierhaft.
Dazu habe ich einmal etwas in einem kleinen Büchlein gefunden, und damit bin ich weitestgehend gut "gefahren". Nämlich nur aus der eigenen Fülle heraus zu geben und nicht aus der eigenen Bedürftigkeit heraus. Also nichts geben, was man selbst dringend braucht. Und diese Entscheidung kann durchaus der Bauch fällen.
Ok, das erklärt sehr gut, warum ich so sauer war, als das Geld, das für Lebensmittel (die hatte ich) gegeben wurde, für Friseur und Putzfrau verwendet wurde (das leistete ich mir selbst nicht).
Trotzdem zwackte mich mein Gewissen bzw. so eine innere Stimme, die etwas von "Rabenmutter" erzählte und davon, dass ich mein Kind doch versorgen müsse...
Da verstehe ich Dich voll, wäre mir auch so gegangen. Bei den Kindern gibt es viel weitere Grenzen, denke ich. Weil man - auch wenn sie ausgezogen sind - noch immer das Gefühl verspürt, sie wären ein Teil von einem selbst.
Etwa ein Jahr später hatte sich mein Sohn seinem Umgang mit Geld gestellt und eine Schuldnerberatung aufgesucht. Ein weiteres Jahr danach holte er sich therapeutische Hilfe. Ich meine schon, dass es gut war, meine Grenze aufzuzeigen und deutlich zu zeigen, inwieweit ich helfen kann. Was ich von mir selbst weiß: Nicht immer ist die gewünschte Form der Hilfe die, die einem hilft, es selbst zu tun.
Diese Angst hatte ich total, als meine Älteste auszog. Denn sie hatte ein ergotropes Verhalten: Konsum, Konsum, Konsum. Ich hatte große Sorge, dass sie sich verschulden würde...und wurde Gottseidank eines Besseren belehrt. Sie schaltete sogar den Strom ab, wenn sie die Wohnung verließ, zählte jeden Cent nach und kaufte nur spärlich und preisgünstig ein - denn nun war es IHR Geld, das dabei verbraucht werden würde.
Und seitdem weiß ich: Meine Sorgen waren umsonst, sie schafft das. Und ich denke, Dein Sohn wird das auch schaffen. Wenn das Hotel Mama mal tatsächlich wegfällt, müssen sie selbst die Verantwortung für ihr Leben übernehmen, auch wenn es schrittweise sein sollte. Und mit jedem Stück, das sie dabei geschafft haben, werden sie selbständiger. Und das Vertrauen darauf, dass sie das KÖNNEN, das wächst.
Das ist nun keine Liste geworden, aber vielleicht ist ja trotzdem etwas Nützliches dabei.
Ja, liebe Rita - da war wieder einiges an Futter für meine grauen Zellen dabei, dankeschön!
Liebe Grüße
Suena