Eltern - und andere Lebensgefahren

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Dann fragte mich die Therapeutin, wie ich ein zweijähriges Kind beruhigen würde. Und auch das gingen wir Schritt für Schritt durch, bis ich spürte, dass sich innerlich tatsächlich etwas beruhigte. Das war so faszinierend, dass ich das immer ausprobierte, wenn ich aus der Fassung geraten war. Erst forschte ich nach, wie alt ich war (in dieser Stimmung), und dann habe ich mich altersgerecht getröstet oder mir etwas erklärt. Wieder und wieder, wie man es eben mit einem "echten" Kind auch machen würde.

Liebe Grüße
Rita

DAS ist wieder so ein Beitrag von dir, der so viel Klarheit bringt. Und das ist ja wirklich schön - in diese Richtung gings bei mir heute in der Therapie. Niemand da gewesen, der eine Pubertierende halbwegs sinnvoll durch dieses schwierige Alter geführt hat. Deshalb - so ergab sich - auch diese seltsamen emotionalen Reaktionen - entweder noch wie ein Kind (und mit gefährlichem Wegschieben der Realität, so wies ein Kind macht) - oder wie eine Pubertierende, die ausprobieren will, wieviel Kraft sie hat... nur mit entsprechend schlimmeren Folgen als damals.

Noja, hörte ich, das werden Sie sich halt jetzt selber erziehen müssen - so wie sie halt Ihre Kinder erziehen, so erziehen Sie sich gleich mit :) - und das ist ganz wichtig, denn wenn wir in unserem Alter pubertäre Fehler machen, hat halt niemand mehr Verständnis dafür... da kann die Rechnung teuer sein.

KleinKinny wirkte durchaus zufrieden. Irgendwie schien es, als würde sie mich für eine verständnisvolle Ziehmutter halten...

Und es hat ihr ungemein gut getan, daß GroßKinny mit ihr traurig war und ihr dann versprochen hat, sie wird für sie da sein. Sie erzählt mir jetzt viel mehr ;) von ihren Sorgen und ihrer Angst.
 
Hallo Kinny :)

Niemand da gewesen, der eine Pubertierende halbwegs sinnvoll durch dieses schwierige Alter geführt hat. Deshalb - so ergab sich - auch diese seltsamen emotionalen Reaktionen

Oh, das erinnert ich an etwas, das nach wie vor so etwas wie ein wunder Punkt ist - nicht mehr wirklich schlimm, aber manchmal passt es mir gar nicht. Als ich nicht Fisch, nicht Fleisch war, aber der Körper sich sichtbar veränderte, mochte ich es nicht mehr, nackert durch das Haus zu laufen. Eines Abends, ich war schon im Nachthemd und, wie früher üblich, ohne Slip darunter, kam ich in die Küche. Meine Mutter saß an der Nähmaschine. Sie sah auf und meinte, nun könne ich das Oberteil ja gleich anprobieren. Ich solle mal das Nachthemd ausziehen. Das wollte ich nicht. Und so wurde ich angeherrscht, ich möge mich nicht so anstellen. Fast vor Scham vergehend, habe ich dieses Oberteil dann anprobiert.

Ich mag mich heute noch nicht sonderlich gern nackert präsentieren. Da hilft auch nicht, dass mir jeder sagt, dass ich nun wahrlich nicht hässlich bin.

Mit meiner Therapeutin bin ich auch diese Geschichte durchgegangen. Und sie plauderte mit dem werdenden Teenie. Wir suchten gedanklich BHs und Bikinis aus. Und ich fand heraus, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ich mich nicht jeden Menschen so präsentiere, wie Gott mich schuf, sondern dass ich die Tageszeit, die Beleuchtung oder anderes auswählen darf. Alles andere wäre Ignoranz und ein Drüberfahren. Das war meiner Therapeutin sehr wichtig: Das ich mich nicht so überfahre und meine Gefühle und Bedürfnisse ignoriere, sondern mich ernst nehme.

KleinKinny wirkte durchaus zufrieden. Irgendwie schien es, als würde sie mich für eine verständnisvolle Ziehmutter halten...

Super! Und was ich so schön fand, ich konnte KleinRita versprechen, dass ich sie nie verlassen werde, gar nicht verlassen kann. Das ich wirklich immer bei ihr bin.

Heute ist KleinRita so zufrieden (bis auf oben Erwähntes), dass ich den Eindruck habe, sie muss gar nicht mehr auf sich aufmerksam machen. Sie ist immer dabei - und seit sie immer dabei sein darf, hat sie das Interesse an vielem verloren, dass ihr vorher so wichtig war. Sie bekommt jetzt ja die Zuwendung und Aufmerksamkeit, die sie braucht. Sie ist sozusagen "pappsatt".

Und es hat ihr ungemein gut getan, daß GroßKinny mit ihr traurig war und ihr dann versprochen hat, sie wird für sie da sein. Sie erzählt mir jetzt viel mehr ;) von ihren Sorgen und ihrer Angst.

Yep. Nachdem ich felsenfest davon überzeugt war, dass ich so vieles aus meiner Kindheit vergessen habe, stellte ich fest, dass sich KleinRita eine ganze Menge gemerkt hat.

Danke für deinen Zwischenbericht. :)

Liebe Grüße
Rita
 
Hallo Eva :)

ist zwar schon ein bisschen her, aber hierauf wollte ich noch antworten, weil das eben schon so eine ganz besondere Beziehung ist:

Wie gerne würde ich ihnen alles abnehmen, sie vor Niederlagen und Enttäuschungen schützen, und wie schlecht fühle ich mich meist, wenn sie schwere Zeiten haben.
Dann muss ich mich deutlich dazu ermahnen, sie mit ihrer Kraft zu sehen und mich in einer Ecke auf meine Hände setzen, bis meine Anwandlung, sie zu retten wieder vorbei ist.:D
Ist das nicht auch so was wie Co-Abhängigkeit?

Hm, ich bin mir nicht sicher, aber ich meine bzw. "fühle", dass Co-Abhängigkeit etwas anderes ist. Daran habe ich lange herumgedröselt, versucht, die Fäden aus dem Gefühlsknäuel zu ziehen und neu aufzuwickeln. Es bleibt schwierig und fühlt sich nach wie vor wie eine Gratwanderung an, auch wenn ich mich jetzt viel leichter tue, Grenzen zu setzen.

Einem Kind gegenüber ist man ja im Gegensatz zu einem erwachsenen Partner in einer "Versorgersituation", die obendrein auch noch gesetzlich geregelt ist. Mich hat das zeitweise schier verrückt gemacht: das Wissen, dass mein Kind das Recht hat, sich seine eigenen "Beulen" (Erfahrungen) zu holen und daraus eigene Schlüsse zu ziehen bei gleichzeitiger Verpflichtung, bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres finanziell verantwortlich zu sein. Das heißt, zur für mich schweren Aufgabe, mich abzugrenzen kam der Tanz mit Ämtern wie der ARGE oder dem Arbeitsamt wegen des Kindergeldes.

Bei der Co-Abhängigkeit geht man ja meist aus der eigenen Bedürftigkeit heraus eine Beziehung zu einem Menschen ein, den man an eigener Stelle retten möchte. In meiner Zeit in einer Selbsthilfegruppe für Alkoholiker und Angehörige wurde das sehr, sehr deutlich. Es war erschütternd, zu erleben, wie sehr die Angehörigen litten, mit körperlichen Symptomen zu kämpfen hatten, mitzubekommen, wo sie überall das Gras wachsen hörten. Die Symptome waren nicht unähnlich dem eines Entzuges. Ich war eine Zeit lang in einer Phase der Co-Abhängigkeit und ich kann nur sagen, dass mein Entzug vom Alkohol dagegen ein Spaziergang war. Eine solche emotionale Stresssituation gab es aber nie, wenn es um meinen Sohn ging, das "fühlte" sich anders an.

Wie Suena ja auch schon schrieb, ein Kind ist ein Teil der Mutter, ist in einem gewachsen, wurde von uns Müttern geboren. Es ist eine andere Beziehung als eine, die man mit einem erwachsenen Menschen eingeht, selbst wenn man diesen mit einem Kind verwechselt.

Ich möchte allerdings nicht ausschließen, dass die Grenze zur Co-Abhängigkeit fließend ist und die Wurzeln dieser Art der Abhängigkeit auch in der eigenen Beziehung zu den Eltern (in vielen Fällen) zu finden sind.

Vermutlich setzt man sich im Fall des Falles am besten wirklich auf die Hände, bis der Verstand wieder einsetzt und muttern sich in Ruhe ansehen kann, ob es nicht ein Akt/Ausdruck der Liebe ist, das Kind nicht zu retten.

Liebe Grüße
Rita
 
Hallo Kinny und Green Tara,

war schön, eure Beiträge zum Kennenlernen, nachbeeltern und integrieren der verstört und verlassen in der Ecke kauernden inneren Kinder zu lesen!
Rita, ich kann mal wieder nur nicken, wenn du schilderst, dass diese Anteile irgendwann sich still und zufrieden integrieren in die Gesamtpersönlichkeit. So wie es vermutlich vorgesehen war, und bei unverletzten Menschen ganz natürlich geschieht...

Niemand da gewesen, der eine Pubertierende halbwegs sinnvoll durch dieses schwierige Alter geführt hat. Deshalb - so ergab sich - auch diese seltsamen emotionalen Reaktionen - entweder noch wie ein Kind (und mit gefährlichem Wegschieben der Realität, so wies ein Kind macht) - oder wie eine Pubertierende, die ausprobieren will, wieviel Kraft sie hat... nur mit entsprechend schlimmeren Folgen als damals.

Kinny, meine Pubertierende hatte schon angefangen, "die Kleineren" zu schützen, trat besonders stark auf - nur nie mehr schwach sein. Die kam selbst natürlich erheblich zu kurz und daraus, das ging mir später auf, ergab sich mein Überforderungsmuster und die Schwierigkeit, um Hilfe zu bitten.

Noja, hörte ich, das werden Sie sich halt jetzt selber erziehen müssen - so wie sie halt Ihre Kinder erziehen, so erziehen Sie sich gleich mit :) - und das ist ganz wichtig, denn wenn wir in unserem Alter pubertäre Fehler machen, hat halt niemand mehr Verständnis dafür... da kann die Rechnung teuer sein.

Ich denke, dass dieser Anteil jede Menge (natürlich harmlose) pubertäre Vergnügungen verdient hat, und seinerseits Vertrauen zur erwachsenen Eigenkompetenz entwickeln dürfen soll. Ist ja möglicherweise eher nicht überschiessende Kraft, sondern vielleicht viel Verzweiflung und "auf sich allein gestellt sein" dahinter.
KleinKinny wirkte durchaus zufrieden. Irgendwie schien es, als würde sie mich für eine verständnisvolle Ziehmutter halten....
Das berührt mich. Was für ein Schotterblümchen...

Und es hat ihr ungemein gut getan, daß GroßKinny mit ihr traurig war und ihr dann versprochen hat, sie wird für sie da sein. Sie erzählt mir jetzt viel mehr ;) von ihren Sorgen und ihrer Angst.

Wow.

Ganz liebe Grüße,
Eva
 
Hallo liebe Rita,

danke für die Mühe, den von mir so reingeworfenen Brocken durchzukauen, und für die differenzierte Reflektion!

Hm, ich bin mir nicht sicher, aber ich meine bzw. "fühle", dass Co-Abhängigkeit etwas anderes ist. Daran habe ich lange herumgedröselt, versucht, die Fäden aus dem Gefühlsknäuel zu ziehen und neu aufzuwickeln. Es bleibt schwierig und fühlt sich nach wie vor wie eine Gratwanderung an, auch wenn ich mich jetzt viel leichter tue, Grenzen zu setzen.

Das glaube ich dir unbesehen, da ich echte Co-Abhängigkeit selbst nicht erlebt habe.

Einem Kind gegenüber ist man ja im Gegensatz zu einem erwachsenen Partner in einer "Versorgersituation", die obendrein auch noch gesetzlich geregelt ist. Mich hat das zeitweise schier verrückt gemacht: das Wissen, dass mein Kind das Recht hat, sich seine eigenen "Beulen" (Erfahrungen) zu holen und daraus eigene Schlüsse zu ziehen bei gleichzeitiger Verpflichtung, bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres finanziell verantwortlich zu sein. Das heißt, zur für mich schweren Aufgabe, mich abzugrenzen kam der Tanz mit Ämtern wie der ARGE oder dem Arbeitsamt wegen des Kindergeldes.
Das mit den Beulen war für mich eindeutig der schwierigere Teil. Wobei mir grade einfällt, dass es mir immens wichtig war, dass sie Vertrauen zu mir haben, sich aus der Misere helfen lassen, so sie in eine geraten. Ich bin glücklich, dass wir das auch zusammen hinbekommen haben, denn so einsam und verraten, wenn sie mal Mist gebaut haben, wie ich es in ihrem Alter war, mussten sie sich zum Glück nicht fühlen.
Aber auch schon bei dieser Unterstützung war es eine Gratwanderung zwischen Retten und assistieren...

Bei der Co-Abhängigkeit geht man ja meist aus der eigenen Bedürftigkeit heraus eine Beziehung zu einem Menschen ein, den man an eigener Stelle retten möchte. In meiner Zeit in einer Selbsthilfegruppe für Alkoholiker und Angehörige wurde das sehr, sehr deutlich. Es war erschütternd, zu erleben, wie sehr die Angehörigen litten, mit körperlichen Symptomen zu kämpfen hatten, mitzubekommen, wo sie überall das Gras wachsen hörten. Die Symptome waren nicht unähnlich dem eines Entzuges. Ich war eine Zeit lang in einer Phase der Co-Abhängigkeit und ich kann nur sagen, dass mein Entzug vom Alkohol dagegen ein Spaziergang war. Eine solche emotionale Stresssituation gab es aber nie, wenn es um meinen Sohn ging, das "fühlte" sich anders an.

Okay, verstehe.
Wie Suena ja auch schon schrieb, ein Kind ist ein Teil der Mutter, ist in einem gewachsen, wurde von uns Müttern geboren. Es ist eine andere Beziehung als eine, die man mit einem erwachsenen Menschen eingeht, selbst wenn man diesen mit einem Kind verwechselt.
Ob man den dann nicht vielleicht eher mit sich selbst (also dem abgespalten hilfs- und heilungsbedürftigen Anteil) verwechselt?


Ich möchte allerdings nicht ausschließen, dass die Grenze zur Co-Abhängigkeit fließend ist und die Wurzeln dieser Art der Abhängigkeit auch in der eigenen Beziehung zu den Eltern (in vielen Fällen) zu finden sind.

Ich versuche mal, zu beschreiben, welchen Umgang mit sich und anderen ich da vor Augen hatte.
Ohne stabiles Selbst, ohne gesunde Ich-Grenzen, ist man angewiesen auf ein Objekt, für das man stellvertretend leben kann.
Ein solcher Wesenskern entwickelt sich niemals biologisch selbständig, sondern ist völlig angewiesen auf die Spiegelung und Bestätigung der Eltern. Ohne die gibt es dich einfach nicht, und das, was du gespiegelt bekommst, hältst du für dich.
Früher sind Waisenkinder in Heimen schlicht gestorben, weil das nicht zu kriegen war. Mit Minimal-feed blieben sie am Leben, wenn auch in jeder Hinsicht reduziert.

Sich wenigstens ein Ersatz-Selbst zu krallen, ist da doch irgendwie naheliegend. Ich hätte viel mehr Mühe, mir das anders als mit frühkindlichen Defiziten zu erklären, als einfach zu akzeptieren, dass sowas nun mal von sowas kommt.

Ich habe früher Partner gebraucht, die ich stellvertretend leben konnte, und als mich dann einer verliess, der sich dafür besonders gut geeignet hatte, und natürlich just dann, als ich selbst am Ende meiner Kräfte war, erlitt ich einen Ich-Tod.
Erst als ich sämtlicher Objekte beraubt war, fand ich zurück in die Leere meines Inneren, die sich dann, als eine schiergar unerträgliche Phase durchlitten war, als gar nicht so leer erwies. Ich hatte mein Selbst schlicht nie kennengelernt und hätte es anders auch nie gefunden.
Zu meinen Kindern hatte ich, das stimmt, was du sagst, eine andere Beziehung. In der engen Verbindung und der vollständigen Verpflichtung ihnen gegenüber, konnte sich aber auch Ungesundes unerkannt einschleichen.
Ich muss also schon drauf achten, ob ich brauche, dass sie mich brauchen. Co-Abhängigkeit ist mit Sicherheit der falsche Begriff, das sehe ich jetzt.

Und vielleicht gibt es einfach sowas wie strukturelle Parallelen?

Dessen ungeachtet, ist diese Maßnahme


Vermutlich setzt man sich im Fall des Falles am besten wirklich auf die Hände, bis der Verstand wieder einsetzt und muttern sich in Ruhe ansehen kann, ob es nicht ein Akt/Ausdruck der Liebe ist, das Kind nicht zu retten.

stets die Richtige, so viel ist klar!:D

Lieber Gruß,
Eva
 
Ob man den dann nicht vielleicht eher mit sich selbst (also dem abgespalten hilfs- und heilungsbedürftigen Anteil) verwechselt?


Eva

Liebe Eva!

Teilweise wahrscheinlich, denn man versucht ja über die schmerzliche Erinnerung, wie man sich als Kind in genau diesen Situationen gefühlt hatte, es bei seinen Kindern anders zu machen, um ihnen das zu ersparen. Damit ergreift man unbewusst die Chance, auch Anteile in sich selbst zu heilen.

Aber ich glaube, das ist nur ein Teil der Sache. Denn dass sich eine Mutter für ihr Kind spontan ins Feuer werfen würde, passiert auch bei Tieren. Das ist ein Instinkt, den das Leben - ganz brutal und nüchtern betrachtet - selbst benutzt, um die Art zu erhalten.

Und auch wenn wir glauben, schon so weit zu sein in unserem Menschsein, gegen Instinkte sind wir nicht immun, sie steuern nunmal viel in unserem Verhalten.

Nachdenkliche Grüße
Suena
 
Hallo all...

Ich würde gerne mal noch einen anderen Blickwinkel mit einbringen...
der mir zur Zeit zusätzlich zu schaffen macht...
nämlich meine derzeitige Rolle als Mutter...
spielt ja irgendwie in das Thema mit rein...

Eltern und andere Lebensgefahren...
Ich bin aber eben nicht nur Kind, sondern auch selber Eltern...
und ich frage mich, inwieweit ich Dinge auf meine Kinder übertrage...

Ich habe eine fast 3-jährige Tochter... mit der ich große Probleme habe...
ich bin zwar bemüht, merke aber, daß ich oft unangemessen reagiere...

Bei meiner Großen kann ich reden, erklären...sie versteht vieles mittlerweile (15)
und ich rede auch schon seit Jahren offen mit ihr über meine Probleme und die Fehler, die ich machte und noch mache...
Dadurch habe ich vieles zwischen uns und auch für sie verbessert und zum gegenseitigen Verständnis beigetragen....
sie hat sich speziell in den letzten 3 Jahren, seit ich ohne eine kranke Partnerschaft lebe, prächtig entwickelt...

Die Kleine ist aber ein sehr viel schwierigeres Kind, als es meine Große je war, sehr aggressiv und anstrengend...sie bringt mich oft an meine Grenzen...
Sie läßt mir keinen Freiraum... man könnte auch sagen "keine Luft zum Atmen"... irgendwie entsteht zwischen uns kein harmonisches Verhältnis... es ist eher geprägt von ständigen ermüdenden Kämpfen, sei es nur das Anziehen oder auch alle anderen alltäglichen Dinge...

Auffällig ist eben, daß sie diese Probleme im Kindergarten nicht haben...wo sie seit August hingeht...wo ich diese Probleme schon ansprach und wo auch schon auffiel, daß sobald ich auf der Bildfläche erscheine, ein ganz anderes Kind zum Vorschein kommt... Man hat dort zwar bemerkt, daß sie ein sehr willensstarkes Kind ist, das ein "Gegenüber" braucht das Grenzen setzt, hat aber im Kiga keine Probleme, sich bei ihr durchzusetzen...wie ich tagtäglich...

Ich möchte nicht, daß ich selber nun zur einer "Lebensgefahr" für mein Kind werde....also sie nachhaltig für ihre Zukunft schädige, weil ICH ein Problem mit mir selber habe... Natürlich weiß ich, daß es mein part ist, irgendwie sinnvoll damit umzugehen und das zu verhindern, sie ist schließlich ein kleines Kind...

Wie seid ihr damit umgegangen, bzw. geht damit um?????
Manchmal habe ich zwischendurch echt das Gefühl, als Mutter völlig zu versagen und ungeeignet zu sein...zwischenzeitlich war da sogar schonmal der Gedanke, ob es für meine Kleine nicht besser wäre, woanders aufzuwachsen mit der Chance auf eine psychisch gesunde Umgebung...???
Aber dann denke ich mir wieder: Wer garantiert mir, daß dort dann psychisch gesunde Menschen sind, auf die sie dort trifft und ob sie es dort wirklich besser trifft???

Konntet ihr als Mütter eure eigenen Erfahrungen und Kolateralschäden, die ihr durch eure Eltern und Erlebnisse erleiden mußtet, irgendwie aus eurer Erziehung raus halten, so daß ihr selber keine Lebensgefahr für eure Kinder wart??? Mir erscheint das für mich zur Zeit nahezu unmöglich...obwohl ich mich gerne anders verhalten würde, rutsche ich immer wieder in dieses Kampfspielchen mit meiner Kleinen hinein, was uns BEIDEN sicherlich nicht grad gut tut...besonders schwer wurde es mir jetzt, weil ich selber ziemlich krank und belastet bin mit dem Asthmaanfall... manchmal habe ich das Gefühl, auf einem Karussell zu sitzen, von dem ich nicht absteigen kann...

Irgendwelche Ideen, Erfahrungen oder Anregungen dazu????
 
Liebe Eva!

Teilweise wahrscheinlich, denn man versucht ja über die schmerzliche Erinnerung, wie man sich als Kind in genau diesen Situationen gefühlt hatte, es bei seinen Kindern anders zu machen, um ihnen das zu ersparen. Damit ergreift man unbewusst die Chance, auch Anteile in sich selbst zu heilen.

Aber ich glaube, das ist nur ein Teil der Sache. Denn dass sich eine Mutter für ihr Kind spontan ins Feuer werfen würde, passiert auch bei Tieren. Das ist ein Instinkt, den das Leben - ganz brutal und nüchtern betrachtet - selbst benutzt, um die Art zu erhalten.

Und auch wenn wir glauben, schon so weit zu sein in unserem Menschsein, gegen Instinkte sind wir nicht immun, sie steuern nunmal viel in unserem Verhalten.

Nachdenkliche Grüße
Suena


Hallo liebe Suena,

ganz kurz dazu:

Mutter für kleines Kind - ja.
Mutter für erwachsenes Kind - fragwürdig.

Biologie ist nicht alles :)
Tiermütter lassen schwache Junge zurück, versorgen nur die Jungen, die aktiv betteln, bzw. einfordern können - und beissen sie idR weg, wenn sie größer werden


Ansonsten, mit den Anteilen, wie du es beschreibst: auch das ist natürlich ein möglicher Grund.

Lieber Gruß,
Eva
 
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Wie seid ihr damit umgegangen, bzw. geht damit um?????
Manchmal habe ich zwischendurch echt das Gefühl, als Mutter völlig zu versagen und ungeeignet zu sein...zwischenzeitlich war da sogar schonmal der Gedanke, ob es für meine Kleine nicht besser wäre, woanders aufzuwachsen mit der Chance auf eine psychisch gesunde Umgebung...???
Aber dann denke ich mir wieder: Wer garantiert mir, daß dort dann psychisch gesunde Menschen sind, auf die sie dort trifft und ob sie es dort wirklich besser trifft???

Irgendwelche Ideen, Erfahrungen oder Anregungen dazu????

Ja...allerdings vielleicht auf den ersten Blick ein wenig das Problem umgehend und auf den zweiten Blick traf es genau den Punkt.

Bei meinen Kindern gabs einmal eine Phase, wo sie nur stritten, die ganze Stimmung war geladen. Ich kam nicht drauf, warum. Ich wusste zwar, dass es irgendwie mit Eifersucht zu tun hatte, konnte aber keine Lösung finden...

Bis ich irgendwann einen guten Artikel über das Loben gefunden hatte, da machte es Klick bei mir.

Ich versuchte folgendes und ein kleines Wunder geschah:

Jeden abend beim Niederlegen (jedes Kind hatte sein eigenes Zimmer, also wir waren immer alleine) sagte ich jedem einzelnen Kind etwas, was es in meinen Augen für den heutigen Tag besonders liebenswert gemacht hatte. Ein dickes Lob als Gute-Nacht-Geschichte sozusagen.

Jedesmal was anderes, individuell. Und die Kids schliefen mit dem Wissen ein, für die Mama was ganz Besonderes zu sein.

Sie waren nicht mehr wiederzuerkennen, ging schlagartig. Sie fühlten sich offensichtlich geliebter, wertvoller, selbstbewusster. Und hatten es nicht mehr not-wendig, sich ständig ihren Stellenwert zu beweisen im Kampf gegen die anderen Geschwister.

Ist ein Vorschlag, könnte gut sein, dass das hilft.

Liebe Grüße
Suena
 
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