Eltern - und andere Lebensgefahren

Genau diese Sachen sind es, die bei mir die Frage aufwerfen, in wie weit die Eltern wirklich eine „Schuld“ trifft, wenn es irgendwo hapert…….:rolleyes:

Nachdem das Wort "Schuld" jetzt schon ein paar Mal aufgetaucht ist, eine kurze Nachdenkerei von mir dazu.

Eigentlich schon seit Beginn des Prozesses, in dem ich jetzt mittendrinstecke, hatte ich nicht das Bedürfnis, meinen Eltern - und in der Folge auch meinem Ex und dem *Freund* - auf irgendeine Art eine Schuld zu geben. Ich hatte nur den immer größer werdenden Wunsch, zu benennen, was sie getan haben.

Und das, so erkenne ich inzwischen im Verlauf meiner Befreiungsschläge, ist eine ganz wichtige Voraussetzung dazu, den nächsten Schritt tun zu können. Um sehen zu können, was ist dabei in mir geschehen, wie ist es mir damit gegangen, wie hab ich mich in Wirklichkeit gefühlt. Was dann in nächster Konsequenz dazu führt, sehen zu wollen, aus welchem Grund hab ich darauf so reagiert - und nicht ganz anders.

Es ist immens wichtig, sich selbst den Raum zuzugestehen, in dem Verletzungen, die einem zugefügt worden sind, benannt werden dürfen. In dem ich mir selbst die Macht nehme, auszusprechen, was geschehen ist. In dem ich Gewaltexzesse körperlicher oder seelischer Art beim Namen nennen darf. Aber eben als Voraussetzung dafür, die Baustellen anzugehen. Sozusagen - ich muß ja überhaupt erst einmal herausfinden, wo sind denn meine Baustellen überhaupt.

Darin steckenzubleiben, das wäre dann allerdings von Übel. Dann wäre ich ja genau bei dem Verhalten angelangt, das so viel Unheil in unser aller Lebenswegen angerichtet hat: die Typen, die der Anlaß waren für die Threaderöffnung, sind ja eben Weltmeister darin, ununterbrochen einen Schuldigen im Außen zu finden für den Mist im Innern. Weil sie eben nicht ums Verrecken bereit sind (in des Wortes schlimmstem Sinn übrigens), bei sich hinzuschauen. Wie sehr nicht, das hab ich ab Mitte Juni bis Mitte Juli sogar gut dokumentiert vorgeführt bekommen :)

Waren so ein paar Gedanken von mir zum Themenbereich "Schuld". Wenn ich etwas inzwischen gelernt habe, dann das: Schuldzuweisungen bringen niemanden nirgends hin...
 
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Lies doch noch einmal mein gesamtes Post durch.....Vielleicht erschließt sich dir da meine Rückfolgerung?:)

Wobei ich das Wort "Schuld" nicht umsonst in Anführungsstrichen gesetzt habe.....


LG
U.

Ehm... nö, leider bisher nicht wirklich... ich lese daraus, dass Geschwister unterschiedlich interpretieren KÖNNEN.
Was ich jedoch nicht daraus lese, ist eine Bezugnahme auf körperliche und seelische Gewalt... und deswegen frage ich dich, wieso du dir so eine Frage stellst, wenn dir das Zweite (Gewalt) doch offenbar nicht passiert ist. Du kannst doch nicht einfach bei den Geschwistern stehen bleiben und diese interpretieren OHNE Bezug auf die zweite, so tragische Komponente zu nehmen, um die ES HIER GEHT. Das kannst du nicht, weil... das macht mich wütend... da ich mich UND MEINE GESCHICHTE... sonst übergangen fühle. Verstehst du?;)
Sayalla :)
 
Sayalla schrieb:

Nein. Irgendwie hapert es jetzt bei mir......:confused:

Könntest du mal konkretisieren? Was haben z.B. von mir beobachtete Begebenheiten mit mir zu tun? :rolleyes: Oder meinst du, weil ich selber nicht misshandelt wurde, könnte ich die Schmerzensgeschichten anderer nicht erfassen?


LG
U.
 
Wenn dir die Füsse weh tun und schon blutig sind, dann nützt es dir nix, wenn andere dir sagen: "ja, aber schau mal, der Klaus kann in den Schuhen doch auch laufen."
Sayalla :)

Hmmm, ich verstehe.....Aber: Aus der Beobachtung heraus ist es nun oft so, daß der eine in diesen Schuhen laufen kann, der andere nicht.
Es ist lediglich eine Beobachtung und keine Wertung, Sayalla.....Und schon gar keine Bewertung, daß der mit den blutenden Füßen evtl. zu große Füße hatte......Du verstehst?

Eine Familie ist ein kleines Universum für sich und welche emotionalen Strömungen sich dort mit dem einen oder anderen verweben, das ist es, was ich so interessant und auch geheimnisvoll finde. Und darum stelle ich mir auch solche Fragen....

LG
U.
 
OK, ich überlege gerade, wie es kommt, dass zwei oder drei Geschwister dann oft so verschieden auf ihre Eltern reagieren? Wenn bei einem Kind diese Problematik mit den Eltern auftaucht, warum dann nicht auch bei den anderen? Es müssten folgerichtig doch alle Kinder die gleichen unaufgelösten Verhaltensweisen der Eltern „übernehmen“ (weil sie diese danach ausgesucht haben) und ausleben (durch den entsprechenden Partner). Dem ist aber nicht so. Ich frage mich daher, ob es hier nicht das jeweilige Kind selbst ist, das die Krisensituation mit dem einen oder anderen Elternteil auslöst?

Darüber denke ich schon eine Weile nach, da ich einige Familien beobachten konnte, wo anscheinend einige Kinder einen Weg gefunden haben, mit den Eltern zu kooperieren, die anderen jedoch nicht. Ich hatte mal das „Vergnügen“, bei der Unterhaltung von zwei Brüdern dabei zu sein. Der eine sprach eine Zeitlang voller Freude von seiner Mutter und wie sie so auf dieses und jenes reagiert. Der andere Bruder schwieg, sagte aber zum Schluss sehr zynisch: „Ich weiß jetzt gerade nicht, von wem du da gesprochen hattest, von meiner Mutter jedenfalls nicht“.

Genau diese Sachen sind es, die bei mir die Frage aufwerfen, in wie weit die Eltern wirklich eine „Schuld“ trifft, wenn es irgendwo hapert…….:rolleyes:

haben sich die eltern nicht weiter entwickelt - sind nicht sowohl neue äußerliche wie auch innerliche situationen entstanden, zwischen dem ersten, zweiten.... kind?
z.b.
meine erste schwangerschaft war anfangs ungewollt. mein kind ist während der geburt gestorben. ein schwer traumatisierendes erlebnis.
denkst du ich war danach nicht ein anderer mensch - mein mann übrigens auch?
das zweite kind habe ich mir so sehr gewünscht, wie man sich ein kind nur wünschen kann. ich war während der schwangerschaft und nach der geburt unendlich glücklich. überschattet war die schwangerschaft nur von der angst es könnte noch einmal etwas so schreckliches geschehen.
beim ersten (lebenden kind) kommt natürlich auch noch eine gewisse unsicherheit dazu - mach ich denn auch alles richtig?
die dritte schwangerschaft war zwar gewollt - aber zu dem zeitpunkt zu dem ich erfahren habe, dass ich wieder schwanger bin, wurde mein mann totkrank. er musste sich einer sehr schweren lungenoperation unterziehen.
ich war in jeder beziehung schwerstens überlastet - sowohl emotional als auch rein äußerlich.
im achten monat hätte ich das kind fast verloren - musste mich operieren lassen um es voll austragen zu können.
auch wenn bei anderen nicht so dramatisches geschieht, verändern sich menschen stetig - und ich bin mir auch sehr sicher, dass schon das ungeborene sehr viel mitbekommt von der emotionalen situation der mutter.
dazu kommen dann auch die wechselwirkungen in der geschwisterkonstellation, und so weiter und so fort...
auch wenn man alle kinder gleich liebt, geht man dennoch unterschiedlich mit ihnen um. man selbst hat sich verändert - jedes kind hat eine eigene individualität auf die eltern und umwelt natürlich auch unterschiedlich reagieren - äußerliche umstände haben sich verändert....

wieso sprichst du eigentlich ständig von schuld?

Natürlich kann man schnell etwas einseitig betrachten, aber das diese Frau Probleme nicht ansprechen mag, die vielleicht sonst in der Partnerschaft bestehen? Ich denke nicht. Es ist bei ihr auch nicht so ein greinendes Nörgeln oder das Winseln der Unterdrückten…..
Sie ist nämlich eine sehr selbstbewusste Löwefrau, sehr stark und man merkt: Sie steht im Rampenlicht. Aber wie Löwen so sind: Sie sind leicht in ihrer Würde oder Ehre zu kränken. Genau aus diesem Grunde hatte sie mir wohl auch diese schmerzliche Zurückweisung durch ihren Vater erzählt. Gerade für Löwe-Geborene ist der Vater nämlich sehr wichtig. Sie bewundern Autorität und Stärke und möchten dem nachfolgen. Eine Zurückweisung durch den Vater ist daher für sie besonders schmerzhaft.

alles auf den einfluss der sterne zu reduzieren ist eine sicht die mir entschieden zu einseitig ist - und vor allem auch sehr bequem. :D
 
Hmmm, ich verstehe.....Aber: Aus der Beobachtung heraus ist es nun oft so, daß der eine in diesen Schuhen laufen kann, der andere nicht.
Es ist lediglich eine Beobachtung und keine Wertung, Sayalla.....Und schon gar keine Bewertung, daß der mit den blutenden Füßen evtl. zu große Füße hatte......Du verstehst?

Ich glaube, es ist einfach ein Unterschied - um das Thema jetzt allgemein zu betrachten - ob jemand blutende Füße hat oder nicht. Da schlägt dann jede Beobachtung, dass ein anderer in den Schuhen laufen kann, in eine wunde Kerbe und wird als Bewertung empfunden. Finde ich nachvollziehbar.

Bei den zwei Brüdern ist die entscheidende Frage für mich, WARUM der eine blutende Füße hat. Da muss ja vorher was passiert sein.

Wenn zwei Brüder ihre Eltern völlig anders beschreiben, so ist auch anzunehmen, dass beide andere Erfahrungen mit ihnen gemacht hatten. Der eine blutet, der andere vielleicht nicht. Jeder Mensch beurteilt andere nach seinen eigenen Erfahrungen, die ihm passiert sind. Da kann es leicht sein, dass der eine die Mutter als liebend und der andere dieselbe Mutter als kalt erlebt hat. Jedes Ding hat zwei Seiten - auch Menschen.

Ich bin überzeugt davon, dass meine Geschwister auch stellenweise eine völlig andere Beschreibung meiner Eltern abliefern würden. Denn bis auf gewisse Parallelen gab es sicher Unterschiede im Verhältnis zwischen uns und unseren Eltern.

Meine älteste Tochter sagt heute z.B. über mich, dass ich zuwenig konsequent und zu wenig "streng" gewesen bin, meine Mittlere meint, ich hätte mich zuwenig eingemischt bei Streitereien zwischen den Kindern, meine Jüngste meint, ich hätte mich zuviel eingemischt und sie nichts untereinander regeln lassen, empfand mich jedoch schon als "streng".

Wo ist die Wahrheit? :rolleyes:

Je nach Konstellation innerhalb der Familie, je nach Erfahrungen wird ein Mensch anderers gesehen. Das ist menschlich und völlig normal, denke ich.

Liebe Grüße
Suena
 
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ganz allgemein betrachtet - und ohne hier jemanden persönlich anzusprechen :

schuld weist immer nur jemand anderen zu, der die eigenen inneren schuldgefühle verdrängt und nicht wahr haben will.
solche menschen merken es noch nicht einmal, dass sie unterschwellig ständig schuld zuweisen.

schmerzen, die man selbst nicht erlebt hat, kann man sehr schwer in vollem umfang nachvollziehen.
bei körperlichen schmerzen ist es vergleichsweise einfach - in irgend einer form hat sie jeder schon mal erlebt.
bei seelischen schmerzen wird es schon sehr viel komplizierter.
nicht zuletzt, weil auch seelische schmerzen häufig verdrängt werden - man sie nicht wahr haben will - denn dann müsste man sich ja anstrengen um sie auch auflösen zu können.

das ist hier ein wundervoller thread, in dem viele - aber eben nicht alle - bereit sind sich ihre innere realität schonungslos anzuschauen. :)
 
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