Gerade aber Macht (von magh = vermögen, können) definiert als die Fähigkeit etwas zu tun; also eigene Ziele durchzusetzen, ohne sich der Welt beugen zu müssen, oder aber auf das Denken und Verhalten anderer Menschen einzuwirken ist schon etwas, das sich auf magischem Spielfeld bewegt. Oder aber Magie ist ein reines Hirngespinst.
Ich würde sagen: Hirngespinst. Auch wenn mir der Begriff nicht gefällt, weil er eine Vorannahme beinhaltet, die ich so nicht teile. Einbildung vielleicht, oder Expressionismus.
Die Sache mit der Macht ist halt, dass, wer z.B. einen Tunnel graben will, aller Voraussicht nach selbst mit einem Teelöffel besser bedient ist als mit der verschwindend geringen Chance, ein Loch in den Berg pusten zu können, falls man den passenden Rhythmus findet. In der Praxis ist die Wirkung gleich Null, in der Selbstdarstellung übertrifft sie die modernste Waffentechnik. Du kennst sie ja selbst, die mächtigen Erzmagier, die gezwungen sind, sich die Nase zuzuklammern, damit nicht die ganze Welt zerstört wird, wenn sie mal niesen müssen.
Diese bodenlose Kluft zwischen Anspruch und Wirkung findet man nur in der finstersten Scharlatanerie.
Ich weiß nicht/fürchte fast, dass es ein gewisser geistiger Elitarismus ist, der vollkommen unbegründet ist, bei derartigen Zielen per se mit dem Kopf zu schütteln.
Wenn das Ziel eines Mitmenschen darin besteht, zu Fuß zum Mond zu reisen, und er fest daran glaubt, er müsse nur genügend Willenskraft aufbringen, um seine Physis aus eigener Kraft an ein Überleben im Weltall anpassen zu können, schüttelst du dann nicht den Kopf?
Es mag ja theoretisch möglich sein, aber nichts, gar nichts spricht dafür.
Die tibetischen Einsiedler (gleich welcher Religion) haben Tummo entwickelt, weil es notwendig war, um sich unter bestimmten Bedingungen zu behaupten - nicht zu erfrieren. Es gibt Sagen von nordischen Völkern, die mittels Gedankenkraft Wild zur Strecke brachten.
Sagen? Die gibt es zu so ziemlich jedem esoterischen Thema en masse. Wenn es um sonderbare asiatische Männer mit Superkräften geht, handelt es sich m.W. auch um Sagen. Oder gibt es da bahnbrechende Forschungsergebnisse, die die Wissenschaft zwingen, anzunehmen, dass Menschen unter bestimmten Umständen die Naturgesetze überwinden können?
Aber ich will nicht nur unken, denn du hast gewissermaßen recht: Es gibt durchaus das Phänomen, dass Menschen, die mit lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert sind, ungeahnte Kraft und Bewusstheit entwickeln.
Würdest du jetzt z.B. sagen, du siehst in der Magie einen möglichen Weg, bewussten Zugang zu diesen Kraftreserven zu bekommen, dann würde ich antworten: Gut möglich, und durchaus sinnvoller Ansatz, denn es handelt sich offensichtlich um eine Art psychischer Blockade, und die kann womöglich mit Magie unter Kontrolle gebracht werden.
Wenn Magie nicht befähigt, also per definitionem zu Macht führt, dann kann man es lassen.
Wenn sie zu Macht führt, kann man es erst recht lassen, denn dann ist ihr einziger Nutzen, wie gesagt, in 99,99999% aller Fälle wesentlich geringer als der einer geringfügigen Beschäftigung.
Es sei denn man tummelt sich gerne in Tagträumen, was aber ehr normal ist.
Mensch, da bemühe ich mich ausnahmsweise mal, die Polemik zu reduzieren, und dann sowas.

Gut, du teilst die Geringschätzung der Traumgesichte und der Imagination mit den alten Männern aus Asien, von denen du annimmst, dass sie besondere Kräfte hätten. Insofern ist das folgerichtig. Andere Traditionen, von denen es nicht weniger sagenhafte Geschichten gibt, sehen das indes völlig anders und betrachten die Traumwelten als übergeordnete Realität, deren Besuch sich immer wieder lohnt.
Träume verlaufen nicht wie im Traumdeutungsbuch ("Aha, ich sehe einen Stein und ein Fenster, also muss ich aufpassen, dass ich nicht versehentlich meine Augen ruiniere") und sie verhalten sich auch nicht zwangsläufig wie "Tagträume" ("Oh, jetzt habe ich im Lotto gewonnen und kann mir den schicken Sportwagen kaufen, den ich mir gemeinsam mit meiner bezaubernden Frau und unseren hochintelligenten zehn Kindern gestern nach dem Surflehrgang angesehen habe. Aber halt, wer ist das? Grüß dich, Gott! Ja, selbstverständlich! Gerne kümmere ich mich um das Universum, während du mir einen Tempel baust").
Ich denke, was gerade (uns) Magiern das Genick bricht ist die Unfähigkeit Verhaltensmuster zu verlassen. Damit soll keine Verpsychologisierung der Magie gemeint sein. Man muss aber erkennen, dass man Ziele prinzipiell immer auf dem selben Wege versucht zu erreichen, etwa, wie man, wenn eine Taste auf der Tastatur nicht funktioniert, wie sie soll, man dazu neigt diese wiederholt und stärker anzuschlagen, eine Sigille nach der anderen zu erstellen (und keine wird funktionieren) und so funktioniert Magie eben nicht.
Das ist richtig, also funktioniert sie in diesem Sinne womöglich einfach gar nicht, egal wie unaussprechlich der Name ihres Anwenders ist. Seien wir mal gespannt, ob du mit den Techniken der asiatischen Einsiedler Erfolg hast, und ob du, wenn du Erfolg hast, dann nicht an einen Lebensstil gebunden bist, der es dir verunmöglicht, irgendetwas mit deinen Fähigkeiten anzufangen, was dich in eine Position bringt, die der, in der du dich jetzt befindest, wenigstens ebenbürtig ist.
Was nicht heißen soll, dass sie überhaupt funktioniert. Dazu möchte ich keine Aussage treffen.
Streng rational betrachtet, müsste ihre Wirksamkeit so lange verneint werden, bis sie nachgewiesen wird. Weißt du, mich ärgert ein bisschen, dass du die Psychonautik so pauschal abtust, die mit Inhalten arbeitet, denen kein Wert nachgewiesen werden kann (Imagination), wohingegen die Magie, die dir vorschwebt, nichts vergleichbar Wirkliches aufzuweisen hat (potenziell potenzielle Potenziale). Es ist beiderseits Wunschdenken involviert, nur die Ziele unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Definitionsgenauigkeit und ihrer Ausrichtung.