Ich hab zB noch nie von Spinnen geträumt, zumindest nicht daß ich mich an Träume mit Spinnen erinnern könnte.
Ich finde Spinnen (und auch Schlangen und andere sogenannte Ekeltiere) so allgemein aber auch weder besonders eklig noch bedrohlich sondern ziemlich interessant.
Von daher kommen sie bei mir auch nicht in solchen Rollen in Träumen vor. Traumsymbole haben eben immer sehr viel mit dem Hintergrund des Träumenden zu tun. Von daher kann es keine Listen mit feststehenden Bedeutungen für verschiedenen Traumobjekten geben jenseits von ganz grundlegenden Archetypen.
Mich wundert das jetzt nicht, warum solltest Du den dann von Spinnen träumen? Zudem geht es bei Spinnen ja nicht um das Ekelgefühl, sondern höchstens um das Gefühl der Angst und Ohnmacht. Wenn Du eine andere Einstellung zu den Spinnen hast, werden sie auch in deinen Träumen keine Rolle einnehmen können. Bei dir werden diese Gefühle und Stimmungen eben mit anderen Beispielen ersetzt, um sie auch generieren zu können. Wie Du mit deinem Wortschatz, deine Gefühle erklärst, so erklärst Du auch mit der Symbolik deine Träume. Ein Wort ist zudem ja auch nur ein Symbol (Bild), an dem eine Reihe von Erinnerungen hängen.
Freud war sicherlich der Vater der modernen Traumanalyse, aber erst Jung hatte sie auf den richtigen Weg geführt. Freud ist bei seinen Erkenntnissen leider ein Opfer seines Selbst geworden und hatte durch seine eigenen Problemen oft die falschen Schlüsse in Bezug zu anderen gezogen. Ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig der Blick auf die eigene Seelenwelt ist.
Wenn man sich die Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften zu den Denkprozessen betrachtet, frage ich mich, ob sich der Begriff von den klassischen Archetypen überhaupt noch halten lässt. Was wir in den Träumen erleben, ist die eigentliche Arbeit des Gehirns während der scheinbaren Ruhephasen. Träume sind also nicht nur für Psychologen interessant, sondern auch für eine Reihe weiterer Fachrichtungen, die sich mit diesen Dingen intensiv beschäftigen. Da geht es dann auch nicht mehr um Problemfälle, sondern um Probanden, die sich meist aus Studenten rekrutieren.
Es gibt auf dem Gebiet der Schlafforschung noch viele Fragen zu klären, zumal dieser Forschungsbereich erst durch die technischen Entwicklungen der letzten Jahre so richtig in Schwunge gekommen ist. So weiß man im Augenblick zwar, dass Träume für den Menschen von existentieller Bedeutung sind, aber man weiß nicht warum. Ein Schlaf ohne Träume würde zu massiven gesundheitlichen Problemen mit tödlichem Ausgang führen. Merkwürdig dabei ist, dass es ein paar wenige Menschen auf der Welt gibt, die dennoch ohne Träume auskommen können. Das nun bitte nicht falsch verstehen, damit sind nicht jene Menschen gemeint, die sich nicht an ihre Träume erinnern können. Solche Dinge lassen sich nur in Schlaflaboren nachweisen.
Es wird an vielen Dingen aus der Welt des Schlafes und des Träumens wissenschaftlich gearbeitet. So beschäftigt man sich zum Beispiel auch mit den luziden Träumen oder einem Programm, mit dem man aus den Ergebnissen einer Magnetresonanztomographie Traumbilder darstellen kann. Man hat gerade mit den luziden Träumen herausgefunden, dass in den Träumen auch die im prozeduralen Gedächtnis gespeicherten Bewegungsabläufe durchgespielt und optimiert werden. Etwas, das sich häufig in den unruhigen Phasen des Schlafes abspielt. Eine Erkenntnis, die man sich gerade beim Leistungssport zunutze macht.
Es ist also ein großer Irrtum, wenn man aus subjektiven Gründen glaubt, es bestünde da kein wissenschaftliches Interesse und man würde sich damit auf dieser Ebene nicht beschäftigen. Wer sich dafür interessiert, wird auch den Weg zu diesen Informationen finden. Mich erfüllen jedenfalls solche Reisen in diese unglaublich komplexe Seelen- und Gedankenwelt immer wieder mit andächtigem Staunen und Wundern.
Merlin