Aristoteles-Plato
Wie unterscheidet sich das aristotelische von dem platonischen Denken?
Es läuft das darauf hinaus, das Aristoteles die "Ideen" in den Dingen sucht und sie als untrennbar mit diesen verbunden annimmt.
Platon irgendwie über den Dingen schwebend. Aber auch die ganze Art der Darstellung ist anders. Bekannt ist ja das Höhlengleichnis von Platon. Er schildert immer sehr bildhaft und das erinnert fast noch ein wenig an die alte Mythologie.
Mit Aristoteles kommt dann das exakte wissenschaftliche Denken, die systematische Einteilung in Kategorien, die Logik, das Denken in Schlußfolgerungen usw.
Beide Schulen, die Aristotelijker und Platoniker reinkarnieren nun zum Ende des Jahrtausends.
Was hat man sich darunter vorzustellen, dass sich platonisches Denken und das von Aristotelesbegründete logische Denken vereinigen sollen. Ist das dann so etwas wie eine wissenschaftlich logisch begründete "Mythologie"?
Indem die letzten Reste des alten Hellsehens verschwanden, wurde die Außenwelt für die Menschen zu einer Welt der toten seelenlosen Objekte.
Auf diese Objekte richtet sich zunächst das diskursive aristotelische Denken. Aber die Objekte an sich haben keine Wirklichkeit, sondern sind nur der Gegenwurf zum Subjekt.
Weder Subjekt noch Objekt sind für sich genommen real, sondern jeweils nur die eine Hälfte der Wirklichkeit.
Übersieht man diesen Zusammenhang, erscheint die Welt als Illusion. Man kann an das Ding an sich (im Sinne Kants) nicht herankommen.
Zwar hielt Kant einen intellectus archetypus, der an die (geistige) Wirklichkeit herankommt, prinzipiell für möglich aber nicht für den Menschen! Goethe widersprach dieser Anschauung:
"Als ich die Kantische Lehre, wo nicht zu durchdringen, doch möglichst zu nutzen suchte, wollte mir manchmal dünken, der köstliche Mann verfahre schalkhaft ironisch, in dem er bald das Erkenntnisvermögen aufs engste einzuschränken bemüht schien, bald über die Grenzen, die er selbst gezogen hatte, mit einem Seitenwink hinausdeutete.
Er mochte freilich bemerkt haben, wie anmaßend und naseweis der Mensch verfährt, wenn er behaglich, mit wenigen Erfahrungen ausgerüstet, sogleich unbesonnen abspricht und voreilig etwas festzusetzen, eine Grille, die ihm durchs Gehirn läuft, den Gegenständen aufzuheben trachtet. Deswegen beschränkt unser Meister seinen Denkenden auf eine reflektierende diskursive Urteilskraft, untersagt ihm eine bestimmende ganz und gar.
Sodann aber, nachdem er uns genugsam in die Enge getrieben, ja zur Verzweiflung gebracht, entschließt er sich zu den liberalsten Äußerungen und überläßt uns, welchen Gebrauch wir von der Freiheit machen wollen, die er einigermaßen zugesteht. In diesem Sinne war mir folgende Stelle höchst bedeutend:
«Wir können uns einen Verstand denken, der, weil er nicht wie der unsrige diskursiv, sondern intuitiv ist, vom synthetisch Allgemeinen, der Anschauung eines Ganzen als eines solchen, zum Besondern geht, das ist, von dem Ganzen zu den Teilen: Hierbei ist gar nicht nötig zu beweisen, daß ein solcher intellectus archetypus möglich sei, sondern nur, daß wir in der Dagegenhaltung unseres diskursiven, der Bilder bedürftigen Verstandes (intellectus ectypus) und der Zufälligkeit einer solchen Beschaffenheit auf jene Idee eines intellectus archetypus geführt werden, diese auch keinen Widerspruch enthalte.»
Der österreichische Physiker Wolfgang Pauli hat diese archetypische Denken so beschrieben:
Wenn man die vorbewusste Stufe der Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus «symbolischen» Bildern mit im allgemeinen starkem emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe des Denkens ist ein malendes Schauen dieser inneren Bilder, deren Ursprung nicht allgemein und nicht in erster Linie auf Sinneswahrnehmungen ... zurückgeführt werden kann ....
Die archaische Einstellung ist aber auch die notwendige Voraussetzung und die Quelle der wissenschaftlichen Einstellung. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder, aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind. ... Das Ordnende und Regulierende muss jenseits der Unterscheidung von «physisch» und «psychisch» gestellt werden - so wie Platos's «Ideen» etwas von Begriffen und auch etwas von «Naturkräften» haben (sie erzeugen von sich aus Wirkungen).
Auszug aus einem Vortrag von Wolfgang Peters
http://www.anthroposophie.net/index.html?[
URL=www.anthroposophie.net/index.html?http://www.anthroposophie.net/forum/index.php?rid=7&tid=29]Vortrag[/URL]